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Amts- und Anzeigeblatt für den sHM- Lenrk des Amtsgerichts Eibenstock MW« tag und Sonnabend. In- < ^7 >7 i Expedition, be» unfern Bo- sertionsprei«: die kleinsp. . . ten, sowie bei allen Reich«- Zeile 1V Pf und dessen Mmgekung. P-stanst-lien Verantwortlicher Redactcur: E. Hannebohn in Eibenstock. -- —. AL. Jahrgang. — — VS. Donnerstag, den 21. Jnni 1888. Bekanntmachung. Die für die bei dem Feuer am 24. vorigen Monat« betroffenen und in Noth gerathenen Familien in hiesiger Start veranstaltete Sammlung hat ein schließlich der von einem Ungenannten gespendeten 100 Mark den Betrag von 433 Mark — Pf. ergeben. Indem der unterzeichnete Stadtrath im Namen der betroffenen Familien den edlen Gebern hiermit den wärmsten Dank ausspricht, wird zugleich bemerkt, daß die ZeichnungSlisten an Rath«stelle zur Einsichtnahme ausliegen. Eibenstock, den 16. Juni 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Gras-Versteigerung auf Karlsfelder und Eibenstocker Staatsforstrevier. Montag, öen 2S. Juni 1888 soll die diesjährige GraSnutzung der Kunstwiesen de« Karlsfelder Reviers lit. d e unter Friedrichs Werk an der Mulde und Bahn, sowie der des Eiben stocker Reviers lit. u b am Rltterbach, lit. e li oberhalb des ForsthauseS an der Mulde, sowie Mittwoch, öen 27. Juni 1888 die GraSnutzung der Wiesen des Karlsfelder Forstreviers lit. tl rechts der Wilzsch, lit. o I an der Bretmühle WilzschhauS und Donnerstag, öen 28. Juni 1888 die GraSnutzung der Wiesen des vorgenannten Forstreviers lit. ä links der Wilzsch gegen sofortige Bezahlung sowie unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Zusammenkunft: je des Vormittags 9 Uhr an der Bahnstation WilzschhauS. König!. Obersorstmcisterei, Verwaltung der Kunstwiesen und Forstrentamt Eibenstock, am 18. Juni 1888. Beyreuther. Masel. Wolsframm. Johannis-Jahrmarkt in Eibenstock, am 25. und 26. Juni 1888. Der Stadtrath. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der „Reichs- und Staats anzeiger" veröffentlicht folgende Proklamation: An mein Volk! GolteS Rathschluß hat über uns aus'« Neue die schmerzlichste Trauer verhängt. Nachdem die Gruft über der sterblichen Hülle Meines unvergeßlichen Herrn Großvater« sich kaum geschlossen hat, ist auch Meines heißgeliebten Herrn Vaters Majestät au« dieser Zeitlichkeit zum ewigen Frieden abgerufen worden. Die heldcnmüthige au« christlicher Ergebung erwachsene Thatkraft, mit der er seinen königlichen Pflichten ungeachtet seine« Leiden« gerecht zu werden wußte, schien der Hoffnung Raum zu geben, daß er dem Vaterlande noch länger erhalten bleiben werde. Gott hat cS ander« beschlossen. Dem könig lichen Dulder, dessen Herz für alles Große und Schöne schlug, sind nur wenige Monate beschicken gewesen, um auch auf dem Throne die edlen Eigenschaften des Geiste« und Herzen« zu bethätigen, welche ihm die Liebe seines Volke« gewonnen haben. Der Tugenden, die ihn schmückten, der Siege, die er auf den Schlacht feldern einst errungen hat, wird dankbar gedacht wer den, so lange deutsche Herzen schlagen, und unver gänglicher Ruhm wird seine ritterliche Gestalt in der Geschichte de» Vaterlandes verklären. Auf den Thron meiner Väter berufen, habe Ich die Regierung im Aufblick zu dem Könige aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiel Meiner Väter Meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein. Wenn ich Gott um Kraft bitte, diese königlichen Pflichten zu er füllen, die sein Wille Mir auferlcgt, so bin ich dabei von dem Vertrauen zum preußischen Volke getragen, welche« der Rückblick auf unsere Geschichte Mir ge währt. In guten und in bösen Tagen hat Preußen« Volk stet« treu zu seinem Könige gestanden; auf diese Treue, deren Band sich Meinen Vätern gegenüber in jeder schweren Zeit und Gefahr al« unzerreißbar be währt hat, zähle auch Ich in dem Bewußtsein, daß Ich sie au» vollem Herzen erwiedere al« treuer Fürst eine« treuen Volke«, beide gleich stark in der Hin gebung für da» gemeinsame Vaterland. Diesem Be wußtsein der Gegenseitigkeit der Liebe, welche Mich mit Meinem Volke verbindet, entnehme ich die Zuversicht, daß Gott mir Kraft und Weisheit verleihen werde. Meine« königlichen Amte» zum Heile de« Vater lande« zu walten. P-tSdam, den 18. Juni 1888. Wilhelm. — Der Kaiser wird dem Vernehmen nach den Reich «tag, der sich am Montag den 25. Juni zur Eröffnung im Weißen Saale de« königlichen Schlosses versammelt, persönlich mit einer Thronrede be grüßen, drei Tage später am 28. Juni, wird, wie ver lautet, der Kaiser in vereinigter Sitzung der beiden Häuser de« preußischen Landtags den Verfassungs- Eid leisten. Weder dem Reichstage noch dem Land tage werden dem Vernehmen nach gesetzgeberische Ar beiten zugehen. — Einem Traume gleich ist die kurze Regierungs zeit Kaiser Friedrichs an uns vorübergegangen. Nach weiten Zielen sahen wir da« Auge de« unglück lichen Herrschers gerichtet. Der Streit der Parteien wirbelte mächtig auf und tobte just am leidenschaft lichsten, al« die schmerzliche Kunde kam, daß da« tück ische Leiden zum letzten schwersten Schlage gegen den gekrönten Märtyrer aushole. Die Kundgebungen de« Auslandes an der Bahre de» Kaiser« Friedrich sind nicht minder innig, nicht minder warm empfunden, al« e« diejenigen waren, die dem Tod de« Begrün der» des neuen Reiches in das Grab folgten; ganz Europa ist sich der Größe des Verluste« bewußt, den Deutschland durch den Tod de« edlen Friedensfürsten erlitten hat, und eS theilt zugleich die schmerzlichen Empfindungen über das Geschick, da« so furchtbar aus diesem Herrscher gelastet hat. Die ersten Kund gebungen des neuen Kaisers waren schwungvolle An sprachen an die Armee und die Marine, deren ruhm reiche Traditionen er zu wahren verspricht, auf deren Hingebung er auch für die Zukunft in guten wie in bösen Tagen volle» Vertrauen setzt. — Die beiden Befehle, welche Kaiser Wil helm sogleich nach dem Tode seine« Vater« an da« Heer und die Flotte richtete, worin dieselben in einfacher soldatischer Weise zum Festhalten an Treue und Pflicht aufgefordert werden, sind in Frankreich sehr verschiedenartig beurtheilt worden. Einzelne Blätter machen den Umstand zum Gegenstand von Betrachtungen, daß diese Proklamationen an Heer und Marine der Proklamation an da« Volk voraufgegangen find und daß sie wiederholt den Ruhm und die Ehre der Armee scharf betonen. Bi« zu unfreiwilliger Komik geht „Soleil", der bittere Klage darüber führt, daß in diesem kritischen Augenblicke für die — Ver- proviantirung von Pari« ungenügend, kaum 14 Tage, gesorgt sei, woran sich dann ein Angriff wider den pflichtvergessenen Kriegsminister knüpft! Der „Siöcle" erblickt dagegen in dem Armeebefehl nicht« Krieger- ische«, derselbe sei die Sprache eine« Soldaten. Die „Post" verwahrt sich in einem Telegramm au« Pari« gegen die gehässigen Ausfälle der Pariser Presse, welche an diese Armeebefehle anknüpfen. — Jedenfalls haben die Befehle da« Gute gehabt, daß die offiziellen Kreise Frankreich» ihre Friedensliebe besonder« stark betonen. — Das Gutachten Or. Mackenzie'S über den Charakter der Krankheit de» Kaiser« Friedrich, welche« der englische Arzt auf Wunsch Sr. Majestät des Kaiser« abfaßte, hat nach dem „Lokal anzeiger", dem Leiborgan Or. Mackenzie'« etwa folgen den Wortlaut: Nach meiner Meinung war die Krank heit, an der der Kaiser starb, Krebs. Der Krank- heitSprozeß begann wahrscheinlich in den tieferen Ge weben und die knorpelige Struktur de« Kehlkopfe» wurde schon zu einer früheren Zeit affizirt. Ein kleine» Gewächs, welche» zu sehen war, al» ich den verstorbenen Kaiser zum ersten Male untersuchte, wurde von mir in mehreren intralaringialen Ope rationen entfernt und alle die auf diese Weise ent fernten Theile Professor Virchow behufs Untersuchung unterbreitet. In diesen Theilcn konnte er keine Spur von Krebs finden. Dagegen führte eine Untersuchung de« Auswurfe«, welche Professor Waldeyer Anfang« März machte, diesen Pathalogen zur Ansicht, daß Krebs jetzt vorlicge. Ob die Krankheit ursprünglich krebsartig war oder den bösartigen Charakter einige Monate später nach ihrem ersten Erscheinen ange nommen, ist unmöglich festzustellen. Die Thatsache, daß Perichondriti« und Carie« der Knorpel eine sehr thätige und wichtige Rolle in der Entwickelung der Krankheit spielten, hat ohne Zweifel sehr viel beige tragen, e« unmöglich zu machen, sich eine bestimmte Ansicht über die Natur der Krankheit bi» zu einem ganz kürzlichen Zeitpunkt zu bilden, gez. Morell Mackenzie. — Soweit meine Beobachtungen seil letz tem August erlauben, eine Meinung zu bilden, schließe ich mich vollständig der Ansicht de« Or. Morell Mackenzie an. T. Mark Hovell. — Diese« Gut achten wurde, wie der „Lokalanzeiger" noch einmal ausdrücklich betont, von Mackenzie nur auf Wunsch de« Kaisers abgefaßt und vor der Obduktion unter breitet. — Der Kaiserin Victoria, der ersten Leid tragenden an der Bahre de» Kaiser« Friedrich, seiner Gemahlin, bekundet allenthalben da« deutsche Volk die herzlichste und aufrichtigste Theilnahme. Sie hat die Bitterniß de» Leben« kennen gelernt wie wenige Frauen der Geschichte. Sie war dem verewigten Kaiser eine liebende, sorgsame Gefährtin, al» die Schatten de« Unglück» noch nicht seine Tage um- düsterten. Al« den Gemahl in voller ManneSkraft da» tückische Leiden befiel und seinen schrecklichen Zer störung-Prozeß begann, hat Kaiserin Victoria mit nie ermattender Ausdauer und unverzagtem Opfermuth den Gatten gepflegt, ihm die Sorgen zu bannen, seine Widerstandskraft zu stählen, seinen Muth zu stärken gesucht und durch Thatkrast die Verringerung seiner Leiden, die Verlängerung seine« Leben» herbeizufüh- ren sich bestrebt. Ob ihr da« Herz auch bluten