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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint , 1 Abonnement östiik des Ämtsgerchts Eibenstock W-S- sertionspreis: die kleinsp. teil, sowie bei allen Reichs- Z ie io Pf und deffen Umgebung. P-s-ns-lt n Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. SL. Jahrgang. M SS. ' Dienstag, den 7. Angust 1888. Bekanntmachung. Auf Anordnung des König!. Finanz-Ministeriums wird hiermit bekannt ge macht, daß das Betreten der Staatswaldungen des hiesigen Forstbezirkes behufs des Einsammelns von Prcißelbeeren Vor dem 1. September verboten ist. Ausgenommen hiervon sind die Reviere Schönheide, Hundshübel, Hartmannsdorf und Bockau, auf denen das Sammeln bereits vom 24. August an gestattet wird. Da diese Beschränkung der wohlgemeinten Absicht entspringt, dem Einsam meln unreifer Prcißelbeeren vorzubcugen und daher lediglich im Interesse des Publikums erfolgt, so darf von der Einsicht der Bevölkerung erwartet werden, daß sie sich der getroffenen Bestimmung bereitwillig fügt, und den ausübenden Beamten keine Schwierigkeiten bereiten werde. Königliche Obcrsorstmeisterci Eibenstock, am 3. August 1888. Beyreuther. Deutschland und England. Ist es Absicht oder bloßer Zufall, daß neben den verschiedenen Besuchen, welche der jugendliche Kaiser Wilhelm auswärtigen Hoffen lhcils schon gemacht hat, theils noch machen will, ein solcher in England kaum je ernstlich in Frage gekommen ist? Die Zeitungs politiker haben diese Lücke wohl empfunden und sie dadurch auszufüllen versucht, daß sie zwar keinen Besuch des Kaisers am englischen Hofe, wohl aber eine Begegnung der Königin mit ihrem kaiserlichen Enkel in Baden-Baden für Ende dieses Monats vor aussagten. Aber auch diese Meldung stellt sich als eine unrichtige heraus, wie das „Reutersche Büreau" in London kundgicbt. Die Königin Viktoria kommt eben nicht nach Baden-Baden. Auf den ersten Blick hat dieser Umstand etwas Befremdliches. Es könnte fast scheinen, als ob die umlaufenden und sicher weit übertriebenen Gerüchte von verschwundenen und noch nicht wieder herbeige schafften Papieren Kaiser Friedrichs damit in ursäch lichem Zusammenhänge stehen. Auch der kurze und kalte Empfang, welcher dem Spezial-Botschafter Ge neral v. Winterfeldt seitens der Königin Viktoria zu Theil geworden sein soll, verstärkt die Muthmaßungen, welche sich auf einen Gegensatz zwischen dem englischen Hofe und dem jetzigen deutschen Kaiser beziehen. Von vornherein sei hierzu bemerkt, daß derartige persönliche Angelegenheiten schwerlich in solcher Weise an die Oeffentlichkeit treten würden, wie es verschie dene Zeitungen glauben machen wollen. Zudem ist cs auch gar nicht nöthig, unkontrollirbare Klatschereien in diesem Falle als Gründe für politisches Handeln oder Unterlassen heranzuziehen. Die zu Tage lieg enden und allgemein bekannten Thatsachen geben eine weit bessere Begründung ab: England ist das Land des Parlamentarismus und wenn da selbst bisher noch nicht ebenso konfuse Zustände ein getreten sind als wie in Frankreich, so hat dies nur darin seinen Grund, daß das englische Wahlrecht ein mehr aristokratisches ist und bei weitem nicht auf so breiter Grundlage beruht als das französische. Das englische Parlament stürzt und setzt Ministerien ein und bestimmt selbstständig den Gang der meistens den Krämer-Interessen gewidmeten Politik. Das Staats oberhaupt ist ohne Einfluß auf denselben. Nun hat sich seit dem Tode Disraelis unter Gladstones starkem Einfluß bez. bis vor zwei Jahren direkt unter seiner Leitung die englische Politik auf einen so engherzigen Standpunkt gestellt, daß sie mit Ausnahme Italiens in Europa keinen Freund mehr hat. Italiens Freundschaft sucht England, um im Mittelmccre gegenüber den französischen und russischen Ansprüchen nicht ohne Bundesgenossen zu sein. Deutsch land hat von England absolut nichts zu erwarten und ist deshalb auch nicht gewillt, ihm irgend etwas zu bieten. Es lebt mit diesem Lande in dem zere moniellen diplomatischen Freundschaftsverhältniß und die deutsche Politik hat allen Grund sich nicht durch intimere Beziehungen zu England nach anderen Seiten hin zu kompromittiren. WaS gelten heute wohl noch die Rücksichten dynastischer Verwandtschaft? Der Czar und der Prinz von Wales sinv Schwäger und doch stehen sich England und Rußland in dem Ver- hältniß wie Hund und Katze gegenüber. Die eng lische Politik hat das Schicksal des Battenbcrgers verschuldet, englische Intrigen kreuzten sich in Sofia seit jeher mit den russischen und ein Zusammenprall der beiden Mächte in Indien ist in absehbarer Zeit unvermeidlich. Kaiser Wilhelm wird nie die verwandtschaftlichen Rücksichten gegen seine Großmutter außer Acht lassen, aber man hat es, wie bereits oben ausgcführt, in der Königin nicht mit der die Richtung gebenden Herrscherin Englands zu thuu. Man erinnert sich in Deutschland daran, daß englische Kaufleute im Jahre 1870/71 trotz der Neutralität ihres Landes den Franzosen Waffen und Munition lieferten; auch daran, daß England alle Vortheile des Friedensbünd- nisses mitgenießt, ohne sich selbst die Opfer der Bnn- desgenossenschaft aufzulegen. Man vergleicht auch die Leistungen der so überaus hoch gepriesenen eng lischen Marine — das einzige Bertheidigungsmittel des stolzen Jnselreichs — mit denen unserer Kriegs flotte und kommt dabei zu dem Ergebniß, daß manches faul im Staate England ist und eine Freundschaft zu ihm, welche Verpflichtungen auferlegt, bei weitem nicht so viel Werth ist, als die im Ernstfall etwa be anspruchten Gegenleistungen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Das Wiedersehen des Kaiserpaares war nach einer Schilderung aus Hofkreisen ein überaus herzliches. Kaiser Wil helm begab sich sofort zu seiner Gemahlin und ver blieb über eine Stunde ganz allein am Bett der hohen Wöchnerin. Den neugeborenen Prinzen küßte der Kaiser Wilhelm mehrmals in tiefster Bewegung. Der kleine Prinz soll ein recht wohlgestalteter, kräf tiger Knabe sein. — In Marinekreisen hat die Kaiserfahrt gleichfalls zu lebhaften Erörterungen Veranlassung gegeben. Unsere junge Flotte ist stolz auf die ehren volle Aufgabe, welche ihr bei diesem großen politischen Ereigniß zugefallen ist, und ihre Freude ist noch er höht worden durch die Theilnahme, welche der kaiser liche Herr auf der langen Fahrt der Flotte und ihren Einrichtungen hat zu Theil werden lassen. Es war nicht nur eine äußerliche Ehrenbezeugung, welche der Kaiser ihr anthat, wenn er auf der Fahrt sieb in der Uniform der Marine sehen ließ. Mit dem Rocke des Seemanns hat er auch die Interessen desselben zu den seinigen gemacht, und mit nicht geringerer Aufmerksamkeit und Einsicht, wie den Hebungen seiner Truppen zu Lande, ist der kaiserliche Herr den Flot tenmanövern gefolgt, die wiederholt auf der Fahrt auf seine Veranlassung veranstaltet wurden. Für die Entwickelung unserer jungen Marine wird diese Theilnahme nicht ohne Einfluß bleiben. Bei dem Rücktritt des bisherigen Ehefs der Admiralität sind bereits Veränderungen in der Organisation des Ma rinewesens angekündigt. Gerüchte anderer Art tauchen auch in diesem Augenblicke wieder auf. Mait spricht von einer Erweiterung des Planes, der bei der Gründ ung unserer Flotte aufgestellt, von dem Bau neuer großer Schlachtschiffe, von der raschen Fertigstellung der geplanten Torpedoboote. Was daran ist, wird sich bald erweisen. In den Kreisen unserer Marine jedenfalls sieht man einer raschen Entwickelung un serer Flotte entgegen. — In diesen Tagen ist ein Jahr verstrichen, seit dem der hochselige Kaiser Wilhelm l. mit dem öster reichischen Herrscherpaare zum letzten Mal in seinem Leben in Wildbad Gastein zusammentraf. In pietätvollem Andenken an jene Tage und an die lange Reihe von Jahre», seit welcher Kaiser Wilhelm an den Gastciner Heilquellen Stärkung seiner Gesundheit suchte und fand, hat die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich-Ungarn und deren Tochter, Frau Erzherzogin Marie Valerie, einen aus eigen händig im Gebirge von Gastein gepflückten Alpenrosen gewundenen prachtvollen Blüthenkranz zur Niederleg ung am Sarge Kaiser Wilhelms, als Gabe über das Grab hinaus währender freundschaftlicher Verehrung bestimmt. Im Auftrage der Allerhöchsten Spenderin haben der Botschaftsrath von und zu Eiffenstcin und der Attach e Graf Mansfeld den Kranz im Mauso leum zu Charlottcnburg am Sarge des entschlafenen Monarchen niedergelegt. — Frankreich. Das französische Kriegs ministerium hat verfügt, daß jeder Mann der französischen Fußtruppcn mit zwei Gewehren verschiedenen Systems versehen werden soll. Die mit dem Repetirgewehr ausgerüsteten Truppen sollen stets mit dem Grasgewehr auf Wache ziehen. Die „b'rancv inilitaiiL" widmet dieser Verfügung einen langen Leitartikel mit der Ueberschrift „Con fusions". Das Blatt sucht den Grnnd dieser merk würdigen Verfügung in der Besorgniß der Kriegs verwaltung, es könne auf der Wache dem Soldaten eine sckarfe Patrone des neuen Gewehrs abhanden kommen. Solche Besorgnisse hätten aber keinen rech ten Grund, da die Zusammensetzung des Pulvers in der Patrone ein wohlgehütcres Staatsgehcimniß sei, welches kein Deutscher kenne. — Bulgarien. Die Stimmung in Sofia ist eine sehr ernste. Der Prinz von Coburg soll alles zur Abreise vorbereitet haben. Dem „Temps" wird aus Wien telegraphirt, Oesterreich werde ohne Miß vergnügen den Prinzen aus Bulgarien scheiden sehen, werde sich aber, seinem Prinzipc treu, sich jeder Ein mischung in die inneren Angelegenheiten der Balkan staaten zu enthalten, einer Aufforderung an den Prin zen, das Land zu verlassen, seinestheils nicht anschlie ßen. Gegen eine militärische Besetzung Bulgariens seitens Rußlands werde Oesterreich ausdrücklich Ein spruch erheben. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 6. August. Gestern Mittag 12 Uhr brannte in Sosa das dem Hansbesitzer Friedrich Unger gehörige, im mittleren Ortstheil gelegene Wohnhaus bis auf die Umfassungsmauern nieder. Die Entstehung des Feuers ist bis jetzt noch nicht bekannt. — Schön Heide. Unscrm diesjährigen Sommer markte gingen nichts weniger als einladende-Boten voraus. Der heulende Sturm und der fürchterliche Regen in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag hatten sicher die Erwartungen Aller auf 'Null herab gestimmt. Als aber dann am Vormittag das Wetter eine Wendung zum Bessern nahm, da fing man an, etwas aufzuathmcn, und am 'Nachmittag entwickelte sich ein recht lebhafter Verkehr, der bis in die Abend stunden im steten Wachsen verblieb. Der Umsatz war jedenfalls ein verhLltnißmäßig guter zu nennen, und die meisten der fremden Verkäufer sprachen ihre, wenn auch nur relative, Befriedigung aus. Auch am Sonn abend herrschte von den Morgenstunden bis gegen Mittag noch ein ziemlich reges Leben. — Dresden, 6. August. Ihre Majestäten der König und die Königin sind vorgestern Morgen in Stockholm angelangt, wo dieselben von dem Kron prinzen von Schweden empfangen wurden. Nack kurzem Aufenthalt fubr das Königspaar mittelst Sonderzuges nach Schloß Tullgaru, wo die Maje stäten noch gegen 8 Tage zu verweilen gedenken. — Nach der Zurückkunft unseres Königspaares aus Schweden erwartet man das Eintreffen des Kron prinzen Victor Emanuel von Italien am sächsischen Hofe. Der Kronprinz ist der Enkel der Herzogin von Genua, der Schwester des Königs