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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint Abonnement W-L- Wrk des Amtsgerichts Libenjlock L-:sZL scrtionSpreiS: di« klrinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Znle io Pf und dessen Umgebung. d-lumMen Berantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — S«. Jahrgang. 4. Dienstag, den 8. Januar 188S. Zur Vermeidung von Irrungen wird daran erinnert, daß die angeordnetc Hundesperre für die Orte Rittersgrün, Breitenbrunn, Breitenhof, Crandors, Pöhla, Raschau, Grünstädtel, Wildeuau, Oberfachsen- seld, Waschleute mit Haide, Langenberg, Markersbach mit Unter scheide und Mittweida bis zum 10. Januar 1889, für die Orte Muldenhammer, Reidhardtsthal, Wolfsgrün, Blauen thal, Sosa und SchSnheiderhammer bis zum 20. Januar 1889, für die Orte Griesbach, Lindenau, Oberschlema, Niederschlema, Auerhammer, Zschorlau und Neudörfel bis zum 8. Wär; 1889 andauert. Schwarzenberg, am 5. Januar 1889. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. W. B c k a n n t m a ch u»a. Vom Reichsgesetzblatt auf das Jahr 1888 sind Nr. 41, 42, 43, 44 und 45 erschienen und enthalten: Nr. 1830: Verordnung über die Kaution des Rendanten der Büreaukasse bei der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt; Nr. 1831: Be kanntmachung, betreffend den Beitritt von Staaten zum internationalen Vertrage zum Schutze der unterseeischen Telegraphenkabel vom 14. März 1884; Nr. 1832: Verordnung, betreffend die Kautionen der Beamten der Reichseisenbahnverwaltung; Nr. 1833: Verordnung über die Inkraftsetzung des Gesetzes, betreffend die Un fall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaftliche» Betrieben beschäftigten Personen; Nr. 1834: Allerhöchster Erlaß, betreffend die Erhöhung der in Gemäßheit des Allerhöchsten Erlasses vom 5. Mär; 1888 aufzunehmenden Anleihe; Nr. 1835: Gesetz, betreffend die Vorarbeiten für das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms I.; Nr. 1836: Gesetz, betreffend Abänderungen des Gesetzes über die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Besugniß zur Führung der Bun desflagge vom 25. Oktober 1867; Nr. 1837: Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaues; Nr. 1838: Bekanntmachung, betreffend Aussührungsbestimmungen zu dem Gesetze über die Einführung der Gewerbeordnung in Elsaß-Lothringen vom 27. Februar 1888; Nr. 1839: Zusatzvertrag zu dem Handelsverträge zwischen Deutschland und der Schweiz vom 23. Mai 1881. Ferner sind vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen das 16. und 17. Stück erschienen und enthalten: Ntr. 65: Verordnung, die Deutsche Wehrordnung vom 22. November 1888 betr.; Nr. 66: Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes auf der schmalspurigen Secundärbahn von Schön feld nach Geyer betr.; Nr. 67: Verordnung, zu Ausführung des 8 66 des Reichs-Militärgesetzes vom 2. Mai 1874 und vom 6 Mai 1880; Nr. 68: Ver ordnung, die veränderte Verfassung des Polizeiamtes zu Leipzig betr.; Nr. 69: Verordnung, die Enteigung von Grundeigenthum für Erweiterung der Bahn hofsanlage in Sebnitz betr.; Nr. 70: Bekanntmachung, die Ueberweisung der Gemeinde Reudnitz in die Ephorie Leipzig I betr. Sämmtlichc Stücke liegen zu Jedermanns Einsichtnahme an Rathsstelle ans. Eibenstock, den 4. Januar 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Hagesgeschichle. — Berlin, 5. Januar. Der „Reichs- und Staats-Anzeiger" bringt an der Spitze seiner heutigen Ausgabe folgendes Glückwunschschreiben Sr. Maj. Kaiser Wilhelms II. an den Reichskanzler Fürsten Bismarck: „Lieber Fürst! Das Jahr, welches uns so schwere Heimsuchungen und unersetz liche Verluste gebracht hat, geht zu Ende. Mit Freude und Trost zugleich erfüllt Mich der Gedanke, daß Sie Mir treu zur Seite stehen und mit frischer Kraft in das neue Jahr eintreten. Von ganzem Herzen erflehe Ich für Sie Glück, Segen und vor Allem andauernde Gesundheit und hoffe zu Gott, daß es Mir noch recht lange vergönnt sein möge, mit Ihnen zusammen für die Wohlfahrt und Größe unseres Vaterlandes zu wirken. Berlin, den 31. Dezember 1888. Wilhelm, I. li. — Für den Bau des Nordostsee-Kanals sind bedeutende Steinlieferungen erforderlich. Zu einer dieser Tage in Brunsbüttel ausgeschriebenen Submission waren Offerten auch aus Dresden, Pirna, Wehlen, Zadel und Meißen eingegangen. Wahr scheinlich wird ein großer Theil der Steine aus Sachsen angeliefert werden, da die Kosten des Trans portes auf der ungefähr 600 Kilometer langen Elb- stromstrccke verhältnißmäßig geringe sind. — Lazarethschiffe für Ostafrika. Die Kreuzercorvette „Sophie", welche zu den deut schen Kriegsschiffen an der ostafrikanischen Küste ge hört, hat bekanntlich den Befehl erhallen, mit den Fieberkranken des Geschwaders auf der hohen See zu kreuzen. Die „Vossische Zeitung" bemerkt hierzu, daß die Corvette als Lazarethscbiff nicht eingerichtet und es deshalb wünschenswcrth sei, daß die Marine verwaltung sich zur Absendung eines Lazarethschiffe« entschließen möge. Die „Sophie", so schreibt uns ein gut informirter militärischer Mitarbeiter, auf welcher ich selbst mehrere Fahrten gemacht habe, be sitzt in der That nur einen Raum für 4 Betten, der als Lazareth dient. Der größte Theil der Kranken müßte also in den Kojen der Offiziere und Beamten untergebracht werden, da die Mannschaft zumeist für ihre Ruhe auf die Hängematten angewiesen ist. Eig entliche Lazareth- oder Hospitalschiffe, deren Zweck in der Aufnahme, dem Transport und der Behandlung der Kranken und Verwundeten besteht, und welche hierfür mit besonderen Einrichtungen versehen sind, besitzt unsere Marine aber nicht, und sind bis jetzt noch niemals neu gebaut worden, sondern man hat immer bereits bestehende Schiffe dazu eingerichtet. Eine Anregung hierzu ist schon vor mehreren Jahren vom Marinestabsarzt I>r. Bugge gegeben worden, und dies Thema in einem längeren Aufsatze von ihm behandelt. Er verlangt: 1. Stations-Hospitalschiffe, 2. Transport - Hospitalschiffe für den regelmäßigen Verkehr nach den Kolonien und für außergewöhnliche Verhältnisse (Krankenverpflegung im Kriege), 3. Expe dition« - Hospitalschiffe (zur Begleitung von Expedi tionen mit Flotten und Landtruppen), und 4. See schlacht - Hospitalschiffe. Ein Hospitalschiff soll nur für seine Zwecke eingerichtet sein und zu keinem an dern Dienst verwendet werden. Die wichtigste Frage ist die, dem einzelnen Kranken den genügenden Unter kunftsraum zu gewähren. Die Gefahren der Ucber- häufung sind groß und liegen bei einem Hospitalschiff auf der Hand. Hiermit steht die Frage der Venti lation im engsten Zusammenhänge, an die sich die der Raumvertheilung und die des Materials anrciht. Im engsten Zusammenhänge damit stehen die Ausrüstung, die Transportmittel und die Lagerstätten, welche das Fundament des Sanitätsdienstes wie zu Lande, so auch zu Wasser bilden. Die beste Pflege und Be handlung können den Schaden nicht ersetzen, der durch schlechte Lagerung oder durch häufigen Lagerwechsel erzeugt wird. Schiffe, auf welchen man häufig Kranke transportirt und behandelt, wie jetzt auf der „Sophie", ohne daß sie anderweitig als durch Anbringung von Lagerstätten, zu diesem Zweck eingerichtet sind, ge hören ebensowenig wie die zu Lazaretheinrichtungen verwendeten Zulus in die Kategorie der Lazarethschiffe. — Oesterreich-Ungarn. Die Kenntniß der deutschen Sprache in Ungarn war in jüngster Zeit ,ehr vernachlässigt worden. Jetzt ver öffentlicht das ungarische „Amtsblatt" eine Verord nung des Unterrichtsministers betr. den vermehrten Unterricht in der deutschen Sprache auf den Gym nasien und den Realschulen. — Frankreich. Ein Pariser Blatt konstatirt, daß die Geschäfte des dortigen Platzes trotz der großen Krediterleichterungen im Jahre 1888 um ein Fünftel hinter denen des Jahres 1887 zurückge blieben seien. Ein großer Fabrikant, der im Jahre 1887 3'/, Millionen Frks. umsetzte, hatte im Jahre 1888 nur einen Umsatz von 2 Millionen 900,000 Frks. und damit sei das DurchschnittSverhältniß ge kennzeichnet. — Dasselbe Blatt theilt mit, der letzten Dienstag nach Australien abgegangene französische Transportdampfer habe 109 Klaviere deutschen Ur sprungs an Bord gehabt, wovon 12 für Adelaide, 60 für Sydney und 37 für Melbourne bestimmt seien. „Wenn man sogar die französischen Dampfer derart in Anspruch nimmt", bemerkt das Pariser Blatt seufzend, „wie mögen da erst die Dampfer der preußischen Linie belastet sein!" — WirdRußlandFriedenhalten? Diese angesichts der Fortdauer der russischen Rüstungen und der europäischen Konstellation stets aktuelle Frage glaubt der Petersburger Mitarbeiter der „N. Pr. Ztg. " für die nächste Zeit rundweg bejahen zu können. Die Gründe, welche er dafür giebt, sind die Folgen den: „Es kann zwar nicht bestritten werden, daß Rußland sich militärisch verstärkt, daß es in gewissem Sinne sogar rüstet und seine Truppen nach dem Westen hin massirt — aber diese Maßnahmen wer den mit, ich möchte fast sagen, behaglicher Ruhe ge troffen und sind weit entfernt, von den fieberhaften Vorbereitungen eines angriffslustigen Nachbarn, wie beispielsweise Frankreich es war unter Boulanger. Gewiß, an der Westgrcnze Rußlands verstärkt man die Garnisonen, baut überall reguläre Kasernen für die Truppen, legt an wichtigen Punkten Fortifikatio- nen an, plant „Festungs-Dreiecke" und dergleichen mehr — aber alle diese Maßnahmen reichen doch, wie dem Sachverständigen nicht erst klar gemacht zu wer den braucht, für eine überraschende militärische Initia tive, einen Ueberfall, um es kurz zu sage», noch nicht aus, während sie Rußland allerdings befähigen, bei ein tretenden europäischen Komplikationen mit einigen Hunderttausend Mann für seine wahren oder ver meintlichen Interessen eintreten zu können. Das aber kann als eine direkte Frievensbcdrohung nicht ange sehen werden. Ein weiteres günstiges Moment, wel ches noch lange nicht genug gewürdigt wird, ist die Friedensliebe Kaiser Alexander«. Ich möchte sie eine passive nennen, weil der Czar bei der Bethätigung derselben sich keinen Zwang auferlegt, sondern ledig lich seiner natürlichen Veranlagung folgt. Alexanderlll. ist ganz im Gegensatz zu seinem Vater und dem ersten 'Nikolaus in keiner Weise Soldat. Dieser Hüne, wel cher so oft erstaunliche Proben seiner Kraft giebt, steigt ungern zu Pferde und unterzieht sich der Be sichtigung der Truppen, der Abhaltung von Paraden und Manöver» ohne jede persönliche Neigung. Wie werthvoll aber für den europäischen Friede» gerade bei einem völlig autokratischen Souverän die Abneig ung gegen das Waffenhandwerk ist, braucht wohl kaum betont zu werden. Die Errettung Kaiser Alexanders aus der Gefahr, die ihn bei Borki bedrohte, war daher für den Frieden in hohem Maße werthvoll. Dieser traurige Eisenbahnunfall tritt neuerdings hier wieder mehr in den Vordergrund, weil er nun doch auf einem Attentat beruhen oder wenigstens damit Zusammen hängen soll. Mir wenigstens machte ein hoher Funk tionär derartige Andeutungen, wobei er beweglich klagte.