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Amts- und Anzeigeblatt für den «»scheint * e < < «b-nn-ment «-L-- «Gl» des Amtsgmchts Libenffock W-L sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Z-il°i0Pf und dessen Umgebung. P°st°nst-lten Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. Z«. Aa-rga«,. S3 Dienstag, den 28. Mai 188S. Johannisjahrmarkt in Eibenstock am 1. und 2. Zuti 1889. Der Stadtrath. rLAesorÄLMK für die öffenik. Sitzung des Stadlverordnelen-Kollegiums Dienstag, am 28. Mai 1889, Abends 7' - Uhr. 1) Beschlußfassung wegen Festsetzung des Kaufpreises für das von der Firma Krauß L Hähnel bei der Brandstelle Cat. Nr. 248 Abth. .-V zur Straße ab zutretende Areal und der dieser Firma für den cki Folge Einhaltung der Bau fluchtlinie zum Theil verloren gehenden alten Keller zu gewährenden Ent schädigung. 2) Vorlegung des vorläufigen Anschlags über die Kosten der Wettinerfeier und Beschlußfassung auf den Antrag auf Beseitigung der Halde im Schulgarten. 3) Vorlegung des mit dem Schankwirth Edwin Hühl wegen Unterbringung von Feuerleitern und Feuerhaken in dessen Garten getroffenen Abkommens und Beschlußfassung hierauf. 4) Hierauf geheime Sitzung. Eibenstock, den 2b. Mai 1889. Der Stadtverordneten-Vorsteher. Carl Dörssel. Dienstag, den 28. Mai 1889, Nachmittags 2 Uhr sollen im Amtsgerichtsgebäude hier 103 Kilo Metallschnürchen öffentlich gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 23. Mai 1889. Gvliönlivri», Gerichtsvollzieher. Hagesgeschichle. — Deutschland. Mit einem Mehr von zwanzig Stimmen ist am Freitag die Jnvaliditäts- und Altersversorgung vom Reichstage angenommen worden. Das ermüdete Haus hatte zu der Schluß abstimmung die — im Vergleich zu der letzthin häufigen Beschlußunfähigkeit erkleckliche Zahl von 350 seiner Mitglieder auf die Beine gebracht. Ge schlossen stimmten nur die Sozialdemokraten, selbst verständlich mit Nein. Alle übrigen Parteien gaben an das ihrem GroS entgegenstehende Lager einige Stimmen ab. Im großen und ganzen stimmten Konservative, Freikonservative und Nationalliberale für die Vorlage, Deutschfreisinnige und Zentrum da gegen. Doch stimmten von den Konservativen und Freikonservativcn 10, von den Nationalliberalen 9 mit den Gegnern, von den Deutschfreisinnigen I, vom Centrum 13 mit den Anhängern res Gesetzes. Das Werk ist zu Stande gekommen und auch die jenigen, welche sich bisher mit demselben nicht zu befreunden vermochten, werden mit demselben rechnen müssen. Gegen 12 Millionen deutscher Reichsange höriger sollen durch die auf Grund des genehmigten Gesetzes zu treffenden Kasseneinrichtungcn vor der äußersten Noth geschützt werden, welche bei den Wirth- schaftlich weniger günstig Gestellten die Folge ver minderter Erwerbslosigkeit zu sein pflegt. Die Jn validitäts- und Altersversorgung war nicht nur die bedeutendste Vorlage der nun abgeschlossenen Session, sondern auch aller bisher dem Reichstage seit Ver kündigung der Reichsverfassung zugegangencn. — Berlin. Eine Woche der Feste liegt hinter uns, in glanzvollen Tagen hat der Deutschland ver bündete Herrscher Italiens in der deutschen Haupt stadt erfahren, wie gut die Bedeutung des Friedensbundes in unserer Mitte verstanden wird. Und auch das Ausland, das anfänglich meist geneigt war, den Charakter des Besuchs König Hum berts zu einem Akte selbstverständlicher Courtoisie herabzumindern, entzieht sich jetzr in keinem Theile mehr dem Eindrücke, daß die Entrevue doch weit über die Bedeutung eine« prunkvollen Schauspiels hinauS- rage. In einem Zeitalter, welches durchklirrt ist von unheimlichem Waffengerüste, bedeuten die Vorgänge der letzten Tage eine Bürgschaft, deren man sich überall erfreuen mag, wo die Befriedigung der Völker wünsche höher im Werthe steht, als der Durst nach kriegerischem Ruhme. Für die Stunden des Zweifels und der Sorge, die nicht auSbleiben werden, wenn im Ost oder West wiederum Gelüste nach Ausbreitung oder Vergeltung sich regen, bleiben die Worte, welche am Mittwoch Abend im Weißen Saale des Hohen- zollernschlosseS zwischen den Häuptern der deutschen und italienischen Nation gewechselt wurden, ein be ruhigender Trost. Sie verscheuchen auch jetzt bereits die bösen Ahnungen, welche politische Schwarzseher für einen Moment aus einer Wendung in der jüngsten Rede des Fürsten Bismarck geschöpft haben, aus der Wendung, die er mit Bezug auf das nun glücklich erledigte Alters- und JnvaliditätS-VcrsichcrungS-Gesetz gebrauchte, daß Deutschland im nächsten Jahre viel leicht nicht die Zeit haben werde, sich mit dem sozialen Reformwerk zu beschäftigen. Richtig ist es ja leider, daß heutzutage eine politische Prognose auf die Dauer eines Jahres sich auch von der beherrschenden Höhe, auf welche der mächtigste Staatsmann der Gegenwart steht, nicht stellen läßt. Aber wie die Loose der Zu kunft auch fallen mögen, gewiß ist, daß die Bundes genossenschaft zwischen Deutschland und Italien eine unzerreißbare ist, und daß in Berlin wie in Rom jedes andere Interesse demjenigen der Erhaltung der Allianz nachgesetzt wird. Dies haben die letzten Tage dargethan, und danach wird man sich allerorten ein zurichten haben, dort, wo man aufrichtig den Frieden wünscht, wie dort, wo frevle Hände offen oder ins geheim an der Arbeit sind, um zwischen den Friedens mächten gefährliche Gegensetze zu schaffen. — Kurz vor Thorschluß wurde dem deutschen Reichstag doch noch Gelegenheit geboten, der Freude des deutschen Volks über die Anwesenheit des Königs von Italien in der Reichshauptstadt Ausdruck zu geben. Fürst Bismarck übersandte dem Reichstage die Dankeserklärung des italienischen Schwesterparla ments für den dem König Humbert bereiteten Empfang. Damit erhielt der Reichstag zum ersten Male amt liche Kenntniß von der Anwesenheit des Königs von Italien in Berlin. Der Rcichstagspräsident von Levetzow beeilte sich, mit dem italienischen Parlamente Gruß um Gruß zu wechseln und zu bezeugen, wie herzlich die Freude der deutschen Volksvertretung über das zwischen Deutschland und Italien bestehende, den Weltfrieden sichernde Bllndniß sei. Dieser Gesinn ungsausdruck fand im ganzen Reichstage lebhafte Freude und Zustimmung. Die Elsässer Abgeordneten freilich hatten (bezeichnend genug!) kurz vorher den Reichstag verlassen. Ihr französisches Herz verbot ihnen, sich an einem Schritt zu betheiligen, welcher der Sicherheit ihres HeimathSlandes zu Gute kommt. DaS Centrum schloß sich zwar der Kundgebung des Präsidenten an, legte aber Verwahrung dagegen ein, daß daraus seine Stellung zur römischen Frage in irgend einer Weise präjudicirt werden sollte. — In der laufenden Woche wird der Kaiser nach der .Köln. Ztg." in Ostpreußen erwartet; derselbe soll zugesagt haben, bei dem Grafen Dohna- Schlobitten zu jagen und gleichzeitig den oberländ ischen Kanal und dessen eigenartige, die Schleusen ersetzenden geneigten Ebenen zu besichtigen und zu befahren. — Der Seniorenkonvent des Reichstages hat beschlossen, sich am Wettiner Jubiläum durch sein Präsidium zu betheiligen. Außer Kaiser Wilhelm werden als Gäste König Alberts sämmtliche sächsische Fürsten, sowie alle ausländische Prinzen, welche sächsische Herzoge sind, dem Wettinfesttage im Dresdener Residenzschlosse beiwohnen. Der Streik der Lergarbriter dürfte in Deutschland in der Hauptsache beendigt sein, dagegen wird von einem gleichen Vorgehen der Berg arbeiter in Böhmen berichtet. JmKladnoerKoh- lenrevier haben bereits 7000 Mann die Arbeit eingestellt und ist zur Aufrechterhaltung der Ordnung von Prag aus das 11. Infanterie-Regiment dahin abgegangen. — Aus den sächsischen Kohlenbezirken wird gemeldet: Zwickau, 25. Mai. Der Streik der Bergar beiter im Zwickauer Kohlenrevier ist mit gestern glücklich beendet worden. Während schon gestern etwa z/o Arbeiter wieder in Arbeit getreten waren, ist heute der Betrieb in vollem Maße wiever ausge nommen, auf den Werken auch der Detailverkauf von Kohlen wieder eröffnet worden. In dem Streik lag eine naturgemäße Bewegung insofern, als Berufs agitatoren offenbar ihre Hand nicht im Spiele hatten und der gute Kern unserer Bergarbeiter über die Wühlereien Einzelner siegte. Dabei muß man den Mitgliedern des Centralkomitees das Ehrenzeugniß der Ruhe, Besonnenheit und Mäßigung ertheilen, indem sie mit der Verfechtung ihrer Forderungen nicht weiter gingen, als sie glaubten, wirklich errei chen zu können und erreichen zu müssen. Die den Arbeitern gemachten Zugeständnisse sind: 10 Prozent Lohnzuschlag, 50 Proz. Lohnzuschlag bei Ueberschich- ten, zehnstündige Arbeitszeit, Entsagung jeder Art Maßregelung am Streik betheiligt gewesener Arbeiter. Der Streik selbst wurde durch eine gestern Nachmit tag 4 Uhr im Gasthof „zum Paradies" abgehaltene, vom Bergarbeiter Zschendcrlein geleitete Bergarbeiter versammlung für beendet erklärt. Allgemein wird diese verhältnißmäßig schnelle Beilegung des Streikes mit Freuden begrüßt und die von den Behörden hier bei entwickelte rastlose Thätigkeit allseitig anerkannt. Die eigentlichen Aufwiegler sollen übrigens, wie in der Versammlung mehrfach ausgesprochen wurde, die ersten gewesen sein, welche die Arbeit wieder ausge nommen haben. Oelsnitz im Erzgebirge, 25. Mai. Die soeben stattgefundene Bergarbeiterversammlung im hiesigen Kohlenrevier nahm die vereinbarten Bedingungen an und erklärte den Streik insofern für beendet, als künftigen Montag früh auf allen Werken die Arbeit angetretcn werden wird. Lugau, 25. Mai. Auf den verschiedenen Werken des hiesigen Kohlenreviers ist bereits heute ein größerer Theil der Mannschaft wieder angefahren und steht zu erwarten, daß von nächstem Montag ab die Arbeit auf allen Schächten wieder ausgenommen werden wird. Die „Nat.-Ztg." schreibt: Zu den wenigen Zechen des Oberbergamtsbezirkes Dortmund, deren Belegschaft weder partiell noch total gestreikt hat, zählt — wie man uns schreibt — die der Gute- hoffnungShütte, Actienverein für Bergbau und Hütten betrieb, gehörige Zeche Oberhausen. Bereits bei Be ginn de« ArbeiterauSstandeS haben wir darauf hin gewiesen und cS als wahrscheinlich bezeichnet, daß der solide und ansässige Arbeiterstanim dieser Zeche eine Gewähr dafür biete, daß dieselbe von dem Streik verschont bleibe. Wie recht wir mit dieser unserer Ansicht hatten, beweist ein soeben bei uns eingetrof- feneS Privattelegramm aus Essen, das wir unverkürzt wiedergeben: Große Freude herrscht unter den Berg leuten der Zeche Oberhausen, die heute eine Belohn ung für ihr Wohlverhalten während des Streikes —