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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionsprcis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den LeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Amgeöung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, fowie bei allen ReichS- Postanstalten. Verantwortlicher Redactcur: E. Hannebohnin Eibenstock. - »L. Äayrgang. ' ' M 1»». Sommbeud, den 25. August»»«8. Konkursverfahre«. Okachdem iin Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns ^»Ii uiiii HG'tllueluu» in Eibenstock der Gemeinschuldner nach Beibringung der erforderlichen Zustimmungserklärungen die Einstellung des Verfahrens bean tragt hat, wird Solches »»durch bekannt gemacht mit dem Bemerken, daß die Konkursgläubiger binnen einer mit der öffentlichen Bekanntmachung beginnenden Frist von Einer Woche gegen den bezeichneten Antrag Widerspruch erheben können und daß nach Ablauf dieser Frist über den Antrag Beschluß gefaßt werden wird. Der Antrag ist mit den Zustimmungserklärungen der Gläubiger zur Einsicht auf der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts niebergelegt. Eibenstock, den 24. August 1888. Königliches Amtsgericht. I. V.: Ass. HSnel, H.-R. Gruhle, G.-S. Infolge Anzeige vom 14. August dieses Jahres ist am untengesetztcn Tage auf Fol. 175 des Handelsregisters für die Stadt Eibenstock, die Firma L »«vlrsti-ol» daselbst betreffend, das Ausscheiden ves Herrn Kaufmann Richard Julius Rockstroh in Eibenstock, die Auflösung der offenen Handelsgesellschaft, sowie weiter noch verlautbart worden, daß gedachte Firma künftig ^""Eibenstock, 17. August 1888. Das Königliche Amtsgericht. In Vertretung: Hausier, Ref. I. Infolge Anzeige vom 5. August 1888 ist am heutigen Tage auf Fol. 177 des Handelsregisters für den Landbezirk des unterzeichneten Amtsgerichts die Firma in Oberstützengrün und als deren Inhaber der Handelsmann Herr lokisnn ffrikllricki Lislisrmnnn in Gberstütznigrün und der Handelsmann Herr bisrmsnn Lnksn Leisi- daselbst verlautbart worden. Eibenstock, den 17. August 1888. Das Königliche Amtsgericht. In Vertretung: Hausier, Ref. I. Der italienische Ministerpräsident Crispi war beim Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe zum Besuch — zum zweiten Mate im Verlauf eines Jahres und ohne daß der Reichskanzler inzwischen seinem italienischen Kollegen einen Gegenbesuch gemacht hätte. Ein schlagenderer Beweis für die Intimität zwischen den leitenden Staatsmännern Deutschlands und Ita liens konnte nicht gegeben werden, und diese Intimität ist um so auffallender, als die politischen Anschau ungen des Gastes und des Gastgebers weitausein- anderliegcn, als Bismarck im allgemeinen konserva tiven, Crispi aber fast radikalen Grundsätzen huldigt. Es kommt ferner in Betracht, daß Crispi früher als Verehrer und Freund Frankreichs galt und man in Deutschland, als er vergangenes Jahr an die Spitze des italienischen Ministeriums trat, in dem Personen wechsel auch einen Wechsel des Systems als unmittel bar bevorstehend voraussetzen durfte. Ein solcher trat indessen nicht ein. Kaum hatte Crispi die laufenden Geschäfte übernommen, als er sogleich nach Deutschland resp. Friedrichsruhe reiste, um sich mit dem deutschen Reichskanzler zu verständ igen und den Verträgen, welche Italien an Deutsch land und Oesterreich-Ungarn fesseln, eine neue Kräftig ung zu verleihen. Bei seiner damaligen Rückkehr nach Italien hielt er in Turin seine so viel besprochene Bankettrede. Er verkündete aller Welt, daß die in Friedrichsruhe getroffenen Verabredungen ausdrücklich die Erhaltung, nicht die Störung des Friedens be zweckten. Bon der französischen Presse als „Bis marcks Lakai" heftig angefeindet, ließ er sich nicht im Mindesten beirren. Ein Jahr ist seitdem verflossen und dieses Jahr hat mannigfache politische Aenderungen gebracht. Der mehrmonatliche Aufenthalt des damaligen deutschen Kronprinzen, späteren Kaisers Friedrichs, auf italien ischem Boden hatte das Band der Sympathie zwi schen Deutschland und Italien noch inniger geschlungen. Die tausendfachen Aufmerksamkeiten, welche König Humbert und seine Familie, das Parlament, die italienische Regierung, das ganze italienische Volk dem todtkranken Erben der deutschen Kaiserkrone erfurchts- und liebevoll widmeten, fanden in Deutschland warm herzige Anerkennung. Und als am 9. März der große Kaiser seine müden Augen zum ewigen Schlum mer schloß, als sein kranker Sohn von den sonnigen Ufern der Riviera nach dem rauhen Norden fuhr, um die schweren Pflichten des kaiserlichen Amtes zu üben, da begrüßte ihn auf italienischem Boden noch König Humbert: der Freund den Freund, der Leb ende den Sterbenden. Am 1b. Juni wurde Kaiser Friedrich von seinem entsetzlichen Leiden durch einen sanften Tod erlöst. Der abermalige Regierungs wechsel brachte keine Veränderung in der deutschen Politik hervor, wenigstens äußerlich nicht. An Stelle des mehr als neunzigjährigen, wenn auch bis zur letzten Minute seines Lebens stets pflichtgetreuen Kai sers, und an Stelle eines Kaisers, auf dessen edle und humane Absichten Deutschland seine Zukunfts hoffnungen gesetzt hatte, eines Kaisers, der aber durch eine tückische Krankheit in seinem Handeln beschränkt war, ist ein kraftvoller, zielbewußter, junger Herrscher getreten, der das politische VerMächtniß seines Groß vaters fest und treulich wahrt, wie es auch Kaiser- Friedrich gewahrt haben würde, wäre er am Leben geblieben und gesund geworden. Alle Welt weiß, daß Deutschland, — sein Kaiser, seine Fürsten und sein Volk — den Frieden will, daß es aber auch nicht im geringsten seinen Rechten etwas zu vergeben oder seinen Besitzstand antasten zu lassen entschlossen ist. Deutschland, stark in seiner Einigkeit, wird noch stärker durch seine Verbündeten. Wer nehmen will, muß auch geben. Wir sind mit Oesterreick und Italien zu Schutz und Trutz verbündet, nicht zu irgend einem Angriff. Das weiß man in Frankreich zu gut, als daß sich dort der Haß gegen Crispi und Italien in kriegerische Thaten umsetzen sollte. Diplomatisch wer den der italienischen Regierung die denkbarsten Schwie rigkeiten bereitet. Abgesehen von den Grenzstreitig keiten und von der Verzögerung im Abschlüsse eines neuen italienisch-französischen Handelsvertrages hat neuerdings Frankreich in der Massauah-Frage die diplomatische Führung gegen Italien übernommen. Hinter ihm stehen Rußland und Griechenland. Crispi hat zwei sehr energische Noten nach Paris gerichtet und die Angelegenheit für abgethan erklärt. Die Spannung zwischen Italien und Frankreich ist eine so starke, daß sie eine Steigerung nicht mehr verträgt. Unmittelbare Gefahr ist trotzdem nicht vorhanden; aber die „Köln. Ztg." wird nicht unbedingten Glauben finden, wenn sie behauptet, der Besuch Crispis in Friedrichsruhe sei ein rein persönlicher freundschaft licher, gänzlich ungeschäftlicher. Die Hinzuziehung des italienischen Botschafters am Berliner Hof zu den Friedrichsruher Besprechungen nimmt jener Be hauptung jeglichen Kredit. Hagesgeschichte. — Deutschland. Kaiser Wilhelm wohnt jetzt täglich den großen Truppenübungen bei, welche bei Berlin, Spandau und Potsdam stattfinden. — Der dem Württemberger Hofe zugedachte Besuch des Kaisers wird voraussichtlich in Friedrichs hafen abgcstattet werden, da das Königspaar dort bis kurz vor der auf Mitte Oktober festgesetzten Ab reise nach Italien verweilen wird. Kaiser Wilhelm wird voraussichtlich von München bezw. Lindau oder von der Mainau aus einen Abstecher nach Friedrichs hafen unternehmen. — Für Freitag Abend war das Eintreffen des Königs von Dänemark, welcher dem Kaiser Wilhelm einen Gegenbesuch abstatten will, in Berlin angckündigt. — König Oskar von Schweden trifft kommenden Mittwoch Abend in Berlin ein. — Die nunmehr ansckeincnd zu vorläufigem Ab schluß gekommenen Personalveränderungen in den höheren Stellen der Armee sind sehr um fangreich gewesen. Von den 14 preußischen Armee korps haben sechs ihren kommandirendcn General gewechselt: das 3. (brandenburgische), das 4. (säch sische), das 7. (westfälische), das 9. (schleswig-hol- steinsche), das 10. (hannöversche) und endlich das 14. (badische). Bon den 32 preußischen Divisionen haben 16 neue Kommandeure bekommen, von den 90 In fanterie- und Kavalleriebrigaden 37. Alle drei Land wehr-Inspektionen, die Ingenieur-Inspektion und die drei Feldartillerie-Brigaden haben neue Inspekteure erhalten. — Die amtliche Bearbeitung der deutschen Kriminalstatistik für das Jahr 1886 giebt, wie in früheren Jahren, auch in diesem in einer besonderen kartographischen Darstellung ein geographisches Bild der Kriminalität, welches den früheren im großen Ganzen entspricht, d. h. die fast regelmäßige Steiger ung der Verbrechen und Vergehen von Westen nach Osten aufweist. Die geringste Zahl von Berurtheilten im Berhältniß zur Bevölkerung haben die beiden westfälischen Regierungsbezirke Münster und Minden und das daran grenzende Fürstenthum Schaumburg- Lippe, die höchsten Zahlen haben die Bezirke an der russischen Grenze, insbesondere Bromberg und Gum binnen. Die Stärke der Kriminalität der weiblichen Bevölkerung zu derjenigen der männlichen verhält sich, was das ganze Reichsgebiet betrifft, wie 23 : 100; es sinkt aber dieses Berhältniß in einem Bezirk (Münster) bis auf II hinunter, in einem andern (Fürstenthum Schwarzburg-Sondcrshansen) steigt es bis auf 36 : 100 hinauf. Die Kriminalität der jugendlichen verhält sich im Reich überhaupt zu der jenigen der 18 und mehr Jahr alten Einwohner wie 52 : 100, denn es kommen auf 100,000 jugendliche Einwohner 563, auf 100,000 erwachsene 1080 Ver- urtheilte der gleichen Atterskategorie. — Die Frage einer Beseitigung der lieber- schwemm ungsgesahr beschäftigt fortgesetzt das Interesse weiter Kreise. Unter den Vorschlägen, welche dazu der preußischen Staatsregierung von verschiede nen Seiten gemacht worden sind, hat der des Ver bandes deutscher Architekten und Ingenieure, welcher die Anlegung von Sammelbecken empfahl, eine be sondere Beachtung gefunden. Da sich indessen her ausgestellt hat, daß das System der Sammelbecken zu theuer ist, und daß es zudem insofern Gefahren für die Sicherheit der unterhalb liegenden Landcstheile mit sich führen kann, als sich schwer bcurthcilcn läßt, ob die Stauvorricktupgen hinreichend stark sind, um dem Andrange jeder außerordentlich starken Fluth zn widerstehen, so hält cs dem Vernehmen nach die preuß ische Staatsrcgicrung zunächst für nothwendig, die Sache einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. So er klärt cs sich, daß jüngst Finanzminister von Scholz im Elsaß mehrere Wasserreservoirs eingehend besich tigt hat. Diese Reservoirs werden dadurch gebildet, daß die letzten Stufen der Hochgebirgsthäler durch mächtige Bollwerke abgeschlossen werden, wodurch kleine Seen entstehen. Die letzteren sammeln im Frühjahr und bei starken Regengüssen das überflüssige Wasser an und geben cS dann bei herrschender Trockenheit zum Betriebe der Mühlen und Fabriken, sowie zur Bewässerung der Wiesen ab. Im Elsaß bestehen mehrere solcher Reservoirs, doch sollen sie sich bei