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die Entscheidung der Frage bezüglich der Aufnahme der Vororte in den Stadtbezirk gestellt worden. Der Rath hatte als ehesten Zeitpunkt der Einver leibung den I. Januar 1890 ins Auge gefaßt; allein mittlerweile haben daö mit Leipzig unmittelbar ver bundene Reudnitz und das wiederum an das letztere sich unmittelbar anschließende Anger-Crottendorf um frühere Aufnahme gebeten und die dieSfallsigcn Ge suchen mit der Thatsache begründet, daß die Verwalt ung unter der bestehenden Ueberbürdung schlechter dings nicht mehr weiter arbeiten könne u. s. w. Dieser und die weiter geltend gemachten Gründe haben den Rath bewogen, die Einverleibung bereits am 1. Januar 1889 zu beschließen und die Stadtverordneten sind diesem Beschlüsse beigetreten. — Auerbach. Rudolf und Viktor Knoll hier haben nach dem Tode ihres Vaters, Karl Friedrich Knoll, dessen Wohnhaus der Stadt zum Ge schenk gemacht. DaS geräumige Wohnhaus hat für die Stadt deshalb einen besonderen Werth, weil es an die städtischen Schulgebäude grenzt und zur Be nutzung für Schulzwecke mit verwendet werden soll. Dadurch bleibt der Stadt noch einige Jahre die große Ausgabe für ein neues Schulgebäude erspart. — Bürgermeister Eule, der 24 Jahre lang in ge deihlicher Weise unsere städtischen Angelegenheiten leitete, hat unter Berufung auf seine angegriffene Gesundheit das Ansuchen seitens der Kollegien, sein Amt noch einige Jahre zu bekleiden, abgelehnt. Die hiesigen Bürger haben sonach demnächst eine Bürger meisterwahl vorzunehmen. — Bei dem in Lichtenau stattgcfundcnen Jahrmarkt wurden am 8. November vom Marktplätze zwei große Marktkisten gestohlen. Die eine Kiste, welche Hut- und Putzsachen enthielt, blieb unversehrt, während die andere erbrochen und ihres Inhaltes — Leinwand- und Wollsachen — im Werthe von gegen 800 Mark vollständig beraubt wurde. Der Dieb ist bis jetzt noch uncrmittclt. — Die seit Anfang des 18. Jahrhunderts im Erzgebirge ««gebaute Kartoffel hat sich über dasselbe dergestalt verbreitet, daß sie in den höchsten Gegenden desselben die größten Flächen des über haupt in Kultur genommenen Landes bedeckt. Wird im Osten, in der Amtshauptmannschaft Pirna, die Fläche des von ihr eingenommenen Landes mit 11 Prozent, in der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde sogar nur mit 8 Prozent der BodenflSche angegeben, so steigt sie in der Amtshauptinamischaft Marienberg auf 13,» Prozent, Freiberg 14 Prozent, Flöha und Annaberg 15 Prozent, Schwarzenberg 16 Prozent oder fast */z der Anbaufläche. Je höher man im Gebirge hinaufsteigt, um so größere Flächen sind dem Anbau der Kartoffel gewidmet; um so geringer wird aber der Ertrag und gerade dort, wo der Kartoffelban die größten Ackcrbauflächcn bedeckt, gerade dort ist der Ertrag am geringsten und unsichersten. Nicht die Bodenbeschaffenheit ist es, welche den Ausschlag giebt, denn die Kartoffel gedeiht auf dem verschieden artigsten Boden, sondern die Höhenlage mit ihren großen Schwankungen und Gegensätzen in den klima tischen Verhältnissen. — Gegenüber den überaus günstigen Beurthcil- nngen der Thätigkeit des „ Q u e l l e n fi n d e r s " Beraz erscheint es nöthig, auch folgende Mittheilnng zu geben: „Das großherzogliche Bezirksamt in Karls ruhe hat wegen dieses Quellenfindcrs eine Warnung erlassen, der wir das Folgende entnehmen: Der an gebliche Ouellenfiuder Beraz von München hat in der letzten Zeit im Amtsbezirke Durlach im Auftrage einer Gemeinde Oucllensuchungen vorgenommen und stand wegen des gleichen Geschäftes mit anderen Ge meinden in Unterhandlungen. Beraz pflegt von jeder Gemeinde ein Honorar von 300 Mk. zu beanspruchen, welches ihm vor der Vornahme der Untersuchungen ausbezahlt werden muß. Dem seitens mehrerer Ge meinden ausgesprochenen Wunsch, wenigstens einen Theil des Honorars bis nach Erschließung der Quellen zurückbehaltcn zu dürfen, wurde regelmäßig nicht ent sprochen. DaS Verfahren des Beraz entbehrt sowohl jeder wissenschaftlichen als auch jeder reellen praktischen Grundlage; eine geologische Untersuchung des zu er forschenden Qucllengebiets, die wichtigste Grnnrlage für die Erschließung von Wasser, findet nirgends statt. Dagegen spielt bei seinen Qucllcnuntersnchnngcn eine Art Wünschclruthe, ein Stock mit eigenthümlich ge formtem Knopf eine Hauptrolle. Es ist bereits fest gestellt worden, daß die von Beraz gegebenen Voraus setzungen sich in vielen Fällen als trügerisch erwiesen haben, wodurch deu Betheiligten nicht unerhebliche Kosten ohne jegliches praktische Ergcbniß erwachsen sind. Die Gemeindebehörden werden deshalb ein dringlich vor Beraz gewarnt." — In den Kreisen der Handels- und Gewerbs treibenden ist die aus den sächs. StaatScisenbahnen be stehende Einrichtung noch nicht genügend bekannt, daß Gepäckbeförderung auch ohne gleichzeitige LösungvonFahrkarten erfolgen kann. Der Tarif enthält hierüber nachersichtliche Bestimmungen: Auch ohne Lösung von Fahrkarten können Gepäckstücke aller Art, sowie auch Güter, Hunde und sonstige kleine Thiere in Käfigen, sofern sie sich zur Beförderung im Packwagen eignen, zur tarifmäßige» Gepäckfracht hauch zu Schnellzügen) auf Gepäckschein aufgegeben werden. Die Fracht wird in solchem Falle mindestens für 20 kg:, und mindestens mit 1 M. erhoben. Der Gepäckschein wird dem Absender auSgehändigt. Die Auslieferung des aufgegebenen Gutes erfolgt am Be stimmungsorte gegen Rückgabe dcS Gepäckscheine«. Auf Verlangen des Absenders kann der Gepäckschein auch der Sendung bcigegebcn werden, wenn die letz tere mit der vollen Adresse de« Empfängers versehen ist. In diesem Falle erfolgt die Auslieferung an de» zur Empfangnahme sich meldenden Adressaten, sofern Bedenken gegen seine Empfangsberechtigung nicht ob walten, ohne zuvorige Avisirung und gegen Quittungs leistung. Die Mindestfracht von 1 Mk. wird nur in den Fällen znr Anwendung gebracht, wenn die ge nannten Gegenstände ohne Lösung von Fahrkarten zur Beförderung auf Gepäckscheine aufgegeben werden. Auf GcpÄcksenduugen, welche die deutsche Reichsgrenze überschreiten, findet vorstehende Bestimmung über Annahme und Beförderung von Gepäck ohne Fahr kartenlösung keine Anwendung. tt. Ziehung 3. Klasse 114. Sqi. Zächs. Laudcs-Lotterie, gezogen ain 12. November 1888. 100,000 Mark aus Nr. 42570. 30,000 Mark auf Nr. 32472. l5.no« Mark auf Nr. 37167. 5000 Mark aus Nr. I3I5S 2N223 57800. 3NNN Mark aus Nr. 3564 4568 5330 7718 8258 8545 8764 14843 15273 18488 25006 25028 31055 35888 46655 52556 54416 55665 58487 60152 61574 61735 65408 68638 78480 73883 81103 83633 87844 30763 32043 33007 84630 08653. 1000 Mark aus Nr. 623 2840 5284 6201 7756 0274 10028 I05I5 I4I00 16321 22533 22566 24874 26031 28515 30404 31523 31185 34771 35613 41054 41653 42266 47370 48465 43218 54123 55468 57008 62523 62203 63243 60158 72023 75080 81887 83067 86438 86465 87477 88111 88130 83531 83364 04824 38343 33058. 5N0 Mark auf Nr. 13 527 7173 7361 8025 11320 I642I 16431 20755 22330 25146 27580 27866 20853 30427 31851 31866 37171 37725 41058 44635 44638 46275 43104 50635 51358 51734 52714 52610 55221 55447 58252 63458 70220 71423 75071 76320 77763 77114 80403 80584 85613 88254 88622 32038 33435 86205 88367 38435 88830 88333 83351 88406. 3«0 Mark auf Nr. 830 2032 2682 2870 3463 5858 5372 6468 7001 7020 0578 11351 I15I4 12223 15787 15701 16880 17340 17504 18483 13080 20643 20200 21852 26202 26758 26867 27241 28825 28036 20078 30357 32383 33730 34024 35015 36033 36108 36503 40826 40058 41042 42833 47115 40330 48845 40167 40010 40325 50704 50353 50881 52373 53084 54454 54618 55308 56703 56182 57741 57313 58577 5831I 60424 61280 62060 62061 66633 67174 67480 68415 68128 68700 68013 60641 70546 71076 72422 74015 74268 74443 77023 78182 8II46 82736 82506 83300 83006 83700 84371 84014 85404 85807 85154 87331 87017 88188 88405 88735 80348 00124 0I65I 02805 03550 34533 34685 35328 08620 08370. 9. Ziehung gezogen am 13. November 1888. 50,000 Mark auf Nr. 25706. 30,000 Mark aus Nr. 30061. 15,000 Mark auf Nr. 00360. 5000 Mark auf Nr. 25476 53826 82225 01334 05025. 3000 Mark aus Nr. 2208 6206 8108 8240 12407 21613 24412 27458 28250 30720 36873 40625 42857 44044 46066 46413 46673 47013 55888 55073 56065 58737 66053 60602 71476 76784 70574 80032 81044 84682 85552 88486 88733 32875 35882 06187 06431. 1000 Mark auf Nr. 2450 5024 7266 10074 15060 15070 I73I0 10730 10505 10663 20807 25330 20608 34203 34111 35286 30615 44256 44800 47044 40383 40040 50468 52141 62167 64526 68605 73463 73073 74502 75307 78612 80745 80630 81311 86132 87307 87630 08736 03624. 500 Mark aus Nr. 378 1580 1646 3135 4760 4417 4723 5133 8510 8023 8645 8233 10381 10733 16045 21646 22775 22150 23071 28225 20863 34838 35510 35478 37564 37231 40577 47076 48120 48255 52023 52286 52030 52638 5401I 55636 57435 63733 63121 64153 65373 66752 60516 60784 73432 74013 77828 78767 80263 80313 80215 81050 83428 86162 86617 87722 88636 07306. 30N Mark auf Nr. 354 775 1440 1204 1402 1405 2352 3488 5062 5227 7617 7423 8510 0624 0837 10703 11737 13706 13721 14533 15206 16682 16418 16604 I7I10 20557 21057 24654 25535 25728 27070 27701 27523 28870 28203 28544 23864 20714 30022 31044 32083 32716 32687 33857 35423 36680 36805 36878 36442 32480 38723 40204 40226 40313 41682 42101 43 55 44500 45238 46304 46880 46234 47815 48488 48804 40320 51000 51631 53380 54305 54141 55775 55824 57063 58233 60370 60688 61445 61033 66753 66548 66238 67814 68088 68862 68777 70848 71551 75531 76282 78548 70370 70605 80670 80770 80232 81840 82860 82380 82610 83235 83102 85845 85668 87033 87488 80535 80322 00282 02355 02000 03800 03428 04024 05408 06466 06410 06003 37556 08180. Auf der Berliner Pferdebahn. „Ihr Hut ist entzückend! Frau A. Steht Ihnen vortrefflich! Wahrscheinlich' von der Gerstel?" „Nein, Frau B. Ich kaufe noch immer bei Wietzer. Zwar riesig thcucr, aber cs hat Alles Chic! Nur französische Sachen! Mein grauer kostet ja ein Hei dengeld; den modefarbenen haben sic mir auch hoch berechnet; zum Kostüm hätte ich eigentlich einen bill igeren nehmen können, aber, na!" Frau C.: „Er ist ja hochfein!" (Der Wagen hält; Fran A. hat sich verabschiedet.) Fra» B. zu Frau C.: „Scheußlicher Hut! Eiu wahres Enlennest!" Frau C.: „Die Frau hat einen recht absurden Geschmack!" Ein Herr steigt ein und begrüßt einen schon An wesenden: „Ah! Guten Morgen!" „Morgen! — Wie gcht'S? — Das Leben noch immer frisch? — Wieder 'mal in Berlin?" „Ja, ich bin auf der Durchreise hier; habe mei nen Sohn verheirathet!" „So, so! Ah! Da wünsche ich viel Glück! " „Oh! Der Junge hat sein Glück gemacht! — Steinreiches Mädel geheirathct!" „Ei! Das läßt sich hören!" „Ja! (schmunzelnd): „Der hat sein Schäfchen in'S Trockene gebracht!" (Die Lehens- und Liebesgeschichte wird weiter be richtet, inzwischen erscheinen zwei Backfische.) Die Eine: „Du! Er steht noch da!" Die Andere: „Das thut er immer, so lange er mich noch sehen kann! (Sie blickt au« dem Fenster und lächelt holdselig; dann drücken sich Beide in eine Ecke, stecken die Köpfe zusammen und tuscheln mit einander. Sie haben sich gar viel zu erzählen; die leuchtenden Augen verrathen'S: „eS schwelgt das Herz in Seligkeit!") In einer anderen Ecke wird's laut: „Ich gab Ihnen 50 Pfennige." Kondukteur: „10 Pfennig!" Frau: „Rein, es waren fünzig!" Kondukteur, heftig: „Es waren 10 Pfennig!" Frau: „Aber ich weiß ganz bestimmt!" Kondukteur: „Hier! (Er holt eine Hand voll Nickelstücke aus seiner Tasche), wenn hier ein 50- Pfennigstllck bei ist, dann ist es Ihre!" Frau: „Was ich weiß, lasse ich mir nicht aus reden!" Kondukteur (erregt): „Sehen Sie sich Ihr Geld genau an, ehe Sie zahlen!" Frau: „Eben weil ich es mir genau angesehen habe, weiß ich es!" (Die Erregung des Kondukteurs steigert sich immer mehr): „Dann zählen Sie Ihre Kasse nach!" Fran: „Ich hatte die 50 Pfennig in der Man teltasche." Kondukteur (wüthend): „Da hört doch aber auch Alles auf ; zählen Sie Ihre Kasse nach, sage ich Ihnen noch einmal!" Fran (ebenfalls wuthschnaubend, holt ihr Porte monnaie aus der Tasche): „Das ist doch wahrhaftig empörend! Drei Mark habe ich mir eingesteckt, als ich wegging! Da (sie reißt ihre Handtasche auf): ein halbes Viertel Cacao für 30 Pfennig, zwei Hammel- cottelets" (Allgemeines Gelächter), die Frau verstummt. Wieder hält der Wagen. Einige steigen aus, Biele ein. Eine Frau mit einem Kinde auf dem Arm, erhitzt, lebhaft gestikulirend, stürzt mit den Wor ten hinein: „Nee, so wat! — Eenen so zu. schubsen! Die Frau sieht, dct ich een Kind uf 'n Arm habe, und drängelt sich immer feste weg rin 'n Wagen. Det will 'ne feine Dame sind! Schubst mir und det Kind! Nee, det is doch reene doll! Sieht, det ich een Kind uf 'n Arm habe und schubst immer zu, und det will 'ne feine Dame sind!" (Die Frau setzt sich und raisonnirt immer weiter über die feine Dame.) Eine Nachbarin halblaut: „Aber warum soll denn det partout 'ne seine Dame sind?! Von wejen dem Plischmautel?! — Wat denken Se woll, wat in so 'n Plischmantel manchmal drin sticht!!" — Die Pflegekinder des Commcrzicnraths. Novelle von Carl Hartmann-Plön. 02. Forlse-ung.) „Nun also, woher denn Deine Besorgnisse?" „Weil ich trotz dieser Erklärung fürchte, daß, wenn sie ihn häufiger sieht, ihr Interesse in bedenklicher Weise wachsen und eines Tages der fürchterliche Augen blick eintreten könnte, wo sie diese Erklärung wider rufen würde. Deine Tochter ist in manchen Dingen so unberechenbar, daß —" „Nein, nein, Ursula, Deine Befürchtungen führen Dich zn weit! Meine Tochter hat ihren eignen Willen, hat ihre eigenen Anschauungen vom Leben, aber nie mals wird irgend eine Leidenschaft eine Macht über sie gewinnen. Und schließlich —" „Um Gotteswillen, was willst Dn sagen?" „Ich mag den alten Streit nicht mit Dir erneuern. Du wirst Dich noch erinnern, was ich Dir sagte, als unser Gutsnachbar, ein respektabler und sehr reicher junger Mann, ansing, Isabella besonders auszuzeich- nen? Ich erwiderte Dir auf Deine Bitte, mit diesem Bürgerlichen jeden Umgang abzubrcchen, damit nicht das Unglück einer Mesalliance über uns hereinbräche, daß ich meiner Tochter völlig freie Wahl lasse und das wiederhole ich auch jetzt. Ich weiß mit voller Gewißheit, daß Isabella nur denjenigen wählen wird, der ihrer in jeder Weise würdig ist; ob sie zu den hierzu erforderlichen Eigenschaften einen hohen Rang rechnet, muß ich ihr überlassen; sollte ein solcher nicht mit zu ihrem Programme gehören, so müßte ich mich darin finden. Und nun sage mir, wer ist eS, für den sie sich interessirt?" „Ist cs nur möglich, Detlef, daß Du, von blinder Liebe zu Deiner Tochter verführt, unser heiligstes Prinzip so mißachtest? Du würdest Dich nicht mit Deiner ganzen Autorität als Vater und als Haupt unserer glorreichen Familie dagegen auflehnen, wenn Dein Kind sich je vergessen könnte, einem Manne ohne Geburt ihre Hand reichen zu wollen?" „Nein, Schwester, da« würde ich nicht! Isabella soll nach dem Herzen wählen, denn nur ein HerzenS- bund macht für die lange Dauer de« Lebens glücklich." „Setzest Du denn alle Pflichten beiseite, die Du unseren Ahnen schuldig bist? Bedenkst Du gar nicht, daß D» der Letzte Deines Stammes, der Letzte der Waldsee-DorenbergS bist?"