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durch Geldspenden zur Beschaffung des Materials. Leider haben die seitherigen Spenden und eigenen Mittel immer noch nicht genügt, um jeden Grabhügel und Kreuzchen einen Schmuck in gewünschter Weise geben zu können. — Schmerzlich betrübend ist cs, wenn ein Kamerad beispielsweise von drei zusammen stehenden Kreuzchen wegen Mangels an Kränzen nur einem derselben einen Schmuck geben kann; es macht dies den förmlichen Eindruck, als wollte das nicht geschmückte Kreuzchen mit seinen ausgcbreitetcn Armen sagen: „Hast Du den nicht auch für mich einen Schmuck, lieber Kamerad?" Bitter betrübt kehrt nun der Kamerad zur Kolonne zurück, um noch mehr Kränze zu erhalten, die dann des weiteren großen Bedarfs wegen leider versagt werden müssen. An alle Kame raden, sowie an alle Gönner der Kriegergcnosscnschaf- ten richten daher die Unterzeichneten die kameradschaft lichste und inständigste Bitte, sie durch Geldspenden znr würdigen Ausführung des gemeinsamen Liebes werkes nach Kräften unterstützen zu wolle». Der Vorstand des Krieger-Vereins Metz: Breustedt, 1. Vorsitzender. Ticmann, 2. Kassirer. Schrickel, 2. Schriftführer. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 4. Juli. Der gegen den Hand arbeiter Karl Heinrich Jugelt von hier gehegte Verdacht wegen Ermordung der ledigen Rötzold hat sich nicht bestätigt, da Jugelt sein Alibi nachzu weisen vermochte. Derselbe ist daher von der königl. Staatsanwaltschaft Zwickau aus der Haft wieder ent lassen worden. — Eibenstock. Am Montag Abend veran staltete der hiesige Gesangverein „Stimmgabel" ini Saale des Feldschlößchen ein gut besuchtes Con - cert, dessen Reinertrag von llO Mark dem Fonds für Errichtung einer Kaiserbüste zugcwiesen worden ist. Von demselben Vereine wurde schon vor mehr eren Wochen gelegentlich eines gesellige» Abends im Rathskcller ein kleinerer Betrag als Grundstock obigen Fonds durch Sammlung aufgebracht. Mit Aufstellung der Büste will man dem Begründer des wiedererstand enen Deutschen Reichs, Kaiser Wilhelm. I., ein bleib endes bescheidenes Denkmal errichten und hofft, wenn das Unternehmen durch reiche Beiträge auch von anderer Seite Förderung findet, daß dasselbe auch unserer Stadt zur besonderen Zierde gereichen wird. — Das Programm des Conccrts war abwechselungs voll nnd gelangten die einzelnen Rümmer» in wohl gelungener Weise zum Vortrag. Besonders ansprechend war das von Herrn Schnldircctor vr. Förster ver faßte und vorgetragenc „Festgedicht", welches wie auch das „lebende Bild" sowie die Piece „Ossian , Män nerchor von I. Beschnitt, die Zuhörer zu enthusiast ischem Beifall hinriß. Wir glauben unfern Lesern zu dienen, wenn wir den Wortlaut des Festgedichts nachstehend znm Abdruck bringen. Dasselbe laute': An Kaiser Friedrichs Grabe. In tiefe Trauer ist bas Reich verhüllet, Des Deutschen Volkes Stämme klagen laut: „Herr, unsre Bitte hast Du nicht erfüllet, Des Auge sonst so gnädig auf uns schaut." Des neuen Reichs Erbauer sahn wir scheiden, Der hochbetagt zu seinen Vätern fuhr. Die Liebe weint ihm nach, wir mußten's leiden. Er folgte dem Gesetze der Natur. Doch Kaiser Friedrich wollten wir nicht lassen, Ihm war die Zahl der Jahre noch nicht voll. Mit Kraft und Muth, mit Freude sollt' er fassen Des Reiches Zügel zu des Volkes Wohl. Umsonst war unsre Hoffnung, unser Flehen. Nur wen'ge Wochen zierte Friedrichs Haupt Die Kaiserkrone; von uns mußt' er gehen, Durch böser Krankheit Schmerzen uns geraubt. Nur groß und gut war unsers Friedrichs Denken, Wir sehn's an dem, was wirklich er vollbracht. Zu Deutschlands Wohl, Europas Frieden lenken Wollt' er des Volkes Einigkeit und Macht. Und dieser Herrscher ward der Erd' enthoben: Dem Himmel zürnten wir in unsrer Noth. Da ward's auf einmal mir als ries' 's von oben: „Kleingläubige, was zweifelt ihr an Gott?" Gab er von seiner Huld kein sichtbar Zeichen, Als er den Greis, den Preußenkönig, rief Zu führen euch zum muntern Kriegesreigen, Das Deutschland, das vorher so lange schlief? War er's nicht selbst, der euch den Sieg erstritten. Als eure Arme brachen Frankreichs Trutz? Der ließ erstehn auf euer heißes Bitten Das Deutsche Reich zu Friedens Schirm und Schutz? Dem Kaiser Wilhelm schenkt' er langes Leben Zu bau'n im Frieden an dem neuen Reich, Den Deutschen Stämmen gleiches Recht zu geben. Zu fördern jeder Arbeit kräft'gen Zweig. Dem großen Vater stand der Sohn zur Seite, Der gleich dem Vater Deutschlands Heil erfocht. So mild im Frieden, wie er kühn im Streite Sich um das Haupt des Siegers Lorbeer flocht. Begeistert schlug ihm jedes Herz entgegen Im Deutschen Volk; er war der Stämme Band Zu fester Eintracht, und auf seinen Wegen Fand Lieb' und Erfurcht er im fremden Land. Und endlich war dem Kämpfer cs beschieden, Nach langer Arbeit, die auch er noch sand. Nach Schmerz und Leid zu scheiden ab im Frieden, Im Kreis der Seinen, an der Gattin Hand. Was Gott gegeben, nahm er auch von hinnen. Sein Wille nur ist gut, sein Thun ist Heil. Was quält ihr euch mit menschlich düsterm Sinnen? Dem Kaiser auch ward seiner Gnade Theil." Vertrauen will der Himmel in sein Walten, In seiner Schickung jede» kleinsten Zug. Der Äohenzollern Stamm ist uns erhalten, Ihr mächt'ger Aar nimmt weiter seinen Flug. Und nach des Vaters, »ach des Sohnes Thaten Steigt jugendfrisch der Enkel aus den Thron. Des Himmels Segen folge seinen Pfaden! Des Volkes Liebe werde ihm zum Lohn! — Dresden. Ihre Königl. Majestäten werden Donnerstag früh 10 Uhr 45 Minuten vom Berliner Bahnhof ab ihre Reise nach Kopen hagen antreten. Im Gefolge werden sich befinden Generaladjutant von Carlowitz, Oberhofmeiiter von Lüttichau, Gchcimrath von Metzsch, Flügeladjutant von Schimpfs und Ceremonienmcister von Miltitz. Um l Uhr 45 Minliten werden die hohen Reisenden in Berlin eintreffen und Ihren kaiserlichen Maje stäten einen Besuch abstalten. Tags darauf erfolgt die Reise nach Kopenhagen und am 9. Juli nach Stockholm. Dort wird der Aufenthalt ungefähr 6 Tage währen, woran sich die Reise in das Innere von Schweden und Norwegen schließen wird. Die Rückkehr nach hier wird vor dem 10. August nicht erfolgen. — Leipzig. Bei AnsschachtungSarbeiten an der Berliner Straße hicrsclbst sind die Arbeiter auf ein ungeheures Massengrab gestoßen. In demselben dürften viele Hunderte, vielleicht Tausende von Ge fallenen ruhen, Opfer der Völkerschlacht, deren Kämpfe auch an jener Stätte mit großer Heftigkeit tobten. Mehrfach übcrcinandcrgeschichtct (6—8 Schichten lassen sich ungefähr erkennen) liegen die Gebeine der be grabenen Krieger, tief in den hier zu Tage tretenden reinen Sand gebettet; von Uniform- und Waffen stücken findet sich so gut wie nichts, einige Fetzen Tuch, einige Fetzen ungemein grobe Leinwand, eine Anzahl Uniformknöpfe, eine Flinte, das ist Alles. Die flachen Uniformknöpfe haben russischen Soldaten angehört. Daraus ist zu schließen, daß hier Soldaten von jenem russischen Corps begraben liegen, das am dritten Schlachttagc bei Leipzig in den Kampf ein greifend bei Schönefeld opcrirtc und beim Zusammen stöße mit dem Feinde große Verluste erlitt. In pietätvoller Weise ist übrigens dafür Sorge getragen worden, daß die Gebeine der in dieses Massengrab gelegten Krieger im neuen Friedhof eine fernere Ruhe stätte erhalten. — Freiberg. Im Bahneinschnitt bei Mulden hütten stürzte am 28. Juni ein vermuthlich durch den Regen unterwaschener Fel Sb lock von mehreren Ccnt- nern Gewicht auf das Geleis herab, als gerade eil, nach Freiberg zu verkehrender Güterzug passireir sollte. Obwohl der dort stationirte Wärter dem mit zwei Lokomotiven bespannten, mit voller Kraft daher brausenden Zuge sofort das Haltezeichcn gab, war es doch nicht möglich, letzteren rechtzeitig zum Stillstand zu bringen. Die Maschinen erfaßten den Felsblock und schleuderten ihn mit solcher Gewalt zur Seite, daß er vollständig zermalmt wurde. Der Unfall, welcher leicht unabsehbare Folgen haben konnte, hatte glücklicher Weise nur einige, allerdings nicht unbe deutende Beschädigungen der Maschinen verursacht, die der Weiterfahrt jedoch kein Hindcrniß boten. — Schwarzenberg, 30. Juni. Dem mit dem heutigen Tage in den Ruhestand tretenden Ober gendarm Kleebcck hicrselbst ist in Anerkennung langjähriger treuer und befriedigender Dienstleistung von Sr. Maj. dem Könige das AlbrechtSkreu; ver liehen und ihm solches vorgestern, sowie ein aus An laß seines Dienstaustrittes von den Beamten der hiesigen königlichen Amtshauptmannschaft gestiftetes Ehrengeschenk, bestehend in einem silbernen Pokal, durch Amtshauptmann Oberrcgierungsrath Freiherr» von Wirsing in Gegenwart des Känzleipersonals und inehrcrer Gendarmen zugleich unter freundlichen Ab schiedsworten in feierlicher Weise ausgehändigt worden. — Am 26. Juni wurde im Philipp'schen Gute in Schneppendorf bei Zwickau beim Versetzen einer Stubcnwand eine Summe Geld in Gold- und Silbermünzcn, in drei Frauenstrümpfen verpackt, auf gefunden. Diese aus dem 18. Jahrhundert stammenden Münzen sollen einen Werth von etwa 10,000 Mk. haben. Es wird vermuthet, daß die Summe von dem betreffenden Besitzer 1813 (von diesem Jahre wurde auch ein Pathenbrief mit auf gefunden) versteckt aufbewahrt worden ist und derselbe plötzlich gestorben sei. 1813 soll der Ort Schneppen dorf mit Militärdurchmärschen und sonst noch bedrängt worden sein. Es ist dies schon der zweite Fall, daß dort Geld, in älteren Münzen bestehend, gefunden wurde. — Bezüglich des oben erwähnten Fundes dürfte 8 233 des bürgerlichen Gesetzbuches in Frage kommen, welcher besagt: Werden eingemauerte, ver graben oder sonst verborgene Sachen entdeckt, deren Ei- genthümer wegen der Länge der Zeit nicht auSgemittclt werden kann, so erwirbt der Finder mit deren Be sitzergreifung das Eigenthum derselben. Werden sie in einer fremden Sache entdeckt, so fallen sie mit der Besitzergreifung durch den Finder diesem und dem Eigenthümer der Sache zu gleichen Theilen eigen- thümlich zu. Der Finder ist verpflichtet, dem Eigcn- thümer binnen drei Tagen Anzeige von der Besitz ergreifung zu machen. Ferner besagt 8 238 des bürgerlichen Gesetzbuchs, daß, wer nach 8 233 ein Recht auf die entdeckten Sacken hat, eine öffentliche Aufferderung zur Ausschließung der sonst etwa Be rechtigten beantragen kann. — Für den 19. und 20. August d. I. ist eine Zusammenkunft aller derjenigen früheren Militärs, welche bei einem Schützenregimente oder einem der deutschen Jägerbataillone gedient haben, geplant, die zu Plauen i. V. stattfinden soll. Seit Jahren schon haben in fast allen deutschen Bundes staaten derartige „Generalappells" in Civil stattge funden und hierbei ist der kameradschaftliche Geist gekräftigt worden. In Sachsen waren es zuerst die ehemaligen Angehörigen der reitenden Artillerie, die sich vor mehreren Jahren in der alten Garnisonstadt Radeberg ein Stelldichein gaben. Veranstalter der Zusammenkunft ist der Leiter des vorjährigen Krieger extrazuges nach den neuen Reichslanden, Kaufmann Alexander Riedel in Dresden. — Aus dem Erzgebirge, 2. Juli. Am Nach mittag des nächsten Sonnabend soll ans den« höchste» Berge Sachsens, dem Fichtelberge, der Grundstein zu dem Unterkunftshause, das der Erzgebirgs verein daselbst erbauen läßt, gelegt werden, wozu vom Gesammtvorstande des Erzgebirgsvcreins eine einfache Feier in Aussicht genommen worden ist. Obwohl bei der Gründung des Fichtelberghauses infolge der ungünstigen Lagerung der Gesteinsschichten vielfache Sprengungen vorgenommcn werden mußten und die Materialien zum Bau sehr weit herbeigeholt werden müssen, schreitet derselbe doch in befriedigender Weise vor sich. Das Haus kann hoffentlich noch im Som mer unter Dach gebracht werden. Viele Touristen be suchen schon jetzt den Berg, um den Bau in Augen schein zu nehmen. Rcichsqraf Jockel. Eine Erzählung aus der Revolutionszeit von August Becker. (5. Fortsetzung.) „Waren Sie nicht damals schon Hofrath?" fragte jetzt die Gräfin, sich aus ihrer Befangenheit aufraf fend, um den alten Schmelzer unter den Brauen hervor anzublitzen. „Zu dienen, Erlaucht, gewiß. Und ich war dafür, daß man die Steinkohlen ganz in Anspruch nahm, natürlich, da cs der Borthcil der gnädigen Herrschaft erheischte und das Recht der Stammbauern bestritten werden konnte. Heute aber handelt sich's jedoch nicht um ein Recht oder Unrecht, sondern um die Ursachen zur Unzufriedenheit, welche die Frau Gräfin kennen lernen wollten und aufzudecken befohlen haben." Reichsgräfin Maria Anna sah unsicher vor sich hin, bis sie sich plötzlich dem alten Beamten zuwandte: „Und -- was rathen Sie?" „Je nun, gnädige Frau Gräfin! Es dürfte zu erwägen sein, ob gegebenen Falls eine gewisse 'Nach giebigkeit zweckmäßig erscheine," bemerkte der Hofrath, während die Gräfin nachdenklich zuhörte und dann Miene machte, sich zu erheben. Allein der Beamte fuhr fort: „Nachgiebigkeit zur rechten Zeit. Jndeß — abwartcn! Abwarten, auch bezüglich der anderen Fälle." „Noch andere Fälle?" fragte die Gräfin betroffen nnd sichtlich sehr unangenehm berührt, während der Hofrath im trockenen Amtston fortfuhr: „Schon oft sind Klagen und Beschwerden ruchbar geworden seitens der An- und Inwohner des Würz bacher Thals wegen der verweigerten Waldstreu und Holzabgabe, insonderlich aber wegen der vielen Frohn- den, wegen argen Wildschadens, Hnndewartungszwan- ges und . . ." Er hatte indcß noch nicht ausgesprochen, als sich die Reichsgräfin Maria Anna ungeduldig von ihrem Sitze erhob. „In der Thal," fuhr sie heraus, „man will uns nicht übel einschränken. Wissen denn unsere Bauern, was ihren Zweibrückischen "Nachbarn auferlcgt ist und alljährlich während der großen Jagdzeit auf dem Karlsbcrg blüht?! Wollten sic tauschen?! Ist die harmlose Jagdlust meines Sohnes und die dadurch für unsere Unthanen hcrvorgerufcne geringe Belästig ung von solchem Belang gegen die Vorthcile und Wohlthaten, die den Thalbauern täglich, stündlich durch uns zukommen! Oder — ließe sich das so schwer ausgleichen? Nein, lieber Schmelzer, lasse» Sie meinem Philipp, der doch im Grunde Ihr re gierender Herr ist, das bischen Jagdlust als ein stan desgemäßes ritterliches Vergnügen des jungen Reichs adels. UcberdieS, ich bin jetzt gesonnen, etwas Wald luft zu genießen, wenn sich meine armen Nnterthanen dadurch nicht beeinträchtigt fühlen. Ich will mich unterfangen, ein wenig auszufahren in den Bergforst," fuhr sie etwas ungnädig fort. „Schon ist angespannt. Ich fahre nach der Bagatelle zu meiner Schwieger tochter, die in jener Einsamkeit ihrer Entbindung ent gegensieht, will mich in der Philippsburg zu Bon- voisin, Monplaisir und in den Höfen und Schwei- zereien am Würzbacher Weiher umsehen, wenn man nichts dagegen hat, zugleich Nachfrage halten, ob denn wirklich Anlaß, Grund und — Neigung zu Beschwer den vorhanden und — wie viel Ursache dazu etwa die Scherereien durch unsere Beamten geben. Oder, haben Sie etwa noch andere solcher besonderen Fälle in petto?"