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Sonnabend, den 3V. März 188S, Nachmittags 3 Uhr soll im Hakhof zur Sonne in Sofa ein dort eingestelltes Pferd öffentlich gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 23. März 1889. Gerichtsvollzieher. Die Landrenten für 1. Termin 1889 sind bis spätestens den 30. dS. MtS. in hiesiger Stadtsteuer. Einnahme bei Vermeidung der Zwangsvoll streckung zu entrichten. Eibenstock, am 21. März 1889. Der Stadtrath. LSfcher. Bg. Hagesgeschichte. — Deutschland. Die Reise des Grafen Herbert Bismarck nach England bildet fortgesetzt den Gegenstand eifrigster Combination und in deutschen wie in englischen Blättern zerbricht man sich den Kopf darüber, was der deutsche Staatsmann in Downing-Strcet bei Lord Salisbury und in Epsom bei Lord Roseberry vorhabe. Was in der deutschen Presse über die Reise gesagt wurde, ist dem Leser schon bekannt, die englischen Blätter sind in der Mehr zahl ebenfalls nicht vor phantastischen Deutungen zurückgeschreckt. Als gut unterrichtet giebt sich „Daily Telegraph" aus, indem er schreibt: „Die Ankunft des Grasen Herbert Bismarck in London steht wohl in Zusammenhang mit dem Besuch, den der deutsche Kaiser im Laufe dieses Sommers der Königin zu machen beabsichtigt. Da der Besuch des Kaisers bei seiner königlichen Großmutter sowohl gesellig als diploma tisch Aufmerksamkeit erregen wird, so wäre es dem deutschen Kanzler besonders von Werth, daß derselbe entweder mit einer gewissen Feierlichkeit vor sich geht, oder aber den ausgesprochenen Charakter einer Fa milienzusammenkunft trage. Nach dieser Richtung hin die Wünsche der Königin und ihrer Rathgeber kennen zu lernen, ist der Zweck der Reise des Gra fen Herbert Bismarck." — Die „Nordd. Allg. Ztg." führt in einem län geren Artikel, ohne die Rechtsfrage zu erörtern, aus, daß das Bestehen eines Organs, wie die „Volks zeitung", welche es sich zur Aufgabe gemacht habe, alles Erhabene in den Staub zu ziehen, tiefe Schä den im Preßwesen offenbare; sie führt dieselben auf die geschäftliche Konkurrenz der Zeitungsverleger zu rück, welche einander in Spottpreisen und in Reiz mitteln für die Leser überbieten. Es sei daher eine Lücke in der Gesetzgebung vorhanden. — Bezüglich der Straf- und Preßgesetz- Novelle, die gegenwärtig als Antrag Preußens dem Bundesrathe vorliegt und die bestimmt ist, das S - zialistengesetz zu ersetzen, verlautet in parlamen tarischen Kreisen, die mit der Regierung Fühlung haben, daß der Entwurf sich allerdings ans dem Boden des gemeinen Rechts bewege, insofern, als der hisherige Begriff der sozialdemokratischen Bestrebungen einer seits ersetzt werde durch Verschärfung der Strafbe stimmungen über politische Verbrechen und Vergehen, andererseits die Definition des Sozialistengesetzes von den sozialdemokratischen, sozialistischen, kommunistischen Bestrebungen ersetzt werde durch Angriffe auf die Grundlagen des Staatswesens, der Monarchie, der Kirche und des Eigenthums. Dafür seien neue, sehr scharfe Strafbestimmungen im Entwurf festgesetzt. Wer auf Grund derselben einmal verurtheil" worden sei, könne polizeilich ausgcwiesen werden, nicht dau ernd, aber auf eine bestimmte Zahl von Jahren. Ver eine und Versammlungen, in denen die obenerwähn ten Bestrebungen hervortretcn, könnten aufgelöst wer den. Zeitungen und Drucksachen könnten dauernd verboten werden, wenn sie wegen derselben Bestreb ungen einmal verurtheilt worden seien. Ueber die Fortsetzung solcher verbotenen Druckschriften seien ähnliche Bestimmungen wie im Sozialistengesetz ent halten. -Oesterreich-Ungarn. Die Zahlen lotterie in Oesterreich, eine der verderblichsten und am meisten dcmoralisirenden Institutionen, soll auf gehoben werden. Finanzminister Dunajewski bereitet einen Gesetzentwurf vor, betreffend Aufhebung des kleinen Lottos und Ersetzung desselben durch eine Klassenlotterie nach preußischem Muster, und Verbot des Promessenspiels. — Frankreich. Die Vermählung des Prinzen Alexander von Battenberg, des ehemaligen Bulgarenfürsten, mit der Sängerin Fräu lein Loysinger hat bekanntlich in oder bei 'Nizza, also auf französischem Boden stattgefunden. Allem An scheine nach sino die gesetzlichen Formalitäten dabei nicht genau beachtet worden, denn, wie die „Magdeb. Ztg." aus Paris erfährt, hat der Präfekt des De partements über die Unregelmäßigkeit des Verfahrens Bericht an die Regierung gesandt. Gegenwärtig lie gen die Akten den, Justizminister vor. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenst ock, 27. März. Gestern Abend gegen -8'/, Uhr brach in der Hrn. Fleischermstr. Christian Friedrich Reichenbach hier gehörigen, im Rehmer Stadttheil gelegenen Scheune Feuer aus. Da die selbe, wie alle hiesigen Scheunen, aus Holz erbaut war, so fand das Feuer sehr schnelle Verbreitung und äscherte das Gebäude in ganz kurzer Zeit ein. Ver brannt sind Strohvorräthe und Ackergeräthschaften, welche der Wittwe des verstorbenen Gutsbesitzer Adam Wolf gehörten. Günstige Windrichtung und die hohe Lage des Brandobjekts in Verbindung mit der vor handenen Nässe auf den umliegenden Schindeldächern bewahrte unsere Stadt vor einem großen Unglück. Man vermuthct allgemein Brandstiftung. — Eibenstock, 27. März. Hrn. Major z. D. von Zeschau, Commandeur des Landwehrbezirks Schnee berg, ist der Charakter als Oberst-Lieutenant und Hrn. Scconde-Lieutenant d. L. a. D. Eugen Dörffel hier der Charakter als Premier-Lieutenant unter gleich zeitiger Ertheilung der Genehmigung zum Tragen der Landwehr-Armee-Uniform verliehen worden. — E i b en st o ck, 27. März. Wir haben gestern Gelegenheit genommen, dem gegenwärtig im Feld schlößchen (Saalzimmer) Hierselbst ausgestellten „Kaiser- Panorama" einen Besuch abzustatten und müssen gleich von vornherein erklären, daß dasselbe durchaus nicht mit Panoramen zu vergleichen ist, wie wir solche an läßlich von Jahrmärkten u. s. w. schon oft gesehen haben. Während man bei den letzteren gewöhnlich ausdruckslose Bilder nur in vergrößertem Maßstabe vorgeführt erhält, die dazu noch oftmals der Wahr heit sehr wenig entsprechen, sicht man in dem „Kaiser- Panorama" genau nach der Natur photographisch auf genommene, ausgemalte Darstellungen von Städten, Landschaften u. s. w. der verschiedensten Länder. Den Anfang hiervon macht die Schweiz mit ihrer herr lichen Romantik, ihren wunderbaren Naturschönheiten, und wahrlich wenn durch einen Blick nach rechts und links der Beschauer nicht eines Anderen belehrt würde, er könnte glauben, selbst inmitten dieser prachtvollen Landschaften einen Beobachterposten bezogen zu haben. Geradezu entzückend nud wunderbar wirken einige Scenerien, wir erwähnen nur beispielsweise: Straße in Engelbcrg, Eilwagen nach Brünig, Reußfall und Teufelsbrllcke, Standbild des Teil, Kandersteg, Luzern n. seinen historischen Löwen, Taminaschlucht u. s. w. Es kann in der That nichts Schöneres und Interessanteres gedacht werden, und herrscht nur eine Stimme, die der Bewunderung. Selbst der Aermste sollte sich diesen Genuß nicht versagen. Der Eintritt von 30 Pfg., Kinder 15 Pfg., ist fast zu niedrig für das Ge botene,' und wohl deshalb nur so gestellt, um Jeder mann den Besuch zu ermöglichen. Wer Neigung hat, das Große und Herrliche des Erdballes in voller Wirklichkeit kennen zu lernen, der eile diesem Pano rama zu. Gewiß wird Jeden dieser Genuß zum reichen Andenken werden, so auch muß diese Aus stellung als eines der bildendsten Institute für Jung und Alt, sowohl zur Bereicherung der Weltkenntnisse, als auch für Geographie bezeichnet werden. — Zwickau, 25. März. Bei der heutigen Schwurgerichts-Verhandlung kam unter Andern auch der vormalige Posthilfsbote Friedrich Ewald M org - ner aus Eibenstock zur Aburtheilung. Morgner, dessen Vertheidigung Herr Rechtsanwalt Otto führte, befand sich bei dem Kaiserlichen Postamte zu Eiben stock als Posthilfsbote in Stellung, mußte aber aus dieser Stellung im Januar d. I. entlassen werden, weil er sich, wie er auch heute zugeben mußte, wieder holt der Unterschlagung ihm amtlich und privatim anvertrauter Gelder im Betrage von 1 M. 20 Pf. bis zu 20 M. 20 Pf. schuldig gemacht, sein Annahme buch unrichtig geführt und der Post anvertraute Briefe unterdrückt hat. Man billigte Morgner'n zwar mil dernde Umstande zu, immerhin aber hat er den gro ben Vcrtrauensbruch, dessen er sich schuldig machte, mit einer Gefängnißstrafe von 1 Jahr 3 Monaten zu büßen, ging auch der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre verlustig. Zwei Monate der erlittenen Un tersuchungshaft wurden auf die erkannte Strafe an gerechnet. — Plauen. Auf ergangene öffentliche Auf forderung des Vorstandes des Vogtländisch-Erzgebirg- ischen Jndustrievereins versammelten sich am 24. Marz im Saale des Hotels „Wettiner Hof" hier eine An zahl Industrieller des VogtlandeS und Erzgebirges behufs Berathung darüber, ob und in welcher Weise die Industriellen des Bezirks an der 800jährigen Feier unseres Fürstenhauses Wettin, bezw. an dem geplanten HuldigungSzuge in Dresden theilzunehmen gedenken. Als Leiter der Versammlung wurde der Vorsitzende de« Vogtländisch-Erzgebirgischen Jndustrievereins, Kaufmann Otto Erbert - Plauen, gewählt, worauf Professor Hofmann-Plauen, der Ge schäftsführer des genannten Vereins, Mittheilung gab über das, was in der Angelegenheit bisher überhaupt geschehen ist. Nach längerer Aussprache wurde ein stimmig beschlossen, sich der sächsischen TcxtilberufS- genossenschaft zu Leipzig anzuschließen und einen Aus schuß zu wählen, welcher die weiteren Verhandlungen mit der Textilberufsgenossenschaft in die Hand nimmt. Dem Ausschuß steht das Recht zu, sich nach freiem Ermessen durch Zuwahl zu erweitern. Der Ausschuß soll dahin zu streben suchen, daß die eigentliche Vogt- ländisch-Erzgebirgische Industrie, die Weißwaarenin- dustrie, in der Gruppe in charakteristischer Weise zum Ausdruck gebracht werde. Der Ausschuß erwählte Professor Hofmann zu seinem Vorsitzenden. Zum Beitritte zu dem Beschlüsse wegen der gemeinsamen Betheiligung an dem HuldigungSzuge soll an alle Industrielle des VogtlandeS und Erzgebirges Auffor derung erlassen werden. — Plauen. Der Geheime Schulrath Vogel hielt nach Verkündigung des Erfolgs der Prüfung am hiesigen königl. Realgymnasium eine Ansprache an Lehrer und Schüler, in welcher er mit Wehmuth des Aufhörens des Realgymnasiums gedachte und Ersteren für ihre treue Arbeit de» Dank des königl. Ministeriums aussprach, Letzteren die Mahn ung mitgab, sich als würdige Schüler einer Anstalt zu zeigen, die drei Jahrzehnte hindurch zum Segen ihrer engeren Heimathöprovinz gewirkt habe. — Roßwein. Eine frohe Nachricht wurde am 22. März unserer Einwohnerschaft zutheil, indem der Stadtrath dieselbe durch Plakate in Form einer amtlichen Bekanntmachung davon verständigte, daß Roßwein vom 2. April d. I. ab mit 3 Batterien (18 Geschütze) Artillerie belegt werden wird. Die Garnison wird bestehen aus der 2. Abtheilung des 3. Feldartillerieregiments Nr. 32, und zwar aus 16 Offizieren, 3 Feldwebeln, 3 Bicefeldwebeln, 3 Porte peefähnrichen, 12 Sergeanten, 31 Unteroffizieren, 6 Trompetern, 273 Gefreiten und Gemeinen, 3 La- zarethgehlllfeu, 1 Zahlmeister, 1 Zahlmeisteraspiranten, 1 Waffenmeister — 353 Köpfe mit >89 Pferden. Die Mannschaften sind ohne Beköstigung in Bürger quartieren unterzubringcn. Da zwischen der hiesigen Bewohnerschaft und der früheren Ulanengarnison stets ein freundliches Verhältnis herrschte, so ist wohl zu erwarten, daß die wichtige Frage der Bequartier- ung der Garnison befriedigende Lösung findet. — Zittau, 25. März. Im benachbarten Olbers dorf ist gestern Nachmittag in der vierten Stunde ein Mord mit darauffolgendem Selbstmord verübt worden. Der in Olbersdorf wohnende Schuhmacher Kuwarsz oder Kowasch, aus der Gegend von Oppeln gebürtig, welcher seit einiger Zeit von seiner Ehefrau getrennt lebte, suchte dieselbe gestern Nachmittag im Hause ihrer Eltern, woselbst die Frau besuchsweise sich befand, auf. K. nahm das dort befindliche drei jährige Mädchen, Beider Kind, mit sich fort und ging mit dem letzteren in eine Bierwirthschaft. Die Frau folgte dem Mann dorthin, um das Kind wieder zurück zuholen. Die beiden sehr erregten Ehegatten gingen hier auf mit rem Mädchen wiedcr in das elterliche Hans zurück, woselbst der Mann in einer Parterrestube mit scharfem Wortwechsel seine Frau durch mehrere Schüsse aus einem neuen Revolver tödtete und darauf in der Richtung des Kaltenstcins entfloh. Der Schwieger vater des Mörders, welcher die Schüsse gehört, eilte Letzterem sofort nach; auf der Flucht lud der Mörder seinen Revolver nochmals mit sechs Kugeln und er schoß sich bald darauf selbst. In einem Notizbuche, welches sich bei dem Erschossenen vorfand, waren Andeutungen bezüglich eines Selbstmordes und Be stimmungen wegen des Begräbnisses vorhanden. — In der Nacht zum 22. d. M. ist in Meißen in einen öffentlichen P o st b r i e f k a st e» brennendes Papier geworfen worden. In Folge dessen sind die in demselben befindlichen Briefsendungen mehr oder weniger verbrannt. Der Thäter dürfte im Falle sei ner Ermittelung einer harten Bestrafung entgegensetzen. an der Greiz-Mylauer Straßenkreuzung beim hiesigen Bahnhof todt aufgefundene junge Mann ist als der 23 Jahre alte Fabrikarbeiter Richard Ernst Pfau erkannt worden. Pfau hatte sich Mittwoch Mittags nach beendeter Stellung zu seiner Mutter nach Neu mark begeben und war Abends im Begriff, nach der Schwarzhammermühle, woselbst er wohnte und in Arbeit stand, zurückzukehren, als ihn das traurige Geschick ereilte. — Die in Bernsbach in so besorgnißerregen- der Weise aufgetretene Trichinose hat daselbst die Ge- müther in nicht geringe Aufregung versetzt. Die Krankheit, die besonder- auch durch den Genuß der Knackwürstchen verbreitet worden ist, hat namentlich auch viele Arbeiterfamilien hcimgesucht. Die sofort angestelltc amtliche Untersuchung wird wohl bald Auf schluß über die Entstehung der Krankheit, insbesondere darüber, ob das trichinöse Fleisch auch in vorschrifts gemäßer Weise dem Trichinenschauer zur Untersuchung vorgelegt worden ist, geben. — In Hartmannsdorf und Mühlau haben Bestrafungen deswegen cintreten müssen, daß Schweine geschlachtet und nicht zur Untersuchung angemeldet worden sind. Die Betreffenden entschuldigten sich da mit, daß da« Fleisch der Thiere ja nur zum Genuß für sie und ihre Angehörigen bestimmt gewesen sei.