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Amts- und Anzeigeblatt für den «-L-- Sejirk des Amtsgerichts Eibenstock ZLSZ sertionSprei«: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reich«- M io Pf und dessen Umgebung. P sanM en Berantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. Aayrgang. LL - Sonnabend, den 16. Februar 188S. Infolge Anzeige vom 12. dieses Monat« ist heute auf Fol. 3ö dc« Handels registers für die Stadt Eibenstock verlautbart worden, daß Frau Khristiane Arie- derike verw. Schmidt geb. Reichenbach in Eibenstock nach dein Ableben ihre« Ehemannes Fürchtegott Schmidt, Inhaberin der Firma Selanilckt in Eibenstock geworden ist. Eibenstock, am 14. Februar 1889. Königliches Amtsgericht. P-schke. Ttzr. Bekanntmachung, die Anmeldung der Ostern 188V schulpflichtig werdenden Kinder betreffend. Ostern 1889 werden alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin da« sechste Lebensjahr erfüllt haben. Außer diesen können auch solche Kinder der Schule zugeführt werden, welche bis 30. Juni 1889 vaS sechste Lebensjahr vollenden. Von diesen Kindern, sowohl von den gesetzlich schulpflichtigen, wie den letzt erwähnten, wenn sie schon zu Ostern 1889 in die Schule eintrcten sollen, sind die Knaben: Montag, den 18. Februar dieses Jahres, Nachmittags von 2—4 Uhr und die Mädchen: Dienstag, den IS. Februar dieses Jahres, Nachmittags von 2—4 Uhr i« hiesiger Schake im Krpeditionszimmer des Kern» Schuldirektors vr. Aörsier anzametden. Bei dieser Anmeldung ist zunächst die Erklärung avzngeken, ov das be treffende Kind in der I. oder II. Bürgerschule Ausnahme finden soll, ferner ist für alle Kinder der Impfschein und für Kinder, die aus Gesundheitsrück sichten vom Schulbesuch noch zurückbehalten werden sollen, ein ärztliches Aeng- uiß über die Nothwendigkeit dessen, für die nicht in hiesiger Stadt geborenen Kinver aber außerdem eine standesamtliche Geburtsurkunde «nd ei« ffaus- zengniß beizubringen. Eibenstock, den 7. Februar 1889. Der Schulausschuß. Löscher, Vorsitzender. Kl. Am 15. Februar dieses Jahres ist der erste Termin der Communaulage« fällig. ES wird dies hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten executivisch vorzugehen ist. Schönheide, am 13. Februar 1889. Der Gemeinderath. Die Wißmann'sche Expedition. E« haben sich im Reichstage warnende Stimmen erhoben, welche von einem „Abenteuer" in Ostafrika abriethen und darauf hinwiesen, daß von dorther für Deutschland nicht viel zu holen sei; keinesfalls wären etwaige Errungenschaften soviel werth, als die Opfer an Blut und Geld, die Deutschland zu bringen ge- nöthigt sein wird. Der Reichskanzler hat die Ent scheidung ganz dem Reichstage anheimgestellt und dieser hat sich für ein Vorgehen des Reiches ent schieden, indem er dafür zunächst zwei Millionen Mark auswarf. Der Beschluß ist gefaßt, seine Ausführung hat begonnen. Eine Anzahl von Offizieren, die Haupt mann Wißmann für sich angeworben, ist bereits nach Sansibar unterwegs und Wißmann selbst wird ihnen in allerkürzester Frist folgen. Wie die Dinge nun einmal liegen, werden sich Feinde und Freunde der Kolonialpolitik herzlich in dem Wunsch vereinigen, daß da« Unternehmen Wißmann« von glücklichem Erfolge gekrönt werden möge. Sollten — was ja nicht aus geschlossen ist, — Nachrichten über Mißerfolge ein treffen, so wird den Deutschen hoffentlich die Be schämung erspart bleiben, daß ein Theil der deutschen Presse dieselbe mit kaum verhaltenem Jubel begrüßt und hämisch darauf hinweist, daß man mit den düsteren Prophezeiungen recht behalten habe. Wißmann hat nur in ganz allgemeinen Umrissen erklärt, wie er es anzufangen gedenke, das Ansehen Deutschlands in Ostafrika zu Ehren zu bringen. Da« nächste, was Wißmann natürlicherweise zu erstreben hat, ist, daß die deutsch-ostafrikanische Gesellschaft wieder in ihren Besitz eingesetzt und daß der Küsten-' überlassungS- und Zollvertrag, welchen dieselbe mit dem Sultan von Sansibar geschlossen hat, zur Aus führung gebracht werde. Da» ist zwar nicht die ihm ausdrücklich vorgeschriebene Aufgabe — aber ihre Lösung bedeutet auch nur die durch den Araberauf stand gehinderte Herstellung de» RechtSzustandeS. Hinter dem Küstenlande liegt ein ausgedehntes Ge biet, so groß wie da« deutsche Reich selbst; dasselbe ist in internationalen Abmachungen ausdrücklich als deutsches Interessengebiet anerkannt worden. Nur ein kleiner Theil davon steht in direktem Berhiiltniß zur Deutsch - Ostafrtkanischen Gesellschaft, aber auch da« übrige steht durch kaiserlichen Schutzbrief, den noch Kaiser Wilhelm der Erste ausgestellt hat, unter deutschem Schutze. Da« darf kein leere« Wort bleiben, wenn Deutschland nicht auf seine Großmachtstellung verzichten will. Die Wißmann'sche Expedition wird daher nur einen Theil ihrer Aufgabe gelöst haben, wenn sie den Rcchtrzustand in dem Küstengebiete wieder herstellt; ihre nächste Aufgabe muß dann sein, auch im Hinter- lande da« Ansehen Deutschland« wieder herzustellen und den Weg für die Kultur freizumachen. Sie hat eben allen späteren kolonialen Unternehmungen Deutschlands in jenen Gegenden den Weg zu ebnen. Wißmann ist ein gründlicher Kenner der dortigen Verhältnisse; er wird daher die Schwierigkeiten nicht unterschätzen, die sich ihm entgegenstellen, er wird aber auch als wackerer Soldat vor diesen Schwierigkeiten nicht zurückschrecken. Das arabische Element, welches den Aufstand augezettelt hat, ist im Hinterlande von Sansibar der Zahl nach nur schwach vertreten und es ist wunderbar, daß es seinen Zweck, Sklavcnjagden und Sklavenhandel, gerade mit Hilfe von Schwarzen selbst erreicht; ebenso wunderbar, daß sich die Schwarzen an dem Aufstaude betheiligen, der sich doch gegen die Maßregeln der zivilisirten Nationen zum Schutze ihrer schwarzen Brüder richtet. Bester als Flinte und Säbel dürfte daher bei den Negern die richtige Erkenntniß der Sachlage wirken. Kolonisation wie sie Ferdinand Cortez in Mexiko und Pizarro im Reiche der peruanischen Inka trieben, ist heutzutage glücklicherweise eine Unmöglichkeit. Daher würden die Schwarzen durch die Kolonisationsbestreb ungen zivilisirter Völker in ihren Gebieten nur ge winnen können. Und daß die deutschen Kolonisten sehr behutsam und human vorgehen, dafür birgt schon die scharfe Kontrolle der kolonisationsgegnerischen Gruppen des Reichstages. Somit begleiten die Glückwünsche Hunderttausender die Wißmann'sche Expedition, von welcher zu hoffen ist, daß sie die Ehre der deutschen Flagge hochhalten, der Kultur dienen und rückwirkend auch dem deutschen Vaterlande von Nutzen sein werde. Hagesgeschichte. — Deutschland. AuS Berlin schreibt man unterm 14. d.: Der NeichScommissar für Ostafrika, Hauptmann Wißmann, reist heute Abend, spätestens morgen früh nach Ostafrika ab. Ein Theil der Expe dition ist, wie bereits mitgetheilt, bereits abgegangen, der übrige Theil folgt je nach Bedürfniß nach. Die von Hamburg abgehenden Dampfer der Expedition sollen möglichst Mitte März in Sansibar sein. — Kaiser Wilhelm II. liebt eS, sich un- vermuthet über den Zustand der Truppen zu infor- miren. So hat er schon wiederholt, auch zur Nachtzeit, in Berliner Kasernen allarmiren lassen. Am Dienstag dieser Woche bereitete er dem benachbarten Spandau eine nicht geringe Ueberraschung. Als er die dort garnisonirenden Regimenter allarmiren ließ, waren die Offiziere zum großen Theil nickt anwesend, da sie vielfach Schlittenpartien unternommen hatten. Eine Compagnie rer Elisabether rückte beispielsweise unter Führung eine- Feldwebel« an und war nur 20 Mann stark; der größere Theil hatte gerade Schießübungen. Al« dann Spandau im Sturm genommen werden sollte, war die ganze Stadt „auf den Beinen" und betrachtete da« interessante Schauspiel mit vielem Vergnügen. Die Soldaten mußten bei der Attaque oft durch den tiefsten Schnee waten, — mit ihnen der Kaiser, der Allen vorauging. — Um den Marokkanern auch ein Bild von den Leistungen unserer Cavallerie zu geben, er schien der Kaiser Mittwoch Mittag mit ihnen in der Garde-Cürassier-Kaserne. Zur Vorführung hatte man nicht ohne Absicht die größten Mannschaften und Pferde der Garnison gewählt. Einige Schwadronen harrten im Paradeanzug und mit Lanzen des hohen Besuches. Die Exerzitien währten etwa eine Stunde. Die Balkons der den Kasernenhof rings umgebenden Häuser waren von Zuschauern dicht besetzt. Ein eigenthümliches Bild war es, als die Marokkaner in ihren weißen Gewändern zwischen den hohen Schnee wällen des Kasernenhofcs dahinschritten. — Oesterreich. Kaiser Franz Joseph em pfing am Mittwoch Mittag in Pest die Präsiden ten des Parlaments, welche ihr Beileid anläß lich des Ablebens des Kronprinzen Rudolf ausdrück ten. Auf die Ansprache ves Vizepräsidenten des Ober hauses, Szlavy, erwiderte der Kaiser: „Nur das Ver trauen zum Allmächtigen, die Stütze, welche Mir Meine angebetetc Gemahlin, die Königin, gewährt, sowie die herzliche, wahrhaft rührende Thcilnahme Meiner Völker, kann Mir Trost und neue Kraft bie ten zur Erfüllung meiner Regentcnpflichten. Ich hoffe und erwarte, daß Mir die Mitglieder des Mag natenhauses Meine Aufgabe mit traditioneller Treue erleichtern und Mich bei der Verwirklichung Meiner Intentionen auch in Zukunft unterstützen werden." — Dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Pechy, erwiderte Se. Majestät: „Mit Gottes Hilfe werde Ich in der Erfüllung Meiner Pflichten nicht erlahmen und erwarte, daß auch das Abgeordnetenhaus Meines ge liebten Königreiches Ungarn in dieser trüben Zeit mit weiser und besonnener, den Anforderungen der Lage entsprechender Auffassung, Meine Intentionen und Meine Regierung, welche Mein volles Vertrauen be sitzt, in unser Aller gemeinsamem Interesse unterstützen werde zum Wohle des Vaterlandes u. der Monarchie." Dem Oberbürgermeister von Pest gegenüber sagte der Kaiser: „Ich hoffe, daß in diesen Wochen der Trauer, welche Ich und die Königin hier zu verweilen beab sichtigen, die Hauptstadt zur Linderung Unsere« Schmerzes durch ihre Haltung die jederzeit bethätigte Anhänglichkeit und Treue beweisen wird." — In den Straßen von Pest setzt die akademische Jugend im Hinblick auf die Wehr gesetzdebatte ihre magyarisch chauvinistischen Demon strationen mit einer Dreistigkeit und Rücksichtslosig keit fort, die anderwärts die Geduld der Behörden schon längst erschöpft haben würde. Daß der Minister präsident in Bezug auf den zumeist angefochtenen Art. 14 der Vorlage zu formellen Konzessionen sich verstanden hat, thut dem Eifer der jungen Leute in keiner Weise Abbruch. Höhnisch erklären sie, daß sie