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Die Festbcgcistcrung hat dadurch keinen Abdruck er fahren. 'Nach endlicher Ueberwindnng der vielfachen Hemmnisse scheint man in der bayerischen Hauptstadt der frohen, gehobenen Stimmung ohne jedes Beden ken voll und ganz sich hinzugeben. Leider ist die Festfreude durch einen vorgekomme nen Unfall gestört worden. Die vom CirkuS Hagen- bcck für den anläßlich der Centenarfeier arrangirten Festzug gestellten Elephanten wurden während des langen Zuges unruhig und scheuten knapp nach dem Defilöe vor dem Prinzrcgcntcn in der Ludwigstraße. Wohl hakten sich die Treiber sofort energisch ein, allein die wild gewordenen Elephanten drangen in ein Seitengäßchen ein, durchbrachen den Menschenwall in der Briennerstraße und am Odeonsplatz und riefen eine entsetzliche Panik hervor. Alles flüchtete schreiend in rasender Eile; die Pferde rissen aus und selbst die Gendarmerie und das Militär hielt nicht mehr Stand. Einige Elephanten verliefen sich in die Säulen des Residenztheaters und stürmten dann den Tempelzierbau von dem Hoftheatcr, wo sic einige Gebirglerinnen zu Boden schmetterten. Die Ele phanten waren an den Vorderbeinen geleitet, schienen aber die Ketten zerrissen zu haben. Auch auf dem Marienplatz herrschte allgemeine Flucht mit furcht barer Aufregung. Schließlich wurden unter Assistenz von Cavallerie vier Elephanten cingebracht. Eine weitere Panik wurde von pfeifenden Taschendieben hervorgerufcn. — Die Panik der scheu gewordenen Elephanten entstand, als von der linken Seite des Siegcsthores der laut dampfende drachenartige Ma schinengewerkswagen an der orientalischen Handels gruppe vorüberkam, deren vier Dromedare und 8 Elephanten scheu wurden. Drei an Hals und Füßen sestgekettete Elephanten durchbrachen das Zuschauer spalier, wobei gegen 20 Personen schwer verletzt wurden. Die Elephanten rannten bis zum Residenz platz, wo sie eingefangcn und weggeführt wurden. In der Ludwigstraße, der Residenzstraße und der Dianastraße stürzten mehrere leicht gebaute Tribünen ein, wobei einige Personen leicht verwundet wurden. — Die beispiellose Panik in der Ludwigsstraße ent stand durch die vorzeitige Dampfgcbung der als Drachen verwendeten Straßcnlokomotive im Festzug, als gerade die 8 Elephanten passirtcn. Im Ru lagen Hunderte von Zuschauern am Boden und über diese stürzten die übrigen Flüchtigen. Die Elephanten rasten in zwei Gruppen auseinander und verbreiteten eine neue Panik in den angrenzenden Straßen. Es erfolgten zahlreiche Beinbrüche und die am Residcnzplatz an die Wand getriebenen Passanten hieben verzweifelt mit Regenschirmen auf die Elephanten ein, dadurch deren Wildheit vermehrend. Im Luitpoldpalais liegen 1b Verwundete, im Odeon zahlreiche schwer Verletzte. Die Aufregung in der Stadt, wo etwa 150,000 Fremde anwesend sind, ist ungeheuer. — Den Gipfel der Schneekoppe soll nun auch ein Kaiser-Friedrich-Denkmal krö nen. Der Borstanv des Schmiedcbcrger Turnvereins, der die Idee hierzu angeregt, hat sich zur Ertheilung der Genehmigung an den Grundherrn, Grafen Schaff- gotscb - Warmbrunn gewandt und dieselbe erhalten. Als Material für die Büste soll ein in Schmiedcberg gewonnener 1b Centner schwerer Block Magneteisen stein zur Verarbeitung gelangen, dem als Unterstands- ort ein steinerner Sockel dienen wirb. Mit der Aus führung der Arbeit ist der dortige Bildhauer Stahl berg betraut. Die Beförderung des Blockes von Schmiedcberg nach Hirschbcrg, sowie die Wciterschaff- ung der Büste über die Grenzbaudcn nach der Schnee koppe haben Schmiedcbcrger Fuhrwerksbesitzer unent- geltlicb übernommen. — Wie bekannt, hat der Turn- Verein in Hirschberg für Kaiser Wilhelm auf der Schneekoppe ein Denkmal in Form eines Mahlhügels errichtet. — Der „Temps" veröffentlicht ein Telegramm ausKoburg, wonach der k o b u r g - o r l e a n i st - i s ch e F a m i l i e n r a t h, der daselbst gehalten wor den, sich in der That mit der Stellung des Prinzen Ferdinand in Bulgarien beschäftigt habe. Die „Justice" will bereits wissen, daß das Resultat desselben ein an Prinz Ferdinand gerichtetes Telegramm ist, in wel chem derselbe aufgefordert wird, freiwillig abzudanken. — Aus Rußland geht uns die Nachricht zu, daß man zunächst dort den König von Schweden zu einem dreitägigen Besuch in Pcterhof erwartet. Alsdann soll die Abreise des russischen Kaiscrpaarcs zu den Manöver» und nach dem Kaukasus erfolgen, und wird das Eintreffen des Kaiserlichen Paares in Tiflis am 31. August erwartet. Für den Spätherbst sei ein Besuch in Kopenhagen projcktirt, von wo als dann die Rückreise nach Petersburg über Berlin stattfinden werde. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Sonntag, den 12. August dS. IS., verkehrt ein Extrazug zu ermäßigten Fahrpreisen von Leipzig, Altenburg, Gößnitz, Crim mitschau, Werdau und Zwickau nach Aue, Eibenstock, Schönheide, Schwarzenberg und Johannngeorgcnstadt. — Dresden. Das sächsische Königspaar wird von seiner 'Nordcap-Fahrt am 4. August wieder in Schloß Tullgarn eintreffcn, wo am folgenden Tage der Geburtstag der Königin Carola (geb. 1833) ge feiert werden soll. — Es verlautet nunmehr bestimmt, daß die Rückkehr der König!. Majestäten aus dem Norden am 15. August erfolgt. Mittelst Salondampf- erS gedenkt die Königl. Familie im Verein mit dem schwedischen Kronprinzenpaar zuvor das 'Nordcap zu besuchen. Dieses auf der norwegischen Insel Magerö gelegene Vorgebirge gilt gewöhnlich als der nördlichste Punkt des europäischen Continents. ES ist 307 Me ter hoch und seine Länge beträgt 71" 10" nördlicher Breite. — Dresden, 30. Juli. Vor dem kgl. Schwur gerichte wurde heute gegen den 21 Jahre alten Raths expedienten Friedrich Emil Schulze aus Schandau wegen Verbrechens und Vergehens im Amte verhandelt. Der noch unbestrafte Angeklagte wurde am 4. Juni 1887 in seiner Stellung als Rathscxpcdient vom Bürgermeister in Schandau verpflichtet und unter schlug seit September 1887 in 25 einzelnen Posten ungefähr 260 M., die von ihm als Anlagebciträge, Standesamtssporteln, Krankensteuer, Schulgeld und Biersteuer vereinnahmt waren. Außerdem behielt Schulze noch 73 M. 20 Pf. für sich, die er in nicht amtlicher Eigenschaft von einem Restaurateur empfan gen hatte. Im Zusammenhänge mit den Unterschlag ungen lag auch eine Fälschung der Kassenjournale vor. Der Angeklagte wurde zu 2'/z Jahren Gefäng- niß verurtheilt. — Die Leipziger Fischer - Innung wird am nächsten Freitag wieder das Fischer stechen auf den Lindcnauer Teichen in althergebrachter Weise begehen. Auch diesmal wird wieder durch die Ver anstaltung einer komischen Wasser-Pantomime dafür gesorgt sein, daß bei dem Fischerstechen auch das heitere Element vertreten ist. — Chemnitz. Ein in seiner Art großartiger Ban ist die Untertunnelung des ganzen breiten Hauptbahnhofsgrundstücks mit all' seinen Haupt- und 'Nebengleisen für Personen- und Güterbeförderung und den dazu gehörigen Gebäuden. Es wird durch diese Uutertunneluug die Verbindung der Schillerstr. mit der äußeren Dresdner Straße hergestcllt. Nahezu zwei Drittel des Tunnels sind bereits fertig gestellt. Auf der Seite der Dresdner Straße hat der Tunnel bau bereits die Gütergleise der alten Bahnhofsanlage erreicht, trotzdem erscheint seine Vollendung im Laufe dieses Jahres noch fraglich, da dem Weiterbau in den Betriebsgleisen große Schwierigkeiten cntgegenstehen. — Zwickau. Das VI. Gauturnfest des Westlich Sächsischen Grenzgaucs findet vom 18. bis 20. August 1888 auf dem hiesigen Schießanger statt. Alle 31 zum Gaue gehörigen Turnvereine unserer Nachbarstädte Crimmitschau, Glauchau, Meerane, Wer dau, Waldenburg und der umliegenden Dörfer, sowie der Turnerclub Zwickau mit zusammen 4000 Turnern bethciligcn sich daran. Außerdem sind die benachbar ten Gaue eingcladen und ist deren zahlreiches Er scheinen sehr erwünscht. — Plauen. Der Export-Verein für das König reich Sachsen hat der Handels- nnd Gewerbekammcr Planen das nunmehr ebenfalls fertig gestellte Export - album sächsischer Jnduslriewerkstätten zur Einsichtnahme für Interessenten übersendet. Für das Albuin ist noch für einige Zeit eine Ergänzung durch Aufnahme weiterer Finnen vorgesehen und würde cs dem Export-Verein besonders erwünscht sein, wenn sich noch einige Firmen des Kammerbezirks daran betheiligen wollten. Das Präsidium der Handels- u. Gcwerbckammer empfiehlt diese im Interesse der För derung unseres Ausfuhrhandels bewirkte Publikation der Beachtung geeigneter Kreise mit dem Bemerken, daß das Album auf dem Bureau der Kammer, Bahn hofstraße 34, zur Einsichtnahme auf mehrere Wochen ausliegt. — Reichenbach, 30. Juli. Ein Unfug der gröbsten Art ist es gewesen, der in der vergange nen Nacht auf der Eisenbahnstrecke bei Oberreichen bach durch nichtswürdige Bubenhändc zur Ausführung gelangt ist. Es ist nicht anzunehmcn, daß die Absicht eines Attentats auf einen Eisenbahnzug die Frevler zu der That bewogen, wahrscheinlicher ist vielmehr, daß hirnverbrannter Leichtsinn und die Sucht nach einem übel angebrachten Scberz als Motiv zu Grunde lagen. Jedenfalls haben sich die Thäter nicht ver gegenwärtigt, welch' entsetzliche Gefahr sie über ahn ungslose Menschen hcraufbcschworen ; die Gefahr er schien um so größer, als diese Bahnstrecke ein starkes Gefälle hat. Als Nachts 2 Uhr der Leipzig-Hofer Kurierzug die Strecke oberhalb Oberreichenbach passirte, empfand der Lokomotivführer eine Erschütterung seiner Maschine, und sofort auf den Bahnkörper niedersehend, gewahrte er die Gestalt einer kräftigen Person in Turnerkteidung. Auf der Station machte der Führer demgemäß Meldung, daß er ohnweit dem »Vogel" einen Mann überfahren habe. Als man die Strecke revidirte, fand man an der bezeichneten Stelle eine übermannesgroße, einen Turner darstellende Puppe. Der darüber hingcgangene Zug hatte an ihr seine zerstörende Wirkung theilwcise erfüllt. Bei weiterer Erörterung hat sich ergeben, daß die in Rede stehende Figur zuvor als Schmuck aus einer Ehrenpforte an gebracht gewesen, welche aus Anlaß des gestern in Oberreichenbach staktgehabtcn Turnfestes in der ver längerten Hainstraße errichtet worden war. Bon dort hatten nichtswürdige Bubenhändc die wie ein Turner gekleidete Figur im Dunkel der 'Nacht herab geholt und sic quer über das nahe Bahngleis gelegt, sodaß der nächste, die Strecke passirende Zug dieselbe überfahren mußte. Der Fall ist bei der Königlichen Staatsanwaltschaft bereits zur Anzeige gekommen und wird, falls cs gelingt, die Thäter an das Tages licht zu bringen, für die Betreffenden sehr empfind liche Strafen nach sich ziehen. — Stollberg. Nachdem nun auch noch am 24. v. Ms. der Gasthof „Zum goldenen Adler" sammt dem Nachbarhause durch ein in der Nacht aufge- gangencs Schadenfeuer zerstört worden ist, sind in Stollberg seit dem Monate September v. I. 3 ein zelne Scheunen zu verschiedenen Zeiten, zwei große Gasthöfe, welche beide neu erbaute Concert- u. Tanz säle enthielten, ferner ein großer Stadtgutsgebäude- komplex und drei Wohnhäuser bis auf die Umfassungs mauern von dem Elemente vernichtet worden. Daß hier böswillige Brandstiftung die Hand im Spiele hat, wird allgemein geglaubt. Leider sind trotz aller Bemühungen und Nachforschungen der zuständigen Behörden die Thäter bisher nicht zu ermitteln gewesen. — Am Sonntage brach in Gersdors bei Berggießhübel gegen Mittag Großfeuer aus. In einem Seitengebäude des Rittergutes kam dasselbe auf. In wenigen Stunden waren ca. 15 Gebäude niedergebraunt. Zwölf Familien sind obdachlos ge worden. Eine große Anzahl Spritzen war herbeigeeilt, konnten aber, da wenig Wasser vorhanden war, nicht in gewünschter Weise helfen. Wäre das Unglück in der 'Nacht gekommen, so wäre der Schaden noch be deutender geworden, da leicht der Wald erfaßt werden konnte. Gegen Abend brannte das Seitengebäude des Rittergutes noch hell, da hier fast die ganzen eingeernteten Futtervorräthc lagen und eine bedeutende Quantität Kraftfutter mit erfaßt wurde, welches nicht so leicht zu löschen war. — Im Monat August werden es 30 Jahre, daß die hiesige Provinz, sowie der größere Theil unseres Vaterlandes Sachsen von großem Hochwasser heim gesucht ward, und zwar vom 1. bis 5. August 1858. Dasselbe ward durch 5 Tage ununterbrochen anhaltende Regengüsse veranlaßt, welche an vielen Flußläufen, so auch im Göltzsch- und Elsterthale, große Verheer ungen, ganz besonders entsetzliche Verwüstungen aber durch die Uebcrschwemmung in dem Muldcngebiete in nnd nm Zwickau, Glauchau, Aue, Lößnitz, Schlema, Schwarzenberg, Eibenstock, ferner auch in Penig, Wurzen, Colditz rc. anrichtete. Der hochselige König Johann besuchte damals die überschwemmten Land strecken. Neber die Verwendung des Heu s. Vor Kurzem wurde in den Blättern mitgcthcilt, daß bei einzelnen Besitzern in Folge der Verfütter- ung verdorbenen Heues bereits Rinder und Pferde verendet seien. Zur Verhütung solchen Scha dens veröffentlicht Herr Oberregierungsrath Amts hauptmann von Polenz in Auerbach folgendes von ihm eingeholte fachmännische Gutachten: „Die angeblich durch Vcrfütterung verdorbenen Heues verursachten Todesfälle bei Thieren sind nach meinem Dafürhalten durch unvorsichtiges, zu zeitiges Verfüttern von zu frischem Heu, welches noch nicht gehörig gelagert hat, entstanden. Alles Heu, auch trocken cingcbrachtes, wird, sobald es in die Futterkammern kommt, warm und feucht < durch Gährung) und ist die Vcrfütterung desselben in den ersten Wochenliberhaupt schädlich. Allerdings ist dies umsomehr der Fall, je weniger ausgetrocknet dasselbe eingeheimst wird. Bekannt ist ferner, daß das Heu am Nahrungs werth verliert, wenn es längere Zeit bei Abwechselung von Regen und Sonnenschein im Freien liegt und auslaugt. Dadurch wirkt dasselbe aber später, wenn es sonst trocken eingebracht wird, nach dem Verfüttern nicht direkt schädlich auf die Gesundheit der Thierc, obwohl zugegeben werden muß, daß es die wohlthätige Wirkung wie gutes Heu nicht hat. Eine schädliche Beschaffenheit nimmt das Heu erfahrungsgemäß im höheren Grade an, wenn es von sogenannten sauren Wiesen herrührt, insbesondere aber wenn dasselbe unvorsichtig, feucht, mangelhaft getrock net in die Futterräumc gebracht wird und daselbst bei längerer Aufbewahrung durch Pilzbildung der Verderbniß unterliegt, d. h. verschimmelt, dumpfig oder modrig wird bez. einen übelen Geruch annimmt. Hierdurch werden die Nahrungsbestandthcile zer setzt und neue eigenthümliche Stoffe gebildet, die schädlich wirken. Derartig verdorbenes Heu ist stets wenig nährend, ungedeihlich, kann zugleich besondere schädliche Eigen schaften besitzen und ähnlich wie scharf-narkotisches Gift nach der Verabreichung an Thiere wirken und eine häufige Krankheitsquelle derselben werden. Außer lebensgefährlichen Vergiftungen und Blut zersetzungen können entstehen: Verdauungsleiden ver schiedener Art, namentlich Kolik, luclizeslion, ruhr artige Zustände, Entzündung oder Brand der Ver- dauungSorganc, ferner seuchenartiges Verwerfen bei Mutterthicrcn und Krankheiten der Säuglinge, dann Milchfehler, lähmungs- und krampfartige Zufälle,