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Amts- und Anzeigevlatt für den Erscheint , e Abonnement ÜL-L- ScM des Amtsgerichts Wach» WZ-ZS lertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Z-ie io Pf und dessen Amgeöung. P°s-nstalten Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. -> 36. Jahrgang. 81. Donnerstag, den 23. Mai 188S. Unter Bezugnahme auf K 24 des Gesetzes vom 3. December 1868 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1868 Seite 1369) werden die Herren Bürger meister von Aue, Grllnhain und Johanngeorgenstadt, sowie die Herren Gemeinde vorstände des hiesigen Verwaltungsbezirks noch besonders darauf hingewiesen, daß die Wahllisten der Stimmberechtigten für die Landtagswahlen im Laufe des Monats Juni jeden Jahres einer Revision zu unterwerfen sind und daß sofort am Anfänge des genannten Monates die in Z 11 der Ausführ ungsverordnung zu dem gedachten Gesetze vom 4. December 1868 vorgcschriebene Bekanntmachung zu crlaffen ist. Schwarzenberg, am 18. Mai 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. Frhr. v. Wirfing. E. In das Musterregister ist eingetragen: Nr. 179, Firma: «L o». in Schönheide, ein versiegeltes Packet, Luns VII, angeblich enthaltend: 23 Stück bedruckte Lachemirtücher, Fabriknummern: 1812, 1824, 182b 1826/1827, 1829, 1830, 1831, 1832, 1833, 1834, 1835, 1576/1836, 1839, 1840, 1841, 1842, 1843, 1844, 1845, 1846, 1849, 1850, 1858, 1859, ferner 1 Stück mit Hold be drucktes und mit Seide gesticktes Lachemir - Luch, Fabriknummer 1806/1814, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 16. Mai 1889, Nach mittags 4 Uhr. > Eibenstock, am 18. Mai 1889. Königliches Amtsgericht. Pefchke. Ttzr. Bekanntmachung. Wiederholt sind darüber Beschwerden erhoben worden, daß auf verkehrs reichen Straßen insbesondere der Schönheider-Straße Kinder und hauptsächlich kleinere ohne jedwede Aufsicht spielen und nicht selten den dort fahrenden Ge schirren blindlings entgegen oder kurz vor denselben noch über die Straße laufen, so daß cs den Geschirrführcrn meist nur mit größter Mühe gelingt, ein Unglück zu verhüten. Der Stadtrath richtet daher an alle Eltern und Erzieher die dringende Mahnung, stets für gehörige Aufsicht ihrer Kinder Sorge zu tragen und diesem Unwesen allenthalben zu steuern. Zugleich wird neuerdings wiederum lebhaft darüber geklagt, daß der Verkehr durch das jetzt vielfach übliche Botschekspiel belästigt und gestört wird. Der Stadtrath sieht sich deshalb veranlaßt, die Ausübung dieses Spieles auf öffent lichen Straßen und Plätzen unter Hinweis auf die in Z 366,i» des Reichsstraf gesetzbuchs enthaltene Strafandrohung zu verbieten. Eibenstock, den 18. Mai 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Bekanntmachung. Diejenigen unbemittelten Einwohner hiesiger Stadt, welche Erlaubniß zum Leseholzsammeln für nächstes Jahr zu erhalten wünschen, werden hiermit aufgefordert, sich bei Vermeidung der Nichtberücksichtigung bis spätestens zum 15. Juni dieses Jahres in hiesiger RathSregistratur zu melden. Eibenstock, den 22. Mai 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Bekanntmachung. Die Vorstellung der vergangenen Montag und Dienstag zur Erstimpfung gekommenen Kinder findet nicht am 27. und 28. dieses Monats, sondern nur Dienstag, am 28. Mai 1889, Nachmittags von 3-5 Uhr im Saale zum Feldschlötzchen statt. Eibenstock, den 22. Mai 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Zum Streik der Bergarbeiter. Zwickau, 21. Mai. Der Ausstand der Berg arbeiter unseres Kohlen-Reviers ist nun leider doch noch zur Wirklichkeit geworden und alle wohlgemeinten Vermittelungs-Versuche sind an der Zähigkeit der Massen gescheitert. Am Sonntage noch verbreitete das Arbeiter-Ccntral-Comitee ein Flugblatt, in wel chem dasselbe die Arbeiterforderungcn voll und ganz vertrat. Einer Katastrophe zu begegnen, berief Herr Kreishauptmann Freiherr von Hausen hier gestern Vormittag 11 Uhr in der Kreishauptmannschaft eine Conferenz, an der die Herren Bergamtsdirektor I)r. Lcuthold, Bergamtsrath Menzel aus Freiberg, Amts hauptmann von Bose, Bürgermeister Urban, Berg inspektor Neukirch, Bergdirektor Berg, Bergdirektor Schenke, Bergrath von Steindel, Bergdirektor Weigel und die Mitglieder des Central-Comitees, Herren Schlosser, Zimmermann, Groß, Münzner, theilnahmen. ES schien auch ein guter Stern über dieser Conferenz zu walten; die Bergwerks-Vertreter erklärten sich bereit, die Forderungen der Bergleute in der Haupt sache anzunehmen, nur bewilligten sie die lOstündige Schicht einschließlich Ein- und Ausfahrt und 10"/), Lohnzuschlag. Dies genügte den Bergleuten jedoch nicht. In der am Montag Abend stattgehabten Ver sammlung der Bergarbeiter wurden die Angebote der Arbeitgeber zurückgewiesen. Kein Vermittelungsver such, kein Vorschlag, fortzuarbeiten, bis die WerkS- besitzer nochmals gehört worden, fand Zustimmung. Der allgemeine Ruf war Streik. Wie derselbe ab läuft, muß abgewartet werden. Aus Zwickau schreibt man dem „L. T.": .Sehr gern wird jeder Unbefangene auch den Bergar beitern im hiesigen Reviere eine angemessene Aufbesserung ihres Lohnes, sowie diejenigen Erleichter ungen, welche sich mit einem geordneten Betriebe in Einklang bringen lassen, von Herzen gönnen. Nur müssen die Forderungen nicht zu hoch geschraubt sein. Daß dies aber mit denjenigen Bedingungen resp. Forderungen, welche das Centralcomitee an die Gruben vorstände de« hiesigen Abbaubezirkes stellt, der Fall ist, läßt sich nicht leugnen. Dies wird selbst von' der den Bergarbeitern wohlwollendsten Seite nicht in Abrede gestellt. ES bleibt, wenn die bisherige I2stündigc Schichtzeit nach dem Anträge des ComiteeS der Bewegung auf 8 Stunden incl. Ein- und Aus fahrt herabgesetzt werden soll, und da auf letzteres Beides zusammen recht gut eine Stunde gerechnet werden kann, und da ferner während der geforderten 8stündigen Schicht die Arbeiter doch jedenfalls auch .vespern" oder .Mittag machen" wollen, für die Arbeit dann nur noch eine Zeit von etwa 6 bis 6'/, Stunden übrig. Und trotzdem wird eine Lohner höhung des Schichtlohnes um 30 Proz. verlangt, während für Uebcrschichten, welche bei der geringen Arbeitszeit natürlich trotz des Umstandes, daß sie „auf das Unerläßlichste beschränkt werden sollen", um das Ergebniß der Förderung nicht hinter der jenigen des sich geltend machenden Bedarfs an Kohlen zurückstehen zu lassen, ganz unvermeidlich in hoher Zahl gefordert werden müßten, noch mit einem um 50 Proz. höheren Lohne bezahlt werden sollen! Diese Forderungen — die übrigen dürfen als solche von untergeordneterer Bedeutung bezeichnet werden — sind in der That ganz exorbitante und sie übertreffen diejenigen der im Lohne bisher ungünstiger gestandenen Bergarbeiter der Rheinreviere ganz bedeutend. Statist isch kann nachgewiesen werden, daß bei den hiesigen Werken alle Gruben- und Tagearbeiter (von 9687 im Jahre 1888 beschäftigten Arbeitern waren 2461 und darunter wieder 203 weibliche nur über Tage beschäftigt) einen Durchschnittsverdienst von 923,s. Mark hatten. Hierbei ist aber noch besonders zu gedenken, daß unter den nach Obigem verbleibenden 7226 in der Grube beschäftigten Arbeitern eine ganz bedeutende, in der Hauptsache aus jungen Burschen bestehende Belegschaft an Förderleuten sich befindet. Für diese, sowie für die weiblichen Arbeiter ist ein Jahresverdienst von 924 Mk. doch immerhin kein ungünstiger zu nennen." — lieber die Haltung der Bergleute der von Arnim'schen Werke ist man allge mein gespannt. Dort herrscht zwischen Bergherrn und Bergarbeitern ein rein patriarchalisches Verhält- niß. Die Arbeit in der Grube vererbte seit Jahr hunderten vom Vater auf den Sohn und brachte einen Stamm treuer Knappen, die sich nie von soziale:» Einwirkungen bethören ließen, hervor. Der Bergherr bezahlt u. A. das Schulgeld für die Kinder seiner Knappen und steht letzteren in jeder Fährlich- keit zur Seite. Oelsnitz im Erzgebirge, 20. Mai. Die von gestern Nachmittag '/^4 Uhr ab hier abgehaltene Ver sammlung von Bergarbeitern des Lugau- Oelsnitzer Kohlenreviers war von unge fähr 1000 Personen besucht. Mehrere hundert von Arbeitern konnten im Saale des „Bellevue" keinen Platz mehr finden und erwarteten daher außerhalb des Saales das Ergebniß der Berathungen. Die von anscheinend parlamentarisch wenig geübten Arbeitern geleitete Versammlung stellte im Wesentlichen die von Zwickau her bekannten Forderungen. Das Wort „Arbeitseinstellung" wurde von keiner Seite gebraucht; überhaupt hat eS kaum den Anschein, als ob das Ein treten der Lugau-Oclsnitzer Bergarbeiter in die Lohn bewegung von sozialdemokratischer Seite beeinflußt, beziehungsweise geleitet würde. Der Vorsitzende des Vereins für die bergbaulichen Interessen, Herr Berg direktor Scheibner aus Lugau, welcher, wie auch andere Betriebsleiter, auf ergangene Einladung in der Ver sammlung erschienen war, gab eine ziemlich entgegen kommende Erklärung ab, wenn er auch einen Theil der Forderungen als absolut unerfüllbar bezeichnete. Die Versammlung wurde von dem AmtShauptmann, Herrn ObcrregierungSrath I>r. Fischer aus Chemnitz, persönlich überwacht. Derselbe sprach am Schluffe seine Freude aus über die besonnene und loyale Haltung, wies zugleich darauf hin, daß er bei etwaigen Ausschreitungen, bei Gcwaltthätigkeiten gegen Per sonen oder Sachen, mit aller Energie für Aufrecht erhaltung der Ordnung in seinem Bezirke Sorge tragen werde, und erklärte sich bereit, eventuell seine Vermittlung zwischen den Vertretern der Werke und den in der Versammlung gewählten Vertretern der Arbeiter cintreten zu lassen, eine Zusicherung, welche von der Versammlung dankbar angenommen wurde. Waldenburg, 20. Mai. In der Versammlung von Bergleuten wurde am Sonnabend beschlossen, den Streik bis zur Bewilligung sämmtlicher Forder ungen weiterzuführen. — Auch im Wurmgebiet (Aachen) ist die Arbeitseinstellung noch nicht beendet. Aus dem westfälischen Kohlenrevier wird die Aufnahme der Arbeit durch sämmtliche Kohlen.