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Amts- Md Anzeigeblatt für den Erscheint . e e «bonnement -SL--» öejirk des Ämlsgmchls «enftock ZLZZL sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reich«« Zeile 10 Pf und dessen Amgevung. P°st°nst°lten Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. Ia-r«an«. so. LlMimdcud, dm 27. Weil 1880. Bckalilltmachllnz. Für die in dem über das Areal der Freihöfe und des Pfarrlehns ausgestell ten Bebauungsplan eingezcichncten Straßen 1' —L (Windischweg) und lL—0 (Schulstraße) sind gemäß der übereinstimmenden Beschlüsse beider städtischer Col- legien veränderte, den thatsächlichen Verhältnissen entsprechende beziehendlich günst igere Fluchtlinien festgesetzt worden. Es wird dies andurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß der abge- ändertc Bebauungsplan vom 29. April 1889 ab, diesen Tag mit einge rechnet, vierzehn Tage lang an Rathsstelle zur Einsichtnahme ausliegt und daß etwaige Widersprüche bis spätestens ZUM 13. Mai 1889 zu Vermeidung von deren Verlust bei dem unterzeichneten Stadtrathe schriftlich anzubringcn sind. Eibenstock, den 26. April 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Das Verzeichnis der zur land- und sorstwirthschaftkichen Aernfsge- noffenschaft für das Königreich Sachsen gehörenden Äetrievsunternehmer von Schönheide liegt vom 29. dss. Mts. ab vierzehn Tage lang für die Betheiligten zur Einsichtnahme betreffs ihrer Veranlagung und der gegenwärtig zu leistenden Beiträge in der Expedition ves unterzeichneten Ge- meindcrathcS aus. Den Betheiligtcn wird dies hierdurch bekannt gemacht mit dem Bemerken, daß etwaige Einsprüche wegen der Aufnahme oder Nichtaufnahme, sowie wegen der Veranlagung und Abschätzung eines Betriebes innerhalb einer weiteren Frist von vier Wochen statthaft und an die Geschäftsstelle des Vorstandes der land- und forst- wirthschaftl. Berufsgenossenschaft zu Dresden, Rcitbahnstr. Nr. 20 zu richten sind. Nach Ablauf der ersterwähnten vicrzehntägigen Frist haben die Betriebs unternehmer die auf sie nach dem Berzcichniß entfallenden Beiträge ungesäumt und zu Vermeidung der Zwangsvollstreckung anher zu entrichten. Schönheide, am 26. April 1889. Der Gcmeindcrath. Die Wiener Unruhen. Aus einem vcrhältnißmäßig kleinen Streik ist in Wien eine Erregung hervorgegangen, die nach außen hin den Eindruck macht, als ob sich die Kaiserstadt an der schönen blauen Donau im vollen Aufstande befinde. An einem günstig gewählten Zeitpunkt, näm lich zu den Osterfeiertagen, haben 400 Kutscher der Wiener Pferdebahn die Arbeit verweigert, weil ihnen nicht verminderte Fahrzeit, etwas höhere Bezahlung und Abänderung der sic betreffenden ziemlich strengen Strafbestimmungen gewährt wurden. Insofern unterscheidet sich diese Arbeitsniederleg ung in nichts von hundert andere», welche schon in diesem Vierteljahr stattgefunden haben; nnr die Folgen dieses Streiks treten viel markanter zu Tage. Er klärlicherweise ist an den Osterfeiertagen das Ver- kehrsbedürfniß einer Großstadt weit lebhafter, als an gewöhnlichen Tagen und da dieses Bedürfniß von dem dafür bestehenden Institut nicht oder nur in ein geschränktem Maße befriedigt werden konnte, so ver steht sich zwar die Erregung der Bevölkerung von selbst, nicht aber der Ausdruck, den diese Erregung gefunden. Die Volksmenge richtete ihren Unmuth nicht gegen die Einschränkung des Betriebs, sondern gegen diesen eingeschränkten Betrieb selbst. Sie for derte nicht, daß der Betrieb stärker werden, sondern daß er ganz eingestellt werden solle. Die Polizeimannschaften reichten nicht aus, um die entstandenen Tumulte, an denen sich übrigens die Streikenden nicht betheiligtcn, zu unterdrücken. Es mußte eine stattliche Militärmacht — vier bis fünf Bataillone und zwei Schwadronen — herangezogen werden, um die Tumulte nothdürftig niederzuhalten. Die Truppen wurden wiederholt mit Steinwürfen angegriffen und blieben ihrerseits nichts schuldig. Es kam zu schweren Verwundungen hüben und drüben und die Zahl der Verhafteten mag in die Hunderte gehen. Solche bedauerlichen Erscheinungen sind zu allen Zeiten zu Tage getreten und nichts wäre verfehlter, als in ihnen das Symptom tiefergehender Gährung zu erblicken. Wiener Zeitungen waren vorschnell bei der Hand, die Tumulte auf Anstiftungen seitens der Sozialdemokraten zurückzuführen und von einer förm lichen „Organisation" des Aufstandes zu sprechen. Andere Organe bezeichnen die Antisemiten als die Hintermänner der Tumultuanten, weil der Direktor der Pferdcbahngesellschaft, Reitzes, ein Jude sein soll. Tiefe Anklage geht offenbar aus dem Aerger darüber hervor, daß letzthin in den Wiener Gemeinderath einige Antisemiten hineingewählt wurden. In Wirk lichkeit werden aber solche Tumulte nicht „gemacht", sondern sie haben ihren Ursprung in der leichten Erregbarkeit der Volksmenge, welche sich gar zu leicht hinreißen läßt, vermeintliche« Unrecht durch ein wirk liches und weit schwereres gut machen zu wollen. Soweit sich aus der Ferne beurtheilcn läßt, sind die Streikenden — nicht etwa die Tumultuanten — in ihrem Recht und es gewinnt ganz den Anschein, als ob dies auch bis zur höchsten Stelle hinauf an erkannt würde. Der Kaiser hat den Strcikführer und mehrere seiner Genossen zur Audienz entboten, der Ministerpräsident hat die Bahngesellschaft gedrängt, den Betrieb wieder voll aufzunehmcn — was natürlich nur geschehen konnte, indem sie sich mit den Streik enden verständigte, wie es auch bereits geschehen ist — und die Stadtverwaltung hat ihrerseits der Ge sellschaft schweren Kautionsverlust auserlegt und weiter angedroht, wenn diese nicht den Bollbetrieb sofort wieder aufnimmt. Die Streikenden können mit diesen Maßnahmen zufrieden sein und sind es wohl auch, denn sie haben die Arbeit wieder ausgenommen — die unberufenen „Helfer" aber, die sich durch ihre Leidenschaftlichkeit, theils auch wohl durch die Lust am Skandal, haben zu Ausschreitungen hinreißen lassen, werden die Schwere des Gesetzes fühlen müssen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Der Besuch des Kaisers in England ist nunmehr endgiltig auf die letzte Woche des Monat Juli festgesetzt worden. Der Kai ser verweilt einige Tage bei der Königin Victoria in Osborne. Dann findet ihm zu Ehren zwischen der Insel Wight und dem Festlande eine große Flotten revue statt. Ein englisches Geschwader wird dem deutschen Geschwader, welches die Kaiser-Ljacht „Hoh- enzollern" begleitet, entgegenfahren und dem Kaiser das Ehrengeleit geben. — Berlin. Ein grausiger Fund wurde während des Osterfestes im Grünewald gemacbt. In einer mehrere Meter tiefen Grube lag die Leiche eines etwa dreizehnjährigen gut gekleideten Knaben, welche schon die Spuren der beginnenden Verwesung an sich trug. Der Todte soll, wie der „A. f. d. H." meint, der Sohn eines Charlottenburger Beamten sein. — Breslau, 23. April. Die „Sachsen- gängerei", d. h. die Arbeitcrtransporte nach Mittel und Westdeutschland, dürften für dieses Jahr ihr Ende erreicht haben. Es werden bis jetzt etwa 30,000 Sachsengänger durch Breslau gekommen sein; hier von waren mindestens drei Biertheile weibliche und ein Viertheil männliche Arbeitskräfte; die weiblichen Arbeitskräfte sind die gesuchteren, da sie bei ihrem kräftigen Körperbau ebenso viel als die männlichen Arbeiter zu leisten im Stande sind, dabei aber billiger und nüchterner als die letzteren sind. In ihrer Hei- math erhalten die Leute einen durchschnittlichen Tage lohn von 40 bis 60 Pf. nebst Deputat und Wohn ung, in Sachsen dagegen bezahlen die Gutsbesitzer 1 Mk. bis 1 Mk. SO Pf. täglich mit Verpflegung und Wohnung, auch ist theilweise Accordarbeit ein geführt. Bei Tagearbeit verdienen die Arbeiterinnen während der Saison, welche sieben Monate dauert, durchschnittlich 210 Mk., im Accord etwa 25S Mk., die Arbeiter dagegen 300 Mk. Bei ihrer Anspruchs losigkeit bringen die Arbeiter im Herbst fast den ganzen verdienten Betrag zurück. Die Hin- und Rück fahrt erfolgt auf Kosten des Unternehmers; die Ab holung bewirkt ein Schaffner oder WirthschaftSbeam- ter des betreffenden Gutes; die Rückreise erfolgt ohne dies Geleit. Auch von dem gelieferten Deputat, wel ches in Erbsen, Reis re., besteht, machen die Meisten Ersparnisse und schicken diese für den Winter in die Heimath. — Oesterreich. Die Arbeitseinstellung der Wiener Pferdebahnkutscher ist beendet, nicht aber sind die Ursachen beseitigt, die dazu ge führt haben. Das Publikum stellte sich ausnahms los auf Seite der Pferdebahnkutscher. Die von ihnen erhobenen Forderungen waren durchaus billig. Sie verlangten, daß die tägliche Arbeitszeit nicht mehr als 12 Stunden betragen solle; während sie jetzt oft auf 16, ja 18 Stunden ausgedehnt wird; dabei beziehen die Kutscher, nach Abzug zu der Pen- sions- und Krankenkasse, einen Tagelohn von nur 1 Gulden 8 Kreuzer. ES giebt keine Kündigungs frist, beim geringsten Verschulden kann der Kutscher sofort entlassen werden. Ferner müssen die Kutscher noch für alle Beschädigungen auskommen, wenn ein Wagen mit einem fremden Fuhrwerk zusammen stößt. Die Kutscher verlangen, daß Beschädigungen fremden Fuhrwerks von ihnen gar nicht, Beschädig ungen des eigenen nicht höher als die wirklichen Re- paraturkostcn sind, bestritten werden solle». Endlich verlangten sie Aufhören der Unsitte, daß die Ordnungs strafen von den Kutschern dadurch geleistet wurden, daß sie Straftouren fahren mußten. Die ungebührliche Aus dehnung der Arbeitszeit ist ein offener Verstoß gegen das in Oesterreich giltige Gesetz, das einen Maximalar beitstag von l l Stunden vorschreibt und welchem auch die Verkehrsanstalten unterstehen. Warum die Ge werbe-Inspektion nicht schon längst gegen diese Ge setzesübertretung cingeschritten ist, wurde noch nicht aufgeklärt. Dieser Mißbrauch aber, verbunden mit und geschärft durch den Unfug der Straftouren und die ganze Geschäftsführung der Wiener Pferdebahn gesellschaft stellt eine alles Maß weit übersteigende Ausnützung menschlicher Arbeitskraft dar, wie sie eben nicht länger von den bedauernswcrthen Wiener Kutschern zu ertragen war. Dabei dieser bei dem theuren Wiener Pflaster kärgliche Lohn und noch dazu Abzüge! Friedliche Vorstellungen halfen Nichts; sie wurden auf 3 Monate vertröstet. Da griffen sie zu dem gesetzlichen Biittel des Streiks. An und für sich war der Zeitpunkt nicht günstig ge wählt. In Oesterweich, wo das Erwerbsleben keineswegs in dem Aufschwünge begriffen ist, wie in Deutschland, giebt cs leider viele Tausende, die keine Beschäftigung finden. ES ist der Direktion nicht schwer gefallen, alle Lücken rasch zu besetzen. Da« Lenken von Pferden innerhalb eiserner Geleise ist zudem keine Arbeit, die eine besondere fachliche Ausbildung vorher erfordert hat. Somit stellte man zugleich Leute ein, die, weil sie gar keinen Verdienst hatten, gierig nach dem griffen, was die Pferdebahn unter so drückenden Bedingungen gewährte. — Frankreich. Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen, das erfährt jetzt auch General Boulanger, der sein Domizil von Brüssel nach London verlegt hat, wie der Pariser „Matin" boshaft bemerkt, „leider nur auf Einladung des Königs der Belgier, und mit der Aussicht, dem nächst von der Königin von England ebenso höflich wie dringend ersucht zu werden, den Sommer in der Schweiz zuzubringen." Der General ist übrigens nicht der Mann sich diese Sticheleien sonderlich an fechten zu lassen, c« ist ihm schon weit Schlimmeres