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iger Zeit gegen seinen Prinzipal die Unredlichkeit be gangen, Briefe, die ihm zur Frankatur und Bestellung an die Post übergeben worden waren, nicht zu fran- kiren, sondern da« Porto in seinem Nutzen zu ver wenden und die Briefe überhaupt gar nicht zu bestellen. Er entledigte sich derselben dadurch, daß er sie am AugustuSplatze in ein Schleußenloch warf und glaubte damit jeder Entdeckung übcrhoben zu sein. Da« ge stiegene Wasser brachte aber die vermeintlich begrabenen Briefe an den Tag, denn sie schwammen im Schleußen- loche oben auf und wurden daselbst von einem Haus mann, welchem die« auffiel, zum Theil herauSgefischt und dem Buchhändler, dessen Firmenstempel darauf ersichtlich war, überbracht. Dadurch wurde die Un redlichkeit de« Laufburschen, der auf diese Weise meh rere Hundert Briefe unterschlagen, aufgedeckt und der selbe gefänglich eingezogen. — Mit der Einverleibung von Vororten in grö ßere Städte hat e« immer seine Schwierigkeit. Auch in Leipzig lernt man da« jetzt gründlich kennen. E« steht schon jetzt fest, daß infolge der bedeutenden Arbeitslast, die der städtischen Verwaltung bereits er wachsen ist, diese Einverleibung, die für den I. Ja nuar 1890 geplant war, einer längeren Zeit bedürfen wird. — Plauen. Der vogtl.-erzgeb. Industrie verein hat am 14. d. MtS. hier seine erste Haupt versammlung abgehalten. Hierzu hatten sich Mit glieder aus Auerbach, OelSnitz, Plauen und Werdau eingefunden. Die Versammlung wurde von dem Vorsitzenden, Kaufmann Otto Erbert, eröffnet mit der Begrüßung der Anwesenden, worauf der Ge schäftsführer de« Vereins, Professor Hofmann, den Bericht des Vorstandes über seine Thätigkeit im verflossenen Jahre zum Vortrag brachte. Die Thä tigkeit des Vereins hatte sich vorzugsweise auf die Veranstaltung von Wanderausstellungen mit den Gegenständen der Vorbildersammlungen der hiesigen Fachzeichenschule erstreckt. Die Erfahrungen, welche mit diesen Ausstellungen gemacht worden wären, seien außerordentlich gute, namentlich seien die Aus stellungen fast überall mit anerkennenSwerthem Eifer von zahlreichen Industriellen, Zeichnern und Zeichner lehrlingen studirt und für sich nutzbar gemacht worden. Eine wesentliche Aufgabe des Vereins war es, Ein käufe für die Mustersammlung zu bewirken. Bis Anfang März dS. Js. haben 187 Entleihungen aus den Sammlungen stattgefunden. Durch die Firmen F. A. Schulz-Leipzig, Otto Ullrick-Werdau und S. G. Beck-Reichenbach sind der Vorbildersammlung werthvolle Geschenke überwiesen worden. Der Verein, der im vorigen Jahre mit 76 Mitgliedern gegründet wurde, zählt gegenwärtig 124 Mitglieder, und zwar in Plauen 86, Eibenstock 14, Auerbach 9, Falken stein 5, Schönheide 3, Schneeberg 2 und je 1 Mit glied in Lengenfeld, OelSnitz, Reichenbach, Werdau und Buchholz. Am Schluffe der Versammlung wurden in den Vorstand neu, bezw. wicdergewäblt Otto Erbert, Professor Hofmann, W. Weindler, W. Müller, R. GöSmann, sämmtlich in Plauen, O. Ullrich-Werdau und O. Dürr-Auerbach. Nachdem die Tagesordnung erledigt war, theilte der Vorsitzende mit, daß sich einige Firmen außerhalb des Bezirks des Vereins (aus Altenburg, Dresden und Chemnitz) als Mit glieder angemeldet hätten. Da mit der Aufnahme dieser Mitglieder ein Verstoß gegen die Vereins satzungen nicht begangen werde, und da cS nur als wllnschenSwerth zu bezeichnen sei, wenn die Bestreb ungen des JndustrievereinS auch in weiteren Kreisen Unterstützung fänden, so billigte die Hauptversamm lung die Ansicht des Vorstandes, auch außerhalb des Bezirks wohnende Firmen und Personen als Mit glieder aufzunehmen. — In Hammer-Unterwiesenthal hat am 13. d. Mts. der 75 Jahre alte Uhrmacher Andreas Salveter seinen Schwiegersohn, den Bäcker Richard Kaufmann während eines Streites mit dem Jagd gewehr erschossen. Ueber die unselige That und ihre begleitenden Umstände wird folgendes mitgetheilt: Der alte Salveter wohnte mit seinem Schwiegersohn Kaufmann, welcher etwa 34 Jahre alt ist, in einem Hause. Kaufmann ist seit einigen Jahren verheirathet und Vater eines Kindes, die ehelichen Verhältnisse scheinen aber öfters getrübt gewesen zu sein, da der Vater Salveter, ein sonst gut beleumundeter Mann, vielfach zwischen den Ehegatten interveniren mußte. Auch am Abend des 13. März war das Ehepaar in Streit gerathen, den der Schwiegervater des Kauf mann zu schlichten suchte. Wie eS heißt, griff nun Kaufmann den alten Mann mehrfach thätlich an und stieß ihn gegen die Wand. In seinem gereizten Zustande und durch die Behandlung seines Schwieger sohnes aufs Höchste aufgebracht, riß der alte Sal veter ein an der Wand hängende« Jagdgewehr herab und gab mit demselben auf seinen Schwiegersohn eine» Schuß ab, der denselben sofort todt nieder streckte. — Schneeberg. Durch einen vom Bürger meister Or. von Woydt im hiesigen Gewerbevereine gehaltenen Vortrag wardst Begründung einer Her berge zur Heimath mit Naturalverpfleg- station in Schneeberg zur Anregung gekommen. Die städtischen Kollegien habe» zu den Einrichtungskosten der Herberge außer einem Fond von 281 Mark die Summe von 500 Mark zur Verfügung gestellt und ebenso haben sie einen jährlichen Zuschuß von 300 Mark verwilligt. Au« Bezirksmitteln sollen für die Naturalverpflegstation auf dieses Jahr rund 355 Mk. gewährt werden; drei Innungen hiesiger Stadt haben ferner einen Beitrag von zusammen 250 Mark ver willigt. Hoffentlich kommt das Unternehmen, das sich gewiß als segensreich erweisen wird, recht bald zur Ausführung. — BezirkSfcldwebel Hofmann in Schwar zenberg wirv am 1. April nach Schneeberg versetzt; da das Meldewesen in den Landwehrbezirken durch Errichtung von Hauptmeldestcllen anderweit geregelt wird, so werden in Schneeberg von nächsten Monat ab zwei Bezirksfeldwebel thätig sein ; die andere Haupt meldestelle im Landwehrbezirke Schneeberg befindet sich in Auerbach, wohin auch der jetzt in Falkenstein wohnende Bezirksfeldwebel versetzt wird. — Die armen Frühlingsboten sind in diesem Jahre zu bald eingetroffen und müssen durch die ge genwärtig noch herrschende Winterwitterung sehr leiden. ES sei deshalb darum gebeten, den armen Thierchen im Kampfe gegen die WittcrungSunbilden durch reich liches Futterstreuen zu Hilfe zu kommen. Sitzung -es Lesirksausschuffkg der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, am 13. März 1889. 1) Der Bezirksausschuß genehmigt ». nachträglich die von Franz Friedrich Wendler in Hundshübel errichtete Schlächtereianlagc bedingungs weise, d. das Anlagen > Regulativ sür Neuwelt vorbehältlich Berücksichtigung der dagegen gezogenen Erinnerungen und der Bcrichtserstattung wegen der ersorderlichen Dispensation zu H 2 probeweise aus 2 Jahre und e. den Nachtrag zu dem Regulativ, die Erhebung einer Abgabe bei öffentlichen Musikauffllhrungen in Lauter betr., bedingungsweise, 2) beräth den Nachtrag zum Ortsstatute sür Aue, 8) verwirft die ». gegen die Wahl Christian Gerber's in Griesbach als Gemeinderathsmitglied und d. gegen die Stimmberechtigung Gottlieb und Gustav Bretschneider's in Wolssgrün erhobenen Einsprüche, 4) justificirt die Rechnung, die Vertheilung der Zinsen von den Beständen der Eibenstocker und Schwarzenberger Amts armenkasse betr., 5) tritt den Vorschlägen, die Gewährung von Gratificationen an 13 communliche Wegewärter bei, 6) setzt die Gebühren bei Revision der Bierdruckapparate fest, 7) hält einen Zuschuß aus Bezirksmitteln zur Unterhaltung der vom Holzschleifercibcsitzer A. L. Unger in Eibenstock vom Bahnhose daselbst nach der Ungerochen Holzschleiferei projectirten Straßen- und Brückenanlage in Folge der Erklärungen der Gemeinden Eibenstock und Schönheide für unthunlich, 8) beräth u. die Ergreifung von Maßregeln zur Ausrottung der sogenannten „Meisterwurz", d. den Antrag, die Bildung freiwilliger Fischerei-Ge nossenschaften betr„ und c. die Vorschläge, das Mitführen von Kindern durch Wanderaewerbtreibende betr., und trägt Bedenken, den Vorschlägen, insoweit dieselben nicht bereits durch gesetzliche Bestimmungen gedeckt sind, näher zu treten, 9) beschließt zur Hebung des Kartoffelbaues den, Landes- culturrathe ein Feld der Bezirksarmenanstalt Grünhain zur Errichtung einer Versuchsstation zur Verfügung zu stellen, 10) billigt den Erlaß eines Verbotes des Schlachtens ohne An wendung eines Betäubungsapparates, 11) genehmigt die Ausflurung mehrerer Flurparcellen aus dem Gemeindebezirke Neidhardtsthal, 12) trägt gegen die Veräußerung eines Theiles der der Ge meinde Raschau zugehörigen Wiesenparzelle Nr. 11 des dasigen Flurbuches kein Bedenken, 13) setzt a. den Geschäftsbericht der Communalbank des König reichs Sachsen aus das Jahr 1888 und 1>. den Generalberichl über die Communicationswege im diesseitigen Bezirke, in Umlauf und 14) lehnt die nachgesuchte Erlaubniß a. Rudolf Börner's in Carlsfcld zum Kleinhandel mit Branntwein, d. Carl August Möckel's in Griesbach zum Bier- und Branntweinschank an die die Badeanstalt und die Eisbahn aus dem Herrenteiche daselbst besuchenden Personen und o. Friedrich Eduard Solzer's in Neuwelt zum Bier- und Branntweinschank, sämmtlich im Mangel örtlichen Bedürfnisses ab. Tages - Gedenkblätter fürs Wettiner Auvekja^r 188S. IS. 1813. Die Augustusbrücke in Dresden wird aus Besehl des französischen Marschalls Davoust gesprengt. — Weihe des Lützow'schen Freikorps, in dem auch Sachsen u. A. Theodor Körner dienten, in der Kirche zu Rogau in Schlesien. 1859. Eröffnung der Thüringischen Eisenbahn. 1863. Prinzeß Mathilde zu Dresden geboren. 20. 1358. Landesherrlicher Erlaß, betreffend die Errichtung der ersten Bleicherei in Chemnitz, welches Gewerbe der Stadt zu großem Nutzen gereichte. 21. 1521. Kursürst Moritz im Schlöffe zu Freiberg geboren. 1808. Der französisch« Marschall Bernadotte übernimmt den Oberbefehl über die sächsische Armee. 1867. Kronprinz Albert von Sachsen wird zum Chef des 1. Jägerbataillons Nr. 12 ernannt. 1871. Feierlich« Eröffnung des 1. deutschen Reichstages in Berlin durch Kaiser Wilhelm I. 22.1471. Georg von Podiebrad, König von Böhmen, der Vater der Herzogin Zedena, Gemahlin Albrecht des Beherzten, gestorben. 1833. Johann Wolfgang von Göthe, gestorben zu Weimar. 1871. Kaiser Wilhelm l. verleiht dem Kronprinzen von Sachsen in Versailles das Großkreuz vom eisernen Kreuze, den höchsten deutschen Kriegsorden, den heute außer dem sächsischen Könige nur noch Generalseld- marschall Graf Moltte besitzt. 1887. König Albert von Sachsen überbringt dem Kaiser Wilhelm 1. zu dessen 90. Wiegenfeste persönlich seine Glückwünsche, ohne in Berlin angemeldet und er wartet zu sein. 23. 1657. Kurfürst Johann Georg I I. übernimmt die Würde de» Reichsverwesers in Folge des Tode» vom Kaiser Ferdinand lll. 1819. Der Student Sand ermordet aus patriotischer Schwärmerei den russischen Staatsrath von Kotzebue in Mannheim, von dessen Schristen 1817 verschiedene auf der Wartburg von deutschen Studenten verbrannt worden waren. Sand erlitt den Tod durch Hen kershand. 1886. Großer Elbeisgang und Hochfluth. 24. 1538. Der 17jährige Prinz Moritz bittet bei einem Besuche seines Oheims Georg des Bärtigen, daß dieser die durch den Tod des Burggrafen von Leisnig erledigte Burggrasschast ihm schenken möge, so daß Georg, frappirt von dieser kecken Bitte ausrief: „O Moritz, Moritz, als wenn Dir das ganze Sachsenland ge recht wäre!" 1783. Kottens Schänke auf der Bürgerwiese in Dresden wird zu einem Lazareth für die Garde du Corps eingerichtet das erste sächsische Militärlazareth. 25. 1541. Kursürst Ernst geboren. 1760. Vermählung des Herzogs Karl von Kurland mit Franziska von Corvin Krasinska. Zufall oder — ? Eine Tiroler Geschichte aus dem Leben. Von Arthur Achleitner. Im regen Gespräch saßen mehrere Herren am Eck tisch beim Huberwirth zu Kitzbichel, vie der Zufall, die Lust am Bergleben an diesem hübschen Tirolischen Fleckchen zusammengeführt. Die Einen beabsichtigen, dem kühn aufragendcn Kitzbichlerhorn einen Besuch abzustatten, sobald das Wetter sich bessert, vie An deren interessircn sich für das Bergwerk in Kitzbichel, von dem eine mündliche Erzählung schon 1539 be richtet, daß in jenem Jahre drei Bauern, Namens Michael Rainer, Christian Gasteiger und Georg Brücker vom Kirchweihfeste heimkehrten und voll des rothen Weines unter einem Kirschbaum einschliefen. Die unterirdischen Erzlager wirkten magnetisch auf ihr Traumgefllhl, alle Drei träumten von Reich tümern unter ihren Füßen. Anfgewacht, gruben die Bauern sofort in die Erde und entdeckten die reichen Lager. Schon im Jahre 1540*) begann der Bau, der sich sogleich ungemein lohnend erwies; der Zu lauf war so groß, daß sich bald ein Wochenmarkt er hob und Kitzbichcl die Bedeutung einer lebhaften Stadt erhielt. Zehn Jahre später hatte man bereits einen Schacht von 150 Klafter Tiefe eröffnet, und es stand nicht lange an, so gab es zwei parallele Hauptgänge, die im grauen Schieferthon und GipS- gcstein abwechselnd mit Kupferfahlerz und Kupfer kiesen, mittels sieben Schachten in eine Tiefe von 500, der andere von 370 Klafter niedertiefen, und so die größte Schachttiefe in ganz Europa erreichten. Lieferte das Bergwerk im Jahre 1552 22,913 M. Silber und dreizehn Jahre später außer großem Silbergewinu auch noch 10,375 Zentner Kupfer, so ging der Ertrag doch in den späteren Zeiten bedeu tend abwärts, und anno 1774 mußte das Bergwerk gänzlich aufgelassen werden. Erst in neuerer Zeit gelang es praktischen Versuchen, das Bergwerk wieder zu heben. Just war dieses Gespräch beendet, da huschte ein Sonnenstrahl in's Zimmer, der Himmel klärte sich auf, die Wolken flohen, vom frischen Ostwind gejagt, aus dem lieblichen Thale. Hei, wie da die Bergwanderer munter wurden und wie sie lustig die Gläser klingen ließen auf ein gut Gelingen der morgigen Bergfahrt auf das Kitz- bichlcr Horn, dessen Rundsicht sogar die der hohen Salve übertrifft. So gerühmt war dieser stattliche Berg schon zu einer Zeit, als noch kein Reitweg auf wärts führte und anch noch kein Unterkunftshaus er baut war auf den Fclfenzinnen des Kitzbichler Horns. „Wirthin, ich brauche einen Bergstock!" rief der Musikprofcssor H. aus Prag, der sich den Bergfahrern angcschlossen hatte. Aber so eindringlich das Ver langen gestellt wurde, die Wirthin versicherte hart näckig, keinen Bergstock mehr zu besitzen, wiewohl der Eisenstachel eines solchen aus einem alten Schrank hervorguckte. Die Luchsaugen des Musikers erblickten die in diesem Falle verdächtige Spitze sofort, und nun kam die dralle Wirthin arg in'S Gedränge. Sie mußte zugestehen, daß wirklich noch ein Bergstock im Hause sei, aber dieser werde nicht hergegeben. „Wa rum?" fragte man erstaunt und verwundert. Die Wirthin dämpfte ihre Stimme bis zum Flüstertöne, bekreuzte sich und murmelte mit scheuem Blick auf den versteckten Bergstock: „Mit dem Stecken ist Einer abgestürzt. Gott hab' ihn selig, wir geben den Stecken nimmer her." „Unsinn!" rief der fröhliche Musiker, „Warum denn nicht?" „Weil Der wieder abstürzt, der eines verunglückten Bergsteigers Stock benutzt." „DaS ist ja purer Aberglaube," sagte der Pro- fessor, ward aber dabei doch etwa- nachdenklich. Da aber ein lustiger Wiener meinte, eS sei doch zu ko misch, auf das Geschwätz der Tirolerin irgend welchen Werth zu legen und auch die Anderen sich dabei äußerten, daß man auch ohne einen solchen Unglück«- stock abstürzen könne, so überwand auch der Prager *) l)r. Srpp, Altbairischer Sagcnschatz.