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Amts- und Anzeigeblatt für den WZM öezirk des Amtsgerichts Eibenstock sertionSpreiS: die kleinsp. O A Ed dessen Amgeöung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. 8S. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »S. Zahrgang. Sonnabend, den 14. Inti 1888. BckaIIntmalhnIIA. Von dem verstorbenen Privatmann Friedr. August Schmidt und bcz. dessen ebenfalls verstorbenen Ehefrau Karoline Friederike geborene Hagert ist der Stadtgcincinde Eibenstock die Summe von Drei Tausend Mark — Pf. mit der Bestimmung schenkungsweise vermacht worden, daß die Zinsen von diesem Betrage alljährlich am 10. November an arme, in der Parochie Eibenstock wohn hafte Blinde beiderlei Geschlechts verthcilt werden. Nachdem das Vermächtnis; an den unterzeichneten, mit der Vcrtheilung der Zinsen beauftragten Stadtrath zur Auszahlung gelangt ist, wird dies hiermit zugleich unter dankender Anerkennung des wohlthätigen Gemeinsinns und der Opferwilligkeit, welche die edlen Verstorbenen hiermit für die Stadt Eibenstock gezeigt haben, bekannt gemacht. Eibenstock, den II. Juli 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Bekanntmachung. Den lieben Gemeinden Eibenstock, Schönheide, Sofa, Earlsfeld und Stützengrün wird hierdurch bekannt gegeben, daß das Jahresfest unseres Vereins zur Förderung christl. Liebeswerke am 7. Sonntage nach Hrinitatis, den 15. Inti a. e. in Stützengrün abgehalten werden soll. Der Gottesdienst, bei welchem Herr k. Stendel aus Schönheide die Predigt halten wird, beginnt Nachm. 3 Uhr. In der unmittelbar nach der gottesdienstlichen Feier im Saale des dortigen Gasthofes stattfindenden Besprechung wird über die Thätigkeit des Vereins Be richt erstattet werden. Indem der unterz. Vorsitzende die geehrten Glieder der gen. Gemeinden zu zahlreicher Bethciligung an dieser Feier hierdurch einladet, spricht er zugleich die herzlichste Bitte aus, auch in diesem Jahre die für die Zwecke des Vereins erfolgende Sammlung durch Gaben der Liebe freundlichst unterstützen zu wollen. Eibenstock, den 10. Juli 1888. Der Vorstand des Vereins für christl. Liebesmrkc. I». BSttrich, Vors. Hagesgeschichle. — Deutschland. Der amtliche Bericht über die Krankheit des verewigten Kaisers Fried rich ist, wie bereits erwähnt wurde, in dieser Woche erschienen und wird als eine wichtige Urkunde mit Eifer gelesen. Mit Schaudern und der tiefsten Nie dergeschlagenheit vernimmt jetzt das deutsche Volk, daß Kaiser Friedrich aller menschlichen Wahrschein lichkeit nach heute noch lebte und rüstig und gesund lange Jahre hindurch den Thron seiner Vatter hätte verwalten können, wenn der unselige Nicu sch Sir Morell Mackenzie niemals in seine Nähe gekommen wäre. — Es ist diesem Manne möglich gewesen, trotz in diesem Falle bewiesener völliger ärztlichen Unkenntniß auf seiner Diagnose, die der aller ersten Fachmänner widersprach, zu beharren, dann in der ganzen Zeit, wo die Heilung möglich, ja, im höchsten Grade wahrscheinlich war, der gegebenen Absprache zuwider die übrige» Acrzte von dem Kranken fernzu halten, schließlich auf den Kranken und seine nächst stehenden Angehörigen einen solchen Einfluß zu ge winnen, daß er cs wagen durfte, ihn wegzubringe», wohin ihm beliebte, endlich bis in die letzte Stunde die Welt über den Stand der Krankheit vollständig zu täuschen, bis der hehre Kranke nach beispiellosen Leiden die edle Seele aushauchte. — Es scheint jetzt festzustehen, daß der Besuch Ka i s er W i l h e lm s in K o p en h a g en auf der Rückkehr von Petersburg in Aussicht genommen ist. Wie das „B. T." erfährt, wird sich der Besuch un seres Kaisers auf Kopenhagen nicht beschränken; cs sollen vielmehr Vorkehrungen getroffen sein, wonach Kaiser Wilhelm auch nach Stockholm zu gehen gedenkt. — Nächst unseren westlichen Nachbarn ist es der Beherrscher der Türkei, dem die Reise des Kaisers Wilhelm nach St. Petersburg die größte Un ruhe bereitet. Diese Unruhe steigerte sich noch, als es hieß, daß die Höfe von Berlin und St. Peters burg durch ein Ehebündniß eine weitere Annäherung erfahren würden. Inzwischen wird russischerseits ver sichert, daß von Hcirathspläncn für deu Czarewitsch noch keine Rede sei. Derselbe habe noch ein Jahr wissenschaftlicher Ausbildung vor sich und wolle dann große Reisen, insbesondere auch eine Reise um die Welt unternehmen. In dieser Hinsicht mögen die Türken sich also trösten. Nichtsdestoweniger wird ihnen Niemand ausreden, daß die geplante deutsch russische Annäherung die Jsolirung Frankreichs, und zwar aus Kosten der Türkei, zum Endzweck habe. Allenfallsige Nichtzahlung der Kriegsentschädigung, meint man in Konstantinopel, liefere einen Vorwand, falls ein solcher fehle, damit Rußland Erzerum be setze, während Oesterreich sich vielleicht genöthigt sehe, in Abdul HamidS eigenem Interesse, wie es bei Bos nien der Fall war, Salonichi sich anzueignen, so lange wenigstens, als die russischen Truppen in Erzerum bleiben würden. Die Frage bezüglich Konstantinopels und der Dardanellen bliebe dann späterer Entscheid ung, d. h. der Entscheidung durch das Schwert, Vor behalten. Dies sind die Befürchtungen, die man in offiziellen türkischen Kreisen bezüglich der bevorsteh enden Reise des Kaisers Wilhelm hegt. — Die bevorstehenden diesjährigen Manöver bei Berlin werden als voraussichtlich ganz besonders interessant hingestellt. Eine hervorragende Wichtigkeit sollen dieselben, auswärtigen Blättern zufolge, durch die neue Taktik der Kavallerie erhalte», sowie durch umfangreiche Experimente im Zerstören von Eisen bahnen, Telegraphen, Brücken, Viadukten und Tunnels, und endlich durch einen Versuch mit nächtlichem Kampfe bei elektrischem Licht. — Aus Mecklenburg. Auf ihrer Reise nach Dänemark wurden I. Maj. der König Albert und die Königin Carola von Sachsen von der Bevölkerung auf das Sympathischste begrüßt. Man berichtet darüber: In Waren hatte die Schützengildc, ihr Königsschußfest unterbrechend, sich auf dem Perron des Bahnhofs aufgestellt. Ein Musikkorpö und ein dreimaliges Hoch empfing das Königspaar bei der Einfahrt des Zugs. Der Bürgermeister vou Waren, Hofrath Schlaaff, begrüßte den König mit einer An sprache, kredenzte ihm einen mit Wein gefüllten Pokal und überreichte für die Königin einen Rosenstrauß. Der König dankte für die angenehme Uebcrraschung und den überaus freundlichen Empfang. Nachdem derselbe noch an den derzeitigen Schützenkönig, einen Sachsen von Geburt, einige huldreiche Worte gerichtet, setzte sich der Zug unter brausenden Hochrufen der Volksmenge wieder in Bewegung. In Rostock fand eine Begrüßung durch den Bürgermeister Giese 'Na mens des Magistrats und durch eine zahlreiche Volks menge statt, auf deren lebhaftes Hurrah der König und die Königin sich am Waggonfenster dankend ver neigten. Auch in Warnemünde, wo der Zug um 1 Uhr Nachmittags anlangte, war ein zahlreiches, aus Einheimischen und Badegästen zusammengesetztes Publi kum am Bahnhofe versammelt, welches beim Einlaufen des Zuges lebhafte Hochrufe erschallen ließ. Das Bahnhofsgebäude und die im Hafen liegenden Schiffe hatten reichen Flaggenschmuck angelegt, und der vom Bahnhofe auf das Schiff führende Weg war mit Gewächsen und Flaggen geschmückt. — Ihre Maj. der König Albert und Königin Carola haben sich von Stockholm aus nach Schloß Drottingholm be geben, woselbst sie bis zum nächsten Sonntag Aufent halt zu nehmen gedenken. — Der XIII. deutsche Feuerwehrtag findet am 28, 29. und 30. Juli d. I. zu Hannover statt. Das Programm ist wie folgt festgestellt: Em pfang der auswärtigen Feuerwehrmitglicdcr Sonn abend, 28. Juli, von früh 7 Uhr ab; um 10 Uhr Vormittags wird die Ausstellung in Bella-Vista durch den Regierungspräsidenten v. Cranach eröffnet, illach mittags 5 Uhr Begrüßung der cingetroffcnen Gäste im Odeon. Sonntag, Morgens 7'/» Uhr, Schul übungen der Feuerwehren der Städte Hannover und Linden auf dem Waterloo- und Schützcnplatze. Vor mittags 1 l Uhr im Konzerthause technische Vorträge. Nachmittags 3 Uhr findet der Festzng statt. Nach dem Fest werden die Feuerwehren von Hannover nnd Linden eine Hanptübung vornehmen. Sonntags Abends 7 Uhr gesellige Vereinigung in dem Konzert hause, Palmengartcn und in dem Lindener Bürger parke. Montag, den 30. Juli, Morgens 7 Uhr, Spaziergang mit Musikbegleitung vom Altstädtcr Markte aus durch die Eilenriede nach dem Zoolog ischen Garten. Dort beginnt Nachmittags 2 Uhr das Festmahl im Konzerthause. Hieran schließt sich ein Ausflug nach Herrenhausen. Zur Abschiedsfeier versammeln sich Abends 8 Uhr die Besucher des Feu erwehrtages im Tivoli. Für Dienstag, 3l. Juli, ist ein Ausflug nach Hameln mittelst Sonderzugcs be absichtigt. — Aus Straßburg berichtet man über die wackere That eines sächsischen Soldaten folgendes: Am Montag Nachmittag fiel am Desaix- stadcn bei der Alt-St.-Petcrbrllcke ein etwa 12 Jahre alter Knabe beim Fischen in dem Canale ins Wasser. Der Gefreite Lindner von der I. Compagnie des Infanterie-Regiments Nr. 105 sprang dem Knaben zur Rettung muthig nach, er konnte indcß das Rettungswerk nicht vollbringen. Beide ertranken und wurden die Leichen nach langem Suchen oberhalb der Kronenburgerbrücke aufgefunden nnd ans Land gebracht. Die „Straßburger Post" schreibt, an den Fall anknüpfend: „Wir verzeichnen eine dankens- werthe Anregung, welche sich dahin richtet, durch zahlreiche Thcilnahme an dem Leichenbegängniß des Gefreite» Carl Lindner von der I. Compagnie königlich sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 105 das Ge dächtnis; eines Braven zu ehren, welcher bei den; edelmüthigen Versuche, ein in Gefahr stehendes frem des Leben zu rette», in der Blüthe der Jahre das eigene verlor. Fern von der Heimath und den Seinen wird der Wackere in die fremde Erde gesenkt. Möge ihn ein zahlreiches Leichengefolge auf dem letzten Gange begleiten; ihm zur Ehre, der in Bethatignng der erhabensten Menschenpflicht sein Leben opferte, den unglücklichen Verwandten zum Tröste! Gesenken wir ferner auch mit dankbarer Rührung des Unter offiziers Hollnath vom 137. Regiment, der gestern einen ertrinkenden Knaben aus der Jll rettete. Zwei Soldaten, die an einem Tage ihr Leben cinsetzcn, um Kinder unserer Bürgerschaft vom Tode zu retten! Das spricht besser und eingreifender für den Geist, der in unserem Heere herrscht und für das Einver nehmen zwischen Garnison und Bürgerschaft, als ein langer Leitartikel! Auf solche Vorkommnisse hin muß sich schließlich ein Verhältniß zwischen dem Volk in Waffen nnd dem Volk im Bürgerkleide gründen, welches in guten und in bösen Tagen Stand hält. Treue um Treue, Leben um Leben!" Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 12. Juli. Dem 02 Jahre alten Handarbeiter Ioha»n Gottlieb Leistner, wohn haft Mühlenstraße Nr. 288 Hierselbst, welcher seit nahezu 40 Jahren auf dem Großmann'schen Frcihof hier und zwar nnunterbrochen in Arbeit steht, ist von dem Königlichen Ministerium des Innern aus Anlaß langjähriger treuer Arbeit als Auszeichnung