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begegnet, ohne daß in den Augen seiner französischen Landsleute, bei denen das Lächerliche heut nicht mehr tödtlich zu wirken scheint, sein Prestige merklich ge litten hätte. Der Empfang, der ihm in London zu Theil wurde, entsprach durchaus demjenigen, den man vor einigen Wochen in Brüssel im bereitete: auf der einen Seite lebhafter Zuruf und freundliche Begrüßung, auf der anderen feindseliges Zischen und Pfeifen. Da die Engländer für alle« Sensationelle, gleichviel welcher Art dasselbe ist, ganz besonders empfänglich sind, so ist mit ziemlicher Sicherheit vorauSzusehen, daß der brav' general auf britischem Boden zunächst eine nicht unbedeutende Rolle spielen wird. Möglich auch, daß die englische Regierung, die ja das Stirnrunzeln der französischen Machthaber weniger zu beachten und zu fürchten hat, als die belg ische, seinen Agitationen, wenn sie nicht allzu offen und rücksichtslos betrieben werden, einstweilen ruhig zusieht. BoulangerS Freunde versichern übrigens nach wie vor, daß der General demnächst nach Brüssel zurückkehren werde. Wir zweifeln daran. Locale «ad sächsische Nachrichten. so Pf. von V Jahreseinkommen 301 bis 401 „ 801 „ 601 „ 701 „ 801 „ SSI „ 1101 „ 1251 „ 1401 „ 1601 „ IS01 „ 2201 „ 2S01 „ 2801 „ 3301 „ 3801 „ 4301 „ 4801 „ 5401 „ 6301 „ 7201 „ 8401 „ 9601 „ 10801 „ 12 001 „ 14 Ml „ 16 Ml „ 18 Ml „ 20 MI „ 22 Ml „ 24 Ml „ 26 Ml „ 28 Ml „ 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 IS 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 — Schönheide. Im Kaiserpanorama Hierselbst ist bis auf Weiteres ausgestellt: „Paris und Interessantes aus dem Feldzug 1870/71." Es bedarf wohl keines besonderen Hinweises, das Interesse für diese Bildergruppe zu erregen; denn die Erinner ung an jene große Zeit ist noch lebhaft genug im Gedächtnisse Aller, welche sie erlebt und im Geiste den Ruhmesthaten unserer braven Armee auf franzö sischem Boden gefolgt sind. Steuerbetraq — M. 1 ,, 2 „ S „ « 8 ,, 11 ,, 14 „ 17 „ 22 ,, 30 „ 38 „ 48 „ SS „ 76 „ 94 „ 114 „ 136 „ l«2 „ 189 „ 216 „ 2S2 „ 288 „ 824 „ 3M „ 420 „ 480 „ S40 „ 600 „ 660 „ 720 „ 780 „ 840 „ — Eibenstock. Nachdem die Steuerzettel für die Staatseinkommensteuer zur Ausgabe gelangt find, veröffentlichen wir im nachstehenden die hierbei maßgebenden Sätze: Steuer». 1 2 3 400 M. SM „ 600 „ 700 „ 800 „ SSO „ 1100 „ 1250 „ 1400 „ 1600 „ ISM „ 22M „ 2SM „ 28M „ 33M „ SSM „ 43M „ 48M „ S4M „ SSM „ 72M „ 84M „ SSM „ 10 8M „ 12 MO „ 14 OM „ 16 OM „ 18 OM „ 20 OM „ 22 OM „ 24 OM „ 26 OM „ 28 OM „ 30 OM „ — Johanngeorgenstadt, 24. April. Der gestrige Geburtstag Sr. Majestät unseres all- verehrten Königs Albert wurde auch hier, wie alljährlich, in entsprechender Weise gefeiert. Am frühen Morgen wurde die Einwohnerschaft von einer vom Militärvcrein ausgeführtcn Reveille begrüßt. Vormittags von 11—12 Uhr fand aus dem Markt platze Freiconcert statt. Um 1 Uhr versammelte sich eine große Anzahl Herren zu einem gemeinschaftlichen Festmahle im „Hotel de Saxe", bei welchem Herr Amtsrichter Scheuffler den Trinkspruch ausbrachte. Am Abend hielt die priv. Schlltzenkompagnie im festlich dekorirten Rathhaussaale ein patriotisches Concert mit darauffolgendem Ball ab, wobei ein von dem Herrn Baumeister Stadtrath Puschmann ausgebrachtes Hoch auf Sc. Majestät den König und das ganze Königliche Haus allseitige begeisterte Zustimmung fand. Die Krieger aus dem Feldzuge 1870/71 hatten sich im Vereinslocal des Militärvereins ebenfalls zu einem gemeinschaftlichen Commers zu Ehren des Tages ver sammelt. Vom frühen Morgen an prangten die öffentlichen wie viele Privatgebäude in herrlichem Flaggenschmucke. Auch der Erzgebirgsverein hatte auf demCarolathurm das Wettiner Banner aushissen lassen. — Dresden. Einem Befehl Sr. Majestät des Königs entsprechend ist vom Evangel.-Lutherischen LandeSconsistorium neuerdings angcordnet worden, daß das 800jährige Regierungsjubiläum des Hauses Wettin durch eine mit dem Trinitatis feste zu verbindende kirchliche Feier eingeleitet werden soll. Bei dieser kirchlichen Jubiläumsfeier soll es in Bezug auf Glockengeläute, Bekleidung der Kanzeln und Altäre, der Aufführung von Kirchenmusiken, in gleichen mit der Adendmahlsfeier, wo solche statt- .findet, wie an den hohen Festen der Kirche nach jedes OrteS Herkommen gehalten, außerdem aber nach der Predigt der Ambrosianische Lobgesang oder, wo dieser nicht in völlig geeigneter Weise aufgeführt werden kann, das Lied: .Nun danket alle Gott" angestimmt, schließlich aber in der Mittagsstunde von 12 bis 1 Uhr in drei langen Pulsen mit allen Glocken ge läutet werden. — Dresden. Der geschäft-führende Ausschuß für da« Wettin er fest hat die Vorschläge de- Fest ausschusses betreffs der Richtung, welche der Hul- digungSzug nehmen wird, in vollem Umfange gebilligt. Darnach wird der Festzug vom AuSgunge der Lüt- tichaustraßc marschiren durch die Wienerstraße, Pra gerstraße, Seestraße, Altmarkt, König Johannstraße, Moritzstraße, Neumarkt, AugustuSstraße, Schloßplatz, AugustuSbrücke, Hauptstraße (Mittel-Allee), Albertplatz, Bautznerstraße, Markgrafenstraße, Görlitzerstraße, Alaunplatz, woselbst wegen Unterbringung der Schau wagen, soweit dieselben nicht in dem ExerzierhauS, das durch da« Königl. Kriegsministerium gütigst über lassen worden ist, Unterkunft finden, besondere Ver schlüge errichtet werden. — Königstein. Am Geburtstage Sr. Maj. des Königs wurden von der Festung 101 Kanonen schüsse abgegeben. Punkt 12 Uhr geschahen 3 Schüsse auf der Südseite, dann 8 Minuten nach '/,1 Uhr wurde von der Elbseite aus, nabe der FriedrichSburg und der Kommandantur, die übrige Zahl der Schüsse abgefeuert, und zwar so, daß beim bO. Schuß zugleich 3 Geschütze gelöst wurden und ebenso beim 7b Schuß; den Schluß bildeten 2 gleichzeitige Geschützlösungen. Der Donner brach sich vier- bis fünfmal und ver ursachte einen imposanten Wiederhall. */,2 Uhr war da- Schießen zu Ende. Nachmittags 5 Uhr ertönte da- Rollen des Gewitterdonners. — Die friedliche Stille der Osterfeiertage ist in der Nähe von Chemnitz leider durch einen Raub mord gestört worden, welcher alle Diejenigen in be greifliche Aufregung versetzte, welche Kenntniß hiervon erhielten. Am 2. Feiertag früh fanden einige Spa ziergänger im Walde, dem sogenannten schwarzen Holze zwischen Altenhain und Gornau gelegen, und zwar dicht an der von Chemnitz nach Zschopau führen den Chaussee die Leiche des Grünwaaenhändlers Wei- gelt aus Zschopau bis auf Hemd und Unterhose ent kleidet, an einem Baum an den Beinen aufgehängt auf. Am Fuße des Baumes lag die Schnapsflasche Weigelts, an welche ein Zettel geklebt war, mit einer Aufschrift, welche besagte, daß sich Weigelt selbst den Tod gegeben. Die Thatsache jedoch, daß des Ver lebten Uhr und das Geldtäschchen nicht an der unheil vollen Stätte zu finden waren, lassen es als nur zu wahrscheinlich gelten, daß Weigelt überfallen, ermordet und beraubt worden ist, worauf der oder die Mörder die Leiche aufhingen. Die Kleider des Ermordeten soll ein Handwerksbursche im Walde gefunden und beim Gemeindevorstand in Gornau abgeliefert haben. Weigelt beabsichtigte, sich am 1. Feiertage 'Nachmittag zu Fuß nach Chemnitz zu begeben und auf dem Wege ist der Ueberfall geschehen. Die Leiche wurde vor läufig nach der Leichenhalle zu Kleinolbersdorf ge bracht. Im Geldtäschchen des Ermordeten soll sich der Betrag von 30 M. befunden haben. Der Mann Hinterläßt eine zahlreiche Familie. Hoffentlich gelingt es recht bald, die Urheber der schrecklichen That zu ermitteln. Dringender Verdacht fällt auf zwei Ita liener, welche in der Bodemer'schen Fabrik in Zscho pau bisher arbeiteten und bei Weigelt logirten, denen aber die Wohnung gekündigt war, weil sie nicht zahlen wollten. — Werdan, 24. April. Gestern Abend zog ein Gew itter über unsere Stadt, welches von starken elektrischen Entladungen begleitet war. Gegen 9 Uhr Abends verkündeten die Sturmglocke und Signale den Ausbruch eines Feuers. Es brannte der Gasthof zum „Pleißenthal" in welchem der Militärverein sein Stiftungsfest, verbunden mit der Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Königs festlich begehen wollte. Das Gebäude wurde vollständig eingeäschert. Ob der Blitz in dasselbe eingeschlagen hat, oder ob der Brand auf andere Weise entstanden ist, konnte noch nicht genau festgestellt werden. Das Besitzthum ist kurz zuvor in andere Hände käuflich übergegangen. — Wilkau. Als am Sonnabend der Zug '/,6 Uhr von Kirchberg in der Nähe von Wilkau gekom men war, kam demselben aus dem Dorfe ein Geschirr aus Treuen entgegen. Das Pferd fing an zu scheuen und rannte direkt auf den Zug zu, wurde von der Maschine erfaßt und umgerannt. Die Maschine ging dem Thiere über das Bein und schnitt ihm den Huf weg. Eine große Blutlache zeigte den vielen Spazier gängern die Stelle, an welcher der Unfall stattfand. Das Pferd wurde in einem nahen Gasthof eingestellt und ist jedenfalls geschlachtet worden. — Schwarzenberg, 24. April. Am 1. Oster feiertage fand in Gegenwart der städtischen Collegien die Eröffnung der neueingerichteten NaturHeil anstalt im Bade Ottenstein statt. Am Nachmittage wurde die Anstalt von den Naturheilvereinen von Schwarzenberg und der Umgegend besichtigt. Ueber die Einrichtung der Anstalt, welche nach den neuesten Erfahrungen bewirkt worden ist, hat man sich sehr befriedigend ausgesprochen. Referat über die Sitzung de« Gemeinderaths zu Schönheide vom 17. April 1889. 1) Es wird Kenntniß genommen: ». über das Ergebniß der bisher im laufenden Jahre stattgefundenen außerordentlichen Kaffenrevisionen, b. von einer Verfügung der Königlichen Amtthaupt- mannschaft Schwarzenberg, die Veranstaltung von Sammlungen für den Sächsischen Militär - HUss- verein betreffend. 2) Inhalts einer Polizeianzeige ist kürzlich durch die feiten eine« hiesigen Gewerbetreibenden erfolgte Benutzung der Hauptstraße hiesigen Orte« bei Ausübung der Seilerei das Scheuwerden eines Pferdes veranlaßt worden. Es ist nun in Anregung gekommen, ob etwa für die Zukunft die Be nutzung der Straße zu dem bezeichneten Zwecke zu verbieten sei. Die Beschlußfassung hierüber wird auf einige Monate verschoben, um inzwischen weitere Beobachtungen anstellen zu können. 3) Für die Arbeiterkolonie Schneckengrün wird auf fünf Jahre ein lausender Beitrag bewilligt. 4) Die 1888er Sparkaffenrechnung, welche von zwei Mitgliedern des Sparkassenausschusses und von dem Vorsitzenden des Rechnungsausschusses geprüft worden ist, wird, nachdem die gezogenen Erinnerungen ihre Erledigung gefunden haben, richtig gesprochen. 5) Die von dem Vorsitzenden über die Wettinfeier im hiesigen Orte gemachten Vorschläge werden mit der Maßgabe zum Beschlüsse erhoben, daß eine Erweiterung des Programms durch Festsetzung geselliger Vereinigungen noch später er wogen, auch die Veranstaltung eines etwa von hiesigen Vereinen beabsichtigten Festzuges thunlichst gefördert wer den soll. 6) Die Geburtstagsfeier Sr. Majestät des König« von Sachsen beschließt man wie im Vorjahr« festlich zu begehen. 7) Zur Bachüberwölbung längs de» Gambrinusgartens werden die Maurerarbeiten an den Mindestsordernden für 34S Mk. vergeben. 8) Auf Grund der von ihm bewirkten Prüfung der Liste der Almosenempfänger schlägt der Armenausschuß einige Ab änderungen an den laufenden Almosenbeträgen vor. Diese Vorschläge werden angenommen. 9) Die Begutachtung eines Gesuches um Uebertragung einer Schankkonzession in ein neu zu erbauendes Haus soll bis nach erfolgter Fertigstellung des Neubaues ausgesetzt «erden. Vermischte Nachrichten. — Nordhausen. Ein Kellnerlehrling, wel cher „Tropfbier" an die Gäste verkauft hatte, wurde dieser Tage von der Strafkammer zu acht Tagen Ge- fängniß verurtheilt. — Nasse Stiefeln. Wer eS einmal empfun den hat, wird wissen, welch' eine Annehmlichkeit es ist, wenn man Stiefel anziehen muß, die naß gewor den und dann wieder getrocknet worden sind. Die hier beschriebene Behandlung derselben, die uns von einem praktischen Forstmanne mitgetheilt wird, ver dient deshalb alle Beachtung. Wenn man die nassen Stiefeln abgezogen hat, fülle inan sie sofort mit trocke nem Hafer. Diese Frucht besitzt nämlich eine große Anziehungskraft für Feuchtigkeit und sie wird rasch die letzte Spur derselben von dem feuchten Leder ab- sorbiren. Während sie dies bewirkt, schwillt der Hafer zugleich an und verhütet auf diese Weise, daß das Leder einschrumpft und hart wird. Am folgenden Morgen schüttelt man den Hafer aus und hängt ihn in der Nähe eines Feuers oder Ofens zum Trocknen auf, um ihn bei einer anderen Gelegenheit wieder auf dieselbe Weise benutzen zu können. Je trockener er. ist, desto besser die Wirkung. — Willensübertragung, so nennt man ein Kartenkunststück oder vielmehr ein kleines Experiment, das gegenwärtig in vielen Gesellschaften, wie die „Dr. Nachr." schreiben, mit schier leidenschaftlichem Eifer gespielt wird. Dasselbe ist sehr einfach, sehr leicht zu insceniren und in seiner Wirkung so verblüffend, daß selbst Diejenigen, die rem „Hypnotismus" und allen „Suggestionen" als felsenfeste Sceptiker gegenüber stehen, in ihren diesbezüglichen Zweifeln wankend werden. Es bedarf zu dieseni Experimente keiner be sonderen Veranlagung als „Medium", denn beinahe Jeder eignet sich dazu, sodaß es fast immer gelingt, was es eben, trotz seiner Einfachheit, so verblüffend wirken läßt. Zwei Personen setzen sich einander ge genüber, von welchen die Eine, die wir A. bezeichnen wollen, aus einem Spiele Karten auf s Gerathewohl etwa 12 bis 20 wählt und fächerförmig in die linke Hand nimmt, so daß sie der Partner B. nicht sehen kann. A. reicht sodann B. seine Rechte und concen- trirt sein ganzes Denken auf eine der Karten, wäh rend B. sich jeden Gedanken- zu entschlagen, sein Denken gleichsam „stillstehen" zu lassen sucht, wobei es sich empfiehlt, daß er die Augen schließe und im Zimmer Ruhe herrsche. Nach etwa einer halben oder vollen Minute ruft A. jene Karte, auf die er sein Denken concentrirt hatte, wonach B. in den Fächer greifen und die gerufene Karte herauSziehen wird, obzwar er die Stelle, wo sie gesteckt, vorher nicht ge wußt, ja nicht einmal geahnt hatte, ob sich die be treffende Karte überhaupt unter den gewählten befinde. Der Griff geschieht ganz sicher, obgleich man nichts davon weiß — man steht eben unter dem Willen de- Anderen, des Wissenden, der seinen Willen auf uns übertragen hat. . . Das erste Mal ist man bei dem Gelingen des Experimente- zwar erstaunt und ver wundert, aber man glaubt noch an einen Zufall; allein da man e- auch ein zweites und dritte«, ja viertes und fünfte- Mal gelingen sieht, fängt man daran zu glauben an, um so mehr, da es auch gelingt, wenn A. und B. die Rollen wechseln, oder andere Personen der Gesellschaft es versuchen... Es gelingt immer, wenn nur die Vorbedingungen gegeben sind, daß die betreffenden Personen einerseits ihr gesamm- teS Denken eine Minute lang auf eine Karte concen- triren, andererseits sich jeden Denkens entschlagen können, und vorausgesetzt, daß keine äußeren Ablenk ungen statthaben. — Da- Experiment hier auf seine