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jähriger Knabe, der die Schule schon ein Jahr lang völlig erfolglos besucht hatte, mit Anwendung de« Hypnotismus in 2'/, Monaten Lesen und Rechnen lernte: so ist doch trotzdem zu erwarten und zu hoffen, daß alle diejenigen Bestrebungen der Neuzeit, die darauf hinauslaufen, dem Hypnotismus Eingang in die Volksschule zu verschaffen, erfolglos bleiben und sich im Sande verlaufen werden. Denn, gesetzt den Fall, es ließe sich durch den Hypnotismus auf alle schwachen oder verwahrlosten Kinder erfolgreich ein wirken, so würde doch der dadurch erzielte Nutzen den verursachten Schaden nicht aufwiegen. Durch fortgesetzte hypnotische Einwirkungen auf Kinder müßten dieselben nämlich nothwendig mit der Zeit — günst igsten Falle- — völlig entnervt werden, und an nervenschwachen Menschen ist in unserer Zeit ohnedies kein Mangel. — Dresden. Se. Königl.Hoheit Prinz Frie drich August ist von jenem Unfall, welchen er am 8. d. M. durch einem Sturz mit dem Pferde erlitt, wieder genesen. — Dresden. Ueber die ermordete Frauens person, welche mit Hieb- und Stichwunden am Körper vor einigen Tage» in der Elbe angeschwommen ist, sind trotz der eifrigsten Recherchen noch keine Anhaltungspunkte über Namen lind Herkunft derselben zu ermitteln gewesen. Die Spur der Täterschaft weist nach einem Vororte Dresdens; allein so lange das bedauernswerthe Opfer nicht recognoscirt ist, dürfte es schwer halten, den oder die Thäter zu er mitteln. Neuerdings ist eine Blutspur aufgefunden worden, welche von der ForsthauSstraße in Striesen über die Blasewitzerstraße, die Marschallallec entlang llnd auf deren Fortsetzung bis zur Elbe führt und sich dort auf dem Fußwege an der Elbe stromauf wärts bis gegenüber der Heilstätte in Loschwitz fort setzt, dort finden sich mehrere Flecken von Blut ge- röthet. Ob diese Blutspur allerdings mit der Mord- that zusammenhängt, ist noch nicht festgestellt. — In welcher ansehnlichen Weise die um Dres den liegenden Dörfer in den letzten 50 Jahren an Einwohnerzahl zugenommen haben, geht aus folg ender Zusammenstellung hervor, wobei die erstere Zahl der Sächs. Kirchen-Galerie, erschienen im September 1835, entnommen ist, die letztere eingeschlossene aber das Ergebniß der letzten Volkszählung am 1. Dezem ber 1885 ist: Blasewitz 220 (4189), Cotta 248 (4848), Deuben 150 (6496), Döhlen 340 (2334), Kötzschen- broda 865 (3876), Löbtau 163 (10,090), Loschwitz 15l4 (3852), Niedergorbitz 1074 (2562), Nieverlöß- nitz 745 (2494), Pieschen 347 (7950), Plauen 500 (5192), Potschappel 400 (3726), Strehlen 30 < (2083) und Striesen 416 (8011). — Leipzig. Die Ursache des verheerenden Brandes in der Sperling'schen Dampf-Buchbinderei zu Reudnitz bei Leipzig ist darauf zurückzusühren, daß von einem der Lehrlinge ein an einer Gasflamme entzündeter Spahn leichtfertiger Weise bei Seite ge worfen wurde, worauf das Feuer sich den leicht brenn baren Stoffen rasch mittheilte. Der Bursche befindet sich bereits in Haft. — Soweit die Stickerciwaarenbranche in Frage kommt, hat der Inhalt deS deutsch-schweizerischen Handelsvertrages, welcher soeben vom Reichstage ge nehmigt wurde, bei den schutzzöllnerischen Industriellen des Vogtlandes große Mißbilligung bervorgerufen, weil man befürchtet, daß die erleichterte Einfuhr von Schweizer Stickereien das vogtländische Stickereige- werbe schwer schädigen werde. Man beabsichtigte da her, bei der sächsischen Regierung, dem Reichstage und insbesondere auch den sächsischen Reichstagsabge ordneten sofort dahin vorstellig zu werden, daß der Abschluß dieses Handelsvertrages vorläufig noch sistirt werde. Doch hat man dieses Vorhaben aufgegebcn. — Dieser Tage wurde ein preußischer Deserteur durch Bautzen gebracht, welcher sich seit 1864 seiner Militärpflicht entzogen und Dienste in der Fremden legion in Algier genommen hatte, seit einer Reihe von Jahren aber sich in den Reichslanden und Süd deutschland aufgehalten hat. Jetzt ist der nunmehr 52jährige Manu in Sigmaringen aufgegriffen worden und wird seiner HeimathSbehörde in Krotoschin zur Bestrafung zugeführt. — Am Sonntag, den 3. Advent feierte die große Kirchgemeinde Zwönitz das zweihundertjährige Ju biläum ihrer Kirche, welche nach dem Brande von 1687 erbaut, äußerlich einfach, aber innen im reichen Barockstil gehalten, am 3. Adventsonntage 1688 ein- geweiht worden ist. Die geplante Erneuerung der selben mußte leider bis zum nächsten Jahre verschoben werden, da der erste, allerdings sehr schöne Entwurf dazu die Leistungsfähigkeit der Gemeinde überstieg. Vermischte Nachrichten. — Eine gar schrecken-volle und aufge regte Nacht war für ein Berliner Hotel dem „D. Tgbl." zu Folge diejenige vom Dienstag zum Mitt woch. Der Möbelhändler F. aus K. iu Ostpreußen war dorthin gereist, um bei mehreren Tischlern Ein käufe zu machen und zugleich sein Konto bei einigen Lieferanten zu begleichen. F. hatte zu dem Zweck circa 5000 Mk. von Hause mitgenommen, welche er in einer Brieftasche bei sich trug. Auf dem Bahnhof Friedrichstraße traf F. beim Aursteigen den mit ihm befreundeten Herrn W. aus Posen, welcher ebenfalls zur Abwicklung von Geschäften dahingekommen war. Erfreut über das Zusammentreffen, tranken Beide mehrere Nachtschoppen bei Siechen und stiegen dann in einem Hotel der Friedrichstraße ab. ES war nur noch ein Zimmer frei, doch entschloß man sich, dasselbe zu nehmen, da es zwei Betten hatte. Von der Reise und wohl noch mehr von dem allzureichlichen Genuß des Bieres ermüdet, legte man sich sogleich zu Bett. Doch die müden Reisenden sollten sich nicht lange der ersehnten Ruhe freuen, denn alsbald erscholl der laute Ruf: „Feuer!" Durch den Lärm geweckt, war Alle- im Hotel auf den Beinen; bald auch raffelte die Feuerwehr heran, deren Einschreiten eS gelang, das Feuer zu löschen, welches in einem, während der Nacht nicht geschlossenen Schaufenster ausgebrochen war. Auch die Herren F. und. W. waren bei dem Feuerrufe eiligst aus den Betten gesprungen und rannten kopflos umher, die Thür ihres Zimmers offen lassend. Die Bediensteten deS Hotels hatten ihre liebe Noth, die Hotelgäste davon zu überzeugen, daß das Feuer gelöscht und keine Gefahr mehr vorhanden sei. Beruhigt suchten auch die beiden Freunde ihre Lagerstätten wieder auf. Vorsichtiger Weise hatte F. seine Brieftasche mit den 5000 Mk. unter das Kopf kissen seines Bettes beim Schlafengehen gelegt; er wollte sich nun davon überzeugen, ob das Geld noch vorhanden sei und griff unter das Kissen. Geister bleich taumelte er zurück, denn die Brieftasche war verschwunden. .Hilfe, Diebe!" rief er in herzzerreißen dem Tone, „man hat mich bestohlen!" Mehrere Be dienstete des Hotels und auch der Besitzer desselben, welchem sich noch einige besorgte Hotelgäste anschlossen, eilten herbei. F. wüthcte, der Hotelbesitzer fluchte und alle Anderen schauten verdutzt drein. W., der Zimmergefährte F.'S, gab den Rath, den Morgen ab zuwarten und dann die Polizei von dem Vorfall zu verständigen; inzwischen aber solle der Portier ein wachsames Auge haben. Der Rath wurde befolgt und bald wurde es wieder ruhig im Hause. Am frühen Morgen trat der um das Renommü seines Etablissements besorgte Hotelbesitzer zu den bereits angekleideten Herren F. und W. in das Zimmer. F. demonstrirte nun in genauester Weise, wie er am Abend zuvor seine Brieftasche unter das Kopfkissen gelegt habe und hob dabei das Letztere in die Höhe. Und siehe — da lag das kassenscheingespickte Unge heuer! Eiligst wurde der Inhalt nachgezählt — es fehlte kein Pfennig. Der zur Polizei geschickte Bote wurde schleunigst znrückgerufeu und die Sache klärte sich bald auf. Die beiden Freunde hatten nach dem Feuer in der Aufregung die Betten verwechselt und W. sein müdes Haupt auf F.'S Brieftasche niederge legt. — Anfänglich gab es ein starkes Murren, aber ein anständiges Trinkgeld an das Dienstpersonal er wies sich als besänftigendes Pflaster. — Die Gefahr, das Auge zu trüben, ist zu keiner Zeit so groß, wie in den jetzigen kurze», trüben Tagen. Oft ist es schon am frühen Nach mittag so dunkel, daß man ohne Ueberanstreugung des Auges nur an besonders gut beleuchteten Plätzen lesen, schreiben und feinere Handarbeiten ausführen kann. In Hofzimmern aber wird es manchmal am Tage überhaupt nicht recht hell. Run besitzt zwar das menschliche Auge die Fähigkeit, sich den verschied enen Graden der Lichtstärke anzupassen, aber diese Anpassungsfähigkeit hat ihre Grenzen und darf ohne ernstliche Schädigung des Sehvermögens niemals überschritten und auch nicht allzu oft erreicht werden, wenigstens im jugendliche» Alter nicht. So allgemein aber auch bekannt ist, daß durch genaues Sehen, wie cs beim Lesen, Schreiben u. s. w. nothwendig ist, im Dämmerlicht das Auge auf jeden Fall geschädigt wird, so wenig vermeidet man besonders in den jetzigen Tagen eine solche Gefahr. Kinder sitzen im Zwielicht zur gewohnten Stunde an ihrem Arbeitstische und fertigen ihren Schulaufgaben an, und je eifriger sie dabei sind, um so leichter vergessen sie die nöthige Schonung ihres AugeS. Es ist eine erwiesene That- sache, daß gerade die fähigsten Kinder an Gesichts mängeln der verschiedensten Art am häufigsten leiden. Deswegen kann größte Wachsamkeit über das Auge der Kinder den Erziehern in Schule und HauS nicht dringend genug empfohlen werden. — Eine neue Zubereitungsweise von Kartoffeln empfiehlt die „Landw. Ztg." des „Hamb. Corr." Wie bekannt, schreibt sie, besitzen Kartoffeln, die in der Asche gebraten sind, einen weit besseren Geschmack, als solche, die in gewöhnlicher Weise in Wasser gekocht sind. Um einen dem der erstgenannten Kartoffeln gleichen Wohlgeschmack zu erzeugen, wird folgende« Verfahren angewendet, da« mancher unserer Leserinnen wohl noch unbekannt sein dürfte: die Kartoffeln werden geschält, sauber gewaschen und auf einen Durchschlag zum Abläufen gegeben. Darnach vermengt man sie gehörig mit einer Kleinig keit Salz und schüttelt sie in einen eisernen Tops. Diesen Topf bedeckt man mit einem Deckel von Eisen blech, der vollständig eben ist und dessen Henkel man nach inwendig legt. AlSdann stürzt man den Topf um und schiebt ihn derartig in einen heißen Ofen, daß die Kartoffeln auf den Deckel zu liegen kommen. Je nach der Hitze deS OfenS bedürfen sie mindestens eine Stunde zum Gahrwerden; sie müssen sehr reich lich weich sein, schmecken dann aber bester al« ächte Kastanien. — Zeitz. Am Mittwoch Abend ist die bekannte große Seifenfabrik von Oehmig-Weidlich abgebrannt. Im Verlaufe einer Stunde stand da« große vier stöckige Fabrikgebäude in Hellen Flammen. Die Thät- igkeit der Feuerwehr konnte sich nur darauf beschränken, die nahestehenden anderen Fabrikgebäude vor der drohenden Gefahr zu schützen, was auch. Dank der herrschenden Windstille, gelungen ist. DaS Feuer soll durch Ueberlaufen eines großen Siedekessels ent standen sein. — Kiel. In Neumünster ist in der Nacht zum Donnerstag die Aalbeck'sche Tuchfabrik nieder gebrannt. Ein Theil der im ersten Stock bei der Weberei beschäftigten Arbeiter vermochte sich nicht zu retten. Die Zahl der ums Leben Gekommenen be trägt 13, die der Schwerverletzten 9. Das Feuer ergriff auch den in der Nähe gelegenen sogenannten Kaisersaal und zerstörte zum Theil das „Hotel zur Börse". — Ein Affe als Naturforscher. In dem kleinen zoologischen Garten, der mit dem 'National museum in Washington verbunden ist, bewohnt ein Bangur-Affe einen großen Käfig zusammen mit 4 Opossum. Gegen Menschen zeigt er keinerlei Zuneig ung, dagegen ist er mit den Beutelthieren, seinen Genoffen, bis jetzt stets sehr verträglich. Die Auf merksamkeit seines Wärters wurde kürzlich durch eine sehr starke Erregung der Zuschauer auf den Affen käsig gelenkt und bei dem Hinsehen gewahrte er den Bangur mitten im Käfig sitzen mit einem der Opossum in der Rückenlage auf dem Schoß, mit dessen Kopf unter seinem Arm. Der Affe hatte die Brusttasche des Opossum entdeckt und betrachtete sie nun sorg fältig. Schon dadurch erwies er sich als scharfer Beobachter, denn die festgeschlossene und unbemerk bare Tasche wäre ihm sonst entgangen. Er hob behutsam den äußeren Rand der Tasche auf und guckte hinein. Dann griff er mit der Hand hinein, suchte eine Weile und brachte dann zu aller Erstaunen ein winziges Opossum hervor, etwa 2 Zoll lang, haarlos, blind und sehr hilflos, aber lebend rind strampelnd. „Jock" hielt cs gegen das Licht, unter suchte es mit dem Aussehen eines Gelehrten und steckte es alsdann wieder vorsichtig in die Tasche. Darauf sah er nochmals hinein und brachte ein zweites Thierchen heraus, das er mit komischem Ernst besah, beroch und wieder an seinen Ort zurückbrachte. Auf diese Weise erfuhr der Wärter, daß das Opossum Junge bei sich trug, was er vorher vergebens zu er forschen versucht hatte. — Die Stadt Jerusalem betreibt einen nicht unerheblichen Ausfuhrhandel, namentlich mit Garten früchten, Mais, Thierfellschläuchen, Oel, Wolle, Süd früchten, Weinen rc. Eine nicht unwichtige Rolle spielt im Ausfuhrhandel aber auch ein Erzeugniß der Je rusalemer Industrie, nämlich religiöse Gegenstände zur Erinnerung an die heiligen Stätte», auch Devo tionalien genannt, welche aus Perlmutter und Oliven holz gefertigt werden. Jerusalems Ausfuhr in diesem Erzeugniß beläuft sich jährlich auf etwa 500,000 M. Die Gegenstände gehen meist über Jaffa nach Mar seille und kommen von dort in den europäischen Handel. — Doppelsinnig: „Wie alt glauben Sie denn, Baron, daß ich bin? Der Hauptmann meint 25, der Assessor 22 — was denken Sie?" — „Ich denke, die Herren haben im Ganzen genommen recht." Bon keinem Hustenmittel übertroffen ist das allgemein beliebte und ärztlich warm empfohlene l>r. R. Bock's Pectoral (Hustenstiller), erhältlich in Schachteln mit KO Pastillen » M. 1 in den Apotheken. Ztandesamttiche Nachrichten von Schönheide vom 9. bis IS. Dezember 1888. Geboren: Ein Sohn: dem Landbriefträger Franz Otto Lindner hier Nr. 22. Eine Tochter: dem Holzfchleisereiar- beiter Carl Friedrich Weiser in Wilzschhaus; dem Bürsten fabrikarbeiter Friedrich August Huster hier Nr. 79. Eheschließungen- der Bürstenfabrikarbeiter Friedrich Her mann Thümmel hier Nr. IL5 mit der Haushälterin Auguste Wilhelmine verw. Mückel geb. Leistner hier Nr. I2S; der Tischler Carl Heinrich Bechmann hier Nr. 328 mit der Wirt schafterin Anna Ebert hier Nr. 328. Gestorben: di« Näherin Christiane Karoline verw. Klötzer geb. Lenk hier Nr. 32, 79 I. 8 M. alt. Chemnitzer Marktpreise vom 15. Dezember 1888. 40 S 7 SO 7 SO - 1 8 2 2 2 80 90 10 7» SO SO «0 10 s 8 8 9 2 7 8 8 2 10 < SO . 20 - 2S - 20 - SO - 20 . 80 . Weizen ruff. Sorten lOMk. 25Pf. bi» lOMk.SOPs. pr.SOKilo Roggen, preußischer < sächsischer - fremder Braugerste Gerste Hafer, sächsischer Hafer, preuß. Kocherbsen Kocherbsen 8 Mahl-u. Futtererbsen 6 Heu Stroh Kartoffeln Butter - sächs. gelb u. weiß 9 .... g 7