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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den LeMK des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Untcrhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen RcichS- Postanstalten. 104. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »5. Jahrgang. Dienstag, den 4. September 1888. Trichinenschau betreffend. Es wird hierdurch zur allgemeinen Kcnntniß gebracht, daß gemäß 88 6, 7 der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 21. Juli 1888, Maßregeln zum Schlitze gegen die Trichinenkrankheit bei den Menschen betr., von der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft nachbenannte Trichinen schauer in Pflicht genommen worden sind und zwar: 1) Herr Otto Gäbelmann in Johanngeorgenstadt für Johannge orgenstadt, Steinbach, WittigSthal und Jugcl; 2) Herr Bruno Haustein in Raschau für Raschau, Pöhla, Grün- städtel, Mittweida mit Obermittweida, Markersbach mit Unterscheide und Langenberg; 3) Herr Friedrich Wilhelm Teubner in Lößnitz für Alberoda, Ober affalter, Niederaffalter, Niederlößnitz, Dittersdorf und Grüna; 4) Herr Friedrich Wilhelm Winkler in Zschorlau für Zschorlau, Albernau, Schindlers Werk und Burkhardtsgrlln; 5) Herr Friedrich Bernhardt Stemm ler in Crandorf für Crandorf, Bcrmsgrün und Erla; 6) Herr Emil Hermann Hecker in Bernsbach für Bernsbach und Oberpfannenstiel; 7) Herr Friedrich Oskar Böttcher in Oberstützengrün für Ober stützengrün, Unterstützengrün und Hundshübel; 8) Herr Apotheker Carl Ferdinand Eduard Hahn in Grünhain für Grünhain und Waschlcithe; 9) Herr Robert Mehlhorn in Schneeberg für Griesbach; 10) Herr Carl Max Weidaner in Lauter für Lauter und Neuwelt mit Untersachsenfeld; 11) Herr Ernst Louis An sorge in Oberschlema für Ober- und Niederschlema; 12) Herr Emil Otto Groß in Schönheide für Schönheide, Schön- heiderhammer und Nenheide; 13) Herr Carl August P u s ch m a n n in Neustädte! für Lindenau und Neudörfel; 14) Herr Ernst Friedrich Günther und Herr Friedrich Albrecht Becher in Aue für Aue; 15) vorgenannter Herr Becher für Zelle mit Klösterlein, Aucrhammer und Niederpfannenstiel; 16) Herr Christian Gotth. Eduard Beckin Schwarzenberg für Wildenau; 17) Herr Hermann Emil Stölzel in Eibenstock für Wildenthal, Wolfsgrün, Neidhardtsthal, Carlsseld, Muldenhammer, Sofa und Blauenthal; 18) Herr Carl Christian Schmidt in Breitenbrunn für Breitenbrunn, Breitenhof, Rittersgrün, Steinheidel und Tellerhäuser; 19) Herr Friedrich Eduard Meichsner in Bockau für Bockau; 20) Herr Ferdinand Emil Tittel in Zwönitz für Streitwald; 21) Herr Paul Bruno Dedores in Beierfeld für Beierfeld und Obcrsachsenfeld. In diesen Trichinenschaubczirken sind vom 1. September ds. Js. an alle Schweine, welche mit der Bestimmung zur Nahrung des Menschen geschlachtet werden sowie eingeführtcS rohes oder verarbeitetes «chwemefleisch (Schinken Wurst w) von dem nicht der -Nachweis erbracht ist, daß cs bereits an einem anderen Orte innerhalb des deutschen Reiches von einem verpflichteten Trichinen schauer auf Trichinen untersucht worden ist, von dem Bezirkstrichinenschaucr auf Trichinen mikroskopisch untersuchen zu lassen und es dürfen die genießbaren Theile nicht eher feilgcboten oder zur menschlichen Nahrung überlassen werden, als bis die Untersuchung mit dem Ergcbniß stattgefundcn hat, daß in dem unter suchten Schweine, bez. in dein eingcführten rohen oder verarbeiteten Schweinefleisch Trichinen nicht gefunden wurden. . . . « Nock ist besonders darauf hmzuweisen, daß der für den betreffenden Ort verpflichtete Trichinenschaucr zuzuzichen ist und dieser Vorschrift durch die Annahme eines anderen verpflichteten Trichinenschauers nicht Genüge geleistet wird. Zuwiderhandlungen werden, unbeschadet ihrer strafrechtlichen Verfolgung, mit Geldstrafe bis zu 150 Markierer mit Haft bestraft. Schwarzenberg, am 1. September 1888. Königliche Amtshliuptimnnschast. I. St.: Dietz. Leschr. Infolge Anzeige vom 29. dieses Monats ist heute auf Fol. 176 des Han delsregisters für hiesige Stadt die Firma Iticlinr«! »o«Ir8ti-«Ii in Eiben stock und als deren Inhaber- Herr Kaufmann Richard Julius Rockstroh daselbst verlautbart worden. Eibenstock, am 31. August 1888. Königliches Amtsgericht daselbst. I. V.: Hautzer, Ref. Richter. B c k a ii ii t m a ch u ii,q. Vom Rcichsgesetzblatt auf das Jahr 1888 ist Nr. 35 erschienen und enthält Nr. 1821: Verordnung über die Zuständigkeit der Reichsbehörden zur Ausführ ung des Gesetzes vom 31. März 1873; Nr. 1822: Bekanntmachung, betr. die Erweiterung der Festungsanlagen von Magdeburg. Ferner sind vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachse» das 11. und 12. Stück erschienen und enthalten: Nr. 45: Bekanntmachung, Abänderungen der Postordnung vom 8. März 1879 betr.; Nr. 46: Verordnung, Maßregeln zum Schutze gegen die Trichinenkrankheit bei den Menschen betr.; Nr. 47: Bekanntmachung, die Inkraftsetzung des Rcichsgcsctzes, betr. die Unfall und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaftlichen Betrieben be schäftigten Personen u. s. w. betr.; Nr. 48: Verordnung, eine Ergänzung der Verordnung vom 3. November 1879 über den Verkehr mit Sprengstoffen betr.; Nr. 49: Verordnung, die Versendung von Sprengstoffen und Mnnitionsgegen- stänven u. s. w. betr.; Nr. 50: Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgemeinde Colditz betr. Sämmtliche Stücke liegen zu Jedermanns Einsichtnahme an Rathsstelle aus. Eibenstock, den 31. August 1888. Der St adtrall). Löscher, Bürgermeister. Kl. Die letztwilliqen Aufzeichnungen Kaiser Wilhelms ff. sind auf Befehl des jetzigen Kaisers auszugsweise im „Reichsanzeiger" veröffentlicht worden. Das erste dieser Schriftstücke datirt aus Koblenz vom 10. April 1857, aus einer Zeit also, in der der verewigte Kaiser noch nicht einmal den preußischen Königsthron be stiegen hatte. Dieses erste Dokument beginnt mit den Worten: „Wenn diese Schrift in die Hände der Meinigen fällt, gehöre ich zu den Abgeschiedenen," und ihm ist als Motto vorgesetzt: „Im Glauben ist die Hoffnung! Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf Ihn, Er wird es wohl machen! Herr, Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden!" Einunddreißig Jahre vor seinem Tode schrieb der damalige Prinz von Preußen diese Zeilen nieder, zu einer Zeit, in der die großen Thaten seines Lebens, die seinen Namen unvergänglich in die Tafeln der Weltgeschichte eintrugen, noch vor ihm lagen. Damals schon hatte der Prinz mit dem Leben abgeschlossen und den Thron seiner Väter bestieg er in einem Alter, das so Manchem schon behagliche Ruhe und Zurückgezogenheit wünschenswcrth macht. Aus der Neujahrsnacht von 1866 zu 67 ist das zweite Stück der veröffentlichten Aufzeichnungen datirt. König Friedrich Wilhelm IV. war gestorben und der Prinz von Preußen, welcher schon während der länge ren Krankheit des königlichen Bruders die Regentschaft geführt hatte, war als Wilhelm I. König von Preußen geworden. Auch die großen historischen Ereignisse von 1864 Lis 1866 hatten sich vollzogen und König Wilhelm brachte in der -Neujahrsnacht seine Gefühle und Empfindungen zu Papier. Aus den letztwilligen Aufzeichnungen seien nachstehende Stellen hier wieder gegeben: Berlin, den 31. Dezember 1868. Seitdem Ich am 10. April 1857 Meinen Abschiedsgruß Meinen zu Hinterlassenden niederschrieb, hat das Schicksal mächtig in Mein Leben .angegriffen. Die Vorsehung bestimmte in einer ungeahnten W.-isc über die letzten Lebensjahre Meines theueren Bruders und berief Mich noch bei seinem Leben zu seinem Nachfolger. Als Gott den vielgeprüften König und Bruder von seinem schweren Leiden gnädigst erlöste, mußte Ich den Thron der Väter besteigen. Gegen Meine Neigung schritt Ich zur Krönung, in tiefster Demuth, um Preußen mit seinen neuen Institutionen die irdische Macht zu vergegenwärtigen, die zu dessen Heil sest bestehen müsse. Diese Meine gewissen- haste Ucbcrzeugung hat Mich geleitet und gestählt in den schweren Kämpien, die Ich mit jenen neuen Institutionen Jahre lang ;u bestehen hatte. Diese Kämpfe haben Mich tief erschüttert, weil Ich Stand halten mußte gegen ein wirres Andrängen, gegen jene irdische Macht, die Ich nicht aus den Händen geben durfte, wenn Preußens Geschichte nicht ausgcgeben werde» sollte. Ich ver gebe Allen, die wissentlich und unwissentlich sich Meinen, auf Gewissensüberzeugung begründeten Absichten zum Wohle des Vaterlandes, entgegensetzten, um die Macht der Krone zu schmälern, und die Herzen der Preußen derselben zu entfremden. Vergessen mögen Meine Nachkommen cs aber nicht, daß Zeiten möglich waren, wie die von 1861 bis 66! In dem Jahre, welches heute schließt, hat sich Gottes Gnade in einer Art über Preußen ergossen, die für so viel Erduldetes reichlich entschädigt. In Demuth erkenne Ich diese Göttliche Gnade, die Mich ausersehen hat in Meinem vorge rückten After, eine Wendung der Verhältnisse herbcizuführen, die zum Heil des engeren und weiteren Vaterlandes bestimmt zu sein scheint. Das Werkzeug so Großes zu erreichen, die Armee, steht unübertroffen in diesem Augenblick vor der Welt. Der Geist, der sie beseelt, ist der Ausdruck der Gesittung, die eine sorgliche Hand Meiner erhabenen Vorfahren der -Nation anerzogen hat. Die Armee finde in allen ihren Theilen in dieser ernsten Scheidestunde des Jahres Meinen Herzensdank für die Hingebung und Aufopferung, mit der sie Meinem Rufe folgte und vor Meinen Augen siegte — ein Erlebniß, für das Ich Gott Meinen demüthigen Dank stammle! Aber ganz Preußen finde hier Meinen Königlichen Dank für die Gesinnung, die es in diesem denkwürdigen Jahre an den Tag legte! — Wo solche Vaterlandsliebe sich zeigt, da ist der gesunde Sinn vorhanden, der Nationen groß macht und darum segnet sie Gott sichtlich! Meinen heißesten Dank finden Alle hier,,die Mir halfen durch schwere Zeiten zu dem Lichtpunkte dieses Jahres zu gelangen! Möge Gottes Segen immer aus Preußen ruhen und Preußen sich dieses Segens würdig zeigen! Möge Mein Sohn und seine Nachkommen solches Volk und solche Armee um sich sehen, und durch besonnenes, zeitgemäßes Fortschreiten, das Wohl und Gedeihen Beider sorglich fördern und Preußen die Stellung sichern, die ihm von der Vorsehung sichtlich angewiesen ist! Das walte Gott in seiner Gnade!!! Mitternacht! 66—67. . Wilhelm. Genau fünf Jahre später, in der Neujahrsnacht 1871/72, schrieb der nunmehr zum deutschen Kaiser gewordene Monarch die dritte seiner letztwilligen Auf zeichnungen nieder. Es heißt darin: 31. Dezember 1871. 1870—1871. Gott war mit uns! Ihm sei Lob, Preis, Ehre, Dank! Als Ich am Schluß des Jahres 1866 mit Tank crsülltem Herzen Gottes Gnade dankend preisen durfte für so unerwartet glorreiche Ereignisse, die sich zum Heile Preußens gestalteten und den Anfang zu einer Neu-Einigung Deutschland« nach sich