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Local« und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 21. Juni. Gestern, Mittwoch, Abend gegen 8 Uhr wurde auf dem Biel, in un mittelbarer Nähe der Erholung-Halle, der 45 Jahre alte Kaufm. Hermann Beck, Sohn de« Fleischer Beck von hier, zur Zeit in Plauen wohnhaft, mit einer Schußwunde im Kopfe todt aufgefunden. Der selbe führte einen neuen geladenen Revolver nebst Patronen sowie eine noch gehende Uhr bei sich. Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt Selbstentleibung vor. (Vorstehender Bericht ist wiederholt, da derselbe nur noch in einem Theile der Auflage voriger Nummer Aufnahme finden konnte.) — Eibenstock, 22. Juni. Zu dem oben ge meldeten Selbstmord haben wir noch hinzuzusügen, daß nach dem ärztlichen Gutachten bei der Auffindung der Leiche schon vollständige Todtenstarre eingetreten war und die Entleibung wahrscheinlich schon am Abend vorher stattgefunden hat. Beck hat am Dien stag bi« 9*/i Uhr in der Bielhalle verkehrt und sich dann unter Zurücklassung seine» Regenschirm», ohne die Zeche bezahlt zu haben, nach dem Walde zu ent fernt. Al» Grund der Erschießung giebt derselbe in hinterlassenen Aufzeichnungen Ehezwistigkeiten und zer rüttete Vermögen-Verhältnisse an, denn in seinem Be sitztum wurden außer Uhr und Kette nur 4 Pfg. baare» Geld gesunden. Von seiner Familie lebte er seit 8 Jahren getrennt, ohne daß die Ehe rechtskräftig geschieden worden war. Da die Leiche de» Erschaffenen von den Angehörigen nicht reklamirt wurde, so ist die selbe gestern Nachmittag an die Anatomie in Leipzig abgegangen. — Schönheide. Die am Sonnabend voriger Woche durch Feuer zerstörte Tüllfabrik von C. G. Tuchscherer war da» zweite derartige Etablissement in Deutschland. Die erste Tüllfabrik begründeten in Schneeberg die Kaufleute Gebrüder Lehm. Unsere» Wissen» ist eine weitere deutsche Tüllfabrik nicht ent standen. — Die Städte Sachsens beabsichtigen auf An regung Dresden» eine Adressean Kaiser Wilhelm II. abzusenden. Dieselbe soll folgenden Wortlaut haben: „Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser, Aller gnädigster Kaiser und Herr! Wiederum ist da« deutsche Volk von tiefster Trauer erfüllt. Nach langem und schwe rem, den sicheren Tod langsam heranführendcm Leiden folgte Kaiser Friedrich, der Held, der von ungcthcilter Liebe Seine» Volke» begrüßt, den deutschen Kaiserthron bestieg, Seinem erhabenen Vater in die Ewigkeit. Kurz war die Zeit seiner Regierung, aber treu und un erschütterlich trat der Hochselige bi» zum letzten Athem- zuge ein für Sein deutsche» Volk! Trauernd stehen Eure Majestät vor dem Todtenbette de» besten Vater»! Möge der Hcrrscherstab, welchen Eure Majestät in jugendlicher Kraft ergriffen haben, lange Jahre und unantastbar fest in Eurer Majestät Händen ruhen ! Möge Frieden und Gedeihen de» Deutschen Reiche« die köstliche Frucht von Euer Majestät Regierung sein!" — Leipzig. Am Montag voriger Woche spielte sich in der Brandvorwerkstraße eine Schreckensszene ab. An dem Fenster de» vierten Stockwerke« eine» Wohnhauses hing eine Frauensperson, mit wildflat ternden Haaren und laute Hilferufe ausstoßend. Na türlich öffneten sich bald alle Fenster der Nachbar häuser und au« der starr vor Schrecken gewordenen Menge auf der Straße stürzten einige Personen in da» betreffende Gebäude, um der zwischen Himmel und Erde schwebenden Frauensperson Hilfe zu brin gen. Inzwischen zeigten sich aber schon an dem offe nen Fenster vier kräftige Männerarme, denen e» un ter Aufgebot aller Kräfte auch gelang, die Verunglückte au» ihrer schrecklichen Situation zu befreien. Al» da» geschehen war, hielten sie freilich eine schwer Ohnmächtige in den Armen. E» war die junge Frau eine« dort wohnenden Arbeiter», welche die Fenster putzen wollte und dabei au«glitt. Die Frau wäre unzweifelhaft da» Opfer ihrer Unvorsichtigkeit gewor ¬ den und auf dem Pflaster zerschmettert worden, wenn sie nicht im Fallen ganz unbewußt den unteren Theil de» hölzernen Fensterkreuze» gefaßt und so viel Kraft gehabt hätte, sich an demselben so lange zu halten, bi» ihr Hilfe wurde. — Uebcr die Aushändigung von Werth und Einschreibesendungen an Fremde in Gasthäusern hat die kaiserliche Oberpostdirektion zu Leipzig folgende Erklärung abgegeben: Nach den bestehenden Bestimmungen muß der bestellende Bote vor der Abgabe von Gelt- und Werthsendungen an Fremde in Gasthäusern, wenn er den Empfänger nicht völlig bestimmt von Person bereit« kennt, an den Gastwirth die Frage richten, ob derselbe die volle Bürgschaft dafür übernehme, daß die bezeichnete Per son auch wirklich der auf der Sendung angegebene Empfänger sei. Wird diese Frage von dem Gastwirthe verneint, so hat der Postbote dem angeblichen Em pfänger nur zu eröffnen, daß eine Geld- oder Werth sendung mit der betreffenden Aufschrift vorhanden sei und bei der Postanstalt gegen genügenden Ausweis de» Empfängers von demselben persönlich in Empfang genommen werden könne. Hiernächst erfolgt die AuS- däntigung der betreffenden Sendung bei der Postan stall an Denjenigen, welcher sich zur Empfangnahme al» berechtigt ausweist. — Wie nothwcndig und im eigenen Interesse der Fleischer liegend e« ist, daß dieselben der sorg fältigsten Untersuchung de- Schlachtviehes ihre volle Aufmerksamkeit widmen, zeigt nachstehender Fall. Vor einigen Wochen waren in der Umgebung von Zwickau zahlreiche Personen nach dem Genüsse von Bratwurst au« einem Geschäfte unter trichinenähnlichen Erschein ungen erkrankt. Trotzdem nun dem Fleischer eine Fahrlässigkeit nicht nachzuweisen war, auch die Er krankten in verhältnißmäßig kurzer Zeit wieder ge nasen, verlauste doch von Stunde an der betreffende Fleischer kein Pfund Fleisch mehr. Derselbe war gezwungen, den Ort zu verlassen und sich anderwärts nicderzulassen. — Reichenbach, 18. Juni. Eine aufregende Scene spielte sich gestern Vormittag bei Abgang de» Hofer Zuge» auf hiesigem Bahnhof ab. Der Zug hatte sich eben in Bewegung gesetzt und mochte kaum zwei Wagenlängen zurückgelegt haben, al» au» einem Coupöfenster erst ein Hut, dann Rock, Weste und andere männliche Kleidungsstücke nach einander aus den Perron herauSgeflogcn kamen. Da direkt hinter dem betreffenden Wagen der Postwagen einrangirt war, hielt man die ganze Erscheinung im ersten Au genblick für die verspätete Expedition zurückgelassener CivilkleidungSstücke eines Fahrdienstbeamten. Al« je doch auch zwei Stiesel durch die Luft schwirrten und selbst ein goldener Ring mit geflogen kam, wich diese harmlose Auffassung und Herr Inspektor Grünbaum ließ den Zug nochmals halten. Inzwischen waren an den Fenstern de» betreffenden Coups» die Rou- leaux herabgezogen worden. Beim Oeffnen der Cou- pothüre aber bot sich den Beamten die überraschende Erscheinung eine» entkleideten Manne» dar, der Je dermann den Zutritt aufs Entschiedenste wehrte. Nur mit Aufwand vieler Kraft gelang es, dem Manne Fesseln anzulegen und ihn so nach dem Polizeilokal de» Stationsgebäude« zu überführen. Der beklagenS- werthe Mann war, wie sich herausstellte, von mo mentaner Geistesstörung befallen worden. Auch in der Polizeistube benahm er sich höchst aufgeregt, be hauptete beim Kaiser gewesen zu sein und mit Bis marck gesprochen zu haben, redete von Avancement«, die der Kaiser befohlen habe, verlangte Helm und Uniform und verweigerte auf« Nachdrücklichste die Anlegung seiner Civilkleider. E« gelang schließlich, den bedauern-werthen Mann durch angewandte List einer anderen Auffassung der Dinge zugänglich zu machen. Unter dem Geleit zweier Schutzleute wurde er sodann mittelst herbeigeholten Geschirr» nach dem Stabtkrankenhau» tranSportirt. Wie sich herauSstellke, stammte der Betreffende, der bereit» früher einmal einen ähnlichen Anfall hatie, au» OelSnitz i. V. und war auf der Heimreise von Berlin begriffen. Die Angehörigen wurden aus telegraphischem Wege von dem betrübenden Vorfall in Kenntniß gesetzt. — In Hilbersdorf bei Muldenhütlen brannte am Sonntag Nachmittag da» Wohnhaus de« Guts besitzer« Straßburger nieder, während der wiederholt von Brandschaden heimgesuchte Besitzer früh 7 Uhr mit seiner Frau nach Roßwein gefahren war. Am 17. November 1885 brannte eine Scheune Straß burger'« nieder: am 21. Mai vorigen Jahre« wurde ein Wohnhaus eingeäschert, als er wie diesmal ab wesend war. Trotz dieser Abwesenheit lenkte sich der Verdacht, sein Hau» selbst angezünvet zu haben, so bestimmt auf Straßburger, daß er am Montag Abend auf dem Freiberger Bahnhöfe, al» er mit dem Nosse ner Zuge ankam, festgenommen wurde. Die Frau Straßburger'» durfte nach Muldenhütten weiterfahren. Mkh's Ädreiß-Lalruder mit Nchterspriichen. Im vergangenen Iabre schon haben wir an dieser Stelle auf die vottbeilhaftest bekannten „Mey'sAbreiß-Kalender" der Firma Mey öb Edlich bingewiesen; beute sind wir in der Lage, ein Beispiel geben zu können, wie sehr diese reich auöge- statteten und dabei billigen Kalender den allgemeinsten Beifall finden. — Bon genannter Firma wurde uns eine Postkarte im Original überlassen, deren Inhalt folg »dermaßen lautet: Posen, den LS. Mai I8SS. Sehr geehrter Herr! Nehmen Sie von einer Unbekannten den herzlichsten Dank bierdurch für das herrliche Geschenk Ihrer Abreiß kalender, welches Sie jährlich dem großen Baterlande wid men. Gebe Gott, diese schöne edle Wandzierde möchte in keinem Hause fehlen. Wie viel Trost und neuen LedenS- muth schenkt uns jedes fallende Tagesblättchen. O möchte jede deutsche Schrift so rein und sittig sein!! Ein deutsches Weib. Eine solche Anerkennung, augenscheinlich aus dem Bürger stand herrübrend, muß der Firma Mey L Edlich Wohl eine gern ent gegengenommene kleine Entschädigung für die Mühen und großen Kosten sein, welche die Herausgabe ihrer Kalender mit sich bringt. Diese Firma hat uns bereits die ersten Abzüge ihrer 1889er Kalenderbilder übersendet, es sind deren drei, welche durch ein Preisausschreiben erlangt und mit Preisen von 2000, 1500 und 1000 M. ausgezeichnet wurden. — Unsere Leser werden sich den ken können, daß dies« Bilder nickt nur künstlerisch ausgiführt, sondern auch hervorragend schön sind und können wir uns in der That einen eleganteren und nützlicheren Zrmmerschmuik nickt denken. Wir zweifeln nickt, daß die Firma Mey öd Edlich auch mit ihrem 1889» Abreiß-Kalender einen bedeutenden Erfolg erzielen wird, wir unsererseits können diese Kalender, auch infolge ihres vermehrten Inhaltes, wieder dem Publikum angelegentlich em pfehlen. Kirchliche Nachrichten aus -er parochie Eidenstock vom 17. bis 23. Juni 1888. Aufgeboten: 31) Ernst Huster, Schneider hier, ehel. Sohn des Albert Huster, Zimmermanns hier und Alinde Ernestine Schönfelder hier, ehel. Tochter des weiland Eduard Schönfeld«, Waldarbeiters hier. Getauft: 156) Selma Gertrud Schultze. 157) Walther Richard Schürer. 158) Mar Müller. 159) Ella Johanne Tittes. 160) Rudolf Strobelt. 161) Anna Marie FrickS. 162) Hed wig Elise Mehnert in Wildenthal. 163) Heinrich Schönfeld in Wildenthal. 164) Frida Helene Heymann. Begraben: 127) Max, ehelicher Sohn des August Friedrich Bechmann, Bäckers hier. 5 Monate 18 Tage. 128) Johann Gottlieb Gerisch. Ziegelbrenner hier, ein Ebemann, 74 Jahre 11 Monate 19 Tage. 129) Gottlieb Friedrich Fuchs, Klempner hier, ein Ebemann, 64 Jahre 2 Monate II Tage. 130) Emil Hermann, unehelicher Sohn der Anna Antonie Ublmann hier, 10 Monate 15 Tage. Am 4. Sonntage nach Trinitatis: Zohannisfest. Aremer-Zieier zum Ehrengedächtnitz der Kaisers. Borm. Predigttext: Jac. 5, 10 und II. Herr Pfarrer Böttrick. Nachm. Beistunde. Herr DiaconuS Schultze. Die Beicktansprache hält Herr Diaconus Schultze. Kirchenm usik: Siehe, wir preisen selig, die «duldet haben. Chor aus dem Oratorium „PauluS" von Mendelssohn. Kirchennachrichten aus Lchönhei-e. Sonntag, den 24. Juni (vom. IV p. 'IHnO, Barm. 9 Uhr Kirchliche Trauerfeier zuni Ehrengedächtnisse Sr. Majestät deS Kaiser» Friedrich. Im Anschlüsse hieran Beichte u. Abend mahl. Der NachmittagSgotteSdienst bleibt eines Begräbnisse» wegen ausgesetzt. Herren-Wäsche. Empfehle tadel los sitzende Ober hemden mit fein Lein. 4fach. Ein satz, sowie kleid samste Kragen, Manschetten u. Chemisetts. Bestellungen nach Maaß werden prompt erledigt. lSeiaell Sir»« Kustis»». Ich beabsichtige die diesjährige Gra»nutzung meiner an der Wtr«tsgrü«s Rothrukirchener Straße gelegenen Wiesen (ca. 30 Scheffel) Sonntag, den 24. Juni a. o., von Nachmittag 3 Uhr an, parzellenweise an Ort und Stelle meistbietend zu versteigern und lade Erstehung-lustige hierzu ein. S. St. Wernesgrün. Sir»« -Lurtivn. Montag, den 25. d. M., von Nachm. 2 Uhr an soll die diesjährige Grasnutzung auf den Wiesen im Büre«, Zimmersacher und Lpitzletthe nach den üblichen Bedingungen verpachtet werden. Erstehung-lustige wollen sich zu gedachter Zeit im Gasthof Hierselbst «infinden. Blauenthal, den 15. Juni 1888. O. Ls. LL«L«I»vI. Heute Sonnabend, von Vorm. 11 Uhr an Sauere Mecke bei Lustsv tiüttnsr, Fleischermstr. IS. Copirtiute empfiehlt A Kannebolm. l Einige geübte Hamöounrerinnen sucht sofort S«Fs»,»/«sr. 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