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„Ich hab' ihn mit mein' eigen' Angen g'sehn, den Reiter ohne Kops, der dahier sei' Wesen treibt. Der kommt alle Nächt' drüb'n vom Schwedengrab 'rüber und reit't dreimal um'« Finkenbüschcl, wo s' Anno dazumal d' Kriegslast' vergrabe ha'n. — Hü, Fuchs!" »Aber guter Mann . . .Ja, mei' bester Herr — und weiter drüb'n, da haust d'r wilde Bauer. Der hat vor Alters d' Rä- ning*) verrückt und sind't kaa Ruh meh' deSderweg'n. Der huscht durch die Büsch' und jammert: .Hie iS d'r Rää— hie d'r Stää!" Und wer ihm z' nah kommt und bet't nct glei' fix 'n Geisterseg'n, den führt 'r durch d' Luft nnd schmeißt 'n in d' Schlucht 'nei." „Und solches Zeug glaubt Ihr wirklick?" frug der Maler niit all' der Überlegenheit eines aufge klärten Weltkindes. „Warüm söllt' ick's net glaab'n? IS doch salt- Damals tief drinne im Grund a jung- Mädel tod tz'funde wor'n, die sich in der Nacht drunt' aus 'n Dorf daher g'wagt hat. Sie hieß alls d' Steiger- fränzl, Gott hab sie selig, und wollt' ihr'n Schatz suche, der a Grenzjager war. Daß Gott derbarm! Am andern Tag hat s' dcrschmettert in d'n Wacken**) g'legcn. Sie war d' Schönst' weit u. breit imedim***) und stolz wie a Prinzeß. — Ja, mei' guter Herr!" Der Maler hatte eifrig zugehört. Ihm war auf einmal eine brillante Idee gekommen. Hier hatte er ja das ersehnte Motiv z» einem Bilde, dem er schon seit Wochen nachjagte! — Welch ein prächtiger Stoff für ein packendes, realistisches Gemälde! Das schöne Bergmannskind, hcrabgestürzt von dem schroffen Fels, mit aufgelöstem Haar und brechenden Auges zwischen grauen Steinblöcken liegend — der suchende Geliebte, mit welchem sic in der lauen Frühlingsnacht zu kosen gedachte, entsetzt über sie gebeugt — dazu ein wenig Mondschein mit magischen Lichteffekten auf den alten Tannen — ein malerischer, moosbewachsener Baum stumpf. ... Eine brillante Idee, in der That! Schon sah er im Geiste, wie die vornehmen Herren und iDamen der Residenz bewundernd vor seiner Sensa tion erregenden Schöpfung standen, neugierig im Ka- ltalog blätternd und nach dem Namen des talentvollen Künstlers forschend — - - - — Er wurde unsanft aus seinen ehrgeizigen Träu mereien geweckt. Ein paar kräftige Peitschenhiebe trie be» urplötzlich die Pferde zur Eile an, und der Aus ruf „Alle guten Geister!" seines Sitznachbars machten ihn erschrecken. „Schauen S' dorten — da drüben" ... flüsterte ängstlich der alte Postillon und wies mit der Peitsche aus eine dunkle Gestalt, welche abseits von der Chaussee durch die Baumschatten schlüpfte. „Hab' ich epper-s) z'viel g'sagt?" Und während der Wagen mit möglichster Schnelligkeit dahinrolltc, begann der Alte gläubig seinen erprobten Geistersegen zu beten: „Trottenkopf, ich banne Dich! Trottenkopf, ich verbiete Dir mein Haus nnd mein Hof! Ich verbiete Dir mein Pferd und Kuh! Ich verbiete Dir meine Bettstatt und daß Du nicht über mich tretest! Steig über alle Berge und Zaunstecken, und über alle Wasser, so kommt der liebe Tag wieder über mich! Das heiß' ich Dir zur Buße im Namen Gottes des Baters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen! — Hü, Fuchs!" Unser aufgeklärtes Weltkiud, obwohl zu Tode er schrocken, brachte es über sich, noch einmal rückwärts zu schauen, und sah in der That ein schwarzes Etwas hinter den Bäumen verschwinden, das man im gleiß enden Mondschein ganz gut für eines der vielen Ge spenster halten konnte, welche im Kopfe des alten Postillons spukten. Hütten jedoch beide mehr Auf merksamkeit walten lassen, so würden sie den vermeint lichen Geist als einen blinden Passagier erkannt haben, der vor einer Stunde unten im Thale aufgesprungen war nnd jetzt, offenbar an seinem Bestimmungsort angekommcn und im Stillen dankbar für die prompte Beförderung, sich verabschiedete. *) Feldrain, Feldgrenze. **) Felsblöcke. Um und um. -s) etwa. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Hirschberg i. Schl., 1b. Jan. Ein geradezu entsetzliches Bild entrollte die heutige Schwur gerichtsverhandlung gegen die Fabrikarbeiter Krebs- schen Eheleute aus Ruhbank, Kreis Landcshut. Die Anklage lautete gegen die Frau auf Mord und gegen ihren Ehemann auf Anstiftung zum Morde. Der Sachverhalt ergiebt sich aus folgendem Geständnisse der Angeklagten: Am 28. Juni v. I. wurde dem Ehepaare, welches seit dem Jahre 1877 verheirathet ist, das zehnte Kind geboren. Der Lebensunterhalt für sich und die Kindcrschaar mußte von dem kärg lichen Wochcnlohne des Mannes, etwa 10—12 Mk., bestritten werden. In Folge dessen herrschten Noth und Nahrungssorgen in höchstem Maße, so daß beide Eheleute den Beschluß faßten, sich des Kindes zu ent ledigen, und da andere gewaltsame Todesursachen sichtbare Zeichen hinterlassen, kamen sie zu dein Ent schluß, das Kind verhungern zu lassen. Als das Kind l4 Tage alt war, änderte deshalb die Frau die Ernährungsweise des Kindes, indem sie anstatt einer Mischung von Milch mit Thee bezw. Zuckerwasser demselben nur letzteres zu trinken gab. Da das arme Wesen nicht schnell genug sterben wollte, hat der Mann es von Kleidern und Betten entblößt liegen lassen und auch den anderen Kindern befohlen, es nicht zuzudecken, damit eine Erkältung cintrete, die vielleicht den Tod des Kindes beschleunigte. Der Mann gab zu, der Frau mit Schlägen gedroht zu haben, wenn sie hinter seinem Rücken dein Kinde etwas anderes als Zuckerwasser reiche. Als Beweg grund für ihre unmenschliche That gaben beide die bitterste Noth an. Das Kind ist am 18. Oktober am Hungcrtode gestorben. 'Nach einer kurzen Be- rathung verkündete der Obmann der Geschworenen, daß deren Spruch gegen beide Angeklagte auf schuldig gehe, worauf der Gerichtshof nach dem Anträge des Staatsanwalts beide Verbrecher zum Tode verurthcilte. Die Geschworenen haben, wohl zumeist durch die bit terste Noth, in der sich beide Verurthcilte bei Begch- hung der That befanden, und durch ihr offenes Ge- ständniß bewogen, den Beschluß gefaßt, gemeinsam ein Gnadengesuch an den Kaiser zu richten. — Folgende romanhafte Geschichte wird von einer Berliner Korrespondenz mitgetheilt: „In der Blindenanstalt zu Steglitz bei Berlin befindet sich ein Schützling, dessen Kopf Tag und Nacht von einer Kapuze verhüllt ist. Der Unglückliche, ein Russe von Geburt, hat einstmals einer nihilistischen Ver bindung angehört und wurde bei einer Verschwörung durch das Loos bestimmt, ein Attentat auf den in zwischen verstorbenen Kaiser Alexander II. auszufüh ren. Er weigerte sich dessen jedoch und sollte darum der Rache seiner nihilistischen Genossen nicht entgehen. Denn eines Abends wurde er auf der Straße über fallen, ein brennender Schmerz der über sein Gesicht zog — dann wurde es Nacht vor seinen Augen. Man hatte dem Opfer Vitriol ins Gesicht geschleudert, das ihn nickt nur seines Augenlichtes beraubte, sondern auch das Fleisch bis auf die Knochen zerstörte und selbst die Mundhöhle derartig angriff, daß der Un glückliche der Kauwerkzeuge beraubt, zeitlebens auf künstliche Ernährung angewiesen bleiben muß. Von seinen Verwandten nach Deutschland in obige Anstalt gebracht, schleppt er sein vernichtetes Dasein nun weiter, nur getröstet durch die Liebe und Zärtlichkeit seiner Gattin, der Sprosst» einer Petersburger gräf lichen Familie, welche ihm nach seinem jetzigen Auf enthaltsorte gefolgt ist. Der Opfermuth dieser Frau verdient um so größeren Ruhm, als sie zur Zeit jener Katastrophe mit ihrem nunmehrigen Gatten erst ver lobt war und sich dennoch an ihr Gelöbniß gebunden hielt. — Die Lage des Unglücklichen wurde noch in sofern eine trübere, als die bedeutenden Güter, welche er in Rußland besaß, von der russischen Regierung auf Grund des Strafrechts konfiszirt worden sind. In Anbetracht der furchtbaren Strafe jedoch, die ihn schon von anderer Seile ereilte, setzte die Regierung ihm einen Gnadenalmosen aus und zwar im Betrage von 80 Rubel pro Jahr. Die übrigen Kosten seines Unterhaltes werden von seiner Gattin und seinen Verwandten bestritten. — Lübbenau. Vor einigen Tagen wurde aus der Dubkowmichle im Spreewald eine Leiche zu Eise hierher gebracht. Ein solches Leichenbegängniß bietet stets ein ganz eigenartiges Bild, da der Sarg nicht nur auf einem Schlitten von einem Schlittschuhfahrer gestoßen wird, sondern auch alle Leidtragenden, die Männer mit Chlinderhüten, langen Röcken oder auch Fracks, die Frauen in ihrem National-Trauerkostüm auf Schlittschuhen im Fluge wie Gespenster dahin gleiten. Die traurigen und verweinten Gesichter bil den einen grellen Kontrast zu den lustig im Winde hin- und herflatternden Rock- oder Frackschößen der Männer. Wohl in keinem Theile Deutschlands dürfte ein ähnliches Leichenbegängniß zu sehen sein. — Eine sonderbare Schwiegermutter- Geschichte wird der .Franks. Ztg." aus Madrid geschrieben: Die hiesigen Zeitungen berichten von einem Drama, welches sich in einer der letzten Nächte auf einem der belebtesten Plätze der Hauptstadt ab gespielt hat und welches als absolut verbürgt wieder gegeben wird: Vor einem übel berufenen Hause war tete stundenlang eine elegant gekleidete junge Dame, bis endlich um Mitternacht ein ebenso elegant geklei detes Wese», in Begleitung eines vornehm aussehen den Herrn, das gedachte Haus verließ. Beide gingen, gefolgt von der wartenden Dame, bis zur Plaza Santa Anna; dort angelangt, brach Letztere plötzlich in Verwünschungen gegen das Paar aus, unter wel chen man die an den Herrn gerichteten Worte „Un getreuer! Verräther!" verstand. Der junge Mann, bis an die Augen in seinen Mantel gehüllt, war sichtlich erschreckt über die Scene, und seine dicht verschleierte Gefährtin versuchte, durch die sich schnell ansammelnden Neugierigen hindurchbrechend, zu ent fliehen. Die Verfolgerin, die sich bisher an den Herrn — ihren Geliebten, ihren Bräutigam oder ihren Mann — gerichtet hatte, stürzte sich jetzt auf die verschleierte Dame und versetzte ihr eine sckallende Ohrfeige. Die Unbekannte stand starr bei dieser Be leidigung. Die Eifersüchtige aber entriß ihr den Schleier, sah sie an und stürzte zu Boden mit dem markerschütternden Schrei: „Jesus, meine Mutter!" — Macht der Gewohnheit. Johann ist vom Hausknecht bei einem Wirthe zum Bedienten eines Grafen aufgerückt. Als dieser einmal ein Abendessen gegeben hat und ein älterer Herr sich zum Aufbruch rüstet, erhält der Diener von seinem Gebieter den Befehl: „Johann helfen Sie doch dem Herrn vor die Thür!" Und Johann wirft den alten Herrn die Treppe hinunter. ätandesamtiichc Nachrichten von Schönheide vom 13. bis 19. Januar 1889. Geboren: Ein Sohn: dem Bürstenfabrikarbeiter Richard Grummt hier Nr. 1401»; dem Bierverleger Magnus Emil Flach hier Nr. 390b. EineTochter: dem Hilssweichenwärter Gustav Adolf Schwalbe hier Nr. 314; dem Biirstenhölzerschneider Franz Eduard Unger in Schönheiderhammer Nr. 38; dem Drechsler Friedrich Albin Manuel hier Nr. 250. Sterdefälle: des Maurers Franz Louis Genscher hier Nr. 166 Ehefrau, Christiane Alma geb. Döhler, 27 I. 11 M. alt: des Drechslers Carl Heinrich Hunger hier Nr. 112 T., Milda Elise, 7 I. II M. 20 T. alt; der unverehel. Handschuh näherin Rosa Friederike Bechmann hier Nr. 396 S., Rudolf, 7 M. 29 T. alt. Chemnitzer Marktpreise vom 19. Januar 1889. Weizen russ. Sorten 10Mk. —Pf. bis 10 Mk. 60 Pf. pr. 50 Kilo - sächs.gclb u.wcih 9 - 50 - - 10 - 10 - Roggen, preußischer 8 < s s 8 - 50 - - sächsischer » fremder 7 - 7 - 80 - - 90 - - 8 . — . 8 - 15 - Braugerste, 8 - 10 - . 9 . 25 - Gerste, böhmische 7 . 50 - - 8 - 15 - Hafer, sächsischer 7 . — - r 7 - 50 - Hafer, preuß. s — s r s s Kocherbsen 8 . s s 9 - 50 - Mahl-u. Futtererbsen 6 . 75 . , 7 . - - Heu 3 - 80 . . 5 - 50 - Stroh 2 - 60 - . 3 - 60 - Kartoffeln 2 . 60 - - 3 . 20 - Butter 2 - — - - 2 . 60 < 1 Morgen Mittwoch halte ich mit Skyristhen Aepseln, Apfelsinen, ü Dtzd. bO Pf. Feigen, Bücklingen, 4 Stück 10 Pf., Brat heringen, Zwiebeln und dergl. mehr, feil » «üackol a. Auerbach. Hochfeine Frischmilch-Butter versendet in Postfäßchcn von 8 Pfd. In halt für 8 Mk. franko gegen Nachnahme das Aatter Geschäft KU. Aköpkil, Ost-Pr. Einige geübte Mädchen, für die Ttickstube passend, werden gesucht von Kunstfürberei Königsee u. Chem. 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