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Amts- und Anzeigeblatt für den -WM LcM des Ämlsgmchk Eibenstock sertionsprei«: die kleiufp. ten, sowie bei allen Reichs- S-" >»« und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: L Hannebohn in Eibenstock. — S«. Aa-r«,««. IS. Sonnabend, den 2. Februar 188A. Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Mittwoch, den 13. Keöruar 1889, Nachmittags 3 Uhr im Berhandlungssaale der unterzeichneten AmtShauptmannschaft. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshaupt- mannschaftlichcn DicnstgebäudeS zu ersehen. Schwarzenberg, am 28. Januar 1889. Königliche AmtShauptmannschaft. Arhr. v. Wirsing. E. Bkkanntmachung. Die Rathsexpeditions- und Sparkassen-Lokalitäten bleiben wegen vorzu nehmender Reinigung derselben nächsten Sonnaöend, den 2. Ievruar 1889 geschlossen und es können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Er ledigung finden. Das Standesamt ist an diesem Tage von Bormittags 1v bis 12 Uhr geSssnet. Eibenstock, den 30. Januar 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Kronprinz Rudolf von Oesterreich W Eine Trauerkunde, menschlich erschütternd und politisch weittragend, kommt aus Wien. Kronprinz Rudolf von Oesterreich ist auf einem Jagdausfluge i» der Nähe der Kaiserstadl an der Donau (in Meyerling bei Baden) eines plötzlichen Todes gestorben. Keine voranfgehende Krankheit, nicht einmal Gerüchte von einem Unwohlsein haben auf diese Meldung vor bereitet und der Nllübcrwindcr Tod hat in der Person des Thronerben gegen die ganze große Völkerfamilie der habsburgisch-lothringenschen Krone einen Schlag geführt. Kaiser Franz Joseph und seine Gemahlin Elisa beth verlieren in dem Dahingeschiedenen ihren einzigen Sohn. Die Kaiserin und mit ihr das ganze kaiser liche Haus trauern noch um den Hintritt ihres Vaters, des Herzogs Maximilian in Bayern. Der Kronprinz war verheirathet mit der Prinzessin Stephanie von Belgien, der zweiten Tochter des regierenden Königs Leopold. Der kronprinzlichcn Ehe ist nur eine, jetzt b'/.,jährige Tochter, die Erzherzogin Elisa beth, entsprossen. Bekanntlich hat der Kaiser Fran; Joseph bereits vor 22 Jahren seinen nächstältesten Bruder, den Erz herzog Ferdinand, verloren, der als Maximilian I., Kaiser von Mexiko, von den siegreichen Republikanern in Queretaro erschossen wurde. Dessen Ehe mit der jetzt geistesumnachteten belgischen Prinzessin Charlotte, war kinderlos geblieben. Der nächste erbberechtigte Magnat ist der zweite Bruder des Kaisers, der Erzherzog Karl Ludwig (geb. 30. Juli 1833); derselbe ist nur drei Jahre jünger als der Kaiser Franz Joseph, so daß nicht er, sondern sein Sohn, der Erzherzog Franz Ferdi nand (geb. 1863, vermählt mit der Tochter des Prinzen Georg von Sachsen) der präsumtive Thronerbe ist. Kronprinz Rudolf und der jetzige deutsche Kaiser Wilhelm waren auf das engste persönlich befreundet. Als der Kaiser vor Jahren zum Besuche in Wien weilte, ließen sich die beiden hochgestellten Freunde in verschiedenen Stellungen photographire» und der Kunst handel setzte damals die Bilder reißend ab. (Bei der letzten Anwesenheit Kaiser Wilhelms in Wien war der Kronprinz daselbst nicht anwesend.) Da nte rastende Gerücht hat nicht verfehlt, sich auch dieses freundschaftlichen Verhältnisses zu bemächtigen, um dasselbe nahezu in das Gegentheil zu verdrehen ; ja, man ging sogar soweit, den österreichischen Kronprinzen als hinter den Koulissen der vor einigen Monaten von Wiener Blättern beliebten Ausfälle gegen Deutsch land stehend zu bezeichnen oder doch wenigsten- leicht erkennbar anzudeuten. Der Kronprinz, der nur 3l Jahre alt geworden ist, war ein Mann voll Begeisterung für alle« Schöne und Große. Er hat weite Reisen unternommenund seine Eindrücke in klassisch schöner Form in Werken von dauerndem Werth niedergelegt. Bekannt ist fein Verdienst um das unter seinem Protektorat erschein ende große Prachtwerk „Die habsburgische Monarchie in Wort und Bild", woran die bedeutendsten Schrift steller und Maler Oesterreich- und Ungarns Mitar beiten. Eine politische Bedeutung in dem Sinne, daß der Tod des Kronprinzen etwa für die Zukunft eine Aenderung in den Beziehungen der österreichisch ungarischen Monarchie zu den übrigen Großmächten herbeifllhren oder solche auch nur in Aussicht stellen würde, ist als vorliegend nicht zu erachten. Erzherzog Karl Ludwig ist noch selten an die Ocfsentlichkeit getreten und hat sich stets große Zurückhaltung auf erlegt; wohl aber ist von ihm bekannt, daß er ein eifriger Verfechter der Idee des deutsch-österreichischen Bündnisses ist und auch zu einer Zeit war, in der dasselbe am Wiener Hofe selbst noch sehr einflußreiche Widersacher hatte. Sein Sohn aber, der präsumtive Thronerbe, ist noch sehr jung, vermuthlich auch auf seine zukünftige hohe Stellung ganz unvorbereitet, so daß sich an ihn jetzt schon weder Hoffnungen noch Befürchtungen knüpfen könnten. Das deutsche Volk aber, das durch Bayerns und Sachsens Fürstengeschlccht mit dem österreichischen Kaiserhause nahe verwandt ist, und das in dem Kaiser Franz Joseph Deutschlands treuen Freund und Ver bündeten ehrt, verbindet seine Trauer und sein Mit gefühl mit denen der Völker Oesterreichs und Ungarns um den Hintritt des hoffnungsvollen KaiscrsohneS. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die Theilnahme, welche der jähe Heimgang des Thronerben der österreichisch ungarischen Monarchie allenthalben und insbe sondere in Deutschland geweckt hat, ist eine gewaltige. Die Aeußerungen und Kundgebungen tiefsten Mitge fühls, die von allen Richtungen der Windrose gemeldet werden, sind so zahlreich, daß es nicht möglich ist, sie alle aufzuführen. — Aus Wien meldet das „Frem denblatt" über den Todesfall Folgendes: „Der Kron prinz legte am Montag Mittag die .kurze Wegstrecke von Baden nach Meyerling zu Fuß zurück, auf das Vergnügteste mit den Jagdgästen plaudernd. Nach der Jagd am Dienstag klagte er über Kopfweh, zog sich in seine Gemächer zurück, sagte die Theilnahme am Familiendiner ab, arbeitete Abends im Schlaf zimmer und schrieb mehrere Briefe. Am Mittwoch früh erwachte der Kronprinz vor 7 Uhr, läutete dem Kammerdiener und befahl das Frühstück. Als der Kammerdiener '/,8 Uhr das Schlafzimmer wieder be trat, fand er den Kronprinzen todt im Bette. Der Prinz von Coburg und Graf HoyoS befanden sich im Schloßhos. Als der Kammerdiener leichenblaß mit der Entsetzenskunde hcrausstürzte, eilten sie sofort in das Schlafgemach und sahen, daß menschliche Hülfe vergebens war. Det Prinz von Coburg verblieb am Sterbebette seines Schwagers, Graf Hoyos fuhr nach Wien, um der Kaiserfamilie die Trauerkunde zu über bringen. — Ein mit großer Gehässigkeit, aber offenbar höchst genauer Kenntniß der Verhältnisse am Ber liner Hofe geschriebene: langer, sensationeller Artikel, betitelt: „Die Dynastie der Bismarcks" in der „Zeitgenössischen Rundschau" ruft in England ganz ungemeines Aufsehen hervor ; als gemeinsame Autoren nennt man (dem „B. T." zufolge) in eingewcihten Kreisen Sir Morell Mackenzie und Sir Robert Morier. — Die Berliner „National-Ztg." schreibt: „In hiesigen leitenden Kreisen schreibt man der Wahl Boulangers zum Abgeordneten von Paris eine besondere Tragweite nicht zu und hält die politische Lage dadurch in keiner Weise geändert. Namentlich hält man die Lebenskraft der französischen Republik durch die Wahl in Paris keineswegs in Frage ge stellt und lehnt eine „tragische Betrachtung" der dortigen Vorgänge durchaus ab. Die Aussichten des europäischen Friedens werden fortwährend als in hohem Grave befriedigend betrachtet." — Nürnberg, 27. Jan. Die Pickelhaube, wie sie iu ganz Bayern genannt wird, hat heute auch ihren Einzug in Nürnberg gehalten, indem die Mann schaften des 14. Infanterie-Regiments zum ersten Male die Wache mit der neuen Kopfbedeckung bezogen. -Eine außerordentlich große Zahl Neugieriger hatte sich zur Wachtparade versammelt. — In der „Metzer Zeitung" wird ein in Straß burg laut gewordener Wunsch zum Ausdruck gebracht, daß nicht blos bei den Gerichten und in Notariats urkunden die deutsche Sprache alleinig gebraucht werde, sondern daß auch allen Kultusdienern inner halb des deutschen Sprachgebiets der Fortgebrauch der französischen Sprache verboten werde. Die Juden hätten sich gefügt, aber sowohl in den katholischen wie in den evangelischen Kirchen, werde an Orten, wo alle Gläubigen Deutsch verstehen, wenigstens ab wechselnd noch französisch gepredigt, wodurch die Kirchcngemcinde künstlich in eine deutsche und eine französische gespaltet werde. Französische Predigten sollten besser nur noch in Privatkapellen und von Privatgeistlichen gehalten werden. — In Ungarn, besonders in Pest, nehmen die Kundgebungen gegen das neue Wehrgesetz, welches vom Unterhause mit großer Mehrheit ange nommen worden ist, immer leidenschaftlichere Formen an. Es ivird berichtet, daß bei den Straßenkrawallcn in Pest ein Schulknabe schwer verletzt und ein Polizei hauptmann mißhandelt wurde. Die Tumultuanten zogen vor die Kaffeehäuser und schlugen Fenster scheiben ein. Ein Theil der Demonstranten, die nach der Festung Ofen ziehen wollte», wurde von Polizisten und Soldaten zurllckgcdrängt. Die beabsichtigte De monstration vor dem Klublokale der liberalen Partei wurde durch Vorkehrungen der Polizei verhindert; auch bildeten Kavallerie und Infanterie in den Straßen Kordon. Sächsische Nachrichten. — Dresden, 30. Januar. Die Nachricht von dem plötzlichen Hinscheiden Sr. k. k. Hoh. des Kron prinzen Rudolf von Oesterreich hat am hiesigen Hofe um so größere Trauer und Bestürzung hervor gerufen, al« nahe verwandtschaftliche Beziehungen zwischen dem österreichischen und sächsischen Herrscher hause bestehen. Se. Maj. der König war von der Nachricht tief erschüttert und wollte dieselbe erst glauben, als an der Thatsache des Ereignisse« leider nicht mehr zu zweifeln war. Selbstverständlich wurde der für heute Abend angcsetzt gewesene große Hofball sofort abgesagt, ebenso auch die Reise nach Leipzig, welche bekanntlich am Donnerstag angetreten werden sollte. Auch für die nächste Zeit werden nun alle Hoffestlichkeiten rc. unterbleiben, da eine zweiwöchent liche Hoftrauer angesetzt ist. — Leipzig, 30. Jan. Die Kunde von einem Morde durcheilte am gestrigen späteren Abende und am heutigen Morgen unsere Stadt, einem Morde, welcher an einem städtischen Waldaufscher am gestrigen Abende in unmittelbarer Nähe des hiesigen Stadt gebietes verübt sein sollte. Leider liegt diesem Ge rüchte folgende« Thatsächliche zu Grunde: Am gestrigen Abend in der 6. Stunde fand ein hiesiger Student