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macht werden, bevor dieselben wieder in Dienst ge stellt würden. — Spanien. Nicht nur in Pari« und Brüs sel, sondern auch in Madrid fand am 18. Marz eine Feier zum Andenken an den Pariser Com mune-Aufstand statt. Die Anarchisten, welche dieselbe veranstalteten, machten aus ihren Zukunfts plänen kein Hehl. In gleicher Lage wie seiner Zeit die Pariser Commune, d. h. wenn sie eine Gelegen heit finden sollten, in Madrid die Commune zu pro- klamiren, würden sie sich zunächst, wie ein Redner versicherte, der Kapitalisten bemächtige» und für jeden getödteten Arbeiter zwei Kapitalisten erschießen, alsvann würden sie die spanische Bank und die Hypotheken bank in Besitz nehmen und die Staatsschuldbücher verbrennen. WaS sie weiter thun würden, um die Menschheit den anarchistischen Idealen entgegenzu führen, darüber scheinen sie noch nicht schlüssig zu sein. Locale und sSchstsche Nachrichten. — Eibenstock, 25. März. Der gestern im Saale des „Deutschen Hauses" abgehaltene Con- cert - Abend des Gesangverein „Liederkranz" war sehr zahlreich besucht und für die Anwesenden höchst genußreich, denn das Programm war gut gewählt und die Ausführung sehr cxact. Von den Gesängen heben wir als besonders wirkungsvoll das herrliche Duett „Moscllied" hervor, welches den Vortragende» auch wohlverdienten, stürmischen Beifall eintrug. Koschat's „Ein Sonntag auf der Alm" zündete durch die me lodiösen Töne und lebensvollen kostümirte» Gruppen in bekannter Weise; ist der Componist in Sänger- wie in Dilettantenkreisen doch längst eine gefeierte Persönlichkeit. — Der zweite Theil des Programms brachte al« erste Nummer Neßmüllers l aktigen Schwank: „Freigesprochen". Das sichere und flotte Spiel be wies, daß die Rollen geübten Kräften anvertraut worden waren, nur bedauern wir, daß durch das zu späte Niedcrgehen des Vorhangs die Spieler gewisser maßen um den wohlverdienten Applaus gekommen sind, da man vielfach im Zweifel war, ob das Stück bereits zu Ende sei. — Die Schlußpiece: „Geburts tagsfeier bei Schuster Pampel" zeichnete sich durch ihren kernigen Humor aus und brachte den Vor tragenden, sowie den, Schöpfer dieser launigen Ge- sangSnummer, welche sich durch treffenden Text u. gut gewählte Melodien auszeichnet, reichen Beifall ein. Es war schon früh am Morgen, als die Letzten, welche dem folgenden Tänzchen ihren Tribut gezollt hatten, den Heimweg antraten. — Nachdem bei den in Dresden üblichen mi litärischen Reveillen neuerdings insofern eine Aendcr- ung eingetreten ist, daß die betreffenden Truppenab- thcilungen nicht mehr wie früher mit Musik durch die Stadl ziehen, sondern nur an einzelnen Punkten, wo sie sich aufstellen, spielen, hat das Königl. Mini sterium des Innern befunden, daß dieses Verfahren auch bei den Reveillen der Schützengesellschaften und Militärvereine, soweit dieselben nach gesetzlichen Be stimmungen bis auf Weiteres nachgelassen worden sind, zur Richtschnur zu nehmen ist. — Der Landesausschuß sächsischer Feuer wehren hielt am 3. März d. I. in Reichhold's Hotel in Chemnitz eine Sitzung ab, aus deren Verhand lungen wir das Wichtigste nachstehend folgen lassen: Den Landesverband bilden gegenwärtig 599 Feuer wehren. Aufgelöst haben sich Niederhermsdorf, Neu stadt bei Chemnitz nnd Klaffenbach, neuaufgenommen wurden in den letzten Monaten Beiersdorf bei Werdau, Fabrikfeuerwehr der Zittauer Maschinenfabrik und Eisengießerei früher Albert Kießler und Co., Mülscn- St. Jakob, Eiserode, Leuteritz b. Meißen, Unwürdc, Neschwitz, Anstalksfeuerwehr Sonncnstein, Fabrik feuerwehr Moritz Brendler, Neuspremberg. Ange meldet sind ferner: Pflichtfeuerwehr Alt-Chemnitz, uniformirte Pflichtfeuerwehr NiederhermcrSdorf, frei willige Feuerwehr Dittersdorfer Filzfabrik, womit sich die Zahl der Verbandswehren auf 602 erhöht. Der Vorsitzende ersucht bei dieser Gelegenheit die Herren Bezirksverbandsvorsitzendcn, keine Feuerwehren in den Bezirksverband aufzunehmen, die dem Landes verband nicht angehören, bezw. die Aufnahme solcher Wehren in den Landesverband alsbald zu veranlassen. Der Vorsitzende berichtet, daß eingegangen seien für das Ritzdenkmal 2701,ss Mk., für die Ritzstiftung 290,7» M., für Denkmal bezw. Stiftung 289,i» M. Gesteuert haben seither nur 382 Corps. Das Denk mal ist nach den Ausschußbeschlüssen bestellt, eS sind auch bereits 1000 M. an Professor Schilling ange zahlt worden. Bezüglich des diesjährigen technischen Feuerwehrtags in Chemnitz ist folgendes Programm in Aussicht genommen; Sonnabend, den 24. August Abends 8 Uhr zwanglose Vereinigung der Theilnehmer im Saale der Börse — kurze Begrüßung - Unter haltungsmusik. Sonntag, den 25. August Vormittags '/,8 Uhr Morgenspaziergang nach dem Schloß — Sammeln auf dem Neumarkt vor der Feuerwache. — Vormittags '/, 11 Uhr Vorführung des sächs. Feuer- wehr-Excrcier-ReglementS durch die Chemnitzer Feuer wehr auf dem Feuerwehrübungsplatze an der Hed- wigstraße. Mittags >2 Uhr Vorführung der Prüfungs station ebendas. Bis 3 Uhr Mittagspause. 3 - '/,6 Uhr Vorträge im Mosella Saal an der Poststraße: I) über Theaterfcucrsicherheit: Hr. Gilardone-Hagenau; 2) Uebersicht über die technischen Fortschritte und Neuheiten im Feuerwehrgeräthebau rc. Herr Professor Kellerbaucr-Chemnitz. Abends 7 Uhr gesellige Ver einigung und Concert im Mosellasaal. Montag, den 26. August VoriuittagS 8 Uhr verschiedene Vor führungen auf dem Feuerwehrübungsplatz nach be sonderem Programm. Unter Umständen 11 Uhr Fortsetzung der Vorträge. Die Ausstellung soll in der Vereinsturnhalle errichtet und von Sonntag Vorm. 10 Uhr bis Montag Mittags 12 Uhr geöffnet werden. Der Vorsitzende erläßt die Einladungen, nimmt die Anmeldungen entgegen und wird an die General direktion der sächs. Staatseisenbahnen ein Gesuch um Gewährung von Fahrpreisermäßigungen für die Be sucher des technischen Feuerwehrtages richten. Be treffs der Jubelfeier des Sachs. Königshauses spricht man sich principiell für eine ev. Theilnahme der sächs. Feuerwehren an dem Dresdner Festzuge aus und hält es für das Richtige, daß außer dem Landes ausschuß die Bezirksverbände durch entsprechende, der Zahl nach möglichst gleichmäßige Abordnungen ver treten werden. Tie Theilnahme von ganzen Corps ain Festzuge oder von mehr Mitgliedern eines CorpS oder Verbandes als beschlossen wird, soll untersagt werden. — Aus Crimmitschau meldet der „Cr. Anz." Folgendes: Einem in Zwickau vor ungefähr Jahres frist geschlachteten, bei der Untersuchung als trichi nös befundenen Schweine entnahm der damals zu fällig dort anwesende Trichinenschauer Herr Barbier Theodor Müller hier ein Stückchen Fleisch zur Be reitung von Präparaten. Einen Theil des Fleisches verzehrte aber in einein unbewachten Augenblicke die Katze des Herrn Müller, erkrankte einige Tage später, ward jedoch wieder gesund und befand sich bis jetzt wohl. Einem hiesigen Liebhaber von Katzenfleisch wurde nun vor einigen Tagen die Katze zum Schlach ten überwiesen, da Herr Müller in derselben aber Trichinen vermuthete, gestattete er den Genuß deS Fleisches erst nach stattgefundener Untersuchung. Die selbe ergab denn auch das Vorhandensein massenhafter Trichinen in eingekapseltem Zustande. Natürlich wurde das Fleisch nunmehr dem Genüsse entzogen. — Reichenbach. Donnerstag früh wurde im Seitengraben der Mylauer Chaussee in der Nähe der Arnoldt <L Kerndt'schen Fabrik ein vermuthlich zur Musterung hier gewesener junger, bis jetzt noch nicht ermittelter Mensch todt aufgefunden. Derselbe mag an spirituosen Getränken wohl mehr zu sich genom men haben, als er vertragen konnte, ist mit dem Ge sicht nach unten in den etwas mit Wasser angcfüllten Graben gefallen und hat in dieser traurigen Lage sein junges Leben ausgehaucht. Der Unglückliche wurde polizeilich aufgehoben und in die Todtenhalle des neuen Friedhofs gebracht. — In Meißen spielte sich am Mittwoch ein ergreifendes Schauspiel unter der alten Brücke ab. Ein junges Mädchen von 15 Jahren, die Tochter des Grundstücksbesitzers Sturm in Kötzschcnbroda, war mit ihrer Mutter zum Besuch bei den Groß eltern. Das Mädchen hatte sich in dem Gärtchen ihrer Großeltern an der Triebisch aufgehaltcn und ein Gespräch mit den Nachbarskindern angeknüpft, war aber dabei mit dem Rücken gegen die Garten- thüre, welche nach der Triebisch führt, getreten und hatte sich angelehnt. Dann hat sie sich gedreht und um den Wasserstand besser beobachten zu können, die kleine Gartenthür ausgehakt und in diesem Augen blick drückte der Strom gegen die Thür und das Mädchen stürzte in das Wasser. Die Triebisch ist jetzt sehr reißend und führte daher das Mädchen mit größter Schnelligkeit davon in den Elbstrom; die Unglückliche tauchte ein Mal unter, erschien aber dann wieder an der Oberfläche. Verzweiflungsvoll mit dem Tode ringend, schrie sie laut um Hilfe, warf, als sie durch die Carlsbrücke getrieben wurde, nochmals die Hände, Rettung suchend, aus den Fluthen empor, tauchte dann wieder unter und kam unter die alte Elbbrücke in den Strudel am linken Ufer. Hier zeigte sich eine Hand nochmals über der Oberfläche, dann sah man von der Verunglückten nichts mehr. Es waren sofort Schiffer mit Kähnen am Platze, aber man konnte nichts finden. Auch in der Triebisch war eine Rettung nicht mehr möglich, der ganze Vorgang spielte sich zu schuell ab. Dem traurigen Schauspiel wohnten von der Brücke und den Ufern aus viele leider machtlose Zuschauer bei. — Jägersgrün, 23. März. Vor einigen Tagen hatte der hiesige Bahnarbeiter Karl August Hopf das Unglück, daß ihn beim Abladen von Bahn schwellen eine umfallende Bahnschwelle auf den Kopf traf und an die Bordwand der Lowry drückte. Hier bei hat Hopf eine Gehirnerschütterung erlitten, zu welcher Krankheit später auch noch Lungenentzündung hinzugetreten ist, sodaß heute früh der Tod erfolgte. Dieses traurige Vorkommniß ist um so mehr zu be klagen, als Hopf erst 39 Jahre alt war und als durch denselben eine Frau und 6 Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren ihres Ehrnährer« beraubt wor den sind. — In Betreff der Holzpreise hat sich wie dem „Eh. Tgbl." geschrieben wird, schon in der letzten Zeit Auswärtsbewegung bemerkbar gemacht, und allem Anscheine nach wird dieselbe noch weiter fortgehen. Wenigsten« wird dies durch eine Meldung aus Schweden bestätigt, wo in den Monaten Januar und Februar schon 2/., alle« Holzes, das voraussichtlich dort in diesem Jahre geschlagen wird, an den Mann gebracht ist. Seit dem Jahre 1873 ist ein solch lebhaftes Geschäft im Holzhandel nicht zu verzeichnen gewesen wie diesmal. Für Frühjahrs- und Sommerlieferung ist gar keine Waare mehr vorhanden. Es sind so hohe Preise bezahlt worven, wie sie seit vielen Jahren nicht bezahlt worden waren. Voraussichtlich werden sich die Folgen dieser Thatsache bei den Holzauktionen in den Privat- und Staatsforsten des Erzgebirges schon bald geltend machen; namentlich werben auch im nahen Böhmen die Holzpreise in die Höhe gehen. Tages-Gedcnkblätter fürs Wettiner Anvetjakr 188S. März. (Nachdruck verboten.) 28. 1771. Der gemüthlich satyrische Dichter Gottl. Wilh. Rab- ener starb zu Dresden als Steuerrath. 1812. Aufbruch der sächsischen Truppen von Sorau und Guben unter General Le Coq nach Polen. 1813. Russen und Preußen rücken in Dresden ein I Blücher, der neben dem Japanischen Palais in Neustadt Quartier nahm, ließ einen Aufrus an Sachsens Be wohneranschlagen, worin er zum Ausstand ausfordcrte. 1848. Prinz Albert von Sachsen trifft von der Universität Bonn wieder in Dresden ein. 27. 1717. Entdeckung des Mineralquells vom Augustusbad bei Radeberg. 28.1609. Der Herzog von Jülich Eleve Berg starb kinderlos. Das von Sachsen vor anderthalb hundert Jahren erkaufte Recht auf diese Länder für den nun einge- tretencn Fall, welches Kaiser Karl V. zur Zeit des Wormser Reichstags bestätigt hatte, wird durch die Sorglosigkeit des Kurfürsten Christian, der dein Kaiser zu sehr vertraute und durch die Besetzung jener schönen Landstriche am Rhein durch Branden burg zu nicht«. 29. 1369. Kursürst Friedrich der Streitbare geboren. 1845. Beginn der bis mit 31. d. M. dauernden Elbhoch- fluth, der stärksten, welche je stattsand. 1871. Beginn des Neubaus vom königl. Hoftheater in Dresden. 30. 1568. Grundsteinlegung der Augustusburg bei Ocderan durch Leipzigs Bürgermeister, Lotter, der den Bau auch vollendete. 1833. Sachsen schließt sich dem preußischen Zollverbande an. 1868. Erlaß der Kirchen- und Synodalordnung für die ev.-luth. Kirche des Königreichs Sachsen. 31. 1763. Großes Dank- und Friedensfest nach dem sieben ¬ jährigen Kriege. 1765. Gräfin Coffell, die berühmteste und schönste Favo ritin von August dem Starken, starb in Schloß Stolpen als nahezu 85jährige Greisin. Sie ward, nachdem sie sieben Jahre lang am sächsischen Hofe die mächtigste Frau gewesen und August dem Starken 1708, 1709 und 1712 zwei Töchter und einen Sohn geschenkt hatte, am ersten Weihnachtsseiertage 1716 als 36 jährige Frau nach Stolpen ins Gefängniß gebracht, wo sie bis an ihr Lebensende verblieb, ohne ihre Kinder, die deren Vater legitimirte und 1724 in den polnischen Adelsstand erhob, jemals wiederzusehen. 1845. Die Elbhochstulh zerstört den mittelsten Pfeiler der Augustusbrücke i» Dresden mit dem 8 Ellen hohen und 33 Centncr schweren eisernen Kruzifix. April. I. 1881. Das K. S. (Xll) Armeekorps erhält eine Verstärk ung von 2 Infanterie-Regimentern Nr. 133 und 134, sowie 2 Batterien Feldartillerie; Zwickau wird wieder Garnison. König Albert verleiht vorgenannten Re gimentern neue Feldzeichen, die ersten, welche seinen Namenszug zeigen. 1885. Auf dem Jüdenberge in Meißen wird anläßlich des 70. Wiegenfestes vom deutschen Reichskanzler durch den dortigen Verein „Naturfreund" eine Bismarck säule gesetzt. 1887. Das K. S. (XII.) Armeekorps erhält eine Verstärk ung von I Infanterie-Regiment Nr. 139, I Jäger bataillon Nr. 15, 2 Feld- und I reitenden Batterie und der Eisenbahnkompagnie Nr. 15. Letztere kommt nach Berlin in Garnison; Wurzen, Leisnig und Döbeln werden Garnisonstädte. F e u e r h a n n e. Eine Dorfgeschichte aus dem badischen Schwarzwald. Von H. M. (Nachdruck verboten.) Spät Abends, als der Mond eben über die Berg spitzen lugte, brachte der Karrenfriede noch eine Rei sende nach Sellingen. Der müde Gaul trabte langsam durch das schlafende Dorf, hie und da schlug ein Hund an, sonst war alles still . . . In der „Krone" brannte noch Licht. Karrenfriede zog die Zügel an und der Gaul, den wohlbekannten Stall witternd, spitzte die Ohren und wieherte. „Will die Jungfer beim Kronenwirth nächtigen?" fragte der Karrenfriede, sich halb nach der Reisenden umwendend, die während der Fahrt kein Sterbens wörtchen gesprochen hatte. „Nein." „Dann soll ich wohl wo anders absetzcn? „Nein." Der Mann schüttelte den Kopf und wußte nicht, was er aus dem wortkargen Frauenzimmer machen sollte. Bor der Wirthshausthür stand der behäbige Wirth, das Sammtkäppchen in der einen, die Laterne in der anderen Hand und leuchtete dem Herrn Amtmann die Stiege hinunter. Wie der Karren vor dem Aus spann hielt, hob er die Laterne empor, nach den späten Gästen zu schauen. „Grüß Gott, Kronenwirth," rief ihm der Karren friede entgegen. „Grüß Gott, Karrensriede; wen bringst denn da mit?"