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wehr auf. Die Posten, welche bi» dahin abwechselnd mit der Infanterie auch von der Garde-Kavallerie und dem Garde-Train gestellt wurden, sind vom 7. Juni 1878 ab in Wegfall gekommen. — Flensburg. Ein Theil der berühmten Düppeler Schanzen, auf welchen zweimal, 1849 und 1864, Deutsche und Dänen im Heldenkampfe sich gegenüberstanden und wo Ströme Blute» ver gossen wurden, ist dieser Tage unter den Hammer de» Auktionator» gekommen. Da» Fort Herwarth, die Schanzen 9, 10, 11 und 12, sowie die alten dänischen Schanzen, 1, 2, 4 (theilweise), 7, 8 u. 10 gelangten zur Versteigerung. Von Eingesessenen der Sonderburgcr Gegend wurden Höchstgebote auf sämmt- liche Schanzen abgegeben; den Zuschlag hat der Kriegsminister zu ertheilen. Bald wird also der Pflug de« LandmanneS den Boden durchziehen, der so oft unter dem Donner der Geschütze erdröhnte. — Oesterreich-Ungarn. Nachdem die un garischen Radikalen durch einen fulminanten Protest gegen TiSza» verständige, vollberechtigte Warn ung vor der privaten Betheiligung an der nächstjähr igen Pariser Weltausstellung ihren Sympathien für die französische Republik und ihrer Opposition gegen die heimische Regierung in unzweideutiger Weise Ausdruck verliehen haben, glaubten auch die Tsche chen sich den Luxus einer ähnlichen Manifestation gestatten zu sollen. Da« tschechische Exekutiv-Komitee für die Beschickung der Pariser Ausstellung hatte, trotzdem von österreichischer Seite eine offizielle Be theiligung au» naheliegenden Gründen bestimmt ab gelehnt worden war, um die Eröffnung einer beson deren tschechischen Abtheilung im AuSstellun^S-Palaste nachgesucht. Dieses Ersuchen mußte unter den ob waltenden Umständen natürlich abschlägig beschieden werden. Infolgedessen Hal nun da» Prager Exekutiv- Komitee folgende Erklärung nach Pari« gesandt: »Wir bedauern aufrichtig ein Vorgehen, durch welche« da« tschecho - slavische Volk von der internationalen Aus stellung de« künftigen Jahre« moralisch ausgeschlossen wird, jene» Volk, welche» für Frankreich aufrichtige Sympathien empfindet und die« schon im Jahre 1870 bewies, indem es durch seine berufenen Führer mit einer entschiedenen Manifestation für dasselbe hervor trat." In Anbetracht des Liebäugeln« der Tschechen mit Rußland und ihrer warmen Sympathien für ein russisch-französisches Bündniß erscheint diese Kund gebung — so taktlo« sie für Unterthanen deS Hause« Habsburg auch ist — immerhin weit begreiflicher, al« der Enthusiasmus, welchen die russen-feindlichen Ma gyaren für die französischen Schleppträger des Cza- ren an den Tag legen. — Dänemark. In der dänischen Hauptstadt befinden sich Overgade oven Vandet Nr. 10 im 1. Stockwerk größere Räume, welche „Soldatenheim" genannt, ausschließlich dazu bestimmt sind, dienstfreien, aktiven Soldaten de» dänischen Heeres einen behag lichen Aufenthaltsort zu bieten und denselben in be sonders für diesen Zweck eingerichteten Zimmern Ge legenheit zum Lesen guter Zeitschriften, Bücher .>c., sowie auch zum Schreiben zu bieten, auch werden in den Versammlungsräumen wöchentlich Vorträge ge halten und, gegen von dem VerwaltungSrathe festge setzte billige Preise, Speisen und Getränke verabreicht. Die Berechtigung zum Besuche de» SoldatcnheimS kann sich jeder aktive Soldat für die ganze Dauer seiner Dienstzeit durch einmalige Zahlung von einer Krone (1 M. 12'/.. Pf.) erwerben und können da selbst gegen Zahlung einer weiteren Krone Civilkleider, Koffer rc., gegen FeuerSgesahr versichert, in Aufbewahr ung gegeben werden. Bei den niedrigen Beiträgen der besuchenden Militär» könnte die Anstalt selbst verständlich durch diese allein nicht bestehen, dieselbe erhält jedoch hinreichende Zuschüsse theil» au» der Privatschatulle des König», theil» aus der Staatskasse, sowie auch au» den Mitteln Privater. — Der zweite Vorsitzende de» VerwaltungSratheS für da» Kopen hagener Soldatcnheim, Johanne» Schröder, ladet alle Fremden, welche in Anlaß der in diesem Jahre in Kopenhagen stattfindenden größeren Ausstellung die Stadt besuchen und sich für da» Soldatenheim inter- essiren, ein, die Räume desselben in Augenschein zu nehmen, indem er dieselben zum Vorau» herzlich will kommen heißt. — Schweiz. Die Schweiz betreibt ihre Ber- theidigungSmaßrcgeln mit großem Nachdruck. Der BundeSralh hat für Beschaffung von Kriegs material im künftigen Jahre bei den eidgenössischen Räthen um Bewilligung eine« neuen Kredit» von 3,674,388 Frank nachgesucht. Auch sollen verschiedene neue Befestigungen geplant werden. Bei Plentsch im Berner Jura, da« al» wichtiger strategischer Punkt angesehen wird, soll eine Festung errichtet werden, wie in Airolo; vorerst gilt e«, die Wider standskraft de» im Jura befindlichen Befestigungs material» zu erproben. Artillerie und Pioniere be finden sich bereit» dort zu diesem Zwecke an der Arbeit. Locale ««d sSchfisch« Nachrichten. — Eibenstock, 4. Juni. Die Nachricht über ein heute Vormittag in nächster Nähe de« Stadttheile» Erottensee verübte» Verbrechen erschreckte die Be wohner unserer Stadt. Die 21 Jahre alte ledige Tochter de» Oekonom Johann Heinrich Nötzoldt, mit Namen Anna Marie, hatte um 10 Uhr die elterliche Wohnung verlassen, um ihre in Lauter wohn ende Schwester zu besuchen. Kaum zehn Minuten von der Wohnung entfernt muß dieselbe auf dem Weg« von Eibenstock nach Blauenthal von einer noch unbekannten Person überfallen worden sein, denn gegen > 11 Uhr Vormittag« wurde ihre Leiche bereit» auf I einer fiskalischen Wiese hinter dem Posthaltergut am I sogenannten Steinbächelweg mit schweren Gehirn- und Schädelvcrletzungen todt aufgefunden. Wahrscheinlich hat die Nötzoldt noch einen Kampf mit ihrem An greifer zu bestehen gehabt, denn ihre Sachen wurden in der Nähe zerstreut, und da« Portemonnaie de» Inhalt» beraubt vorgefunden. Ob Raub- oder Lust mord, oder ein Eifersucht» - Racheakt vorliegt, wird hoffentlich die Section der Leiche und die gerichtliche Untersuchung ergeben, und sehen wir daher für heute von der Wiedergabe der umlaufenden Gerüchte ab. — Eibenstock. Der Vogtl.-Erzgeb. Industrie- Verein zu Plauen welcher sich die Förderung der heimischen Industrie zur Ausgabe gestellt hat, wird im RathhauSsaale Hierselbst in der Zeil von Freitag, den 8. Juni bi» Freitag, den 15. Juni seine erste Wander-Au» st ellung der Vorbilder sammlungen der kunstgewerbl. Fach- zeichcnschule zuPlauen abhalten. Wäh rend dieser Zeit hat Jedermann freien Zutritt und da» Zeichnen nach den ausgestellten Vorbildern ist gestattet. Die Ausstellung wird umsomehr da» allge meine Interesse erwecken, al» Alles was sie enthält, Erzeugnisse der modernen Textil-Jndustrie sind. Der große Vortheil, welchen die Fabrikanten größerer Städte dadurch genießen, daß ihnen reiche Vorbilder sammlungen zur Verfügung stehen, soll durch Veran staltung von Wanderausstellungen einigermaßen aus geglichen werden, weshalb erwartet werden darf, daß die uneigennützigen, segensreichen Bestrebungen deS Vogtl.-Erzgeb. Industrie-Vereine« eine rege Unterstütz ung seitens hiesiger Industrieller und Zeichner er fahren werden. — Eibenstock. Im SchießhauS Hierselbst findet nächsten Dienstag ein Concert de« einzigen afrikan ischen Opern-Sängers, Neger Mr. Bogel, statt. Dieser schwarze Sohn de« dunklen Welttheile», eine imponirende Erscheinung, welcher in der Tracht seiner Heimarh auftritt, hat neuerdings in Leipzig durch seine mächtige, temperamentvolle Stimme von unbedingter Reinheit und Sicherheit große» Aufsehen erregt. Mögen Alle, die cS können, diese» Concert, in welchem da« al» wacker bekannte Stadtorchester mitwirkt, be suchen, die höchste Zufriedenheit ist ihnen gewahrt. — Dresden. Am 28. vorigen Monat« und folgende Tage hat eine abermalige Auslosung König lich Sächsischer SlaatSpapiere stattgefunden von wel cher die 4°/„ StaatSschulden-Kassenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62/66 und /68, 4 °/o (vormal« 5 "/„) dergleichen vom Jahre 1867, 4"/o dergleichen vom Jahre 1869, 4"/g dergleichen vom Jahre 1870, die durch Abstempelung in 3'/.,"/« und 4 "/„ SlaatSpapiere umgewandelten Löbau-Zittauer Eisenbahnaktien I-it. und L, ingleichen die den 1. Dezember 1888 und beziehentlich den 2. Jänuar 1889 zurückzuzahlenden, auf den Staat übernommenen 3'/, "/<> Partialobligationen von den Jahren 1839 , ' bi» 1841 und 4 "/n dergleichen vom. Jahre 1866 der Leipzig- DreSdner Eisenbahn-Compagnie betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten StaatS- papiere werden hierauf noch besonder» mit dem Hin- zusügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der ge zogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem DieSdner Anzeiger ver öffentlicht, auch bei sämmtlichen BezirkSsleuer - Ein nahmen und Gemeindevorständen, de» Lande» zu Jeder mann» Einsicht auSgelegt werdön. — Leipzig. Die Vorgänge in den Reich»- landen haben in neuerer und neuester Zeit wieder da» öffentliche Interesse in bedeutendem Maße wach gerufen, und so wird dem isi nicht ferner Zeit hier vor dem Reichsgericht sich äbspielenden LanveSver- rath»Prozeß gegen einige Bewohner de» Elsaß eine erhebliche Aufmerksamkeit zugewendet werben. Dir Termin, wann die.Verhandlung stattfindet, wird jetzt mit Recht streng geheim' gehalten, bi« di« öffentliche Kundgebung am Brette de» Reichsgericht« erscheint; e«s sei lediglich det Vollständigkeit der Mittheilungen wegen erwähnt, daß vermuthlich noch Pot den Ferien die Verhandlungen beginnen und zu Ende geführt werden' dürften.. PÜrüber besteht indessenMicht der geringste Zweifel,' daß die belegten Verhandlungen vor dem Reichsgericht wiederum auch die strengsten Maßregeln, rechtfertigen werden; 'wslche im Grenz verkehr der Peichslande getroffön Wörden sind. > — In Leipzig geht man «nit'dem Gedanken l um, in den ersten Tagen de« August zur Erinnerung I an da» vor 25 Jahren stattgehgbte dxitte deutsche Turnfest eine turnerische Ertanerung»feier zu veran stalten. — Au» der Leipziger Pr.leg». Der Wonne monat hat sein Ende erreicht, und man muß ihm nachrühmen, daß er der Wonne dttSmal genug ge bracht hat, denn die Bäume blühten in solcher Ueppigkeit wie selten, und die Saatfelder prangten im saftigsten Grün. Leider war der Mai nur zur ersten Hälfte kühl, naß aber fast gar nicht, und da» ist ein ungünstige» Zeichen. Die Felder sind völlig auSgetrocknet. Wenn der Pflug oder die Egge darüber streichen, so wirbeln Staubwolken empor. Zur Zeit haben sowohl die Sommer-, wie die Wintersaaten ihr grüne» Aussehen behalten, aber wenn der erhoffte Regen nicht bald eintritt, so kann die Ernte nicht gut werden. An den Obstbäumek machen sich die Raupen, die sich bei der trockenen Witterung gut entwickeln können, breit und fordern ihren Theil. Die Maikäfer traten erfreulicherweise Weise nur vereinzelt auf; aber die Raupen scheinen dieselben ersetzen zu wollen. — Borna. Seiten» unserer Schützengilde war anfänglich geplant, Heuer die 350jährige Jubi läumsfeier ihre« Bestehens zu begehen, da der Gilde bereits zu Anfang deS 16. Jahrhundert» im Stadt buche Erwähnung geschieht. Die eigentlichen Gründ- ungSdokumente waren jedoch nicht auffindbar, und o besteht die vierjährige Feier in einem 150jährigen Jubiläum, da 1738 eine völlige Neugestaltung der Schützengilde erfolgte. Den an 33 Schützengesell- chasten ergangenen Einladungen wird sehr zahlreich Folge geleistet werden, und steht e« jetzt schon fest, daß am Festtage, 12. Juni, etwa 1000 fremde Schützen hier eintreffcn. An dem den Glanzpunkt der Feier bildenden historischen Festzuge werden sich sämmtliche hier bestehende Innungen betheiligen, in demselben auch die verschiedenen Entwickelungsstadien der Bür gerschützen Darstellung finden. — Am Freitag Morgen wurde in Schneeberg an dem KirchhofSthore der betagte Schneidermeister Salzer erhängt aufgefunden. — Aue, 1. Juni. Aufsehen hat in hiesiger Gegend die gesterri hier erfolgte Verhaftung de» Direktor» der Bunipapierfabrik in Ober- schlema (Aktiengesellschaft) erregt. Derselbe ist, wie wir bestimmt vernehmen, vom kgl. Amtsgericht zu Schneeberg in Untersuchungshaft genommen worden. Ueber die Gründe der Verhaftung sind bisher nur Gerüchte in die Oeffentlichkeit gedrungen, dieselbe be trifft die Geschäftsführung bezeichneten Direktors. Ob Unterschlagungen vorliegen, soll noch nicht fest gestellt sein. — Vor einiger Zeit wurde in Schlettau ein Knabe von einer Kreuzotter in den Finger ge bissen. Derselbe leidet bi» heute noch an den Folgen desselben. E» mahnt dieser Fall, den Kindern Vorsicht anzuempsehlen. Die Kreuzotter hält sich gern an sonnigen Plätzen auf, also nicht im Walde, sondern am Rande desselben, wo sie Schlupfwinkel zwischen Steinen oder in einem Mauseloche findet. Bei Kreuzotterbiß ist der Arzt thunlichst bald zu Hilfe zu rufen. Es empfiehlt sich, die Wunde durch einen Schnitt zu vergrößern oder dieselbe auSzubrennen. Hierauf ist da» betr. Glied fest zu unterbinden, damit der Blutumlauf gehemmt werde. Auflegen von küh lendem Rasen oder Auftröpfeln von Salmiak wird ebenfalls gute Dienste leisten. — Wegen Vergehens gegen da« Dynamit gesetz wurden von der Strafkammer de» Chemnitzer Landgericht» vier unbescholtene Männer zu Gefäng- nißstrafen von je 3 Monaten verurtheilt. Die Brun nenbauer Uhlig und Riedel in BurckhardtSdors, welche die vorgeschriebene Erlaubniß zum Aufbewahren von Dynamit mit Erfolg nachgesucht haben, hatten zwei bei ihnen in Arbeit stehenden Brunnenbauern da« Sprengen mit Dynamit selbstständig überlassen, ohne da» letztere irgend welche Erlaubniß zum Führen von Sprengstoffen hatten. Sämmtliche Angeklagte versicherten, daß sie sich der Strafbarkeit ihrer Hand lungsweise in keiner Weise bewußt gewesen seien. — Bei Annahme von Zehnmarkstücken ist Vorsicht zu empfehlen, da nach einer Mittheilung de» Polizeiamte» in Bamberg Falsifikate dieser Art kursiren, die da» Bildniß des Kaisers Wilhelm, das Prägezeichen 6 und die Jahreszahl 1875 tragen und an dem schlechten Gepräge, insbesondere an den mangelhaften Buchstaben auf den Rändern, kenntlich sistd. . , —' GraSlitz. In dem an der sächsischen Grenze gelegenen Markhausen biß kürzlich ein Hund die Besitzerin der allbekannten Restauration „Zur Hacke". Da an dem bald darauf erschossenen Histtde die Tollwuth festgestellt wurde, so ist in Fblge diese» Falle» im böhmischen wie im sächsischen Grenzbezirke die Hundesperre behördlicherseits ange- , ordnet worden. , Die Brautfahrt. Humoreske von Bruno Köhler. (L. Fortsetzung.) „Herr von Prawitz', begann sie darauf erhobenen Tone», „diesen Morgen erhielt ich von ihrer Frau Mama einen Brief, worin sie wiederholt den Wunsch au-spricht, daß unsere beiderseitigen Familien bald in näher« Be ziehungen treten möchten. Dieser liebentwürdige Wunsch fand in meinem Heizen ein freundliche« Echo, besonder» seit ich da» Vergnügen hatte, Sie, Herr von Prawitz, persönlich kennen zu lernen!"