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erwarten war, so ließ das Spiel auch diesmal nichts zu wünschen übrig. Einzelne Scene» wurden so naturgetreu und so ergreifend wiedergegeben, daß viele der anwesenden Damen wiederholt bis zu Tbränen gerührt wurden. Beide Vorstellungen waren sehr gut besucht. Viele Theaterfreunde Schönheide'« würden dem Verein sicher dankbar sein, wenn er ihnen recht bald wieder einen ähnlichen Genuß bereiten, dabei aber an Stelle der Tragik einmal den Humor treten lassen wollte. — Schönheide. Eine der wichtigsten Erfind ungen der Neuzeit, das elektrische Licht, wird in aller nächster Zeit seinen Einzug auch bei uns halten. Eine neuerrichtete Stickereifabrik (Firma G. F. Seidel) macht mit der Einführung desselben den Anfang. Hoffentlich werden andere Geschäfte dem gegebenen Beispiele bald folgen. Da« elektrische Licht ist nicht nur die schönste, sondern auch, wo ein überschüssiger Theil einer Betriebskraft (Dampf, Wasser rc.) vor handen ist, die billigste Beleuchtungsart. Seine Her stellung verursacht nämlich, wenn die Einrichtung einmal vorhanden ist, so wenig Kosten, daß es, bei all seinen vielen Vorzügen, noch viel billiger zu stehen kommt, wie die Beleuchtung mit Petroleum. — Dresden. In den einmaligen Ausgaben des Etats für das König!, sächsische Reichs-Militär- Kontingent 1889/90 befindet sich ein Posten von 482,140 Mk. Mehrkosten für eine große Herbst- Übung des Königl. sächsischen Armeecorps. Es sind das diejenigen Kosten, welche gegenüber den Kosten der regelmäßig stattfindenden Uebungcn des Armee corps mehr entstehen. Die Einziehung von Offizieren des Beurlaubtcnstandes und von Completirungs- Mannschaften ist in dem Umfange in Aussicht ge nommen, daß dadurch das Ausrücker» der Truppeu- abtheilungen in der vorgeschriebenen Etatsstärke er möglicht wird. Die letzte große Hcrbstllbung des Armeecorps hat 1882 stattgefunden. — In Dresden sieht inan mit großem In teresse der in den nächsten Tagen zu eröffnenden städtischen Ausstellung von Gas- und Kokever brauchsgegenständen entgegen, denn nicht nur Gas motoren für das Kleingewerbe werden dem Publikum vor Augen geführt, sondern auch die neuesten Fort schritte in der Gasbeleuchtung, sowie der Gasheizung werden um den Sieg ringen. Was aber auch Die jenigen, interessirt, welche kein Gas brennen oder haben, sind die Stubenöfen für Gaskoke. — Leipzig. Eine „noble Belohnung" für seine Ehrlichkeit wurde an einem der jüngste»» Abende einem Pferdebahnkutschcr zu Theil. Ein Reisender, der am Dresdner Bahnhof einen der nach dem bayerische»» Bahnhofe fahrenden Pfcrdebahnwagen benutzt, händ igte dem Kutscher, welcher ihm beim Auf- und Ab geben des Gepäcks behilflich gewesen war, an der Endstation ein Trinkgeld ein und entfernte sich. Als der Kutscher das Geldstück näher ansah, war es ein Zwanzigmarkstück. Es gelang ihm, den Fremden zu- rllckzurufen und dieser lohnte die Ehrlichkeit des Kut schers mit freudigem Danke und — zehn Pfennigen! — Chemnitz. Es ist sicherlich schon von Vielen als ein Uebelstand empfunden worden, daß auf der Bahnlinie Chen» nitz-Aue-Adorf der letzte in der Richtung nach Chemnitz verkehrende Zug Aue bereits Nachmittags 5 Uhr 5 Minuten verläßt und in Chemnitz Abends 7 Uhr 18 Minuten eintrifft. Diese Einrichtung wirkt sicherlich hemmend auf den Verkehr nach dein oberen Thcilc des westlichen Erz gebirges, denn es wird dadurch unmöglich, dei» durch diese Bahnlinie erschlossenen Theil des Gebirges in einem Tage zu besuchen. Nicht nur die Vcrgnüg- ungsreisenden leiden darunter, sondern auch die Ge schäftswelt, weil ihnen die Möglichkeit genommen ist, den Besuch der an dieser Linie gelegenen zahlreichen Jndustriestätten, mit denen sie in Geschäftsbezichung stehen, an einem Tage zu bewerkstellige». Darum werden es Viele mit Freuden begrüßen, daß der hie sige Erzgcbirgszwcigverein beabsichtigt, an die königl. Generaldirektion der sächsische»» Staatseisenbahncn eine Petition zu richten, in welcher derselbe um Ein richtung eines Personenzuges bittet, der die Strecke von Aue nach Chemnitz in einer späteren Tageszeit als bisher befährt. Die betr. Petition liegt in den meisten der hiesigen Schankwirthschaftcn aus. Dort ist Jedermann Gelegenheit geboten, dieselbe durch Namenseintrag zu unterstützen. Da das Bedürfniß nach einem späteren Zuge von Aue nach Chemnitz ein fast allgemeines ist, so steht auch eine recht viel seitige Unterstützung des Gesuches zu erwarten. — In der Umgegend von Zwickau, in Raths- Neudörfel, Niederplanitz u. s. w. kommen noch fort gesetzt, wenn auch scheinbar unwesentliche Bodensenk ungen in Folge des Kohlenabbaues vor. Neuerdings mußten mehrere Häuser im Stadttheil Neudörfel erheblichen Reparaturen unterzogen werden. Vor Kurzem aber brach der eine Theil de« der Stadtge meinde gehörigen großen Hausgrundstückes, des sogen. Pietzschen Gutes, mit fürchterlichem Getöse zusammen. Der Zusammenbruch erfolgte Nachts, so daß die An wohnenden in argen Schrecken versetzt wurden. Der Trümmerhaufen sicht aus, als wenn ein Erdbeben stattgesunden habe. Das gedachte Gut, iu dem zahl reiche Familien wohnten, war bereit« einige Wochen vorher geräumt worden. Viele Häuser jener Gegend haben sich bis zu I Meter gesenkt. — Vor einiger Zeit suchte ein Rechtsanwalt in den .Dresdner Nachrichten" Erben zu einem Ver mögen von 800 Mark und flugS meldeten sich sechs Meißnerinnen als die gesetzlichen Erben. Die Erbschaft sollte in einem Nachbarstädtchen Meißens zur Auszahlung kommen und die Erben wurden auf gefordert, sich mit den nöthigen Papieren an einem bestimmten Termine im dortigen Amtsgericht einzu finden. Machte schon das Verschaffen der Urkunden viel Scheererei und Mühe, so tröstete man sich doch mit dem Erbe und rechnete aus: ein Omnibus für den ganzen Tag macht 6 Thaler, Zehrkoste»» auf den Weg die Person 1 Thaler macht, weil die Ehemänner an der Erbschafksfahrt Theil nahmen, 12 Thaler, Trinkgelder und Rcchtsauwaltskosten, sowie Gerichts und andere Kosten giebt die runde Summe von 100 Mk. Das Facit des Exempels stellte eben fest, daß auf die Person doch mindestens nach Abzug aller Un kosten 100 Mk. kommen müßten. In G. angekommen, setzten sich die Männer hinter den Skattischcn fest und die Frauen gingen mit Tasche und Papieren nach dem Amtsgericht, um das Erbe zu holen. Der Ge- ricbtsbeamte prüfte die Papiere, er fand sie als richtig und eröffnete nun feierlichst das Testament, nachdem er vorher noch jede einzelne Erbin gefragt, ob sie auch gewillt sei, am Testament zu participiren. Nach dem die Zustimmung freudig ertheilt, wurde dann die Urkunde verlesen — und da stellte sich schließlich heraus, daß eine Anstalt, welche schon seit Jahren eine nahe Verwandte der Verstorbenen verpflegt, 600 Mk. mit Beschlag belegt hatte!! Die Berechtigung hierzu mußte das Gericht anerkennen und nach Auf stellung des ExempelS durch den Amtsrichter mußten die Erbschwestern eine Jede noch 2 Mark 50 Pfg. herauszahlen. — Diesmal ist das große Loos nicht einer Anzahl kleinerer Leute und Unbemittelten zugeflosscn; cs ist voll und ungetheilt von einem Einzige»» ge wonnen worden und zwar nach der „Reichend. Ztg." von dein Commercienrath Ginsberg in Zittau. Der glückliche Gewinner der 500,000 Akk. sei im Besitze des ganzen Looses, welches er bereits seit 36 Jahren gespielt und von einem Leipziger Collecteur bezogen habe. — Durch die ausgebrochene Rotzkrankheit ist der werthvolle Pfcrdebestand des fürstlichen Mar stalles zu Rudolstadt fast gänzlich vernichtet worden. Der Verlust wurde noch dadurch um so schmerzlicher, als wegen der Ansteckungsgefahr auch sämmtliche bisher benutzte Geschirre und Equipagen verbrannt werden mußten. 17. Zichnng 5. Klasse »4. Kgl. Zächs. Laiidks-Lottcrik, gezogen am 22. November 1888. 150,900 Mark auf Nr. 37041. 13.000 Mark auf Nr. 13350. 5000 Mark auf Nr. 25871 81284. 3000 Mark aus Nr. 3472 5377 5380 8733 I0K52 10188 I257S 12785 15502 15927 22417 27339 28111 38973 38250 48399 48972 52271 52984 53515 57453 58905 58761 66445 69898 70176 70236 71754 74859 75499 77261 8I5I4 85107 929II 93314 99895. 1000 Mark auf Nr. 5724 7561 8246 9392 13468 14601 29677 3I53I 33378 35879 35322 36280 39269 43868 45745 48707 49132 53108 54648 62143 66938 69701 71493 74787 75057 80392 81466 84456 86555 87420 91052 91566 92387 93055 93230 94063 96690. 500 Mark auf Nr. 664 1000 6708 7812 8189 8920 9335 10181 II554 I2I67 13092 13261 14025 19449 19769 23275 24218 25978 26083 29893 31843 31434 33553 34879 35868 36195 38364 38495 41785 44318 46679 46595 50448 50239 50193 51663 53041 53178 54981 55260 59I2I 61975 62082 62515 63594 64549 64048 66380 68600 68545 7I47I 71612 72907 73985 751?6 76935 76183 76538 78985 80350 83819 86673 86342 86279 87246 92041 93739 94436 94672 95830 98378. 300 Mark auf Nr. 150 875 572 523 1416 2911 2527 3143 3392 3192 4178 5934 6774 7117 7748 6838 9826 11354 11364 12994 14432 17892 17662 18259 19276 19949 I95I4 22299 23140 24606 24045 26047 31157 32019 33104 33850 34222 34038 36571 37688 38905 39447 39149 39693 39664 39841 42365 42622 42641 43952 43677 44673 47385 47876 49170 49996 50462 51925 51004 52428 52690 53451 55273 55585 55778 55987 56778 57669 59110 60570 60681 61208 61333 62800 62676 62460 63324 64888 64543 66876 67084 69704 70948 72486 73444 74546 74765 76651 77838 77188 77382 77359 77486 77514 80701 81368 8I4I6 81893 82651 82605 83153 83901 84611 84961 84937 85302 88755 88682 89448 90743 90073 91127 92776 92358 92334 94021 97618 98437 98802 99379 99769. 18. Ziehung gezogen ain 24. November 1888. 15,000 Mark auf Nr. 2117 43283. 5000 Mark auf Nr. 37154 76194 79210. 3000 Mark auf Nr. 1849 2901 7222 8383 9876 18660 16179 19990 22218 22947 24448 30114 31623 33898 33746 35892 38315 40697 43649 44758 47331 48905 53180 57047 63854 64116 69604 74578 74113 74370 75720 80568 84468 84143 85908 86201 91995 93774 93229 93825 98225. 1000 Mark auf Nr. 6595 8442 N532 12463 14942 14962 18436 20333 22783 31212 31418 42929 43120 43300 45382 48667 50644 50167 52158 55882 57368 58323 58101 60610 60983 61302 62308 62022 62997 68484 69965 70803 70797 71957 71034 72697 77242 78018 78280 83352 86890 86637 88896 90015 91006 96790 96009 98359 98160 99434 500 Mar« aus Nr. 1563 3287 5158 6030 7777 8384 9713 9380 I153I 12682 13751 20478 23899 24691 25248 28947 35256 36222 42160 42008 42645 45682 53770 53757 54395 55891 57025 61378 65330 69142 69879 70296 77613 77068 79I0I 83634 84604 87732 87728 88037 88948 89654 91390 91866 93719 96044 97353. 300 Mar« auf Nr. 568 1705 5935 5256 6032 6740 7758 7746 7124 8373 9172 9333 10934 I08I1 II5I1 11925 II909 12097 13749 I4I23 14054 I49I2 14567 16254 16097 16595 17487 18048 18767 18247 19498 20872 22895 22287 22560 2361I 23348 24264 29039 30435 31292 38257 38737 40347 43786 43871 44896 50047 51940 51212 58125 58493 58150 66671 66208 67416 71312 71652 73049 75412 76629 76380 81I0I 82439 83397 88593 88095 89371 96880 97332 98212 2491l 25909 26344 31347 33613 34626 40002 41770 4II35 45876 45764 47752 52662 54466 55747 58986 60289 60227 68972 68278 68896 74899 74857 74124 78600 79077 79535 85157 85153 85486 89148 91100 91290 99996 99108 99158. 27234 28713 29373 34012 35039 36033 42422 42722 43023 47705 48525 48451 56380 56632 57860 61576 62294 62632 69940 69097 69447 75662 75934 75967 79680 80847 81991 86249 87765 87923 93877 95395 95124 Die Pflegekinder des Commerzienraths. Novelle von Carl Hartmann-Plön. »15. Fortsetzung.) „Gott sei Dank." „Was war es, was Du vorhin auf dem Flügel spieltest?" „Eine Phantasie aus „Tristan und Isolde." „Ich kann der Wagner'schen Musik keinen Geschmack abgewinnen." „Sie hat viele, sehr viele Schönheiten." „Aber man muß lange suchen, ehe man sie her- ausfindet. Eine Musik, die man erst zwanzigmal ge hört haben muß, um diese Schönheiten zu entdecken, um sie nur verstehen zu können, ist mir nicht behag lich. Wie ganz anders erwärmen doch die Beethoveu- scben Kompositionen, wo jede Passage, jeder Ton so gleich zum Herzen dringt! Daß auch mein Freund, der Graf Bentheiin, so plötzlich sterben mußte! Er war mehr als ein gewöhnlicher Dilettant auf der Geige. Wie fehlen mir unsere gemüthlichen Trio- Abende. Wenn ich einmal Lust hatte, zu »nustziren, so brauchte ich nur zu ibm zu schicken und sogleich kam er. Ich habe seit seinem Tode mein Cello nicht angerührt. Aber jetzt erfaßt mich wieder die Lust. Wenn meine Augen zufällig auf den Kasten fallen, worin das Justrument nun schon so lange tonlos schlummert, da befällt mich jedesmal eine Trauer um den Heimgegangenen Freund und denke darüber nach, ob er nicht durch irgend Jemand zu ersetzen wäre. Ick habe schon alle Bekannte, die nächsten und die entferntesten, im Gedächtniß Revue passiren lassen, aber es ist nicht einer darunter, der so fertig die Geige spielt. Nun könnte ich allerdings wohl einmal den Sologeiger aus der Opernkapelle oder aus dem städtischen Orchester zu mir einladen, aber abgesehen davon, daß Tante Ursula ob dieser Ein ladung ihre aristokratischen Krämpfe bekäme, so wäre das immerhin ein Vergnügen, das man nur nach größeren Pausen wiederholen dürfte. Könnte ich dock Jemand finden — er müßte natürlich gebildet und gcwissermaßen salonfähig sein —, den ich, wenn mein chronischer Musikalismus, um mich eines Ausdruckes des McdizinalrathS zu bedienen, zu einem zeitweilig akuten sich erhebt — den ich häufiger, ja unter Uni ständen, täglich zn mir entbieten könnte? Bentheim war ein solcher Mann; die Zeiten sind wohl für immer vorüber?" „Ich möchte Deinetwegen von Herzen wünschen, Papa, und ich selbst würde mich ebenfalls darüber freuen, wenn sich einer fände. Ist denn unter all' den Offizieren nicht ein Einziger, der die Violine spielt?" „Ich wüßte keinen, den wir brauchen könnten. Einige sind allerdings da, aber es sind Kratzer — in einem Trio können sie nicht mitwirken." In diesem Augenblicke erfolgte ein zweimaliges Klopsen an der Thür, die zum Vorzimmer führte. Auf ein „Herein" des Grafen trat Jakob über die Schwelle und meldete, daß ein Herr Willhöft sich die Ehre geben möchte, dem Herrn Grafen seine Auf wartung zi» machen. „Soll ich den Herrn," fügte der Diener hinzu, „in des Herrn Grafen Zimmer führen, oder —" „Sage dem Herrn Willhöft, ich ließe bitten und führe ihn hierher," erwiderte Waldsee. „Das ist ja eine Bekanntschaft von Dir, Bella," flihr der Graf fort, nachdem Jakob sich entfernt, „den müssen wir im Familienkreise empfangen." „Der Vetter Hohenfels wird ihm wohl Grüße an uns aufgetragen haben," sagte Isabella. „Du hast in Deinem Reiseberichte seiner Erwähn ung gethan; erzähltest Du nicht, daß der Vetter sehr von ihm eingenommen war?" „DaS war er, ebenfalls die Cousine — er war bei allen Offizieren sehr beliebt, selbst die höchsten zeigten ihin ein ausgesprochenes Wohlwollen. Der Prinz W. sogar, der einige Tage auf dem Schlosse logirte, zeichnete ihn besonders aus und forderte von allen Offizieren ihn allein auf, einen Spazierritt mit ihm in die Berge zu machen." „Was Du sagst!" „Rur Tante Ursula," fügte Isabella lächelnd hin zu, „war und blieb gegen ihn zurückhaltend." „Natürlich, er hatte ja kein blaues Blut und wer das nicht hat, zählt in ihren Augen durchaus nicht mit, mag er sonst die vollkommensten und edelsten Eigenschaften besitzen. Du hast mich ja ganz gespannt auf den Herrn Willhöft gemacht. Doch, da kommt er!" Heinrich trat ins Zimmer. Graf Waldsee erhob sich, ging ihm einige Schritte entgegen und sagte: „Ah, Herr Willhöft, ich bin sehr erfreut —" -