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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement vicrtclj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, fowie bei allen ReichS- Postanstalten. Amts- und Anzeigeblntt für den Syirk des Amtsgerichts Eibenstock und besten Amgeöung. .V-' ISS. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. :>!». Aayrgang. Sonnabend, den 24. November 1888. Der Tag verglüht, die Wipfel kosen. In HerbsteSschwcrmuth liegt die Welt, Du trägst den Kranz, den blumenlosen, Erinnerungsvoll zum Gräberfeld . . . Stehst traurig bei Cypressenbäumen, Suchst wehmuthSbang den Leichenstein, Und weißt, wenn noch die Todten träumen. Dein Weib träumt nur von dir allein. ZUM Hodtenfest. Da ruht der Mund, der Dich entzückte, Das Haar, mit dem du oft gespielt. Die weiße Haud, die warm dich drückte Und doppelt fest im Leid dich hielt . . . Da ruht das Herz, das du erkoren, Das deine Sonn', dein Sternenglanz, Dem ew'ge Liebe du geschworen — Heut' schmückst Du's mit dem Todtenkranz. Und rings in Gräbern tiefes Schlafen Von Kinderlust, die jäh verscholl. Von müden Herzen, die im Hafen, Bon Jugend, sonst so hoffnungsvoll . . . Und drüber Kreuze, Blumen, Palmen, Durch die der Herbstwind flüsternd klagt. Als säng' er leise Schlummerpsalmen, Bis einst das große Ostern tagt. O, schwarzumflorte Grabesnächte, Die nicht das tiefste Fleh'n erhellt, Wer all' das Glück zurück jetzt brächte Aus eurer schauerdunklen Welt! Wer all' die Grabespforten sprengte. Ruht sanft, schlaft süß, geliebte Seele», Im schattenkühlen Grabesgrund, Wenn auch die frohen Lerchenkehlen Nicht mehr erschall'» vom Himmelsrund! Wenn auch der Lenz sein Blüh'n und Düften Ob Riedgras oder Blumen draus, Und all' die Thränen rasch verdrängte — Ja tausend Himmel schlöß' er auf. Nicht mehr auf eure Hügel weht — Die Liebe flammt an euren Grüften, Die nimmer, nimmer untcrgeht! Hagesgeschichle. — Deutschland. Aus der Thronrede, mit welcher Kaiser Wilhelm II. am Donnerstag den Reichstag eröffnete, lassen wir die wichtigsten Stellen derselben im Nachstehenden folgen: Als ich Sie beim Antritt Meiner Regierung zum ersten Male begrüßte, standen Sie mit Mir unter dem Eindruck der schwere» Schickungen, welche Mein Haus und das Reich im Laufe dieses Jahres erfah ren haben. Der Schmerz über diese Verluste wird bei dem lebenden Geschlechte nie ganz erlöschen, aber er darf Mich nicht hindern, den Anforderungen der Pflicht nach dem Vorbilde Meiner in Gott ruhenden Vorgänger mannhaft und treu gerecht zu werden. Bon diesen« Pflichtgefühl getragen und das Gleiche bei Ihnen voraussetzend, entbiete Ich Ihnen bei der Wiederaufnahme unserer gemeinsamen Arbeiten Gruß und Willkommen. Auf Meinen Reisen, welche Mich in verschiedene Thcile des Reichs geführt haben, sind Mir überall, sowohl von feiten Meiner Hohen Bundesgenossen, wie der Bevölkerung die Beweise entgegengetrcten, daß die Fürsten und die Völker Deutschlands den, Reich und seinen Einrichtungen mit rückhaltlosem Vertrauen anhängen und in ihrer Einigkeit die Bürg schaft ihrer Sicherheit finden. Aus solchen Kundgeb ungen werden Sie mit gleicher Genugthung wie Ich Selbst die Ueberzeugung geschöpft haben, daß die im Reich verkörperte Einigkeit tiefe und feste Wurzeln im gesammtcn Volke geschlagen hat. Es ist Mir Be- dürfniß Meiner dankbaren Befriedigung hierüber auch an dieser Stelle Ausdruck zu geben. Hier anknüpfend erwähnt die Thronrede den An schluß der freien Hansestädte Hamburg und Bremen an den Zollverband des Reichs. Ferner die Revision des Handelsvertrags mit der Schweiz und den Haus halt auf das nächste Rechnungsjahr. Dann heißt es weiter: Mit Freude begrüße Ich die Anzeichen eines Auf schwunges auf verschiedenen Gebieten wirthschaftlicher Thätigkeit. Ist auch der Druck, welcher auf der Land- wirthschaft lastet, noch nicht gehoben, so erhoffe Ich doch im Hinblick auf die neuerdings eingetrctene Mög lichkeit einer höheren Verwerthung einzelner land- wirthschaftlichen Erzeugnisse eine Besserung auch dieses wichtigsten Zweiges unserer wirthschaftlichen Arbeit. Nachdem noch der bereits früher angekündigte Ge setzentwurf zur Regelung der Erwerbs- und Wirth- fchastsgenossenschasten, sowie einige Aenderungen auf dem Gebiete der Krankenversicherung Erwähnung ge funden, fährt die Thronrede fort: Als ein theureS Vermächtniß Meines in Gott ruhenden Herrn Großvaters habe Ich die Aufgabe übernommen, die von Ihm begonnene sozialpolitische Gesetzgebung fortzuführen. Ich gebe Mich der Hoff nung nicht hin, daß durch gesetzgeberische Maßnahmen die Noth der Zeit und das menschliche Elend sich aus der Welt schaffen lassen, aber Ich erachte es doch für eine Aufgabe der Staatsgewalt, auf die Linderung vorhandener wirthschaftlicher Bedrängnisse nach Kräften hinzuwirken und durch organische Ein richtungen die Betätigung der auf dem Boden des Christenthuins erwachsenden 'Nächstenliebe als eine Pflicht der staatlichen Gesammlhcit zur Anerkennung zu bringen. Die Schwierigkeiten einer auf staatliches Gebot gestützten durchgreifenden Versicherung aller Arbeiter gegen die Gefahren des Alters- und der In validität sind groß, aber mit Gottes Hilfe nicht un überwindlich. Als die Frucht umfänglicher Vorarbei ten wird Ihnen ein Gesetzentwurf zugehen, welcher einen gangbaren Weg zur Erreichung dieses Zieles in Vorschlag bringt. Unsere afrikanischen Ansiedelungen haben das Deutsche Reich an der Aufgabe betheiligt, jenen Welt teil für christliche Gesittung zu gewinnen. Die uns befreundete Regierung Englands und ihr Parlament haben vor hundert Jahren schon erkannt, daß die Erfüllung dieser Aufgabe mit der Bekämpfung des Negerhandels und der Sklavenjagden zu beginnen hat. Ich habe deshalb eine Verständigung zunächst mit England gesucht und gefunden, deren Inhalt und Zweck Ihnen mitgetheilt werden wird. An dieselbe werden sich weitere Verhandlungen mit anderen be freundeten und beteiligten Regierungen und weitere Vorlagen für den Reichstag knüpfen. Unsere Beziehungen zu allen fremden Regierungen sind friedlich, und Meine Bestrebungen unausgesetzt dahin gerichtet, diesen Frieden zu befestigen. Unser Bündniß mit Oesterreich und Italien hat keinen an deren Zweck. Die Leiden eines Krieges und selbst eines siegreichen ohne Noth über Deutschland zu ver hängen, würde Ich mit Meinem christlichen Glauben und mit den Pflichten, die Ich als Kaiser gegen das deutsche Volk übernommen habe, nicht verträglich fin den. In dieser Ueberzeugung habe Ich es als Meine Aufgabe angesehen, bald nach Meinem Regierungs antritt nicht nur Meine Bundesgenossen im Reich, sondern auch die befreundeten und zunächst benach barten Monarchen persönlich zu begrüßen und mit ihnen die Verständigung zu suchen über die Erfüllung der Aufgabe, die Gott Uns gestellt hat. Unfern Völ kern Frieden und Wohlfahrt zu sichern, soweit dies von Unserem Willen abhängt. Das Vertrauen, wel ches Mir und Meiner Politik an allen von Mir be suchten Höfen cntgegengekommen ist, berechtigt Mich zu der Hoffnung, daß es Mir und Meinen Bundes genossen und Freunden mit Gottes Hilfe gelingen werde, Europa den Frieden zu erhalten. — Der Nachricht von einer beabsichtigten Drei kaiser-Zusammenkunft in Berlin ist von ein igen Blättern mit Unrecht widersprochen worden. Es bestätigt sich vollkommen, daß diesseits der Wunsch besteht, es möchten die Gegenbesuche der Kaiser von Rußland und Oesterreich-Ungarn in Berlin zu gleicher Zeit stattfinden. Richtig ist allerdings, daß bisher nur ein vertraulicher Meinungsaustausch über diese Frage zwischen Berlin, Wien unv Petersburg statt gefunden hat. Sollte ein Erfolg erzielt werden, was immerhin wahrscheinlich ist, so würde die Dreikaiser zusammenkunft nicht vor Ablauf der Berliner Hof trauer, also nicht vor Mitte Juni n. I, stattfinden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 23. Novbr. Vorgestern Abend gegen 8' ., Uhr erscholl in hiesiger Stadt der Feuer ruf. Es brannte ein Holzschuppen des dem Oekonom August Lipp.oldt gehörigen Hauses in der Rehme. Daö Feuer war bereits abgelöscht und der größte Thcil der zusammengcströmlen Menschen hatte die Brandstätte wieder verlassen, als von neuem wieder die Feuersiguale ertönten. Diesmal erschien die Ge fahr jedoch sehr groß, denn die Flammen hatten auf unbemerkte Weise jetzt ihren Weg unter das Dach des Hinter- und Hauptgebäudes gefunden. Dem Um stand, daß der Hintere Anbau mit Eisenblech gedeckt war, ist es zu verdanken, daß das Feuer aus seinem neuen Herde nicht mit voller Macht hervorbrcchen konnte, da sonst ein unberechenbares Unglück über unfern Ort hätte hereinbrechen müssen. Jever, wer die Bauart dieses alten Gebäudes (das Zieglerhaus genannt) und seine höchst feuergefährliche Umgebung kennt, wird sich der Verwunderung nicht enthalten können, daß dieser große Holzbau, ohne die Nachbar schaft zu entzünden, allein nieverbrennen konnte. Der überaus großen Gefahr sich bewußt, arbeiteten die Löschmannschaften und die freiw. Feuerwehr mit einer Ausdauer, die alle Kräfte bis zur Erschöpfung in An spruch nahm. Von lebhaftem Luftzuge angefacht wüthete das entfesselte Element stundenlang, jeden Augenblick die Gefahr vergrößernd, daß das Feuer auf die Nachbargebäude überspringen würde. In un geheuren Massen schütteten die Spritzen ihr Wasser aus das Brandobjekt und seine gefährdete Umgebung, und so hatte man gegen I Uhr Nachts die Genug- thuung erlangt, daß die angestrengte Arbeit nicht um sonst gewesen war. Es blieben zwar während der Nacht noch sämmtliche Spritzen mit den nöthigen Mannschaften zur Stelle, da bei stärker auftretendem Winde das Feuer wieder leicht hätte auflodern könne». — Wie dasselbe entstanden, ist zur Zeit noch nicht bekannt. 9 Familien mit 44 Köpfen sind dabei ob dachlos geworben. Auch ist denselben von ihren Hab seligkeiten Vieles mit verbrannt. Die erste von aus wärts eingetroffene Spritze war diejenige von Blauen thal, welche auch bei früheren Bränden immer schnell zur Stelle gewesen ist. Kurze Zeit darauf traf die sreiw. Feuerwehr von Hundshübel ein. Das schnelle Erscheinen auf der Brandstätte Hierselbst verdient um so mehr Anerkennung, als dieselbe Spritze soeben erst von einem Feuer beim Bäcker Werner in Bäreuwalke zurückgekehrt war und dann unverzüglich nach Eiben stock abgerückt ist. — In derselben 'Nacht gegen 2 Uhr brannte cs noch beim Gutsbesitzer Karl Aug. Tiepner