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von Holland abkaufen nnd diesen Kans durch Volks abstimmung in Luxemburg gutheißen lassen. Der Plan wurde zu zeitig verrathen und die .Luxembur ger Frage" in einem Sinne gelöst, der den Franzo sen nicht genehm war. Das Land wurde für neutral erklärt und unter den Schutz aller Großmächte gestellt. Luxemburg ist ein deutscher Wachtposten gegen Frankreich. Regiert dort einst ein deutscher Fürst — deutsch in des Wortes ganzer Bedeutung — so ist dainit eine erhöhte Garantie des Frieden» gegeben. Luxemburg ist durch die Ungunst der Verhältnisse von Deutschland politisch losgerissen worden. Durch die Agitation französischer Agenten ist auch das Volk dem Deutschthum entfreindet. Leicht könnte sich dort da» wiederholen, was wir im deutschen Elsaß und in Deutsch-Lothringen beklagen: daß das Volk seines nationalen Zusammenhanges mit dem großen gemein samen Vaterlande nicht eingedenk bleibt und ver- wälscht. Davor dürfte eS die Regierung des mit Preußen völlig auSgesöhnten Hauses Nassau bewahren. Dieses HauS wird zukünftig in Luxembnrg für den deutschen Gedanken werbend auftreten und dadurch sowohl seinem Lande wie Deutschland große Dienste leisten. Hagesgeschichte. — Deutschland. Soweit bis jetzt bestimmt, erfolgt die Abreise des Kaisers von Wien nach Italien am Mittwoch, den 10. d., Mittags 12 Uhr, mittels Sonderzuges von Mürzzuschlag aus über Poutebba nach Florenz und von dort Vormittags 9 Uhr ebenfalls mittels Extraznges ohne weitere Unter brechung direkt nach Rom. In Rom wird die An kunft des Kaisers am 11. d. Nachmittags erwartet. — Dort gedenkt der Kaiser bis zum Donnerstag, den 18. d., zu verbleiben und hierauf über Florenz und Bologna, München und Regensburg nach Berlin bezw. Potsdam zurückzukchren. — Bei dem zu Ehren des Deutschen Kaisers in Wien stattgchabtcn Galadiner sprach Kaiser Franz Joseph folgende Worte: „Ich gebe Meiner innigen Freude und Meinem Danke Ausdruck, daß es Mir gegönnt ist. Sc. Maj. den Kaiser Wilhelm in unserer Mitte zu begrüßen. Mit den Gefühlen jener herz lichen, treuen, unauflöslichen Freundschaft und Bun desgenossenschaft, welche uns zum Besten unserer Völker vereint, trinke Ich auf das Wohl unseres kaiserlichen Gastes. Der Allmächtige geleite ihn auf der Bahn, die er mit jugendlicher Kraft und männ licher Weisheit und Entschiedenheit betreten. Se. Maj. der deutsche Kaiser und König von Preußen, Ihre Maj. die Kaiserin und Königin und das Königl. Haus leben hoch!" Beide Monarchen ließen darauf ihre Glaser aneinandcrklingen, die Musik intonirte die preußische Volkshhmne. Kaiser Wilhelm erwiderte: „Ew. kaiserl. königl. Majestät spreche Ich für di huldvollen Worte aus gerührtem Herzen Meinen innigsten Dank aus und freue Mich besonders, dies an Ew. Majestät Namenstag thun zu können. Nicht als Fremder bin ich hierhergekommcn, sondern schon seit Jahren durch Ew. Maj. Güte ausgezeichnet, führe Ich ein heiliges Vermächtniß Meines in Gott ruhen den Großvaters aus. In dem Gefühle bewährter, unverbrüchlicher Freundschaft erhebe ich Mein Glas und trinke auf das Wohl Meines hochverehrten Bun desgenossen, Se. Majestät des Kaisers von Oesterreich und Königs von Ungarn, Ihrer Majestät der Kaiserin und des gesammten kaiserl. königl. Hauses." Die Musik intonirte die österreichische Volkshymne. Alle anwesenden höchsten und hohen Herrschaften hatten die Toaste stehend angehört und nahmen nun wieder ihre Plätze ein, erhoben sich jedoch sofort aufs Neue, als vcr Kaiser Franz Josef nochmals das Glas er griff und sprach: „Gestatten Mir Ew. Majestät, daß Ich das GlaS erhebe auf Ew. Majestät Armee und auf das leuchtendste Muster aller militärischen Tug enden ein Hoch ausbringe. Unsere preußischen und deutschen Kameraden sie leben hoch, hoch, hoch!" Jeder der Hochrufe wurde von der gesammten Tafelrunde stürmisch wiederholt. Kaiser Wilhelm verneigte sich, ließ sein GlaS an dasjenige des Kaisers Franz Josef anklingcn, verbeugte sich vor der Kaiserin und er widerte: „Ich trinke auf das Wohl her österreichisch ungarischen Armee, unserer Kameraden von der öster reichisch-ungarischen Armee, sie leben hoch, nochmals hoch, drei Mal hoch!" Auch hier fand jedes Hoch ein hundertfaches Echo. — Frankreich. Unter dem Namen „Die Rose von Frankreich" ist dieser Tage ein politischer Frauenverein mit folgendem Programm ins Leben getreten: „Die Rose von Frankreich." Monarchische Liga, Präsidentin: Die Gräfin von Paris. „Die Rose von Frankreich" ist eine Liga, welche die Wieder herstellung der Monarchie ünd die Vertheidigung kon servativer Interessen zum Zweck hat. Die Liga nimmt Männer und Frauen aller Klassen der Gesellschaft ohne Unterschied des Kultus und Glaubens auf und vereinigt sie zu einem FreundeSbundc, um gemeinsam zu vertheidigcn: Die konservativen Interessen gegen den Radikalismus. Die religiöse Freiheit gegen Ver folgung. DaS Recht der Familienväter, ihre Kinder frei zu erziehen. Die Interessen der Arbeit und des EigenthumS. Die Monarchie, traditionell, durch ihr Prinzip, modern durch ihre Institutionen, wird diese Interessen und Reckte gewährleisten, wie sie den ma teriellen und moralischen Fortschritt des Volkes sichert. Frauen Frankreichs! Ihr vermögt viel zum Erfolg dieser Liga beizutragen. Es handelt sich um Eure thcuersten Ueberzeugungen, um das Wohl und die Zukunft Eurer Kinder. Arbeitet für sie, für die Mo narchie, für Frankreich. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 8. October. Gestern Nach mittag traf von Dresden kommend mit dem 5 Uhr 41 Min. hier eintreffenden Zuge Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August in Begleitung des Flügeladjutanten Hauptmann Frhrn. von Wagner hier ein, nachdem derselbe am Vormittage dem Offizier- korpS des 5. Jnf.-RgtS. Nr. 104 in Chemnitz, dessen Ches der Prinz bekanntlich ist, einen Besuch abge stattet hatte. Se. Königl. Hoheit wurde am Bahnhof von den Herren Oberforstmeister Beyreuther, Forst- inspector Gläsel und Oberförster Riedel empfangen und zu Wagen nach der Stadt begleitet, wo im Hotel „Rathhaus" abgestiegen wurde. Auf besouderu Wunsch des Prinzen war jeder offizielle Empfang Seiten der Behörden rc. unterlassen worden, da der hohe Besuch nur zum Zwecke eines mehrtägigen Jagdvcrgnügens auf Eibenstocker, AncrSbergcr und Wildenthaler Re vier hier eingetroffen ist. Leider ist das Wetter wenig günstig, denn seit 2 Tagen wechseln 'Nebel und Regen mit einander ab. Am 10. d. erfolgt die Abreise Sr. Königl. Hoheit zu einem Jagdausfluge nach Greiz. — Schönheide. Bei der Ausführung einiger scheinbar unbedeutenden Reparaturen im Innern unserer Kirche fand eS sich, daß der „Schwamm" in derselben ausgetreten ist. Derselbe ist in seiner zerstörenden Wirksamkeit schon ziemlich weit vorge schritten. Allem Anscheine nach gingen die Wucher ungen an der Hinteren Seitenmauer in die Höhe und übertragen sich von da aus auf das Holzwerk der oberste» Empore, wo von den beiden Endpunkten aus nach der Mitte zu ein großer Tbcil der Tragbalken fast vollständig morsch geworden ist und durch neue ersetzt werden muß. Auch an der Sakristei und ein igen anderen Stellen zeigen sich Spuren dieses ge fährlichen Unkrauts, sodaß sich wahrscheinlich sehr um fangreiche Maßregeln nöthig machen werden. — Eine in voriger Woche stattgefundene Revision der Bäckerwaaren hat nicht überall ein günstiges Resultat ergeben. Es wurden Brode mit bedeutendem Mindergewicht vorgefunden. Die Polizeiverwaltung verdient sich durch öftere Wiederholung solchen Vor gehens umsomehr den Dank des Publikums, als das selbe gegenwärtig — bei den erhöhten Brodpreisen — durch derartige „Versehen" der Bäcker doppelt ge schädigt wird. — Dresden. König Albert ist Freitag Vor mittags 9 Uhr in Wien eingetroffen. Gegen 8^ Uhr erschien Kaiser Franz Josef mit dem General-Adju tanten Grafen Paar und dem Flügel-Adjutanten Freund. Der Kaiser, welcher Marschallsuniform mit dem Bande des sächsischen Hausordcns der Rauten krone angelegt hatte, nahm die Begrüßung der auf dem Bahnhofe anwesenden Herren entgegen nnd eilte sofort, nachdem der Zug in den Bahnhof eingefahren seinem hohen Gaste, der die österreichische Uniform mit dem Bande des Großkreuzes des St. Stefan- Ordens angelegt hatte, entgegen. Die beiden Mo narchen umarmten und küßten sich wiederholt und schritten dann die Front der Ehrcneskadron unter den Klängen der Musik entlang. Nach der Vorstellung des beiderseitigen Gefolges begab sich der Kaiser mit seinem hohen Gaste nach Schönbrunn, woselbst auch Prinz Leopold von Bayern Vormittags cingctroffen war. — Plauen. Der Mitinhaber der Firma Ge brüder Uebel in Plauen und Netzschkau, Herr Kauf mann Wilhelm Uebel, hat für die Zwecke der Klein kinderbewahranstalt in Netzschkau ei» Legat von 10,000 Mark ausgesetzt. Es ist dieses Geschenk das größte Legat, welches der Gemeinde zu 'Netzschkau je ausge setzt worden ist. — Annaber g. Ami. Oktober d. I. wurde Hierselbst ein goldenes Lehrerjubiläum gefeiert. Am genannten Tage blickte Herr Seminaroberlchrer Franz Lohse, Königl. Musikdirektor, auf eine 50jährige Dienstzeit im Lehramte zurück, in welches er am 1. Oktober 1838 durch Anstellung an dem ehemaligen Pastor Grundmann'schen Knabeninstitut in Kloschwitz i. V. eingctretcn war. Was den Namen des Jubilars vor allem weithin rühmlichen Ruf verschafft hat, ist sein Verdienst um die Pflege edler Musik. Er hat mit dem Tage seines Eintritts in das Seminar zu Annaberg, Anfang 1855, für dasselbe die Ueberliefer- ung eines künstlerischen Gesanges geschaffen und in nimmermüder Arbeit erhalten, die für Annaberg und dessen Umgebung durch das unmittelbare Vorbild für da» ganze Land durch hinausziehende Schüler des Meisters von großer Bedeutung geworden ist. Die Tragweite solcher verdienstlichen Wirksamkeit war an höchster Stelle durch Verleihung von Titel und Orden an den vorzüglichen Lehrer wiederholt anerkannt worden und daß diese Anerkennung dieselbe geblieben sei, bekundete dem Jubilar an seinem Ehrentage ein besonderes Schreiben der höchsten Behörde. Aber noch eine Fülle anderer Ehrungen strömte auf den Jubilar ein. Die Stadt ließ ihm durch eine Depu tation des StadtrathS eine kunstvoll ausgeführte Aner kennungsurkunde für seine vorzüglichen Leistungen al» Leiter des gottesdienstlichen Gesanges und der Kirchen musiken überreichen. Der Seminarchor und die städt ische Kapelle überraschte ihn am Morgen mit musi kalischen Grüßen. Glückwünsche von Nah und Fern, persönlicher und korporativer Art, liefen ein. Das Seminar veranstaltete einen FestaktuS, in welchem Lehrer und Schüler unter herzlichen Wünschen dem verehrten AmtSgenossen und Lehrer zur Erinnerung ein großes Kunstblatt in GlaS und Rahmen wid meten. Nackdcm am Abend die Zöglinge der Anstalt bei Fackelschein noch einmal ihre Huldigung darge bracht, versammelte sich im Hotel Museum ein großer Kreis aus Nahe and Ferne gekommener Verehrer, Freunde, Amtsgenossen, ehemalige Schüler des Alt meisters um denselben zu einem geselligen Beisam mensein. Bis über Mitternacht hinaus trug der Herr Jubilar die frohe Bedräugniß, die der ehren reiche Tag ihm gebracht, mit der Rüstigkeit ves Kör pers und Geistes, die in solckcr Höhe der Jahre des Lebens schier wunderbar erscheint. — Pirna. Die Abstimmung in der Bürger- meisterangelegenheit — mit 14 gegen 13 Stimmen wurde bekanntlich die Wiederwahl des Bürgermeisters Oehlschlägel abgelehnt — hat selbstverständlich großes Aufsehen gemacht, da wohl der Ausdruck einer ge wissen Opposition, nicht aber eine direkte Ablehnung erwartet wurde. In diesen Tagen erließ das RathS- kollegium eine gemeinsame Erklärung, wonach der ge dachte Beschluß im Interesse der gedeihlichen Fort entwickelung der Stadt aufrichtig bedauert wird. Das Kollegium sei der festen und unerschütterlichen Ueber- zeugung, daß die Schaffenskraft nnd Umsicht des Bürgermeisters Oehlschlägel, sowie die Energie und nie erlahmende Arbeitslust desselben der Stadt von größtem Vortheil waren und auch für die Zukunft gewesen sein würden. Man darf gespannt sein darauf, ob eine weitere derartige Stellungnahme nun auch uoch aus den Kreisen der Bürgerschaft erfolgt. Es ist nicht zu leugnen, daß wiederholt Konflikte zwischen Rath und Stadtverordnete» entstanden und die Tonart dann und wann eine scharfe wurde in dem gegen seitigen Verkehr; unleugbar ist aber auch andererseits das große Organisationstalent des Bürgermeisters Oehlschlägel, unter dem ein frischer Zug in die ganze Verwaltung kam. — Pirna. Vor längerer Zeit hatte die Firma Joh. Gottl. Hafftmann, Pirna, gegen die Firma Wol- demar Schmidt in Dresden eine Markenschutzklage ('Nachahmung des alten, seit beinahe 100 Jahren als Spezialität der Firma Hafftmann, Pirna, bekannten Hafftmann's Magenbittercn betr.) eingeleitet, welche am 5. Mai d. I. vor dem Dresdner königl. Landgericht zur Verhandlung kam und mit Verurtheil- ung der Gebrüder Schmidt als der Inhaber der Firma Woldemar Schmidt, Dresden, zu je 600 Mk. Geld strafe, Tragung der sämmtlichen Kosten des Verfahrens, sowie einer Geldbuße von 1000 Mk. an die Inhaber der Firma Joh. Gottl. Hafftmann endete. Außerdem wurde die Einziehung und Vernichtung der im Be sitze der Beklagten befindlichen „ Haftmann "-Etiquetten, Faßzettel rc. verfügt. Gegen diese Verurtheilung hat ten die Gebrüder Schmidt in Dresden Revision ein gelegt und die Entscheidung des Reichsgerichts bean tragt. Das Reichsgericht zu Leipzig hat nun in sei ner Sitzung vom 4. Oktober s. c. die von den In habern der Firma Woldemar Schmidt in Dresden beantragte Revision verworfen und das dieselben ver- urtheilende Erkenntniß des königl. Landgerichts zu Dresden allenthalben bestätigt. — Grimma. Auf komische Weise sind eine Anzahl der Theilnehmer am Seminarjubiläum geprellt worden, die sich durch Kauf von Medaillen auch äußerlich als Mitfeierude auszeichncn wollten. Ein Medaillenverkäufcr befriedigte, als sein Vorrath auf die Neige ging, die über Erwarten lebhafte Nach frage dadurch, daß er von früheren Festen übrig ge bliebene Medaillen verkaufte. Die Zuvorkommenheit, mit der er seinen Kunden die Münzen selbst anheftete, ließ diese nicht eher als am andern Morgen merken, daß sie dem Andenken der „Fahnenweihe zu Liebert wolkwitz", der „Sanitätskolonne in Mecklenburg", dem mitteldeutschen Bundesschießen u. a. m. ein Opfer gebracht hatten. — Geithain. Kühe gebären gewöhnlich 1 Kalb, selten sind schon Zwillinge, und sehr selten sind Kälber- Drillinge. In 'Niederfrankenhain aber hat eine Kuh des Gutsbesitzers Heinrich Pechstein jetzt 4 Kälber, Vierlinge, zur Welt gebracht, drei leben, eine« kam todt an. Dieser Fall ist fast einzig in seiner Art. — Schneider-Rechnungen sind, wie männiglich bekannt, nicht so willkommen wie Liebesbriefe, und werden nur zu oft mit einer Beharrlichkeit ignorirt, die einer besseren Sache würdig wäre und die Ge duld des langmüthigsten Gläubiger- erschöpfen kann. Davon scheinen auch die Schneider in Waldheim ein langes Lied singen zu können. Die Schneider-Innung zu Waldheim erläßt nämlich in der letzten Nummer des dortigen Amtsblattes folgende wörtliche Bekannt machung: „Die Schneider-Innung zu Wald heimhat in ihrer letzten OuartalSsitzung beschlossen,