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da war eine gute barmherzige Schwester, ganz jung und blaß wie Wachs sie siechte an der Brust da hin —, deren Liebling ich war und mit der ich lieber spazieren ging, als daß ich mit den andern Kindern spielte, weil sie mich immer an sich heranzog und ihre magere, warme Hand auf meine Stirn legte.... Im Alter von zwölf Jahren aber und als ich einge segnet war, gab eö für mich nichts mehr als bittere« Elend. Die Verwaltung hatte mich zu einem Stuhl flechter in der Vorstadt Saint-JaqueS in die Lehre gegeben. Das ist kein Handwerk, wie Sie wissen; unmöglich, damit sein Leben zu gewinne», zum Be weise dafür dient, daß der Prinzipal fast immer nur arme kleine Jungen aus dem Blindeninstitut als Lehrlinge annehmen konnte. Dort habe ich auch ken nen gelernt, was hunger» heißt. Der Lehrherr »nd seine Fra», zwei alte Lente ans der Gegend von Li moges, die später ermordet worden sind, waren ganz abscheulich geizig und das Brot, von dem uns zu jeder Mahlzeit ein kleines Stück zugeschnitten wurde, war die übrige Zeit stets unter Verschluß. Und erst bei dem Abendbrot! da hätten Sie die Bkeisterin mit ihrer schwarzen Haube sehen sollen, wenn sie uns die Suppe gab und bei jedem Löffel, den sie uns in den Teller goß, einen lauten Seufzer ausstieß! Die bei den anderen Lehrlinge, die „jungen Blinden", waren weniger zu beklagen; sie bekamen ja nicht mehr als ich, sie sahen aber wenigstens nicht den vorwurfsvollen Blick dieser bösen Frau, wenn sie mir meinen Teller reichte. . . . Und mein größtes Unglück war, daß ich schon damals einen außerordentlichen Appetit besaß. Offen gestanden: — war das meine Schuld? Ich bin dort drei Jahre in der Lehre geblieben und hatte fortwährend Hunger. . . . Drei Jahre! Die Stuhl flechterei lernt man in einem Monat; die Verwalt ung kann aber doch nicht Alles wissen und sie hat keine Ahnung davon, wie die Kinder ausgenutzt wer den. . . . Sie wunderten sich vorhin, als Sie mich das Brot ans dem Schmutze aufheben sahen? Glau ben Sic's nur: — daran bin ich gewöhnt; ich habe in meinem Leben gar oft Brotkrusten aufgclesen, und wenn sie gar zu hart waren, habe ich sie über Nacht in meinem Waschnapfc aufweichcn lassen. .... Manchmal that ich auch einen guten Fund, ich will's nicht verschweigen; manchmal fand ich Stücke Brot, welche nur an einer Seite «»geknabbert waren. Die hatten die Kinder, wenn sie aus der Schule ka men, aus ihrem Korb gezogen und auf die Straße geworfen. Um diese Zeit hielt ich mich gern in der Nähe von Schulen, bei denen ich auf Gängen für den Meister vorbeikam, auf. . . . Als die Lehrzeit, während welcher ich gehungert hatte, beendet war, da kam das Handwerk, das eben so wenig seinen Mann nährte. O, ich habe noch ganz andere Dinge unter nommen, denn ich scheute mich wahrhaftig nicht vor der Arbeit, das können Sie-mir glauben. Ich be diente die Maurer, war Bote in einem Geschäft, Stubenbohner, waS weiß ich noch? Heute mangelte es an Arbeit, ein anderes Mal verlor ich meine Stelle .... Kurz, ich aß mich niemals satt! Donnerwetter! wie oft erfaßte mich da die Gier, wenn ich vor einem Bäcker vorbeiging. Glücklicherweise erinnerte ich mich aber in solchen gefährlichen Augenblicken stets an meine gute barmherzige Schwester im Findelhause, die mich so oft ermahnt hatte, ja stets treu und ehr lich zu bleiben, und eS war, als fühlte ich auf mei ner Stirn ihre kleine warine Hand.... Als ich acht zehn Jahre alt war, wurde ich Soldat.... Der Sol dat hat auch nichts übrig, das wissen Sie so gut wie ich. . . . Und jetzt, es ist beinahe zum Lachen — kommt die Belagerung und die Hungersnoth! . . . . Sie sehen, daß ich Sie vorhin nicht belogen habe, als ich Ihne» die Versicherung gab, ich habe stets und immer Hunger gehabt. Der junge Herzog hatte ein gutes Herz und er war tief bewegt, als er diese entsetzliche Klage eines Mannes, den die Uniform zu Seinesgleichen machte, anhörte. Für sein Dandyphlegma war eS sogar ein Glück, daß der Abendwind zwei Thränen in seinen Augen trocknete. — Jean Victor, redete er den Findling, «ber auch nicht mehr mit „Du", an: Wenn wir diesen schrecklichen Krieg Beide überleben, so sehen wir uns wieder und ich hoffe, Ihnen nützlich sein zu können. Au genblicklich giebt es aber auf Vorposten keinen Bäcker; vas Brot wird ausgeliefert, da meine Ration für meinen geringen Appetit aber zweimal zu groß ist. . . . Abgemacht, nicht wahr? . . . Wir theilen als gute Kameraden. Der Händedruck, den sich die beiden Männer ga ben, >var kräftig und warm. Die Nacht war herein gebrochen und da sie Beide durch das fortwährende Wachen und Allarmirtwerdcn todtmüde geworden wa ren, traten sic in die Wirthshausstube, wo ein Dutz end Soldaten auf der Streu lagen, legten sich neben einander hin und verfielen sehr bald in tiefen Schlaf. Gegen Mitternacht wachte Jean Victor auf; der Hunger mochte ihn aufgeweckt haben. Der Wind hatte die Wolken verjagt und der Mond, der durch ein Loch im Dache in das Zimmer drang, beleuchtete den blonden, reizenden Kopf des jungen Herzogs, welcher schlafend dalag wie ein Endymion. Jean Victor war noch ganz gerührt von der Herzlichkeit seines Kamera den und betrachtete denselben mit naiver Bewunder ung. Da riß der wachthabende Sergeant die Thür auf und rief die fünf Mann, welche die vorgeschobe nen Wachtposten ablösen sollten. Der Herzog befand sich unter den Anfgerufenen, aber er wachte nicht ans. — Hardimont, auf, auf! wiederholte der Unter offizier. — Wenn es Ihnen recht ist, Herr Sergeant, sagte Jean Victor sich aufrichtend, so ziehe ich für ihn aus Posten . . er schläft so gut . . . und cs ist mein Kamerad. — Wie Du willst. Die fünf Mann waren abmaschirt, da» Schnar chen ließ sich aufs Neue vernehmen. Eine halbe Stunde später krachten ganz in der Nähe niehrere Gewehrschüsse. In einem Augenblicke war Alle- auf den Beinen; die Soldaten traten vor sichtig heraus und blickten, den Finger am Abzüge des Gewehres, die vom Monde hellbeschienene Straße entlang. — Wie viel Uhr ist es denn? fragte der Herzog. Ich sollte diese Nacht auf Posten ziehen. Jemand antwortete: — Jean Victor ist an Ihrer Stelle aufgezogen. In diesem Augenblick kam ein Soldat von den Vorposten herangelaufen. — Was giebt'S? wurde er von allen Seiten ge fragt, als er endlich, ganz außer Athem, stehen blieb. Die Preußen greifen an; ziehen wir uns nach der Revoute zurück. — Und die Kameraden? — Sie kommen Alle. . . . Nur der arme Jean Victor nicht. . . . — Wieso? rief der Herzog. — Eine Kugel in den Kopf, gleich todt... ohne einen Laut zu thun Zehn Jahre später im Winter verließ gegen zwei Uhr Morgens der Herzog von Hardimont in Gesell schaft seines Nachbars, des Grafen von Souldnes, den Club; er hatte im Spiel einige Hundert Gold stücke verloren und der Kopf brummte ihm ein wenig. — Wenn es Ihnen recht ist, Andre, sagte er zu seinem Begleiter, so kehren wir zu Fuß nach Hanse zurück.... ich möchte ein wenig frische Luft schöpfen, eS thut mir Noth. — Ganz nach Ihrem Belieben, Theuerster, ob gleich das Pflaster recht schmutzig ist. Sie sandten ihre Coupes nach Hause, schlugen den Pelzkragen auf und nahmen den Weg nach der Mag- dalcnenkirche zu. Plötzlich drehte der Herzog einen Gegenstand, den er mit der Schuhspitze angestoßen, um und um; es war ein großes, beschmutztes Stück Brot. Da sah Herr von Souldnes zu seinem höchsten Erstaunen, wie der Herzog von Hardimont das Stück Brot aufhob, dasselbe mit seinem feinen Taschentuche sorgfältigst reinigte und unter den Lichtschein einer Gaslaterne, recht in die Augen fallend, auf eine Bank legte. — Was beginnen Sie denn da? rief der Graf laut auflachend. Sind Sie von Sinnen? — ES geschieht zum Andenken an einen armen Mann, der für mich in den Tod gegangen ist, ant wortete der Herzog mit sanft bebender Stimme.... lachen Sie nicht, mein Lieber, Sic würdcn mir wehe thun! Herren-Wäsche. Empfehle tadel los sitzende Ober- Hemden mit fein Lein. 4fach. Ein satz, sowie kleid samste Kragen, Manschetten u. Chemisetts. Bestellungen nach Maaß werden prompt erledigt. SvLÄvI. Lin au8rr äi-di^68 ftlnu8 8uelit sür ein« in Lilrermtoolv z.u er- riolrtencls I'ÜIg.Is einen Vsrt.i'ktör, rrelelrer äie A6NSU Kennen MU88. 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Mit der Erzeugung der Heller swen Tpielwerke ist das Mittel gefunden worden, die Musik in die ganze Welt, bis in die entlegensten Theile zu tragen, aus daß sie dort mit ihren zauberischen Wirkungen die Freude des Glücklichen steigert, dem Unglücklichen Trost und Linder ung bringt. Diese Spielwerkc werden von der genannten Firma in einer Mannigfaltigkeit sabrizirt, die alle Vorstellung übertrifft. Sie bilden die schönste Zierde einer jeden, selbst der luxuriösest ausgestatteten Wohnung. In Hotels, Restaurationen und Conditoreicn ersetzen sie ein ganzes Orchester und erweisen sich als ein starkes Anziehungsmittel für das Publikum. Für denjenigen, welchen sein Berus an entlegenen Orten sesthält, sind sie eine unerschöpfliche Quelle des Genusses, für Solche, welche in fremdem Lande wirken, sind die Melodien, welche diese Spielwcrke überall hin mit sich trage», herzbewegende Grüße au» der Heimath. Die Repertoirs, auch der kleinsten Werke, sind mit feinstem Verständnisse znsammengestellt und die neuesten und beliebtesten Schöpfungen auf dem Gebiete der Opern-, Operetten »nd Tanzmusik, der Lieder und des Choralgesanges sind dabei stets in erster Linie berücksichtigt. In diesen Vorzügen ist wohl die Thatsache begründet, daß der Fabrikant dieser tönenden Lust bringer und Sorgenvcrschcucher der Lieferant saft aller europäischen Höfe, daß seine Erzeugnisse aus allen bedeutenden Ausstellungen durch die Verleihung von erste» Preisen ausgezeichnet wurden, und daß er alljährlich Hunderte von Anerkennungsschreiben erhält. Die Heller schen Spielwerke erscheinen als ein Gegenstand, der eines der edelsten Bedürfnisse der Menschen befriedigt, und sind daher auch das passendste Geschenk bei allen Gelegenheiten, namentlich aber zu Weihnachten, Geburts- und Namenstagen. Bei der großen Anzahl von Melodien, welche diese Spielwerke in sich bergen, und bei deren geschmackvoller Ausstattung, sind sie sowohl als Geschenke im Familienkreise, des Bräutigams an die Braut u. s. w. zu empfehlen, als auch dann, wenn Gesellschaften verdienten Männern durch Ucbergabe eines Ehrengeschenkes ihre Liebe und Werthschätzung bezeugen wollen; jedem Seelsorger, jedem Lehrer und jedem Kranken wird eine solche Gabe ein Gegenstand nachhaltiger Freude sein. Vertrauenswürdigen Personen werden auch Iheilzahlungen zugestanden und es ist be sonder» hervorzuhcben, daß sich selbst bei den kleinsten Aufträgen direkter Bezug ab Bern em pfiehlt, da Niederlagen der Fabrik nur in Nizza und Interlaken bestehen. Jllustrirte Preislisten werden Jedermann aus Verlangen gratis und franko zugestellt und ist die Fabrik in Folge des Sinkens der Rohmaterialpreise in der Lage, bei jedem Auftrage auf die in den Preislisten verzeichneten Ansätze 20"/„ Rabatt zu bewilligen. Als Speeialität empfiehlt Kiildernähmaschilicn ü. Stück M. 4, -. Hllndnähmaslhiiicn früher 12, jetzt M. 10, —. leUclwiA 018,88. Extrafeine Pnnschcssenz in Flaschen zu 2 Mark und l Mark empfiehlt ^k. Drogenhandlung. Lcmksct Iteizsiuls tieukeit kür den Aieilniitebts- daum. 1 Kiste en. 488 8ttt«Il -- S Mir. per ^ueilnukme. VVieckerver- Icktuker kudutt. L. H.. ILüUsr, Drslläsü, Sckuigutstr. 11. ballrik in Obristbaumsedmuolr. Es giebt kein besseres Mittel. Freist. Ich kann eS nicht unterlassen, nachdem ich einige Flaschen des Gesund- heitS-Kränter-HonigS von C. Lück in Colberg angewandt habe, meinen innig sten Dank abzustatten. Ich litt seit Jahren an Magen- und Lungcn-Katarrh und bekam diesen Winter starken Husten und Auswurf. Nachdem ich den Honig brauche, fühle ich mich wieder vo Kom men wohl und kann ich wohl agen, daß derselbe ein vorzügliches Mittel ist, denn mir hat derselbe meine Gesund heit wiedergegeben. Carl Bock. Er hältlich in Flaschen n M. l.—, 1,i» und 3/u> in Eibenstock bei Apotheker Druck und Verlag von E. Hannebohn in Eibenstock.