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handelt. Ersterer, der bei den Baggerarbeiten an der Elbe beschäftigt ist, kam schon seit mehreren Tagen einem seiner Arbeitskollegen sehr aufgeregt vor und gestern, Montag, theilte er auf eindringliches Befragen mit, er vermisse seit mehreren Tagen seine Mutter. Der Bekannte erstattete nun sofort im Einvcrständ- niß mit Caroli Anzeige bei der Polizei und kurz darauf, Vormittag« gegen 11 Uhr, wurde er mit dem schon erwähnte» Erfolg an die Leiche der Er mordeten geführt. Die Mörder der unglücklichen Greisin sind das Ehepaar Zschach. Z. ist 2b Jahre alt und arbeitete in der hiesigen Maschinen fabrik Schlick. DaS mit der Ermordeten verwandte oder wenigstens nahe befreundete Ehepaar kam im Herbst d. I. von Schlesien nach Dresden und wohnte, weil es nicht sobald ein geeignetes Quartier fand, um Michaeli mehrere Tage bei Frau Caroli. Von dort aus zog Zschach mit Frau zur Aftermiethe bei dem Sprachlehrer Frommhold, Pfotenhauerstr. 35, p. Nach dieser Straße führten bekanntlich auch die Blut spuren von der Albertbrücke aus und seit vorigen Donnerstag wurden die Häuser derselben auch scharf von der Polizei bewacht. Die Ermordete hatte dem sauberen Ehepaar 300 Mark geliehen und besuchte letzteres sehr oft in den Abendstunden, drängte auch wiederholt um Rückzahlung de« Geldes. Gestern Mittags erfolgte die Verhaftung der Zschach'schen Eheleute. Bei dem Verhör Abends an Polizeistelle legte der zuerst vorgeführte Mann unter lautem Weinen ein unumwundenes Geständniß ab. Hiernach hat er sich mit seiner Frau verabredet, die Caroli unter dem Vorgeben, ihr das Darlehen zurückzuzahlen, in die Wohnung zu bestellen, nachdem mittlerweile im Keller des Hauses zwei Holzladen und ein Beil in Bereitschaft gelegt waren. Nichts Schlimmes ahnend, verfügte sich auch die unglückliche Matrone mit in den Keller, nachdem man ihr gesagt, das Geld werde der Sicherheit wegen dort in einer Lade ver wahrt. Während nun anscheinend der Mann die Lade aufschloß, führte die verehel. Zschach mehrere wuchtige Beilhiebe nach dem Kopf der C. Die Schwer verletzte schrie laut auf und bat flehentlich um Schon ung mit der Zusicherung, sie wolle das Geld nicht zurückhaben. In diesem Moment griff Zschach zu und erwürgte die Greisin. Der Leichnam wurde zunächst in einer der bereitstehenden Laden geborgen und blieb bis zum übernächsten frühen Morgen, Donnerstag, an Ort und Stelle liegen. Schließlich wurde der stark blutende Körper in die große Lade gelegt und diese unter abwechselnder Mitwirkung mehrerer Straßenpassanten beim Morgengrauen nach der Albertbrücke getragen, um von dort aus in die Elbe gestürzt zu werden. Die kleine, ebenfalls mit Blut getränkte Lade wurde erst später den Wellen übergeben. Soweit das Geständniß des Mannes. Nunmehr führte man die verehel. Zschach vor, die mit den Worten „Nicht wahr, Papchen, Du hast die reine Wahrheit gesagt — wir sind unschuldig!" in das Verhörzimmer trat. Wenige Worte genügten, um das teuflische Weib vom Stande der Sache zu überzeugen und aufschreiend brach sie förmlicb neben dem weinenden Manne zusammen. Dann gab auch sie der furchtbaren Wahrheit die Ehre. Noch gestern Abend wurde das Mörderpaar in die königl. Ge fangenanstalt hinter dem Justizgebäude eingeliefert. Erinnert der entsetzliche Mord nicht an den Fall Dauth in Hamburg? — Schneeberg, 17. Dezbr. In der heutigen Sitzung des Schulausschusses hicrselbst wurde Herr Schuldirektor Bangin Dahlen zum Direktor der hie sigen Bürgerschule erwählt. An das Kgl. Gymnasium zu Schneeberg werden zu Ostern nächsten Jahres die Herren Gymnasialoberlehrer lür. Heidenreich in Frei berg und Realgymnasialoberlehrer In. Meier aus Plauen versetzt. Die Pflegekinder des Commerzienraths. Novelle von Carl Hartmann-Plön. (23. Fortsetzung.) „Da bcurtheilst Du sie ganz falsch." „Nun wohl, ich kann mich irren und wünsche, daß ich mich irre." „Nun laß uns gehen, Heinrich," sagte der Com- merzienrath, „ich muß dabei sein, wenn Du das freu dige Ereigniß der Tante mittheilst und muß sehen, welches Gesicht sie dabei macht. Sie wird sich, obgleich sie darauf vorbereitet ist, dennoch wundern; noch vor gestern sagte sie: Du sollst sehen, Gustav, es wird nichts daraus, einer Gräfin wird es nicht einfallen, unseren Heinrich zu nehmen, weil er ein Bürger licher ist." Tante Sophie machte anfangs nichts weniger, als ein freudiges Gesicht, als fünf Minuten später der Commerzienrath und ihr Neffe, beide mit glück strahlenden Mienen, ihr das Geheimniß der Verlob ung anvertrauten. Sie hatte bis dahin noch im Stillen gehofft, daß der ganze Plan an dem Stolze der Grafentochter scheitern würde, denn erstens sah sie es überhaupt nicht für ein Glück an, daß Heinrich in diese hochstehenden Kreise hineinheirathete, zweiten« fürchtete sie, daß er ihr und der ganzen Familie da durch zu sehr entfremdet würde und drittens stand doch zu erwarten, daß er, nachdem er einen Korb bekommen und diese Verirrung überwunden, mit sei nen Gedanken zu Katharina zurückkehren würde. Sie liebte das junge Mädchen, welches gegen sie stets aufmerksam und gefällig war. Tante Sophies Humor fand Nahrung an dem Katharinas und war der der letzteren auch bisweilen etwas beißend und deren Bemerkungen über andere oft stark mit Satire durch setzt, so waren sie doch so witzig und komisch, daß man sich des Lachens nicht erwehren konnte und lachen mochte die gute Tante gar zu gern. Seit Heinrichs Zurückkunft war das nun alles ander« geworden, der Humor war allen ausgegangen, auch ihr selbst. Katharinas Aeußerungen waren nicht mehr witzig und komisch, sondern schroff und hart und daran war keine andere schuld, als die Gräfin Waldsee, gegen die sich in Tante Sophies gutem Herzen ein kleiner Groll angesammelt hatte. Nun hatte der Neffe sich mit ihr verlobt, nun war das Unglück da, nun war nichts mehr zu hoffen! Daß sie bei der plötzlichen Nachricht von der nun doch wirklich stattgehabten Verlobung im ersten Augen blicke ein bestürztes und erschrockenes Gesicht gemacht, war daher begreiflich. Die Kunst, sich zu verstellen, war bei ihr wenig ausgebildet; aber im nächsten Augenblicke fiel ihr ein, -daß Heinrich der Ueberzeug- ung war, im Besitze der Gräfin sein Glück zu finden und sie hatte ihn viel zu lieb, um durch ein Zeichen der Mißbilligung ihn in seiner Freude zu stören, da her sagte sie: „Ich weiß bestimmt, Heinrich, daß Du Dich nicht in die Gräfin Waldsee verliebt haben würdest, wenn Du nicht bei ihr alle guten Eigenschaften gefunden hättest, die Du selbst besitzest und deshalb wünscht von ganzem Herzen Dir Deine alte Tante Glück zu dem Bunde." Sie reichte dem Neffen die Hand, die dieser er griff; zugleich zog er die Tante an sich und drückte einen Kuß auf ihre Lippen. „Der Katharina will ich diese freudige Nachricht überbringen," sagte der Commerzienrath. „Willst Du es nicht mir überlassen, Gustav?" er widerte die Schwester. „Warum soll ich cs nicht, Sophie?" „Wenn Du darauf bestehst, lasse ich Dir den Vorrang, aber Du würdest mir eine Gefälligkeit er zeigen, wenn Du mir —" „Wo ist das Mädchen denn?" „Auf ihrem Zimmer, sie klagte wieder über heftige Kopfschmerzen, vielleicht hat sie sich sogar auf das Bett gelegt, da wäre es schon aus dem Grunde pas sender, daß ich —" „Dann sage Du cs ihr nur." In diesem Augenblicke klopfte es an die Thür und auf ein ^.Herein", das von allen Anwesenden zugleich gerufen wurde, trat der neue Diener Jean in das Zimmer. Derselbe war gegen vierzig Jahr alt, groß und breit, trug den Kopf sehr hoch und hatte ein selbstbewußtes Gesicht. Der Commerzienrath hatte von allen Bewerbern nm diesen Dienst ihn deshalb bevorzugt und cngagirt, weil er schon einmal bei einem Prinzen als Lakai gewesen und weil sein gravitätisches Wesen und seine meisterhaften Verbeugungen ihm sehr gefallen hatten. Jean machte, sowie er die Schwelle überschritten, eine tiefe Verbeugung, in de» Augen des Herrn Gustav Brauer so vornehm und ctikettemäßig, wie sie nur ein Hofkavalier vor Sr. Majestät ausführen konnte, und wie so oft schon, wenn er die herrliche Verbeug ung seines Dieners sah, so mußte der Commerzienrath auch diesmal sich förmlich Gewalt anthun, dieselbe nicht ebenso zeremoniell zu erwidern. Bis auf eine geringe Biegung seiner Rückenmuskcln gelang es ihm, sich rechtzeitig auf seine Stellung als Herr zu besin nen und seine Würde zu bewahren und die rechte Hand in den Ausschnitt seiner Weste steckend, sagte er in einem Tone, in den er ein leichtes, aristokrat isches Näseln hineinzulegen versuchte: „Was giebt es, Jean? Was haben Sie da?" Der in ganz neue, mit vielen Goldtressen besetzte rehbraune Livree gekleidete Diener kam jetzt würde vollen Schrittes, ein silbernes Tablett in der Hand, näher und erwiderte: „Es ist soeben ein Brief für die gnädige Frau und ein Telegramm für den Herrn Commerzienrath abgegeben worden." (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Berlin. Von der Platzfurcht ergriffen sah sich dieser Tage der Lehrer eines hiesigen größeren Instituts genöthigt, beim Ueberschreiten des Wilhelms- platzeS einen Vorübergehenden zu bitten, er möchte ihn nach dem Kaiserhof begleiten, da er sonst ohn mächtig umsinken würde. Die „Platzfurcht" ist be kanntlich eine Krankheitserscheinung, welche eine hoch gradige Nervosität zur Voraussetzung hat. Sie hindert die von ihr Ergriffenen, freie Plätze zu über schreiten. Es bemächtigt sich ihrer ein Gefühl des Schwindels, ähnlich dem, welches sich auf nicht um gitterten Plattformen hoher Thürme einzustellen pflegt. Der mit jener seltenen Krankheit Behaftete hatte nach langer Pause zum ersten Male wieder den Versuch gemacht, ohne Begleitung über einen Platz zu gehen, aber — vergeben«. — Ein wahres Ideal an männlicher Schönheit muß wohl der durch dreißig Jahre regierende Prälat Lobhard Strasser (1474—1504) gewesen sein. In einer seiner Schriften giebt uns nämlich der gelehrte Abt von Formbach, Angelus Rumpler, folgendes drastische Bild seines Vorgängers: „Ein Bär an Leib und Seele, auf den ersten Blick zum Entsetzen, eine glatte Mauer der Schädel, ein Thurm von einer Nase, herunterhängende Schweins ohren, ein hervorstehendes, in der Mitte völlig ge spaltene« Kinn, Kinnbacken wie Thürangeln, einen Wald von Augenbrauen, fuchSrothcr Bart, am ganzen Leibe gleich fett und schwapplich, dabei unruhig, sich allerwärtS herumtreibend, ruhmredig, plauderhaft, hart, unbillig, unversöhnlich, alle« umstürzend und verachtend, was nicht von ihm ausging, und zu alle dem ein unbändiger Fresser und Säufer." — Ein neuer Handel. Berlin. Die Wittwe eines EngroS-Fleischermeisters hatte, wie vor einigen Tagen gemeldet worden, einer hiesigen Schlächtersfrau die Summe von 9000 Mark geboten, wenn diese ihren Mann der Wittwe abzutrcten bereit sein würde. Eine Liebe ist der anderen Werth — die Schlächters frau hat das Anerbieten der heirathSlustigen Wittwe angenommen und sich von ihrem Manne scheiden lassen. Vor Kurzem hat nun, wie die „Allgemeine Fleischerzeitung" mittheilt, die Trauung der generösen Wittwe mit dem um 9000 Mk. erworbenen Manne stattgefunden. Man darf wohl hoffen, daß die bei den Frauen nicht auf eigene Faust abgeschlossen, son dern auch die Zustimmung des verhandelten Mannes dazu eingeholt haben. — Athen. Von dem Gebühren neugriechischer Klageweiber wird folgende Schilderung gemacht: Sie treten ganz lustig ins Leichenzimmer, streiten sich eine Weile mit den Verwandten, wie viel es kosten soll, leeren dann einige Krüge Wein und fangen dann endlich die „Threnodien" an. Ein dumpfes Stöhnen mit leisem Schluchzen vermischt ist das Vorspiel. Allmälig werden die Töne immer stärker und bald scheinen die Weiber vor Schmerz und Betrübniß außer sich zu sein. Unter Strömen von Thränen zerkratzen sie sich das dickgeschminkte Gesicht, reißen sicb ganze Büschel von falschen Haaren aus und wäl zen sich auf dem Boden herum. Dann folgt die Litanei, endlich der feierliche Todesgesang, in welchem jedes dieser Weiber seine eigenen Strophen hat. So treiben sie es, je nach dem bedungenen Preise, eine halbe Stunde oder auch länger, bis zum Begräbniß, an welchem sie sich gleichfalls betheiligen. Aber kaum ist der Sarg ins Grab gesenkt, so kehren sie in das Lcichenhaus zurück, setzen sich zu einem tüchtigen Abendessen nieder und werden die ausgelassensten Bacchantinnen, die man sehen kann. — Barmen. In voriger Woche kam ein Bett ler in eine Wohnung, wo die Hausfrau nicht gut hören konnte. Als derselbe sein Anliegen vorgetragen, was sie natürlich nicht verstanden, langte sie nach ihrem Höhrrohr und wollte dasselbe dem Ohre zu führen. Der Bursche glaubte jedenfalls, das sei eine gefährliche Waffe, die nun gegen ihn gerichtet werden solle, bekam einen gewaltigen Schreck, flog die Treppe hinab, so schnell als nur eben möglich, und stand auf der Staße nicht eher still, bis er aus der Schußweite war. — Guter Rath. Rekrut: „Herr Feldwebel, ich möchte mich über meine» Unteroffizier beschweren." — Feldwebel (gemächlich): „Weißt Du was, laß das lieber sein, mein Jung'. Beschweren kannst Du Dich wohl mit so was —-aber erleichtern nicht." — Ein Spielerprozeß kommt demnächst in Deggendorf (Bayern) zur Verhandlung, der wegen der hohen Streitsummc Aufsehen erregt; es handelt sich nämlich um 4000 Mark, die ein Bäcker einem Rechtsanwalt beim Kegelschieben.abgewann. Ztan-csamttichc Nachrichten von Eibenstock vom 12. bis mit 18. Dezember 1888. Geboren: 352) Dem Handarbeiter Emil Bernhard Schmidt hier 1 T. 353) Dem Waldarbeiter Robert Hermann Hutschen reuter hier I S. 354) Der unverehel. Stepperin Emilie Liddi Flechsig hier 1 T. 355) Dem Fuhrmann August Fürchtegott Weigelt hier 1 S. 358) Dem Maschincnfticker Gustav Adolf Göbler hier 1 S. 357) Dem Handarbeiter Adolf Emil Stemm- ler hier 1 T. 358) Der unverehel. Strickerin Pauline Agnes Pilz in Wildenthal 1 T. 35S) Dem Waldarbeiter Ernst Emil Schneidenbach in Wildenthal l S. 360) Dem Maschinensticker Gustav Emil Schönfelder hier I T. 381) Dem Bretschneider Gustav Robert Richter in Wildenthal 1 T. 382) Der unver- ehel. Maschinengehilfin Emilie Albine Hutschenreuter hier 1 T. 363) Dem Fabrikbesitzer Christoph Gustav Bretschneider in Wolfsgrün 1 T. 364) Dem Zeichner Friedrich Felix Reiß hier 1 S. 365) Dem Bäckermeister Ernst Wilhelm Schmidt hier I S. 366) Der unverehel. Tambourirerin Auguste Marie Müller hier I S. Eheschließungen: 76) Der Tagelöhner Ernst Hermann Reicher hier mit der Tambourirerin Maria Wohner hier. 77) Der Schneider Ferdinand Riedl hier mit der Tambourirerin Emilie Albertine verw. Fritzsche geb. Wappler hier. Gestorben: 234) Des Maschinenstickers Gustav Emil Stemm- ler hier Sohn, Hans Max, 4 I. 7 M. 3 T. alt. 235) Die unverehel. Ida Mari« Flach hier, 21 I. 7 M. 4 T. alt. 236) Die Bäckermeistersehefrau Christiane Friederike Dörsfel geb. Aritzsch hier, 52 I. 10 M. 15 T. alt. 237) DeS Handar beiters Ernst Richard Marquard in Blauenthal Sohn, Richard Paul, 3 M. 3 T. alt. 238) Der Waldarbeiter Johann Gott lieb Pil, in Wildenthal, 87 I. 5 M. 14 r. alt. 239) Des StraßeMvärtcrs Emil Aart Weigel« hier Sohn, Fritz Guido, 3 M. 4 T. alt. 240) Der Landarbeiter Christian Friedrich Schubert hier, 60 I. I M. 21 T. alt. 241) Des Handschuh machers Karl Emil Schindler hier Sohn, Max Emil, 4 M. 14 T. alt.