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Amts- und Anzeigeblatt für den MIA? Bezirk -es Amtsgerichts Eibenstock sertionspreiS: die kleinst». s-»- « und dessen Amgeöung. Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Rcichs- Postanstalten. IS« Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. zr. Iahrga««. ' Donnerstag, den 25. Oktober 1888. Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche auf den Namen Henriette verehel. Köhler geb. Unger in Zwickau eingetragenen auf deren Erben übergegangcnen Grundstücke, 1) Feld und Wiese Sir. 338, 339 des Flurbuchs, Abtheilung 8. Folium 54 l des Grundbuchs für Eibenstock, 2) Wiese Nr. 730u des Flurbuchs, Abtheilung L. Folium 691 des Grund buchs für Eibenstock, geschätzt auf uä 1) 4400 Mark „ 2) 2350 Mark, sollen an hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und ist der 27. Movemöer 1888, Vormittags 9 Wr als Anmeldetermin, ferner der 14. Decemver 1888, Vormittags 1ü Hlßr als Versteigerungstermin, sowie der 21. Aecemöer 1888, Vormittags 10 Wr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Die Realbcrechtigtcn werden aufgefordert, die auf den Grundstücken lastenden Rückstände an wiederkehrcndcu Leistlingen, sowie Kostenfordcrungcn, spätestens im Anmeldetermine anzumeldcn. Eine Uebersicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangvcrhältnisses kann nach dem Anmeldctermin in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Eibenstock, am 22. October 1888. Königliches Amtsgericht. I. A.: Ass. Hänel, H.-R. Gruhle, G.-S. Hcrbst-Koiitn>l-Bcrsmm>mgcii pro 1888 bctr. Die diesjährigen Herbst-Kontrol-Versammlungeu im Amtsgerichts bezirke Eibenstock, zu welchen sämmtliche Mannschaften der Reserve, Dispositions- Urlauber und zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassene, umfassend' die Jahrgänge 1881 und jüngere, zu erscheinen haben, werden abgehalten: 1) tu Schönheide vor dem Rathhause, Donnerstag, am 1. Rovbr. 188«, Vormittags 8-/, Uhr, für die bezüglichen Beurlaubten aus Schönheiderhammer, Schönheide, Neuhcive, Ober- und Unterstützcngrün. 2) in Eibenstock auf dem Postplatz, Donnerstag, am 1. Novbr. 1888, Nachmittags 2 Uhr für die bezüglichen Beurlaubten aus Eibenstock, Hundshübel, Mnldcnhammcr, Ncidhardtsthal, Wolfsgrlln, Blauenthal, Sosa, Wildcnthal und Carlsfeld. Näheres durch die Ortsbehörden und Plakate. Die Lage Frankreichs ist keine beneidenswerthe. Die inneren Schwierig keiten häufen sich immer mehr; die Radikalen, insbe sondere ihr Minister Floquet, sollen jetzt den ausge stellten Wechsel, der das Heil des Landes dnrch den Radikalismus versprach, cinlöscn und sind zahlungs unfähig, während Boulanger mit seinen monarchischen Verbündeten nur auf den Verfalltag wartet, um daun in seiner Art das bankrotte Frankreich zu retten. Selbst republikanische Abgeordnete neunen den vor gelegten Staatshaushaltsetat einen „wahnsinnigen" und der Abg. Gillh will beweisen, daß in der Budget kommission „zwanzig kleine Wilsons" sitzen. Auf die großartigsten Skandale darf man sich da schon wieder gefaßt mache» und der Vergleich mit der ernsten Ruhe, in welcher die deutsche Politik ihren uner schütterlichen Gang geht, fällt natürlich sehr zum Nachtheil Frankreichs aus. An allem Uebel sind natürlich die Deutschen Schuld; darüber sind so ziemlich alle französischen Parteien einig. Darum hat man ein scharfes Spioncn- gesetz erlassen, trotzdem läßt sich keiner dieser nichts würdigen, ganz Frankreich förmlich überflntbeuden Spione Bismarcks fangen; darum hat man ein strenges Fremdengesetz erlassen; darum hat man den Fremden den Besuch der französischen militärische» Bildungs stätten untersagt; darum schickt man französische Offi ziere nach Deutschland, um „Deutsch zu lernen", die machen aber ihre Sache sehr ungeschickt und werden ausgcwiesen. Natürlich ist das sehr ärgerlich und eine fanatische Presse sorgt seit Jahren tagtäglich dafür, die Fran zosen über die Schädlichkeit und Nichtswürdigkeit der Deutschen aufzuklären. Natürlich bleiben diese syste matischen Verhetzungen nicht ohne Folgen, sie setzen sich in Thaten um. Deutsche Reisende sind in Frank reich ihres Lebens nicht sicher; die Studentenaffäre in Belfort ist noch in Jedermanns Gedächtniß. Ein gewisser Gasnier schießt auf einen Beamten der deut schen Botschaft in Paris; er wird von den Gerichten einfach für verrückt erklärt und damit ist die Sache abgcthan. In Havre reißen Nachtschwärmer das Schild des deutschen Konsulats herab und beschmutzen es. In Nizza wird der kranke König von Württem berg mit Pfeifen und — wenn sich die Meldung des „B. T." bestätigt — mit den Rufen „Nieder mit Preußen!" empfangen. Fürwahr, ein schönes Bild von der „ritterlichen Nation", wie sich die Franzosen so gern nennen hören. Man braucht durchaus keine Besorgniß zu hegen, daß aus den französischen „Ritterlichkeiten" ernste Konflikte entstehen. Deutschland ist stark genug, um die französischen Erbärmlichkeiten mit bloßer Ver achtung strafen zu können, ohne sich etwa« zu vergeben. Aber ein strenger Zuchtmeister aus der eigenen Mitte ist es, den das Volk und die Politiker jenseits der Vogesen nöthig haben. Und trügen nicht alle Zeichen, so wird ihnen ein solcher in dein vielvcrlachten Bou- langcr doch noch erstehen. Denn die Republikaner, obgleich sie sich in der Mehrheit befinden, sind uneins untereinander, während sich die Gegner der Republik immer enger um das in allen Farben schillernde Banner des verspotteten Exgenerals zusammenschaaren. Ja, der Bonlangismus macht enorme Fortschritte. Monarchische Blätter erzählen befriedigt, ihr Bundes genosse Boulanger habe sich in seinem Hause fürst lich eingerichtet, seine Dienerschaft sehe vornehm aus. Die nobelsten Leute, die „Spitze» der Gesellschaft" verkehren bei ihm und besonders machen ihm die Börsenfürsten den Hof. Ist das letztere der Fall, dann darf an die Zukunft des Exgenerals nicht ge zweifelt werden, denn der Geldsack ist in der fran zösischen Republik ein hochgcbietender Faktor. „Figaro" schwimmt ganz im boulangistischeu Fahrwasser. Bou langers Ziel sei, dem geeinten Deutschland ein ge eintes und versöhntes Frankreich an die Seite zu setzen. Es ist das eine leere Phrase, aber die Phrase übt einen ungeheuren Einfluß auf die Gcmütder der Menschen. Die Friedensaussichten werden durch eine Diktatur Boulangers weder verbessert noch verschlimmert. Ein Volk aber, das wie das französische aus Rand und Band ist, kein Völkerrecht »nd nicht die gute Sitte achtet, verdient einen Boulanger. In Deutschland dürfte cs nur Wenige geben, die die Herrschaft dieses Mannes der Phrase und Eitelkeit den Franzosen mißgönnen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Wie bereits erwähnt, wird Kaiser Wilhelm den am 29. d. Mts. in Ham burg stattfindenden Feierlichkeiten und Festlichkeiten aus Anlaß des glücklich vollzogenen Zollanschlusscs durch seine persönliche Theilnahme besonderen Glanz und erhöhte Bedeutung verleihen. Die alte Hansa- stadt, die nun erst voll und ganz zum Reiche gehört, und der sich nach dem Zugeständnisse der englischen Concurrente» infolge des Zsllanschlusses glänzende wirthschaftliche Perspectiven eröffnen, hat zur Begrüß ung des kaiserlichen Herrn die umfassendsten Vorbe reitungen getroffen. Mit dem Reichsoberhaupte wird der Reichskanzler, der dem Zollanschluß jederzeit das lebhafteste Interesse zugewendet und zu dessen Herbeiführung seine ganze Kraft eingesetzt hat, in Hamburg eintreffen. Nach den Angaben eines dort igen Blattes reist Se. Majestät am Sonntag nach Friedrichsruhe, übernachtet daselbst und trifft am 29. d. M. mittelst Sonderzuges mit dem Kanzler in Hamburg ein. — Der Staatsminister und Staats sekretär des Auswärtigen Graf Herbert Bismarck hat sich vorgestern ans einige Tage nach Friedrichsruhe begeben. — Ucbcr den Aufenthalt französischer Offi ziere in Deutschland bemerkt die „Köln. Ztg.": Ein cigenthümliches Licht auf die stets crgebnißlos verlaufende französische Spionenriechcrei wirft das Verhalten französischer Offiziere in Deutschland. An geblich zum Zweck der Erlernung der deutsche» Sprache pflegen sich in größeren deutschen Städten stets einige französische Offiziere aufznhalten, die nach mehr wöchentlichem-Verweilen eine andere Stadt aufsuchen und sogleich durch neu ankommende Kameraden ersetzt werden. Sie gehören vorwiegend der Artillerie an, und der Umstand, daß sic fast ausnahmslos des Deutschen vollkommen mächtig sind, läßt die Begründ ung ihres Aufenthalts dnrch Sprachstudien als nicht stichhaltig erscheinen. ES liegt System in den Reisen französischer Offiziere in Deutschland und offenbar handcln sie alle nach einem ihnen vorgeschricbcnen Plane. Sie machen sich mit der Gegend und dem Gelände bekannt, mit den Verkehrsmitteln, den Fluß übergängen, dem Charakter und je nachdem der Mund art der Bewohner. Sie suchen, wenn sich ihnen eine Gelegenheit bietet, geheime Beziehungen anzukuüpfen und militärische Beobachtungen anzustellcn. Die Thatsache, daß sie an bestimmten Orten stets in der selben Wohnung abstcigcn, daß sic nie einen regel mäßigen CursuS in der ihnen geläufigen deutschen Sprache durchmachen, sondern gewöhnlich nach läng stens 4 bis 6 Wochen, gewöhnlich nach kürzerer Zeit, ihren Aufenthalt innerhalb Deutschlands wechseln, beweist, daß nicht Privatstudium, sondern ein einheit licher Wille ihr Verhalten bestimmt. Wollte die deutsche Regierung diesem Beispiele folgen, so würden die deutscherseits nach Frankreich ausgesandten Offiziere unzweifelhaft von der französischen Bevölkerung unter Zustimmung der Regierungsorgane gesteinigt werden. Die französische Presse wird die von uns gebrachten Mitthcilungen voraussichtlich bestreiten wollen; dem gegenüber bemerken wir schon jetzt, daß wir in der Lage sind, die 'Namen und Aufenthaltsorte der fran zösischen Offiziere, auf welche sich unsere Bemerkungen beziehen, zu nennen. --ES sei hierbei gleich erwähnt, daß erst in voriger Woche zwei derartige verdächtige Persönlichkeiten in Dresden Veranlassung zu behörd lichem Einschreiten gegeben haben, resp. polizeilich auSgewiesen worden find. — Die Ausweisung eines französischen Offiziers Condin aus Stuttgart wird von Pariser Blättern berichtet. Wie man hört, beruhen diese Berichte auf einer Thatsache. Der fragliche Offizier, Lieutenant im 28. Fußjägcrbataillon, hat sich etwa 4 Wochen unter dem Vorwand, deutsch lernen zu wollen, in Stuttgart ausgchaltcn; da er sehr häufig