Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigevlatt für den Erscheint . e . e e ei e Abonnement «eM des Amtsgerichts Eibenstock »LWS sertionSprei«: die kleinsp. . . - _ ten, sowie bei allen Reichs. Zil-IOPf und dessen Umgebung. P°st°nst°l.-N. Verantwortlicher Redactcur: E. Hannebohn in Eibenstock. ZL. A-str,««,. V3. Sonnabend, den 23. Juni 1888. Beknnntmnchnng. Die angeordnete kirchliche Trantrstier zum Ehrengtdächtnitz des verblichene« Kaisers wird am bevcrstchenden IV. Sonntage P08t Irin, im Vor- mittag«gotte«dienste stattfinden. Solche« wird der hiesigen Kirchengemcinde mit der herzlichen Bitte um rege Betheiligung hierdurch bekannt gemacht. Eibenstock, den 22. Juni 1888. Der Kirchenvorstand. Böttrich, K. Der Thronwechsel und der Friede. Innerhalb hundert Tage verwaiste der Thron Deutschlands und Preußens zweimal. Beide Male ist der Thronwechsel ohne jegliche Erschütterung vor sich gegangen — ein Beweis, wie gefestigt das Ge füge des Reiches ist. Bei aller Trübsal, welche die letzten Monate über uns gebracht haben, muß uns dieser Gedanke aufrichten. Die Einigung Deutsch lands war eine von den edelsten Geistern ver Nation empfundene politische Nothwendigkeit und ihre Seg nungen sind während der letzten siebzehn Jahre allen zu deutlich vor Augen getreten, al» daß der gewaltige, von Fürsten und Völkern in Treue festgefügte Bau auch nur die geringste Erschütterung erleiden sollte, nachdem der eine und der andere Baumeister, au« dieser Zeitlichkeit abgerusen wurden. Das Werk lobt seine Meister schon dadurch, daß eS in immer gleicher Festigkeit und Dauer seine Schöpfer überlebt. Aber nicht nur im Innern, sondern auch nach außen hin machte sich weder beim Regierungsantritt Kaiser Friedrichs, noch jetzt bei der Thronbesteigung Kaiser Wilhelms irgend ein Frontwechsel bemerkbar. Allerdings in den ersten Tagen äußerte man in Frank reich eine gewaltige Furcht vor den angeblichen krieger ischen Neigungen de» jungen Kaisers. Der komische Vorwurf, den ein angesehenes französisches Blatt dem französischen KriegSminister machte, daß Pari» für höchstens vierzehn Tage Proviant habe, und der Durch fall DerouledcS in der Charente — man wollte Deutschland durch die Wahl jenes chauvinistischen Hanswurstes nicht reizen, — zeigen die „ritterliche Nation", was Tapferkeit betrifft, in einem eigenthüm- lichcn Lichte. Sowie aber die Angst der Franzosen durch die Versicherung beschwichtigt war, daß der junge Kaiser Wilhelm gleich seinen Vorgängern den Frieden schirmen werde, glaubte man in Pari» wieder taktlos und unverschämt sein zu dürfen. Daß diese Haltung ohne jeden Einfluß auf die deutsche Politik bleibt, braucht nicht erst erwähnt zu werden. Treu den Verträgen, aber mit kernhafter Festigkeit auf denselben stehend, wird die deutsche Politik sich zu keinem Abenteuer hinreißen lassen. Das deutsche Schwert ist haarscharf geschliffen, aber cS steckt ruhig in der Scheide und soll darin auch, so Gott will, recht lange stecken bleiben. DaS ist der Wunsch des Volkes und die zweifellose Absicht des Kaisers und aller seiner Verbündeten. Von Frankreich allein droht uns keine Gefahr; den namenlosen, wenngleich unberechtigten Haß gegen Deutschland, von dem die Republik ihre Existenz fristet, wagt man nicht in große Thaten umzusetzen; in kleine und kleinliche Thaten um so lieber, wie die zahlreichen französischen Spionenaffärcn zeigen, bei denen immer von Bismarck besoldete „Prussien«" den armen Franzosen ihre militärischen Geheimnisse ab lauschen. Nicht ganz so klar, wie das Verhältniß Deutsch lands zu Frankreich» ist dasjenige zu Rußland. In der letzten Zeit des alten Kaiser Wilhelm hatte der russische Rudel eine erhebliche Einbuße erlitten und zwar infolge von KriegSbefürchtungen einerseits, durch die Furcht vor einem russischen Staatsbankrott ande rerseits. Das Sinken de» RubelkurseS war für die russische Politik sehr schmerzlich. Unter Kaiser Fried rich erholte sieb der gedrückte russische Rudel wieder etwa». Den Russen aber blieb die Lehre, daß sie der „Pleite" nahekommen, wenn sie Deutschland gegenüber den Mund allzuvoll nehmen. Deshalb klingt eS recht glaubhaft, daß die oberste Preßzensur- Behörde in Petersburg den Zeitungen ihre- Landes auf« strengste untersagt hat, an den jüngsten deut schen Thronwechsel Betrachtungen pessimistischer Natur zu knüpfen. Daß der Czar der erste unter den Monarchen war, welcher dem jungen deutschen Kaiser nach seiner Thronbesteigung durch Verleihung eine» russischen Garderegiments eine hohe Auszeichnung zu theil werden ließ, kann doch sicher auch im friedlichen Sinne gedeutet werden, ganz abgesehen davon, daß zwischen Deutschland und Rußland in den letzten Jahren zwar mehrfach „Verstimmungen", aber keines wegs ernste, zum Kriege drängende Differenzen vor gelegen haben. Das ist auch jetzt nicht der Fall. Kaiser Wilhelm II. hat seine Regierung unter friedlichen Aussichten angetreten; da» Vermächtniß seiner beiden Vorgänger ist der Friede und nichts deutet darauf hin, daß Kaiser Wilhelm mit Bismarck andere Wege zu wandeln gedenkt, als sein Großvater und sein Vater. Je eher diese Ueberzeugung eine allgemeine wird, um so besser für Handel und Wandel. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Thronrede des Kaisers wird, wie der „Köln. Ztg." aus Berlin telegraphirt wird, wichtige Sätze der auswärtigen Po litik, um nicht zu sagen ein förmliches Programm in dieser Richtung enthalten. Der Reichstag wird zu demselben Stellung zu nehmen haben; auch wird der Regierung selbst daran liegen, eine Kundgebung des Reichstags zu erhalten. Wahrscheinlich wird der Reichstag eine Adresse an den Kaiser erlassen und möglicherweise über dieselbe auch in wichtige Erörter ungen eintreten, an welchem sich der Reichskanzler gegebenenfalls betheiligen könnte. — Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, ist vom Kaiser Wilhelm zum General feldmarschall ernannt worden, eine Würde, welche bekanntlich außer dem Grafen Moltke jetzt nur noch Graf Blumenthal bekleidet. Die Ernennung wird weit über die Kreise des Heeres hinaus großen Bei fall finden. Prinz Albrecht, der neben Herrn v. Tresckow jetzt der älteste kommandircnde General ist, hat alle drei Feldzüge mitgemacht. Al» schneidiger Kavallerieführer bat er sich sowohl im österreichischen wie im französischen Feldzuge ausgezeichnet und in letzterm wiederholt eigene Armeeabtheilungen geführt. Er wohnte den Schlachten bei Skalitz, Schweinschädel und Königgrätz, Gravelotte, Sedan, Bapaume und St. Quentin bei, und überall hat er sich als Soldat und Feldherr ausgezeichnet. Jetzt ist cS ihm vergönnt, dieselbe hohe militärische Würde zu bekleiden, die seinem Vater am Tage de» SiegeScinzugeS der Truppen in Berlin 1871 durch die Ernennung zum General- Oberst der Kavallerie verliehen worden ist. In mili tärischen Kreisen nimmt man an, daß die Verleihung der zweiten Armee-Inspektion, der da» 9., 10. u. 12. Armeecorp» unterstellt sind, an den Prinzen Albrecht schon in allernächster Zeit folgen werde. Da man ferner in diesen Kreisen glaubt, daß Herr v. Tresckow wegen seines hohen Alter» in den Ruhestand zu treten beabsichtige, so würde demnach in der nächsten Zeit sowohl da» 9. wie da» 10. Armeecorp« neu zu be setzen sein. Ueberhaupt erwartet man zahlreiche Ver änderungen in den höchsten Militärstellen. — Auf da» Immediatgesuch de« Centralverein» für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschifffahrt an den hochseligen Kaiser Friedrich, dem Nord-Ostsee- Kanal den Namen „Kaiser-Wilhelm-Kanal" zu verleihen, ist die nachstehende Verfügung ein gegan gen: „Berlin, den 17. Juni 1888. Dem Vorstand de» Centralverein« für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschifffahrt thcile ich auf Allerhöchsten Be fehl mit, daß Seine Majestät der Kaiser und König die Eingabe de« Verein« vom 12. April d. I., be treffend die Bezeichnung de« Nord-Ostsee-Kanals mit dem Namen „Kaiser-Wilhelm-Kanal" huldvoll entge gengenommen habe. Seine Majestät erblicken mit dem Verein in der vorgeschlagenen Namensverleihung ein geeignetes Mittel zur Bewahrung des Andenkens an des hochseligcn Kaisers Wilhelm Majestät. Wenn Seine Majestät gleichwohl zur Zeit davon Abstand genommen haben, dem Vorschläge des Vereins zu entsprechen, so ist die» geschehen, weil Allerhöchstdic- selben im Hinblick darauf, daß die Arbeiten zur Her stellung ve» Nord-Ostsee-KanalS erst vor Kurzem be gonnen haben und die Vollendung des Baues erst nach einer Reihe von Jahren zu erwarten ist, die Beilegung eine« anderen Namens an den Kanal ge genwärtig noch für verfrüht erachten. Der Reichs kanzler." — In der „N. Zür. Ztg." finden sich eine Reihe interessanter Details über den verblichenen Kaiser Friedrich und dessen Gemahlin. Der Berliner Korre spondent de» Blattes erzählt, er habe noch vor einigen Tagen im Original einen rührend hoffnungs frohen Brief gesehen, welchen der Verewigte Mitte Oktober vorigen Jahres aus dem Südden nach Berlin schrieb, des Inhalts, daß Dr. Mackenzie „da« eigent liche Uebel nun als bezwungen betrachte" und ihm nur noch eine schonende Nachkur vorschreibe . . . — Ueber dem Hohenzollernhause waltet jetzt ein tief tragisches Geschick, wieder ist ein Glied der erlauchten Fürstensamilie, die Preußen und Deutschland so viel Segen gebracht, in blühendstem Alter dem Leben entrissen worden. Prinzessin Marie von Sachsen-Altenburg ist in der Nacht zum 21. d. gestorben. Mit inniger, allgemeiner Theilnahme wa ren schon in den letzten Tagen die Blicke nach Schloß AlbrechtSberg gerichtet, wo die Prinzessin schwer krank darnieder lag. Viele hohe Verwandte umstanden da» Krankenlager. Prinz Leopold von Preußen, Bruder der leidenden Prinzessin, traf noch mittelst Extrazuges ein. In vorhergegangener Nacht sind der Erbgroß- herzog von Oldenburg mit Gemahlin und die Fürstin von Sondershausen eingetroffen. Königin Carola von Sachsen weilte fast den ganzen Tag in größter Bc- sorgniß auf Schloß AlbrechtSberg. Prinzeß Marie ist bekanntlich die älteste Tochter des verstorbenen Prin zen Friedrich Karl von Preußen. Sie ward am 14. September 1855 geboren und vermählte sich am 24. August 1878 mit Heinrich, Prinzen der Niederlande. Am 13. Januar 1879 Wittwe geworden, ward sie am 6. Mai 1885 mit Prinz Albert von Sachsen- Altenburg vermählt. Dieser Ehe entsproß am 17. April 1886 Prinzeß Olga und am 6. Juni d. I. eine zweite Prinzessin, mit deren Geburt der Keim zur Krankheit der Mutter gelegt ward. — Der Herzog Ernst von Sach sen-Koburg- Gotha beging am 21. d. da» Fest de« siebzigsten Geburtstages. Gewiß ist überall an diesem Tage des hochherzigen Fürsten, de« thatkräftigen Förderer deutscher Einheit, de» edlen Freunde« der Künste und Wissenschaften mit herzlicher Dankbarkeit und den besten Glück- und Segenswünschen gedacht worden. Eine offizielle Feier fand auf Wunsch de« Herzog« nicht statt. — Da« betrübende kurzaufeinanderfolgende Ab leben der Kaiser Wilhelm und Friedrich hat für die am 21. Oktober v. I. zum Militärdienst in Preußen cingctretenen Einjährig - Freiwilligen einen merkwür digen Zufall zur Folge. Dieselben leisten drei Kai sern den Fahneneid, ohne daß ihnen vergönnt wäre, von einem derselben den Geburtstag bei der Fahne mitfeiern zu können. Der jetzige Kaiser Wil helm II. ist bekanntlich am 7. Januar geboren.