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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Ltzirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Amgekung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr.Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. V«. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. SL. Jahrgang. ' Sonnabend, den 30. Ium 1888. Wahl von Vertrauensmännern und deren Stellvertretern siir die Unfallversicherung der land- und sorstwirthschast- lichen Arbeiter. Unter Bezugnahme auf den in den nächsten Tagen den Herren Bürgermeistern, Gemeindevorständen und Gutsvorstehern zugehenden gedruckten Erlaß vom 23. laufenden Monats und die demselben beigefügten, unter Mitwirkung de« Bezirks ausschusses aufgestellten Vorschläge erhalten die Ortsbehörden in Folge einer am heutigen Tage cingegangcnen Verordnung des Landesversicherungsamtes Veran lassung, die Wahl der Vertrauensmänner und ihrer Stellvertreter sofort vorzu nehmen und das Ergebniß bis längstens zum 15. Juki 1888 sowohl dem Genossenschaftsvorstande (vorläufige Adresse: Bankdirector vr. Mehnert in Dresden-Altstadt, Sidonienstraße 16 b I.), als auch der unterzeichneten Be hörde anzuzeigen. Nach der angezogenen Verordnung sind zu Vertrauensmännern und deren Stellvertretern wählbar außer den land- unv forstwirthschaftlichen Betriebsunter nehmern selbst auf Grund von § 20 deS von der Genossenschaftsversammlung beschlossenen Statutes auch die von den Unternehmern bevollmächtigten Leiter ihrer zur Genossenschaft -,ehörigenBe-nebe Schwarzenberg, den 2s. Juni 1888. Königliche Amtshauptmannschoft. Frhr. vo» Wirsing. Bekanntmachung. Die in Nr. 74 des „Amts- und AnzeigeblattcS" veröffentlichte Bekanntmachung des unterzeichneten StadtratheS vom 25. ds. Mts., die Bebauung des zwischen der Schneeberger Straße, der Muldenhammerer Straße und der inneren Stadt gelegenen Frcihof- und PfarrlehnSarealeS betreffend, wird dahin berichtigt, daß WiversprüLe gegen den Bebauungsplan und die Baubedingungen bei Vermeidung von deren Verlust bis ZUM 11. Juli 1888 — nicht 11. Juni 1888, wie irr- thümlich geschrieben — allhier anzubringen sind. Eibenstock, den 29. Juni 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Die Eröffnung des preußischen Landtags, welche am Mittwoch Mittag im Weißen Saale deS königlichen Schlosses zu Berlin durch den Kaiser und König Wilhelm II. stattfand, trug gleichfalls wie die Reichstagseröffnung am Montag ein sehr feierliches Gepräge, wenngleich der Glanz, welchen am Montag die Anwesenheit der BundeSfürstcn ergab, hierbei in Wegfall kam. Der Kaiser und König verlas folgende Thronrede: „Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtags! In trüber Zeit heiße Ich Sie zum ersten Male von dieser Stelle aus willkommen. Nur wenige Monate hat das Szepter in Meines dahingeschiedenen Vaters Hand geruht, aber lange genug, »m zu erkennen, welchen Herrscher das Vaterland in Ihm verloren hat. Die Hoheit Seiner Erscheinung, der Adel Seiner Gesinnung, Sein ruhmvoller Antheil an den großen Geschicken des Vaterlandes und der Heldenmuth christlicher Er gebung, mit dem Er gegen die Todeskrankheit kämpfte, haben Ihm im Herzen Seines Volkes ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Für die ungezählten Beweise treuen Gedenkens und liebevoller Theilnahme, welche Mir in diesen für Mich so schweren Tagen zugegangen sind, sage Ich Allen, die Mir mit ihrem Tröste genaht sind, Meinen Königlichen Dank. Nachdem durch Meines Herrn Vaters Heimgang die Krone Meiner Vorfahren auf Mich übergegangcn ist, war es Mir ein Bedürfniß, bei dem Beginne Meiner Regierung Sie um Mich zu versammeln und unverweilt vor Ihnen das eidliche Gelöb- niß abzulegen, welches die Verfassung vorschreibt. Ich gelobe, daß Ich die Verfassung des Königsreichs fest und unverbrüchlich halten und in der Uebereinstimmung mit derselben und den Gesetzen regieren will, so wahr Mir Gott helfe! Geehrte Herren! Kaiser Wilhelm hat in Seiner ruhm reichen, von großen Thaten in Krieg und Frieren erfüllten Regierung das heutige Preußen geschaffen und das Streben unseres Volkes nach nationaler Einheit verwirklicht. Mein in Gott ruhender Vater hat mit derselben Pietät, welche Mich Ihm gegenüber beseelt, nach Seiner Thronbesteigung Sich in den öffentlichen Urkunden, welche Sein politisches Vermächtniß darstcllen, die Politik und die Werke Meines verewigten Groß vaters angceignet, und Ich bin entschlossen. Ihm auf diesem Wege zu folgen, aus dem Gebiete der Regierung Preußens wie aus dem der Reichspolitik. Wie König Wilhelm I. werde Ich meinem Gelöbnis: entsprechend, treu und gewissenhaft die Gesetze und die Rechte der Volksvertretung achten und schützen und mit gleicher Gewissenhaftigkeit die verfassungsmäßigen Rechte der Krone wahren und ausüben, um sie dereinst Mei nem Nachfolger auf dem Throne unverkümmert zu überliefern. Es liegt Mir fern, das Vertrauen des Volkes auf die Stetig keit unserer gesetzlichen Zustände durch Bestrebungen nach Er weiterung der Kronrechte zu beunruhigen. Der gesetzliche Be stand Meiner Rechte, so lange er nicht in Frage gestellt wird, genügt, um dem Staatsleben das Maß monarchischer Ein wirkung zu sichern, dessen Preußen nach seiner geschichtlichen Entwickelung, nach seiner heutigen Zusammensetzung, nach seiner Stellung im Reich und nach den Gefühlen und Gewohn heiten des eigenen Volkes bedarf. Ich bin der Meinung, daß unsere Verfassung eine gerechte und nützliche Verthcilung der Mitwirkung der verschiedenen Gewalten im Staatsleben ent hält, und werde sie auch deshalb, und nicht nur Meines Ge löbnisses wegen, halten und schützen. Dem Vorbilde meiner erhabenen Ahnherren folgend, werde Ich es jeder Zeit als eine Pflicht errachten, allen reli giösen Bekenntnissen in meinem Lande bei der freien Ausüb ung ihres Glaubens Meinen Königlichen Schutz angedeihen zu lassen. Mit besonderer Befriedigung habe Ich es empfunden, daß die neuere kirchenpolitische Gesetzgebung dazu geführt hat, di« Beziehungen des Staates zu der katholischen Kirche und deren geistlichen Oberhaupte in einer für beide Theile annehmbaren Weise zu gestalten; Ich werde bemüht sein, den kirchlichen Frieden im Lande zu.erhalten. Die Reform der inneren Verwaltung ist in der letzten Session des Landtages in der Hauptsache zum Abschluß ge bracht worden. Die Durchführung der neuen Gesetzgebung hat den Beweis dafür geliefert, daß der Gedanke der ehren amtlichen Selbstverwaltung in das lebendige Bewußtsein der Bevölkerung übergegangen ist, und daß sich die geeigneten Kräfte bereitwillig in den Dienst des öffentlichen Wohls gestellt haben. Es ist Mein Wille, an dieser werthvollen Errungen schaft festzuhalten und durch Ausgestaltung und Festigung der neuen Institutionen dazu beizutragen, daß dieselben m ihrer erfolgreichen Wirksamkeit dauernd erhalten bleiben. Zch halte in dem Finanzwesen an den altpreußischen Ueberlieferungen fest, welche den Wohlstand des Landes be gründet und den Staat auch in schweren Zeiten zur Erfüllung seiner Aufgaben befähigt haben. Mit Befriedigung darf Ich auf die Finanzlage des Staates blicken, wie Ich dieselbe. Dank der Fürsorge Meiner Vorfahren an der Krone, bei Meinem Regierungsantritte vorfinde. Diese günstige Lage des Staatshaushalts, hat gestattet, nut der Erleichterung der Steuern der Gemeinden und der minder begüterten Volksklassen einen erfolgreichen Anfang zu machen; cs ist Mein Wille, daß dieses Ziel weiter verfolgt werde, und daß in gleicher Weise dringliche Bedürfnisse, welche bisher wegen der Unzulänglich keit der vorhandenen Mittel haben zurückgestellt werden müssen, demnächst ihre Befriedigung finden. Die verheerenden Ueberschwemmungen, von welchen in diesem Frühjahre weite und fruchtbare Theile des Landes heim gesucht worden sind, beanspruchen Meine volle Theilnahme. Durch die Bereitwilligkeit, mit welcher Sie reiche Mittel be willigt haben, ist Meine Regierung in den Stand gesetzt worden, viele der geschlagenen Wunden zu heilen und neue Vorkehr ungen zur Abwehr ähnlicher Katastrophen zu treffen. Wenn den hartgeprüften Bewohnern der betroffenen Gegenden ein Trost in ihrem Unglück gewährt werden konnte, so ist derselbe in dem edlen Wetteifer mit der staatlichen Fürsorge zu finden, welcher von allen Ständen und allen Klassen der Bevölkerung und der Deutschen auch im fernen Auslande bethätigt worden ist. Es drängt Mich, Allen, die zur Linderung der Noth bei gesteuert haben, von dieser Stelle aus Meinen Dank auszu sprechen. Geehrte Herren! Sie können am Schlüsse einer Legis laturperiode nut Befriedigung aus die wichtigen Ergebnisse zurückblicken, welche dank Ihrem einträchtigen Zusammenwirken mit der Regierung erzielt worden sind. Im Rückblick hierauf vertraue Ich, daß es uns auch in Zukunst gelingen werde, in gemeinschaftlicher, von gegenseitigem Vertrauen getragener und durch die Verschiedenheit prinzipieller Grundanschauungen nicht gestörter Arbeit die Wohlfahrt des Landes zu fördern. Geehrte Herren! In bewegter Zeit habe Ich die Pflichten Meines Königlichen Amtes übernommen, aber Ich trete an di« Mir nach Gottes Fügung gestellte Aufgabe mit der Zuver sicht des Pflichtgefühls heran und halte Mir dabei das Wort des großen Friedrich gegenwärtig, daß in Preußen „der König des Staates erster Diener ist." Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie au« zuverlässiger Quelle mitgetheilt wird, hat Se. Maj. Kaiser Wilhelm beschlossen, dem Kaiser von Ruß land einen Besuch abzustatten. Die Reise, welche im Verlaufe de« Monat« Juli stattfinden soll, wird, wie man am Hofe erzählt, von Kiel aus zur See unternommen werden. Kaiser Wilhelm beab sichtigt, mit einem acht Schiffe umfassenden Geschwader, welche« unter dem Kommando des Prinzen Heinrich stehen soll, die Fahrt nach Petersburg zu machen. — Durch königliche KabinelSorde vom 25. Juni ist der Großherzog von Baden, General-Jn- spekteur der 5. Armee-Inspektion zum General- Oberst von der Kavallerie mit dem Range eine« General-FeldmarschallS ernannt worden. Die Titel Generalfeldmarschall, Generaloberst und General feldzeugmeister stehen im Range gleich. Die letzten, welche den Titel Generaloberst in der preußischen Armee führten, waren Prinz August von Württem berg, kommandirender General des Gardekorps und Oberstkommandirender in den Marken, und der 1883 gestorbene Großherzog Friedrich Fran; von Mecklen burg-Schwerin, sowie der verstorbene Kaiser Wilhelm I. als Prinz von Preußen. Letzter Generalfeldzeugmeister war der ebenfalls 1883 aus diesem Leben geschiedene Prinz Karl von Preußen, Chef der Artillerie. Der Titel, Generalseldzeugmeister ist augenblicklich in der preußischen Armee nicht vertreten. — Die preußische Münzverwaltung hatte, wie der „Berl. Act." hört, die Ausprägung von Fünfmark stücken mit dem Bildniß Kaiser Friedrichs vorbereitet. Sie ist bei dem jetzigen Kaiser um die Erlaubniß eingekommen, eine Anzahl solcher Münzen noch nachträglich auSprägen zu dürfen. Aeußerem Vernehmen nach hat Kaiser Wilhelm überhaupt ge nehmigt, daß noch eine größere Zahl von Münzen mit Kaiser Friedrichs Bild geprägt werde. — Ein Denkmal für Kaiser Friedrich soll auf dem Schlachtfeld von Wörth erstehen. Unter stützt von angesehenen Männern aus Hagenau und dem Kreis Weißenburg hat der dortige Kriegerverein die Sache in die Hand genommen und den Beschluß gefaßt, die Denkmalsrage nicht lediglich al« Sache deS Vereins aufzufassen, sondern den sympathischen Ge danken auf breiter Grundlage zu verallgemeinern. Locale und sächsische Rachrichte«. — Eibenstock, 29. Juni. Laut Bekanntmach ung der Kgl. Gencraldirection der sächs. StaatSeisen- bahnen wird am Sonntag, den 8. Juli von Chem nitz au« ein Extrazug nach Aue-Eibcnstock-Schön- heide und Schwarzenberg-Johanngeorgenstadt abge lassen werden. Die Ankunft wird in Aue um 7 Uhr 58 Min. Vorm., in Schönheide um 9 Uhr 6 Min. und in Johanngeorgenstadt um 10 Uhr 6 Min. erfolgen. — Dresden. Bei einer KindtaufS-Bowle, welche am Dienstag in den reizenden Gartenlocalitäten der Berge'schen Weinhandlung in Zitzschewig einen Kreis froher Gevattern versammelt hatte, kam folgen der hübsche Trinkspruch vor: Wo in Berlin sich um den Kaiser die Fürsten gestern ernst geschaart, Wo die verstockten Kriegsverhcißer gehört, daß er den Frieden wahrt, Wo er die deutschen Volksvertreter mit mark'gem Kaiserwort empfing, Versprach: „daß Deutschland letzt und später der Friedensruh' entgegenging": Da schlugen froh die deutschen Herzen für Kaiser Wilhelm'- Enkelsohn, Der nach so trüber Zeit voll Schmerzen bestieg den deutschen Kaiserthron. Er hat des ganzen Volks Vertrauen mit gestern „felsenfest" gemacht; Mit Stolz wir aus den Kaiser schauen. Ihm sei das erste Glas gebracht! Auch hier im schlichten Lürgerkreise ein ernster Act sich still vollzog. Der Eltern Blick verstohlen, leise zum Herrn der Welt, gen Himmel flog! Ein kleiner Prinz am Bürgerherde die heil'ge Laufe heut erhielt, Geboren hier aus deutscher Erde, echt deutsches Blut schon in sich fühlt. Er möge unter Eltern Händen zu Aller Freude Wohl gedeih'n, Er mög' der Eltern Liebesfpendcn durch wahre KindeSlieb' erfreu'». Er lohn' der Mutter die Befchwerden, die sie gehabt fo manche Nacht, Und mög'ein echter „Deutscher" werden : Ihm sei daS zweite Glas gebracht! — Pillnitz. Die von Mitgliedern de» Kon servativen Verein« zu Dre«den für Mittwoch Abend angeregte Ovation für Se. Maj. den König Albert au» Anlaß seiner Theilnahme an der Er-