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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . e Abonnement MZ-- llcmk des Amtsgerichts Eibcntlsck SLSL- sertionspreis: die kleinsp. . teil, sowie bei allen Reichs- z»">°N und dessen Umgebung. «..-s.«,- Verantwortlicher Rcdacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — Z5, Aayrgang. M 8V Dienstag, den 10. Juli 1888. Bekanntmachung. Ueber die Bebauung des zwischen der Schneeberger Straße, der Mulden- hainmercr Straße und der inner» Stadt gelegenen Freihof- nnd Pfarrlehns- areales ist gemäß § 138 der Localbanordnnng für Eibenstock ein Bauplan ent worfen, auch sind die Baubedingungen in Ansehung der Anlegung von Straßen, Stellung der Gebäude u. s. w. festgestellt worden. Nachdem nun den bisherigen Unternehmern von Bauten auf diesem Areale dieser Bauplan nebst Baubeding ungen bereits bekannt gemacht worden ist, wird derselbe nebst Baubedingungen noch besonders zur allgemeinen Einsichtnahme vom 27. Juni 1888 ab diesen Tag eingeschlossen auf 14 Tage an Rathsstelle ausgelegt, was mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, daß Widersprüche hiergegen bei Ver meidung von deren Verlust bis zum I I. Juli 1888 bei dem unterzeichneten Stadtrath anzubringen sind. Eibenstock, de» 25. Juni 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Fürst Bismarck s neuester Schachzug. Daß der Reichskanzler ein Meister der auswärt igen Politik ist, hat er jetzt abermals erwiesen, indem es ihin gelungen ist, die eine Zeit lang höchst zweifel haften Beziehungen zu Rußland zu verbessern, derart sogar, daß für absehbare Zeit die Träume der russi schen Panslavistcnpartei und der französischen Re vanchepolitiker von einem gemeinsamen Bündniß gegen Deutschland als zerstört anzusehcn sind. Rußland nnd die russische auswärtige Politik haben dem Fürsten Bismarck seit 1870 sehr viele Mühe und sehr vielen Verdruß bereitet; oft sind die angcknüpftcn politischen Fäden total zerrissen und die Schwierigkeiten nahmen einen direkt bedrohlichen Charakter an. ES zeugt für die Friedfertigkeit der Gesinnung des leitenden deut schen Staatsmannes, daß er niemals die Geduld ver lor, sich niemals dazu hinreißen ließ, die herausfor dernde Haltung der russischen Diplomatie durch eine gleiche Haltung zu erwidern. Hätte Fürst Bismarck diese bcwundernswerthe Ruhe und Kaltblütigkeit nicht besessen, wir hätten längst den russisch-deutschen Krieg. Nach 1870 waren die Beziehungen zum Petersburger Hofe vortreffliche, so vortreffliche, daß das Dreikaiser- bündniß zum Abschluß gelangen konnte. Aber dies Ereigniß, von dem viel für die Entwickelung der Ge schicke Europas erwartet wurde, erreichte kein hohes Alter. Stach dem Orientkriege von 1877/78 und dem Berliner Congresse erlangte die Panslavistenpartei in Petersburg und Moskau dermaßen Oberwasser, daß ein totaler Bruch mit Deutschland und ein Bündniß mit Frankreich drohte. Aus Vorsicht, zur Selbstver- theidigung gegen die schwere Gefahr, vereinbarte Fürst Bismarck damals das Friedcnsbündniß init Oester reich-Ungarn. Es war eine ZwangSmaßregcl von dringender Nothwendigkeit, über welche in aufrichtigster Weise auch Rußland reiner Wein eingcschenkt wurde. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland ivaren auch zum Beginn der Regierung des jetzigen Czaren herzlich schlechte. Die Panslavisten, an ihrer Spitze General Skobelcw und Graf Jgnatiew, legten ihren Gefühlen nicht den geringsten Zwang an, und der von diesen Elementen sehr stark beeinflußte Alex ander III. ließ die Fünf ruhig eine gerade Zahl sein. Fürst Bismarck begann indessen seine Arbeit im In teresse des Friedens abermals und nicht ohne Erfolg. Diese unermüdlichen Anstrengungen gipfelten in der Dreikaiserzusammenkunft von Skierniewice, auf welcher dein deutschen Reichskanzler mit großen Ehren begegnet wurde. DcS Kanzlers mühevolles Werk wurde indessen abermals zertrümmert, und zwar durch den Streit über die bulgarische Angelegenheit. Fürst Bismarck war gerade wieder ebenso weit wie vor Skierniewice. Rußlands Stimmung gegen uns wurde immer kühler, und zugleich mit der Spannung in der hohen Politik, an welcher Deutschland so unschuldig ivar wie ein neugeborenes Kind, entwickelte sich der wirthschaftliche Widerstreit, der in dem deutschen Ru belfeldzuge und den russischen Zollplackereien und den erhöhten Schwierigkeiten im Grenzverkehr seinen Aus druck fand. Die russische Diplomatie war höchst er bittert auf Deutschland, weil dies ihr, nachdem sie sich kolossal verrannt, nicht den Gefallen thun wollte, sich Bulgariens wegen mit Oesterreich-Ungarn, seinem BundeSsreunde, zu überwerfen. In Paris sah man diesem Zwist mit höchster Freude zu; eS begann ein Viebeswerben der Franzosen um die russische Freund schaft, welches viel zu kleinlich war, als daß man cs einen großartigen politischen Geniestreich hätte nennen können. Der Czar aber und seine Rathgeber nahmen diese Huldigungen mit herablassender Miene an. Aber auch Deutschland war unter den Verhält nissen nicht müßig gewesen; aus dem starken Kaiser bund erwuchs der stärkere FriedenS-Dreibuud, welcher über eine militärische Macht verfügt, wie sie noch nie mals auf der Erde dagewesen ist. Rußland versuchte Deutschland und Oesterreich-Ungarn durch seine be kannten Truppenvorschiebungen zu ängstigen. Das zog nicht. Beide Kaiserstaaten bewahrten ihre äußerst maßvolle Haltung, verstärkten dagegen auch ihre Mi litärkraft angemessen. Besonders Deutschland that mit seinem einfachen, und doch so großartigen Wehr gesetz Gewaltiges, und allmählig begann in den kriegs lustigen Staaten die Ansicht zu dämmern, daß Krieg führen und Krieg gewinnen nicht dieselbe Sache sei. Trotzdem so die Wetterwolken am politischen Horizont sich etwas verzogen, schien doch das Verhältniß zwischen Deutschland und Rußland total gestört, eine neue Anknüpfung kaum möglich. Der Czar hatte sich selbst nach Aufdeckung der bekannten diplomatischen Acten- fälschungen nicht aus den Banden seiner pauslavist- ischen Rathgeber befreien können, alle Mühe, welche sich Fürst Bismarck bei der letzten Anwesenheit des Czaren in Berlin gegeben, schien unnütz zu sein. Trotzdem hat Fürst Bismarck von Neuem begonnen, Fäden in Petersburg anzuknüpse», ohne aber der Würde des deutschen Reiches etwas zu vergeben, und es ist in der That ihm gelungen, die eisig kühlen Be ziehungen zwischen den beiden 'Nachbarstaaten in bessere umzuwandeln. Verschiedene Umstände sind ihm dabei wohl zu Hülfe gekommen. Der Czar hat sich nach gerade überzeugt, daß Deutschland ebenso versöhnlich wie stark ist, daß hingegen die regierenden Kreise in Paris eine Gesellschaft bilden, mit welcher Arm in Arm zu gehen dem autokratischen Kaiser von Ruß land doch etwas sonderbar anstehcn würde. Kurzum: zum dritten Male seit 1870/71 ist ein erträgliches Verhältniß zwischen dem deutschen Kaiserreiche und Rußland wieder hergcstellt, und wir wollen hoffen, daß der Czar, nach den Jahren der Erfahrung, er kannt hat, daß ein bewährter deutscher Freund für Rußland das Beste ist, was cs überhaupt erlangen kann. Die bevorstehende Kaiserzusammenkunft in Petersburg besiegelt das neue Verhältniß, durch dessen Schaffung Fürst Bismarck zugleich einen energischen Hieb gegen Frankreich ausführte: die französische Re- publick ist total isolirt gegenwärtig; alle ihre sich selbst am meisten rühmenden Staatsmänner haben es nicht vermocht, dem Staate eine einflußreiche Stellung in Europa zurückzugewinnen, allenthalben sind sie von der deutschen Politik aus dem Felde geschlagen. Diese Thatsache ist das wichtigste Moment bei der neuen deutsch-russischen Freundschaft, das besonders zn be achten ist. Hagesgeschichle. — Deutschland. Dem Vernehmen nach reist Se. Majestät der Kaiser am >3. Juli Abends nach Kiel, verweilt daselbst einen Tag und tritt dann die Seereise nach St. Petersburg an, wo er am 18. Juli Abends ankommen wird. Auf der Seereise wird nur ein kleines Gefolge den Kaiser begleiten: Graf Herbert Bismarck, Generaladjutant v. Wittich und die Flügeladjutanten. Auch der in Berlin atta- chirte russische General Kutnsoff soll sich anschließen. Das übrige Gefolge begiebt sich am 17. Juli Morgens mittelst HofzugeS über Eydtkuhnen nach St. Peters burg. — Der Plan der Kaiscrreise nach Peters burg ist, wie jetzt bekannt wird, mit den zur Eröff nung deS Reichstags hier anwesend gewesenen Bun desfürsten besprochen und von denselben gebilligt worden. Daß der Reichskanzler in einer so wichtigen politischen Angelegenheit, bei der das Haupt des deut schen Bundes eine so hervorragende Rolle spielt, sich der Zustimmung der übrigen Bnndesfürsten, oder wenigstens der hervorragenden unter denselben ver sichern werde, war ja allerdings von vornherein an zunehmen. Unter den die Kaiserreise behandelnden Auslassungen fehlten bisher offiziöse russische Kundgebungen. Heute liegen nun zwei solche vor: Die eine im .Nord" und die andere in der .Pol. Corr." Der .Nord" sagt, daß der Besuch Kaiser Wilhelms II beim Kaiser Alexander III, wenn er auch ursprünglich bloß als Akt der internationalen Höflichkeit gedacht wurde, ein wichtiges politisches Ereigniß bilde. Es sei unbestreitbar, daß das Ver hältniß zwischen Deutschland und Rußland, welches zn Lebzeiten Kaiser Alexander II so herzlich war, in den letzten Jahren erkaltete, nnd zwar in Folge der Wendung, welche die bulgarische Frage nahm. So korrekt die Haltung Deutschlands an sich war, so mußte es doch mit Rücksicht ans Oesterreich den russi schen Wünschen kühl begegnen, wodurch in Rußland eine antideutsche Stimmung erzeugt wurde. Der Feld zug der offiziösen deutschen Presse gegen die russischen Finanzen mußte gleichfalls dazu beitragen, die beiden bisher befreundeten Völker einander zn entfremden." Der .Nord" hofft nun die Begegnung der beiden Kaiser werde den Ausgangspunkt zu einem freundschaftlichen Verhältniß der beiden Nachbarstaaten bilden, und daß die russisch-deutsche Annäherung auch Oesterreich zum Eiu- leuken in der bulgarischen Frage bewegen werde. Eine Verständigung zwischen Berlin und Petersburg sei gleichbedeutend mit der Lösung der bulgarischen Frage. Schließlich bestreitet der „'Nord" entschieden, daß Rußland jemals eine Allianz mit Frankreich gesucht hat. Rußland habe lediglich die Politik der freien Hand befolgt, die sich auch als vortheilhaft be währt habe. Der Petersburger Mitarbeiter der „Pol. Corr." schreibt unter Anderm: „Trotz der be stimmten Ankündigungen deutscher Blätter von einem bevorstehendem Besuche Kaiser Wilhelms II. beim Cza ren halten nicht nur selbst die hervorragendsten Or gane der russichen Presse, sondern sogar St. Peters burger Kreise, deren Kenntniß von sich vorbereitenden politischen Vorgängen sonst aus guter Quelle geschöpft zu sein pflegt, an der Annahme fest, daß die St. Petersburger Reise des deutschen Monarchen, falls dieselbe überhaupt in diesem Jahre erfolgen sollte, keinesfalls vor dem Spätherbste zur Wirklichkeit wer de» dürfte Man glaubt, daß Kaiser Wilhelm erst Anlaß nehmen werde, mit den Herrschern der mit Deutschland verbündeten Staaten Begegnungen zu haben, ehe er die nordische Fahrt unternimmt, uni Kaiser Alexander III einen Besuch abzustatte». Es wäre durchaus irrig, aus diesen skeptischen Aeußer- ungcn der russischen Presse ans ihre Kühle gegenüber dem in Rede stehenden Ereigniß selbst zu schließen: die öffentliche Meinung Rußlands begrüßt imGegen- theile schon jetzt die Nachricht von der erwähnten Absicht des deutschen Kaisers mit lebhafter Befriedig ung und wird den Eintritt der Thatsache selbst zwei fellos mit lauter Freude aufnehmen." — Kopenhagen, 7.Juli. Das sächsische Königs- paar besuchte heute mit I. Maj. dem König, der Königin, deni Kronprinzenpaar und sämmtlichen 'Mi nistern die Ausstellung. Durchschritten wurde zunächst die schwedische Abtheilung der Ausstellung, darauf erfolgte die Vorstellung des deutschen Gesandten und der deutschen Ausstellungskommissare; die Gemahlin des Vizekonsuls Faber du Faur überreichte I. Maj.