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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint , .es e e Abonnement «LL-- öksirk des Lmlsgmchk EiNelk» WMZ sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Z ie io Pf und dessen Zlmgeöung. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »L. Aahrgang. 88. Sonnabend, den 28. Juli 1888. Das obererzgebirgische Waisenhaus zu Pöhla bett. Im obererzgebirgischen Waisenhause zu Pöhla ist eine Anzahl von Stellen znr Erledigung gekommen. Die Gemeinden des Bezirks werden hierauf mit dem Bemerken aufmerksam gemacht, daß der jährliche Verpflegbeitrag für ein auf Kosten eines Ortsarmen- vcrbandes in die Anstalt aufgenommenes Kind 80 Mark beträgt, sowie daß die sonstigen Aufnahme-Bedingungen in der Bekanntmachung der unterzeichneten Behörde vom 29. Januar 1884 (dir. 32 des Erzgeb. Volksfreundes vom Jahre 1884) enthalten sind. Schwarzenberg, am 24. Juli 1888. Königliche Amtshauptmannschasl. Frhr. v. Wirsing. E B c k a n n t m a ch ini g. Der zweite Termin der diesjährigen Grundsteuer wird am - 1. August dieses Jahres fällig. Diese Steuer ist in hiesiger Stadtkasse zu entrichten und wird gegen etwaige Restanten nach Ablauf der vierzehntägigen Zahlungsfrist die Zwangsvollstreckung cingelcitet werden. Eibenstock, den 27. Juli 1888. Der Stadtrath. I. V.: Hirschberg. Bg. Montag, den 3tt. d. Mts., Nachrn. 3 Uhr sollen in hiesiger Polizeiwache 1 Wanduhr, t Eylinderuhr mit Kette, 1 Plüsch-Paletot, Pistole, Revolver, mehrere Kleidungsstücke u. a. m. gegen Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Eibenstock, am 27. Juli 1888. Ratbsvollzieher. Stockholm und Kopenhagen. Kaiser Wilhelms Nordlandsfahrt erstreckt sich auch auf Stockholm und Kopenhagen. Auch in die schwed ischen und dänischen Gewässer begleitet das deutsche Kriegsgeschwader den juugen Monarchen, der im In teresse des Friedens reist unv durch seine oben erwähnte Begleitung in imponireuder Weise zeigt, was Deutschland nach der Meeresseite hin für den Kriegsfall aufzubieten vermag. So wenig Schweden wie Dänemark sind für Deutschland bündnißfähige Mächte. Indessen legt die deutsche Politik von jeher Gewicht darauf, auch mit den Staaten zweiten Ranges in freundschaftlicher Verbindung zu bleiben, zudem ziehen sich viele ver wandtschaftliche Fäden zwischen den nordischen und den deutschen Fürstenhäusern. Die Königin von Schweden, Sophie, ist eine Tochter des Herzogs Adolf von Nassau, ihre Schwester ist die Gemahlin des Erb- großherzogs von Baden. Dessen Schwester wiederum, Prinzessin Viktoria, ist die Gemahlin des Kronprinzen von Schweden und Norwegen, Gustav. Hierzu kommt noch, daß der verstorbene Bruder des Königs, Prinz August, gleichfalls eine deutsche Prinzessin zur Gattin hatte, Therese, eine Schwester des regierenden Herzogs zu Sachsen-Altenburg. Daß die Königin von Sachsen aus dem schwedischen Hause der Wasa stammt, ist bekannt und der Besuch des sächsischen Königspaares in Stockholm führte die Königin nach einer langen Reihe von Jahren wieder einmal in ihr Heimathslaud. Das dänische Königshaus hat eine noch weiter verzweigte Verwandtschaft mit den übrigen europä ischen H^en. Die in Dänemark regierende Linie SchleSwig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg ist deut schen Ursprungs, ebenso wie das in Rußland regier ende Haus Holstein-Gottorp, das fälschlich noch immer das der Romanows genannt wird. König Christian IX. von Dänemark ist Schwiegervater des Czaren und des Prinzen von Wales, des englischen Thron folgers. Wenn dereinst einmal die gewaltige Neben buhlerschaft zwischen Rußland und England um den Besitz Indiens zum Austrag durch die Waffen drän gen sollte, dann wird Kopenhagen derjenige Ort sein, von welchem aus alles versucht werden wird, um den Frieden zu erhalten. Königin Luise von Dänemark ist eine deutsche Prinzessin; sie ist eine Tochter des verstorbenen Land grafen Wilhelm von Hessen-Kassel. Der zweite Sohn des Königspaares sitzt unter dem Namen Georgios I. auf dem griechischen Königsthron und hat eine Cou sine des Czaren zur Gemahlin. Eine Tochter des dänischen Königspaarcs, Prinzessin Thyra, ist bekannt lich mit dem Herzog von Cumberland vermählt. Aus diesen vielfach verschlungenen verwandtschaft lichen Beziehungen der nordischen Höfe — es wäre noch nachzutragen, daß der dänische Kronprinz eine schwedische Prinzessin zur Gemahlin hat — ist der Familieneinfluß des Königs von Dänemark ein ganz außerordentlicher und in der hohen Politik spielt ein solcher Einfluß immer noch eine ganz gewaltige Rolle. Indem Kaiser Wilhelm nach dem Besuche beim Cza- rcn auch dessen Schwiegervater in Kopenhagen eine Visite abstattet, erweist er eine doppelte Höflichkeit, nämlich dem dänischen und dem russischen Hofe. Politische Ausbeute werden der Stockholmer und der Kopenhagener Besuch nicht ergeben. Zwischen Dänemark und Schweden-Norwegen einerseits und Deutschland andererseits bestehen keine Interessen gegensätze schwerwiegender Art. Zwar besteht in Dänemark seit zwanzig Jahren die Befürchtung, daß Deutschland gelegentlich auf Kosten Dänemarks An nexionen ausführen werde und die enormen Be festigungsbauten um Kopenhagen wie die Vermehrung der dänischen Kriegsflotte sind Produkte dieser . . . sagen wir: lächerlichen Befürchtung. Deutschland hatte ein unbestreitbares historisches und moralisches Recht auf Schleswig-Holstein; Dänemark verweigerte 1863 die Anerkennung dieses Rechtes und der da malige deutsche Bund erzwang durch den 1864er Krieg diese Anerkennung. Damit sind alle deutschen Ansprüche befriedigt und auch eine „norvschlcswigsche Frage" existirt nicht. Was das Bcrhältniß des einen Schwiegersohnes des Dänenkönigs, nämlich des Her zogs von Cumberland, zu Preußen-Deutschland be trifft, so wird der Kaiserbesuch in Kopenhagen daran nichts ändern. Die Feindschaft der Mächtigen ist oft ein Unglück der Völker; hoffen wir, daß uns die von Neuem be kräftigten Freundschaften Segen bringen. Tagesgerichte. — Deutschland. Am Donnerstag traf Kaiser Wilhelm in Stockholm ein, woselbst ihm seitens der königlichen Familie, der Behörden und der Be völkerung ein warmherziger Empfang bereitet wurde. Die Ankunft in Kopenhagen soll am 29. d. er folgen. Es werden daselbst die großartigsten Anstalten zu seinem Empfange getroffen. König Christian wird am Sonntag an Bord einer Panzerflotte gehen, um seinem Gast entgegen zu segeln, und nachdem die Monarchen im Sunde einander begrüßt haben, segeln die vereinigten Flotten nach Kopenhagen. Die zehn deutschen Panzerschiffe gehen beim Fort „Tre Kroner" vor Anker, die dänischen Schiffe paradiren auf der inneren Rhede, wahrend die deutsche Kaiseryacht und die dänische Fregatte bei der Zollbude anlege». Zwei russische Kriegsschiffe werden ebenfalls ankommen. Im Ganzen wird eine Flotte von gegen zwanzig großen Kriegsschiffen im Sunde versammelt sein. — Ueber den Empfang des Abgesandten des deutschen Kaisers amHofe derKö- nigin von England, Generalmajor v. Winter- fcldt, wußte die „Schlesische Ztg." dieser Tage Eigen- thümlichcs zu berichten, und ihre Darstellung des Vorganges fand uni so mehr Glauben, als die „'Na tional-Ztg." und ebenso die „Kölnische" sich beeilten, die Richtigkeit derselben zu bestätige«. Jetzt cirkulirt eine „Berichtigung" in den Blättern, deren Ursprung als offiziös bezeichnet wird, die sich indessen lediglich als eine weitere Bestätigung des thalsächlichen Vor ganges erweist und die nur das Bemühen erkennen läßt, sür den Vorgang eine weniger peinliche Erklär ung zu suchen. Ihr Wortlaut ist der folgende: „In Bezug ans den Empfang, welchen der Abgesandte des deutschen Kaisers, General von Winterfeldt, am eng lischen Hofe angeblich erfuhr, verlaute« aus diplo matischen Kreisen Einzelheiten, die den Vorgang in etwas anderem Lichte erscheinen lassen, als er nach den in Umlauf gebrachten Berichten sich darstellt. Zunächst ist es allgemein üblich, daß die Gäste der Königin von England, änch die Militärs, in Zivil empfangen werden, d. h. dieselben erscheinen im schwarzen Gesellschaftsanzuge oder im sog. Hofanzuge mit seidcueu Strümpfen und Schuhen. Wiederholte Fälle sind bekannt, daß fremde Offiziere, die als Ab gesandte ihrer Souveräne auftraten, sich zu London mit einem solchen Anzuge versehen mußten, oder falls sie mit den Gewohnheiten des britischen Hofes näher bekannt waren, bereits mit einem solchen versehen dort «»langten. Dann aber ist bei Hof- lind in diplo matischen Kreisen allgemein bekannt, daß die Königin Viktoria außerordentlich wortkarg ist; die Empfangs feierlichkeiten spielen sich in programmmäßiger Form ab, ohne daß dabei verbindliche Worte mit den von der Königin empfangenen Personen gewechselt werden, wie bei uns in Deutschland die Regel ist, wo z. B. Kaiser Wilhelm I. durch seine unübertreffliche Art, jedem Besucher entgegenzukommen, allgemein entzückte. Tie englische Methode und englisches Wesen sind an ders; sie sind kalt und zurückhaltend, und so sind schon Viele, welche die Ehre des Empfanges bei der Königin hatten, durch die Trockenheit und Tonlosigkeit des Empfanges stark abgekühlt worden. Etwas Ab sichtliches oder Besonderes wird in dem Empfange des Generals Winterfeldt in diplomatiscben Kreisen nicht erblickt, wenn cs uns Deutschen auch befremd lich erscheinen mag, daß diese kalte Zurückhaltung selbst dem General gegenüber nicht wich, der zu den Bertraucnspersonen des Kaisers Friedrich gehörte." — Münster, 24. Juli. Die viclerwähnte Zahlmeister-Affaire hat, der „Westd. Ztg." zufolge, nunmehr bezüglich des Prozeßverfahrens und der Aburtheilung ihren Abschluß gefunden, indem gestern Morgen vom Kr i e g s m i n i st e r i u m das endgültige Urtheil cingctroffen ist. Demzufolge ist der Zahlmeister Freischmidt von hier freigcsprochen, während der Zahlmeister S. von hier zu einem Jahr Gefängniß verurtheilt und bereits gestern Nacknnittag in seiner Wohnung, inmitten seiner zahlreichen Familie, von einem Offizier zum sofortigen Antritt seiner Strafe verhaftet wurde. Ter dritte der hiesigen in Betracht kommenden Zahlmeister, V., ist bereits vor einiger Zeit zu drei Jahren Zuchthaus und Zahlung von 7100 Mark verurtheilt worden. Wie verlautet, sind im ganzen Heere durch diese letztinstanzliche kriegsgerichtliche Verurtheilung 42 Zahlmeister be troffen, von denen wohl auch die größere Mehrzahl ihrer Stellung vamit verlustig gehen dürfte. Die nachweisbare Schuld des Zahlmeisters S. besteht darin, daß er für den Lieferanten Wollank über dessen hiesige Geschäfts-Angelegenheiten die Buchführung gegen eine Bezahlung besorgt hat, die in keinem Ver- hältniß zu der geleisteten Arbeit gestanden haben soll. — Altona. Ein 13jähriger Knabe fand jüngst eine abgeschnittcneHand mit einem goldenen Ringe auf einem der Finger beim MooSsammeln an einem Moore bei Blankenese. Die Polizeibehörde