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Amts- und Anzeigeblatt für den öenrk -es Amtsgerichts Eibenstock sertionspreiS: die kleinsp. O M und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, fowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »L. Jahrgang. Dienstag, den 2. Oktober 1888. Nach ß 30 des Gesetzes, die Bildung von Zuchtgenossenschaften und die Körung von Zuchtbullen beir., vom 19. Mai 1886 haben die Ortsbehörden der jenigen Gemeinden, in denen Zucht- oder Bulleuhaltungsgenossenschaften bestehen, bez. solcher Orte, in welchen Altgcmcinden gemeinschaftlich Bullen halte», all jährlich im Monat September an die Königliche Amtshauptmannschaft Bericht über die von den Genossenschaften bez. Altgemeinden verwendeten Zuchtbullen zu erstatten. Die betheiligtcn Ortsbehörden erhalten dader Veranlassung, diesen Jahres bericht, welchem zugleich Angabe des Bestandes der vorhandenen Bullen, wie selbiger vom 1. Oktober dieses Jahres ab sich gestaltet, anzufügen ist, bis längstens zum 10. Hckoöer d. Is. bei der unterzeichneten Behörde einzureichen. Schwarzenberg, am 28. September 1888. Königliche Amtshauptmannschost. Frhr. v. Wirsing. W Von der Königlichen Amtshauptmannschaft sind nach Gehör des Bezirks ausschusses die Werthe der Naturalbezüge in Gemäßheit 8 140 des Gesetzes, be treffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen vom 5. Akai 1886, für den Verwaltungsbezirk Schwarzenberg bis auf Weiteres in folgender Weise festgesetzt worden: für Wohnung und Feuerung: Kost: Kleidung: Betriebsbeamte I50Mk.-Pf. 350 Mk. - Pf. 120 Mk. — Pf. Arbeiter über 16 Jahre 50 „ — „ 250 „ — „ 75 „ — „ Arbeiter unter 16 Jahren 30 „ — „ 200 „ — „ 30 „ — „ Arbeiterinnen über 16 Jahre 50 „ — „ 250 „ — 75 „ — „ Arbeiterinnen unter 16 Jahren 30 „ — „ 180 „ — „ 30 „ — „ sowie 1 Mk. — Pf. jährlich pro Xr Landnutzung. Schwarzenberg, am 28. September 1888. Königliche Amtshauptmannschost. Frhr. v. Wirsing. BckanntmachIIIIg. Infolge Anzeige vom 10. dieses Monats ist heute auf Fol. 178 des Handels registers für den Landbezirk des unterzeichneten Amtsgerichts die unter der Firma «vki-ück«i- in Oberstützengrün am 10. September 1888 errichtete offene Handelsgesellschaft und als deren Inhaber Herr Franz Albert Weidaner, Schlosser in Rothenkirchen, Herr Reinhardt Weidaner, Geschäftsgehilfe in Oberstützengrün und Herr Carl Panl Weidaner, Geschäftsgehilfe daselbst, verlautbart worden. Eibenstock, am 26. September 1888. Königliches Amtsgericht daselbst. Peschke. Richter. Bckanntmachii»g. In das Musterregister ist eingetragen worden: Nr. 147 Ist»in Eibenstock, ein versiegeltes Packet, Lar. XIV, angeblich enthaltend: Gardinen- und Kleider- bordürenmustcr. Flächencrzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 8. Sep tember 1888, 11 Uhr Vormittags. Eibenstock, am 29. September 1888. Königliches Amtsgericht daselbst. Peschke. Richter. De« HanSbesitzer« bez. deren Stellvertretern wird die ortsstatutarische Bestimmung, welche sie ver pflichtet, dafür zu sorgen, daß die Stratzen, Wege und Schnittgerinne längs ihrer Grundstücke jeden Sonnabend Nachmittag gereinigt werden, hierdurch wiederholt in Erinnerung gebracht. Der Gemcindcuorstaud zn Schönheide. Hagesgeschichte. — Deutschland. Für den Beginn der neuen Reich stagSsession ist ein Tag in der zweiten Hälfte des November in Aussicht genommen. Es wird, wie man annimmt, möglich sein, bis dahin nicht nur den Rcichshaushalk, sondern auch die Alters- vcrsicherungsvorlage fertig zu stellen, so daß es dem Reichstag für die erste Zeit nicht an Beschäftigung fehlen wird. — Die „Kieler Ztg." veröffentlichte am Sonn abend das Hauptstück der Kronprinzlichen Tage bücher aus dem Jahre 1866, dessen Publikation bekanntlich die „Münchener Allg. Ztg." vor einigen Tagen als unmittelbar bevorstehend ankündigte, eine Nachricht, durch welche sie, nach Lage der Sache ge rechte Zweifel wecken mußte, die, wie sie jetzt zeigt, nicht berechtigt waren. Die Bedenken, welche jede weitere Veröffentlichung Kronprinzlicher Tagcbuchab- schnitte erregen durfte, haben demnach das freisinnige, dem Abg. Prof. IIr. Hänel nahestehende Blatt, nicht abgehalten, auch diese Aufzeichnungen Kaiser Fried richs, die die Schlacht von Könjggrätz betreffen, der Oeffentlichkeit bekannt zu geben. Es steht, wie die „Freisinnige Ztg.' des Abg. Eugen Richter annimmt, sogar zu erwarten, daß nachdem das Hauptstück des 1866er Tagebuches seinen Weg in die Oeffentlichkeit gefunden, auch das vollständige Tagebuch publizirt wird, von dem eine größere Anzahl Exemplare sich in Privatbesitz befinden sollen. — Stuttgart. Se. Maj. Kaiser Wilhelm ist am Donnerstag Abend 8 Uhr in der schwäbischen Hauptstadt cingetroffen. Als der Eisenbahnzug in den Bahnhof einfuhr, flammten ringsum auf allen Bergen Freudenfeuer auf, aus den Weinbergen ober halb der Stadt stiegen Tausende von Raketen in die Höhe, von den Thllrmen ertönte Glockcngeläutc. Die Begrüßung des Kaisers und des Königs war eine äußerst herzliche. Die am Bahnhofe aufgestellte Ehrenkompagnie war von dem Infanterieregiment Sir. 120, dessen Chef Se. Majestät der Kaiser ist und dessen Uniform er auch heute trug, gestellt. In der Vorhalle des Bahnhofs wurde der Kaiser von 120 weißgekleidete» Jungfrauen begrüßt. Die Bevölkerung, welche die durch elektrisches Licht, viele Tausende von Flammen, Kerzen und Lampions und durch Pcchfackeln erleuchtete Triumphstraße füllte, begrüßte Se. Maj. den Kaiser mit unausgesetzten stürmischen Hoch- und Hurrahrufen. — Stuttgart. Bei dem am Freitag Nach mittag im Weißen Saale des Schlosses stattgchabten Galadiner brachte Se. Maj. König Karl folgenden Toast aus: „Ich trinke auf das Wohl Sr. Maj. des deutschen Kaisers, dessen Besuch Uns hoch erfreut hat und wünsche, daß Gott Ihm eine lange und glück liche Regierung schenken möge, znm Heil der kaiser lichen Familie, zum Segen für Unsere deutsche Hei- math." Se. Maj. der Kaiser erwiderte: „Aus tief bewegtem Herzen spreche Ich Ew. Majestät Meinen innigsten Dank aus für die gnädige Einladung und den herzlichen Empfang, den Allerhöchstdicselben und Ihr ganzes Volk Mir bereitet haben. Ich bitte Ew., Majestät Mir zu glauben, daß Ich mit besonders warmen Empfindungen hierher gekommen bin, denn dieses reich gesegnete Land und dieses herrliche Volk, über welches Ew. Majestät regiert, hat im Mittel- alter viele der edelsten deutschen Fürsten, welche die Geschicke des Landes leiteten, hervorgebracht. Ganz besonders zieht Mich hierher, daß das schwäbische Land auch die Wiege Meines Hauses gewesen ist, auch in Meinen Adern rollt schwäbisches Blut eben sogut wie in den Adern der Herren, die hier ver sammelt sind. Von fester nnd unverbrüchlicher An hänglichkeit an dieses Land und seinen Herrn beseelt, erhebe Ich Mein Glas und rufe: Se. Majestät der König und Ihre Majestät die Königin von Württem berg, Sie leben hoch!" — Konstanz. Se. Maj. der Kaiser traf Freitag Abend hier ein und wurde am Bahnhof von dem Großherzog und dem Erbgroßherzog empfangen. Nach herzlicher Begrüßung und Vorstellung der Mili tär- und Civilbehördcn fuhren die allerhöchsten Herr schaften in offenem Wagen über den prachtvoll erleuch teten BahnhofSplatz nach dem Hafen. Unterwegs bildeten Militär und Vereine Spalier und begrüßten Se. Maj. mit enthusiastischen Kundgebungen. Um 11 Uhr fuhr der Salondampfer nach der Mainau ab, von zahlreichen Booten begleitet. Der See war glänzend beleuchtet, an den Ufern wurde fortgesetzt Feuerwerk abgebrannt. Se. Maj. der Kaiser wird, wie von der Insel Mainau verlautet, erst Montag Nachmittag von dort übe^'Lindau und demnächst mit telst Sonderzuges über Kempten nach München Weiter reisen, woselbst die Ankunft Sr. Maj. am Montag den 1. Oktober, Abends erwartet wird. Oesterreich. Telegramme ans Wien meldeten Sonnabend früh, daß Kaiser Franz Jo seph Tags zuvor in ernster Lebensgefahr geschwebt hätte. Als der Monarch gestern auf dem Steinfelde bei Felixdorf, wo ein kriegsmäßiges Uebungs- schießen stattfand, in der Feuerlinie zwischen den Batterien ritt, soll in Folge eines schlecht verstandenen Signals eine Salve abgefeuert worden sein, wobei ein Geschoß über den Kopf des Kaisers und die Suite hinwegflog. — Einer nachträglichen Depesche des „W. T. B." zufolge berichtigt nun das offiziöse „Wiener Fremdenblatt" die Gerüchte über den Ver lauf der Artilleriellbungen auf dem Steinfeldc, nach welchen der Kaiser von einer schweren Gefahr bedroht gewesen wäre, folgendermaßen: Gegen 2 Uhr Nach mittags ließ der Kaiser das Signal zum Abblasen geben, welches jedoch von dem widrigen Winde ver tragen wurde, sodaß eine ca. 1000 Meter rückwärts aufgestellte Batterie dasselbe überhörte und noch einen Schuß abgab, obgleich der Kaiser mit seinem Gefolge, allerdings in einer Mulde gedeckt, zu der Besichtigung des Angriffsobjekts vorritt. Der Schuß traf die Schanze, hätte aber keinesfalls den Kaiser und sein Gefolge erreichen können, da sich dieselben nicht in der Schußlinie befanden. Der weitere Verlauf der Uebung wurde nicht gestört, nachdem die betreffende Batterie, durch das wiederholte Signal und durch eine Ordonanz avisirt, alsbald außer Aktion trat. — Rußland. Nach längerer Unthätigkeit be ginnen die Nihilisten in Rußland wieder Lebens zeichen von sich zu geben. Erst vor einigen Tagen wurde gemeldet, daß in Warschau 40 Personen verhaftet worden sind wegen des Verdachts der Theil- nahme an einer angeblich von Nihilisten verübten Ermordung eines jungen MävchenS, der Jcliwna Iwanowna Scharoiawina. Die Leiche ist in einer Kiste auf dem Bahnhofe der Warschau-Wiener Bahn gefunden worden, die Ermordete hatte der russischen Geheimpolizei angehört. — Eine gewisse Währung macht sich wieder im Kaiserreiche bemerkbar. In Petersburg spricht man davon, daß der Nihilisten- Verein „Czornaho Peredicla", welcher die Anwendung gewaltthätiger Mittel befürwortet, wieder ins Leben