Volltext Seite (XML)
zcgen, da mußte Ich glauben, daß das von Gott Mir aufge tragene Tagewerk vollbracht fei, und Ich dasselbe nun in Ruhe und Frieden fortbildend, dereinst Meinem Sohne Glück bringend hinterlassen würde, voraussehend, daß ihm es beschießen sein werde, die südliche Hälfte Deutschlands mit der nördlichen zu einem Ganzen zu einen. Aber nach Gottes uuersorschlichem Rathschluß sollte Ich berufen werden, selbst noch diese Einigung herbeizusühren, wie sie sich nach dem von Frankreich ans das Frivolste herbeige führten ebenso glorreichen als blutige» 7 monatlichen Kriege — nunmehr darstellt! Wenn se in der Geschichte sich Gottes Finger sichtlich gezeigt hat, so ist dies in den Jahren 1866, I87V und 7l geschehen. Der deutsch-französische Krieg, der wie ein Blitz aus heit erem Himmel herabfiel, einte ganz Deutschland in wenig Tagen und seine Heere schritten von Sieg zu Sieg und erkämpsten mit schmerzlichen Opfern Ereignisse, die nur durch Gottes Willen möglich waren. Dieser Wille stellte Mir Männer zur Seite, um so Großes vollbringen zu sollen. Dieser Wille stählte die Gesinnung der Kämpfenden in Hingebung und Aus dauer und nie gekannter Tapferkeit, so daß an Preußens Fahnen und an die seiner Verbündeten sich unvergänglicher Ruhm und neue Ehre knüpfte. Dieser Wille begeisterte das Volk zu nie gekannter Opserwilligkeit, zur Linderung der Leiden, die der Krieg unvermeidlich schlägt! Mit demüthig dankerfülltem Herzen Preise Ich Gottes Gnade, die uns würdig besunden hat, so Großes nach seinem Willen vollbringen zu sollen! Möge diese Gnade seiner uns zur Seite stehen beim Auf- und Ausbau des neu geeinten Deutschlands, zu dem erst der Grund gelegt ist und Frieden uns beschießen sein „die Güter in Demuth zu genießen" die in blutigen, heißen Kämpfen errungen wurden!! — Herr Dein Wille geschehe im Himmel, also auch auf Erden!!! Amen! Wilhelm. In der Neujahrsnacht zu 1878 setzte sich der Kaiser abermals nieder, um lctztwillige Aufzeichnungen zu machen. DaS damals abgclaufcne Jahr hatte die beiden frevelhaften Attentate gezeitigt. „Die körperlichen Leiden," so schreibt der Kaiser, „traten zurück gegen den Schmerz, daß preußische Landcskinder eine That vollbrachten, die am Schluß Meiner Lebens lage doppelt schwer zu überwinden war und Mein Herz und Gcmüth für den Rest Meiner Tage finster erscheinen lassen! Doch muß Ich Mich ergeben in den Willen Gottes, der dies alles zulicß, aber zugleich seine Gnade und Barmherzigkeit walten ließ, da Er Mir nicht nur das Leben erhielt, sondern Mich in einer Weise gesunden ließ, die Mich zu Meinen Bc- rnfsgeschäftcn wieder fähig machte. So preise Ich Gott für diese Seine Führung, in der Ich zugleich eine Mahnung erkenne, Mich zu prüfen, ehe Ich vor dem Richtcrstuhl des Allmächtigen erscheinen soll! Daher erkenne Ich in den so sichtbar gewordenen Ereignissen- eine gnadenvolle Führung Gottes, die zum Guten führen soll, wie alles, was von ihm in Leid und Freude uns trifft. Darum preise Ich die Vorsehung für die schmcrzensvollcn Ereignisse des ablaufenden Jahres. Sic haben Mir aber auch Er hebendes gebracht, durch die Thcilnahme, welche Mir von allen Seiten zu Theil wurde." Ein Zug tiefer Religiosität, Demuth und Ergeb ung in den göttlichen Willen ist allen vier Schrift stücken gemeinsam. In ihnen erscheint das Bild des verewigten Kaisers verklärt und das preußische, das deutsche Volk wird voll Rührung von den geheimen, nunmehr der Oeffcntlichkcit übergebenen Herzenser güssen seines alten Kaisers Kcnntniß nehmen. Hagesgeschichle. - Deutschland. Kaiser Wilhelm hat den König Oskar von Schweden zum Admiral ä In üuitv ernannt und dieselbe Ehrenstelle in der schwed ischen Marine angenommen. — Der jüngste Sohn des Kaiscrpaares hat bei der Taufe die Namen O s - kar Karl Gustav Adolf erhalten. — Berlin, l. Septbr. Die heutige Parade des ganzen Gardecorps auf dem Tempelhofer Felde nahm bei prachtvollem Wetter den glänzendsten Verlauf. Kaiser Wilhelm war bereits früh 7'/„ Uhr an der Spitze der Fahnencompagnie auf dem Parade feld erschienen und dann nach der Stadt zurückgekehrt. Schlag 9 Uhr erschien der Kaiser, welcher große Ge- neralSnniform trug und mit den übrigen Fürstlich keiten in der Kaserne der ersten Gardcdragoner zu Pferde gestiegen war, auf dem Paradcfclde, rechts neben ihm der König von Schweden, daneben der König von Sachsen, dahinter Prinz Heinrich, der Kronprinz von Griechenland, Prinz Albrecht mit dem Feldmarschallstabe in der Hand und die anderen Fürstlichkeiten, die fremden Militärbcvollmächtigten und ein glänzendes Gefolge. Der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich folgten mit ihrer Gouvernante in einem Vierspänner. Der Kaiser ritt, während das Musikcorps den Präscntirmarsch spielte, im Schritte die Front der in zwei Treffen ausgestellten Truppen entlang und ließ dieselben darauf zweimal im Para demarsch defilircn. Die Mitglieder der fremden Ge- sandschaften wohnten der Parade zu Wagen bei. Der südwestliche Theil des Paradefeldes war von dichten Zuschaucrmassen bedeckt. Die militärische Luftschiffer- abthcilung nahm von dem über dem Paradefelde be findlichen Ballon captif aus Beobachtungen vor. Der Kaiser mit den hohen Gästen wurde auf dem Hinwege und dem Herwege von der Bevölkerung, welchen in dichten Massen alle Straßen säumte mit stürmischen Ovationen begrüßt. — Nur langsam ist in letzter Zeit der Baude- Nord-Ostsee-Kanals fortgeschritten. Die anhal tend nasse Witterung hat den Schiencndamm gelockert. sodaß er bei den Transporten nachgab. Man mußte ihn erst wieder festigen, und zwar hauptsächlich an zwei Stellen, bei Eddelack und Brunsbüttel. Auch verschiedene Maschinen konnten wegen der Feuchtig keit nicht aufgestellt werden, was nun demnächst ge schehen soll. Ueber die Lebensweise der Arbeiter dürf ten folgende Angabe von Interesse sein. Die Leute stehen unter Aufsicht von Obmännern, die für eine nahezu militärische Ordnung Sorge tragen. Sie wohnen in luftigen, umfangreichen Baracken; ein Lese saal, der Tagcsblättcr, einige Zeitschriften und popu läre Bücher enthält, steht ihnen zur Verfügung. Täg lich müssen sie baden. Für Wohnung und Verpfleg ung werden jedem pro Tag 55 Pf., für ein Glas Bier 6 Pf., für einen Schnaps 3 Pf. ungerechnet. — In Handelskreisen ist der Wunsch laut geworden, daß dem gerichtlichen Verfahren bei Os fen bar ungSeiden unpfändbarer Schuldner, welcbes jetzt vor dem Amtsrichter in der Stille sich vollzieht, eine angemessene Oeffcntlichkeit gegeben werde. Zu diesem Zweck wird vorgeschlagen, daß ein Berzeichniß Der jenigen, welche den Eid geleistet haben, bei den Amts gerichten zur Einsicht offen ausgelcgt oder daß ein solches Verzeichniß in den Gängen der Gerichtsgc- bäudc an leicht bemerkbarer Stelle aufgehängt werde. Zur Begründung dieser Maßregel wird darauf hin gewiesen, daß bis jetzt das Manifestationsverfahren fast stets wirkungslos gewesen ist. — Frankreich. Das Schicksal der Weltaus stellung im Jahre 1889 fängt an immer fraglicbcr zu werden. Zu der wahrscheinlichen Nichtbetheiligung Serbiens kommt heute die amtliche Ablehnung von China, welche in Rcgierungskreisen nm so unange- nehmer empfunden wird, als man viel auf die Be- thciligung der „exotischen" Staaten gerechnet hatte. — Spanien. Die Aussöhnung der re gierenden Familie mit Don Carlos ist, wie aus Madrid gemeldet wird, beschlossene Sache und soll durch die bevorstehende Verlobung Don Jaimes, des am 27. Juni 1870 geborenen Sohnes Don Carlos', mit der Prinzessin von Asturien, der am 11. Septbr. 1880 geborenen ältesten Tochter der Königin-Regentin verwirklicht werden. Der karlistische General Graf Laserta hat die Genehmigung des Don Carlos über bracht. Große Aufregung herrscht unter den Kar- listen, 24 karlistische Blätter protestiren gegen die Versöhnung. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. Septbr. Die Feier des Na tionalfestes in hiesiger Stadt begann diesmal bereits Sonnabend Vormittag durch Schulactus, bei welchem Herr Schuldirektor 1>r. Förster die Fest rede hielt und in kurzen Zügen einen historischen Rückblick auf die Geschichte unseres früher leider zer rissenen, jetzt aber in allen seinen Stämmen geeinten sa-önen deutschen Vaterlandes warf. Abends nach stattgehabtem Zapfenstreich wurde auf dem „Biel" durch den Erzgebirgsverein eine Höhcnbeleuchtung in Scene gesetzt, zu welcher sich zahlreiches Publikuni eingefunden batte. Der Sonntag Morgen brachte die übliche Revcillc, dieser folgte die Kirchcnparade des Militärvereins und Schmückung des Kriegerdenk mals. An dem Umzüge durch die Stadt bcthciligteu sich außer wbigem Vereine noch Mitglieder der hiesigen Gesangvereine mit der Fahne des „Orpheus" und Schüler und Schülerinnen mehrerer Klassen der hiesigen Bürgerschule. Am Denkmal angelangt, wurde der Festact durch Vortrag des „Thürmcrlied" von I. van Ehken eröffnet, hierauf erfolgte durch den Vor steher des Militär-Vereins Hrn. Alban Mcichsncr eine Ansprache über die Bedeutung des Tages, dabei der großen Opfer gedenkend, welche Alldeutschland in diesem letzten heißen Kampfe gegen den Erbfeind habe bringen müssen. Der Gesang des Liedes „Wir bleiben treu" von Lichner bildete den Schluß der Feier an dieser geweihten Stätte. Am Abend batte sich im Saale des Feldschlößchen eine überaus große Anzahl Fcstthcilnehmer cingcfundcn, so daß cs schon eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung un möglich war, noch einen Platz zu bekommen. Biele, viele, welche noch gekommen waren, den Darbietungen an diesem Abende beizuwohncn, mußten unverrichteter weise den Rückweg antretcn. Es wäre daher erwünscht, wenn der Vorstand des Militär-Vereins eine Wie derholung der Vorstellung vielleicht für nächsten Sonntag veranlassen wollte, dem Fond zur Unter stützung hilfsbedürftiger Wittwcn und Waisen ver storbener MilitärvereinS-Mitglieder würde damit gewiß eine kräftige Stärkung zu Theil werden, zumal über die Ausführung des reichen und schönen Pro gramms nur allgemeines Lob zu hören ist. Die von Hrn. DiaconuS Schultze gehaltene Festrede wurde, wie zu erwarten war, mit größtem Beifall ausge nommen. Wegen beschränkten Raummangels sind wir heute nicht in der Lage, dieselbe zu veröffentlichen, hoffen aber, den Wortlaut derselben in der nächsten Nummer d. Bl. mittheilen zu können. Erwähnt sei noch, daß da- sonnig-schöne Wetter de- vorhergehen den Tage- am Sonntag wieder umschlug und die Festfreude immerhin in Schranken hielt, zumal bei den Turnern, welche für diesen Tag ihr Schauturnen angesetzt hatten. Daffelbe ist jedoch, trotz der Un- gnnst der Witterung, dennoch im Freien abgehalten worden. — Dresden, 3. Septbr. Sc. Maj. der König ist gestern Nachmittag gegen 2 Uhr von Berlin kommend in Pillnitz wieder eingetroffen. Am 16. d. trifft Se. Majestät in Plauen i. V. ein. Die An kunft erfolgt Abends 9 Uhr und ist Wohnung bereits in Keller's Hotel „zum blauen Engel" bestellt. — Seit mehreren Wochen machte ein Geschäfts- man in Chemnitz die Wahrnehmung, daß sein Kut scher sich Ausgaben gestattete, welche init seinem Ein kommen in großem Mißverhältnisse standen. Da sich auch an dem 'Niederlagsschlosse einige Unregelmäßig keiten zeigten, so glaubte der fragliche Geschäftsmann, daß er von seinem Kutscher bestohlen worden sei, und deshalb erstattete er gegen ihn Anzeige. ES wurde bei dem Verdächtigen eine Aussackung vorgcnommen und dabei ein Portemonnaie mit 1652 Mk. 6 Pf. Inhalt, worunter sich eine Prioritätsobligation der Köln-Min- dener Eisenbahngesellschaft über 500 Thaler befand, gefunden. Ueber den Erwerb des Geldes und bez. dieser Obligation befragt, gab der Mann an, daß er dies Alles in einem, seinem Dienstherr» gehörigen Gyps-Hirschkopfe beim Reinigen desselben vorgefnndeu habe. Der Geschäftsmann hatte von dem Vorhanden sein dieses Geldes bisher keine Ahnung und es ist daher bis jetzt unaufgeklärt geblieben, auf welche Weise das Geld dahin gelangt ist. Soviel steht aber fest, daß der unehrliche Finder sich einer Fundunterschlag ung schuldig gemacht hat und sich deshalb demnächst zu verantworten haben wird. — Bei dem im Juli d. I. in Plauen abge haltenen vogtländischen Sängertage hat sich ein Fehlbedarf von 906 Mark ergeben, welcher nach Be schluß des Stadtgemcindcraths von der Stadt gedeckt wird. — Zwickau. Das hier garnisonircnde 5. In fanterie-Regiment Nr 104 führt bei dem diesjährigen Manöver znm crsten'Male keine Marketender mit, vielmehr besorgt dasselbe die Verpflegung der Truppen auf dem Manöverfeld selbst nnd führt zu diesem Zwecke jedes Bataillon einen nach Art der Munitionswagcn gebauten, äußerst praktisch eingerich teten zwcispännigen Lebcnsmittelwagen. Den Verkauf der Lebensmittel besorgt wie in den Kascrncn-Canti- nen ein Unteroffizier, für Rechnung des Bataillons, während der Geschirrführer und die Bespannung für die Dauer des Manövers kontraktlich gemiethet ist. Im Kriegsfall erhält jede Compagnie einen derartigen Wagen. — AuS Rochlitz meldet das „Vereinigte Wo chenblatt" folgenden heiteren Vorgang: An einem Wochentage traten zwei Frauen, im eifrigsten Gespräch begriffen, durch eine Seitenthür der Petrikirche ein und stiegen hintereinander die Wendeltreppe hinan. Ziemlich oben angclangt, streift der einen Blick die bausbackigcn Englcin neben der Empore, und mehr zu sich als zur anderen spricht sic: „Nun je, hier siehts bald aus wie in der Kärche." Die letzten stei len Stufen werden noch erklommen nnd erleichtert athmen sie auf. Da stehen sie nun auf der Hintern Seite des Chores, halten am linken Arme den un vermeidlichen Handkorb, in der rechten Hand das immer glatte Taschentuch und schauen sich nm. Der Anblick der großen Fenster, der vergitterten Stübchen und der herabhängcnden Glockcnstränge, welch letztere leises Grauen einflößten, wie deutlich auf den Ge sichtern zu sehen war, veranlaßt sie zur Frage: „Sin mcr denn recht hie, oder gehts noch enne Treppe höher? Mir sin um Zehne hierher bestellt — uffs Amt." — Auf ihren großen Jrrthuin aufmerksam gemacht, zogen sich die Frauen grollend zurück, die eine mit der Bemerkung „ich bucht mersch bald", die andere mit der Entschuldigung „mir sin uff'n Amte nich so bekennt." — Bei Wiederbeginn der Jagd sei an eine kürz lich ergangene ministerielle Verordnung erinnert, welche, um die in hohem Grade wllnschcnswcrthe Acclimati- sation des in neuerer Zeit in Deutschland aufgetrete nen asiatischen Steppenhuhncs zu erreichen, es als dringend geboten und wünschcnswerth bezeichnet, daß dieses Thier auch außerhalb der gesetzlichen Schon zeit, vorläufig mindestens während der nächsten Jahre vollständig geschont werde. vi. Berbaudstaa der Feuerwehren des Bezirksvcrbandes der Amtshauptmann schaft Schwarzenberg in Neustädte!, am 26. August 1888. Begünstigt vom prächtigsten Wetter hielt über schriebener Verband seinen 6. Verbandstag in Neu städte! ab und werden diese Stunden in dem freund lichen Erzgebirgstädtchen Allen, die daran Theil ge nommen, auf lange hinan- eine liebe Erinnerung bleiben. Die Stadt Neustädte! bekundete ihr volles Interesse am Feuerwehrwesen durch die Anwesenheit sämmtlicher Herren der Stadtvertretung, welche Ehre die anwesenden Vertreter der einzelnen Wehren wohl zu würdigen wußten. Die gastliche Stadt prangte im herrlichsten Flaggenschmuck und hat wohl Neu städte! seit Jahren nicht so viel Menschen in seinen Mauern gehabt, wie an diesem Ehrentage der Frei willigen Feuerwehr. — Es waren im Ganzen 25 Wehren erschienen mit zusammen 811 Mann (ein