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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- srttionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Wrk -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstaltcn. Verantwortlicher Redactcur: E. Hannebohn in Eibenstock. 3S. I-tzrga««. Dienstag, den 29. Mai 1888. Dem Maschinenschlosser in Höhndorf bei Lichtenstein ist von dem Königlichen Ministerium der Finanzen und deS Innern Erlaubniß zur Inbetriebsetzung einer Dampfstratzenwalze aus den fiscalischeu Straßen im Bezirke der Straßen- und Wasserbauins-ection Schwarzenberg in der aus der Verordnung vom 26. September 1873 (Gesetz- und Verordnungsblatt S. 525) und deren Beilage unter O 1" entnehmenden Maße, jedoch mit der Modifikation, daß eS der Einreichung der in Punkt 1 Absatz 2.der Beilage O gedachten Anzeige nicht bedarf und daß während der Verwendung der Walze zur Arbeit auf öffentlichen Wegen von den bestehenden Borschristen über das Aus weichen bei Begegnungen nach Maßgabe der besonderen Weisungen des Straßen- AufsichtSpersonals abgewichen werden darf, ertheilt worden. Schwarzenberg, am 26. Mai 1888. Königliche Amtshauptmannschast. Krhr. von Wirsing. St. Zwangsversteigerung. DaS im Grundbuche auf den Namen Ernst Hufter eingetragene Grundstück, HauS Nr. 179L des BrandcatasterS, Nr. 14 des Flurbuchs, Folium 169 des Grundbuchs für Eibenstock, geschätzt aus «24 Mark, soll an hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und ist der 9. Juni 1888, Vormittags 10 Uhr als Bersteigcrungstermin, der 19. Juni 1888, Vormittags 10 Uhr als Termin zu Berkündung des Vertheilnngsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei deS unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Eibenstock, am 31. März 1888. Königliches Amtsgericht. Prschke. Gruhle, G.-Sch. Zwangsversteigerung. Da« im Grundbuche auf den Namen Christiane Friederike verw. Clauß geb Lökler eingetragene Grundstück, Hau« mit Garten Nr. 309 deS Brandca tasterS, Nr. 254 Abtheilung .4 des Flurbuch», Folium 300 de« Grundbuch« für Eibenstock, geschätzt auf 14 «95 Mark soll an hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und ist der 15. Juni 1888, Vormittags 10 Uhr als Versteigeruugstermi«, sowie der 26. Juni 1888, Vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Bertheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf vcm Grundstücke lastenden Ansprüche und ihre« Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei deS unterzeichneten Amtsgericht« cingesehen werden. Eibenstock, am 31. März 1888. Königliches Amtsgericht. Peschke. Gruhle, Ger.-Schrbr. Bekanntmachung. Am LI. dieses Monats ist der zweite Termin der diesjährigen Stadt- anlagen zu bezahlen. Wir fordern zu dessen Berichtigung hierdurch mit dem Bemerken auf, daß 4 Woche« «ach diesem Termine gegen die Säumigen sofort das Zwangs- vollstrecknngsversahren eingeleitet werden muß. Eibenstock, am 28. Mai 1888. Der Stadtrath. Löscher. G. Politisches Wetterleuchten. Wenngleich die Hoffnung, daß der Friede erhalten bleiben werde, sich nicht so leicht erschüttern läßt, so sind doch in letzter Zeit wiederum sehr viele An zeichen dafür hervorgetreten, daß die allgemeine euro päische Lage noch weit davon entfernt ist, als eine normale gelten zu können. Die Großmächte erschöpfen' sich in offiziellen FriedcnSversicherungen und treffen doch Maßregeln, welche Jedem deutlich zeigen, daß man dem Nachbar nicht über den Weg traut. Die Friedensaussichten schöpfen trotzdem ihre Stärke au« der Erkenntniß, daß keine von den Groß mächten die unter den heutigen Verhältnissen in« Ungeheure gehende Verantwortlichkeit für den Beginn eine« Weltkriege» auf sich laden möchte. Deutschland, Oesterreich und Italien wollen den Frieden und nicht« al« den Frieden; aber den Frieden in Ehren! Eng land steht ebenso zweifellos auf feiten de« Dreibünde«, wenn eS zum Aeußersten kommen sollte, denn Frank reich ist sein Feind im Mittelmeer und in Egypten. Rußland sein Feind in Konstantinopel und in Mittel asten. Der friedlichen Interessengemeinschaft, welche den Dreibund und England umschließt und welche in erster Linie die Aufrechterhaltung de« Frieden« er strebt, stellt sich die kriegerische Interessengemeinschaft Frankreich« und Rußland gegenüber. Wa« andere«, al« der Haß gegen die starken Friedensmächte, bringt diese beiden großen Staatswesen einander näher? Welche anderen Berührungspunkte, al« den gemein samen Haß, hätten sie? Frankreich — ein hochzivili- sirte« Land, eine Republik im radikalen Fahrwasser; Rußland — ein kaum den Anfängen der Kultur er schlossene« Land, mit despotischem Regiment, da» aller dings (wie ein grausige» Scherzwort sagt) durch Meuchelmord gemildert wird! In den letzten Tagen ist ein offiziöser Federkrieg an mehreren Stellen entbrannt. Von deutscher Seite wurde bisher auf die Empfindlichkeit Rußland« die weitgehendste Rücksicht genommen. In den leitenden Kreisen mochte man sich der Worte de« sterbenden Kaiser» Wilhelm an seinen Enkel erinnern: »Halte die Freundschaft de« Czaren in Ehren." Man weiß, wilche« Opfer unser Kaiserhaus in diesem Sinne ge bracht hat! Man erfährt aber leider auch, daß diese« Opfer ein vergebliches war und daß die tonangebende russische Presse forlfährt, Deutschland der „Undank barkeit" zu zeihen. Gegen diesen Vorwurf erhebt nun die offiziöse „Nordd. Allz. Ztg." die Stimme. Man ist in Ruß land besonders stark verschnupft wegen der hohen deutschen Getreidezölle und wegen der neuervingS ver lautbarten Absicht, den Zoll auf die russische Ge treideeinfuhr noch um die Hälfte (von 5 auf 7^ Mart) zu erhöhen. Die genannte Zeitung schreibt dazu: „Seit Herstellung der russischen Eisenbahnen sind auf Kosten der deutschen Landwirthschaft in Ruß land Verhältnisse eingetreten, vermöge deren der Grund besitz in der Nähe der russischen Eisenbahnen zu einer schwindelhaften Höhe, in einigen Fällen und Jahren zur JahreSrente de« früheren Kapitalwerthe« und Kaufpreise« gestiegen ist. Dieses unnatürliche Ver- hältniß aufrecht zu erhalten, ist der Preis, den die „Moskauer Zeitung" für die russische Freundschaft von un« fordert. — Eine solche Tribulzahlung und Freundschaft für Geld ist aber für keine unabhängige Macht annehmbar." Ganz nüchtern betrachtet, ist die billige Getreide einfuhr auS'Rußland für Deutschland kaum ein Segen. Abgesehen davon, daß von der Niedrigkeit der Ge treidepreise doch nur die Spekulation profitirt (denn im Brodgewicht kommt die Billigkeit der Getreide« kaum zum Ausdruck), drücken die niederen Preise in erster Linie auf den deutschen Landwirth, der dadurch kaufunfähiger und kaufunlustiger wird, wodurch wie derum die Industrie Schaden leidet. Wollte man aber selbst diesen großen Uebelstand unbeachtet lassen, so geriethe doch, wenn der deutsche Landwirth die Getreideproduktion al« zu wenig nutzbringend aufgiebt oder einschränkt, Deutschland betreffs seine« wichtigsten Nahrungsmittels immer mehr in Abhängigkeit vom Au«lande, wa« sich bei einem etwaigen Kriege schwer rächen würde. Für Rußland ist die Sache insofern unangenehm, al« auch in Oesterreich Maßregeln gegen die russische Einfuhr bevorstehen, so daß Rußland der Landweg nach rem Westen gänzlich versperrt ist. Trotzdem ist ganz fest darauf zu rechnen, daß au« dem ent brannten Kriege der Federn kein wirklicher entstehen wird. Im Gegentheil ist anzunehmen, daß die mo derne „Kontinentalsperre", welche Deutschland und Oesterreich gegen Rußland in Anwendung zu bringen scheinen, auf die kriegerische Stimmung Rußland« einwirken wird, wie die Handhabung von Trense und Kandare bei einem ungestümen Roß. Hagesgeschichte. — Deutschland. Nachdem der Kräftezustand Sr. Maj. de« Kaiser « sich so weit gehoben hat, daß der hohe Patient sich wieder ohne Unterstützung frei bewegen kann, und nachdem das örtliche Leiden offenbar zum Stillstände gekommen ist, soll von jetzt ab ärztlicherseits nur einmal wöchentlich und zwar Montags ein Bulletin auSgegeben werden. — Au« PotSdam schreibt man: Schloß Fried rich Skron rüstet sich, seinen erlauchten Herrn wür dig zu empfangen. Hundert fleißige Hände sind be müht, die Wohnräume für die kaiserliche Familie in Stand zu setzen und den Privatgarten link« am Pa lais in Ordnung zu bringen. Die sämmtlichen Zim mer sind durch telegraphische Leitung miteinander ver bunden worden, auch die Ausstellung eine« Garten- zelteS für den leidenden Herrscher ist bereits erfolgt. Kurz, Alle« ist zum Empfang bereit, dem man bi« > zum 3. Juni entgegensieht. Ein ganze« Jahr ist e« her, seit Kaiser Friedrich seine Residenzstadt Potsdam nicht mehr gesehen; zum letzten Male verließ er al« Kronprinz da« neue Palai«, al» er zu den Jubiläums festlichkeiten nach London ging. Mit ganz besonderer Sehnsucht harrt auch die kleine Gemeinde Bornstedt der Ankunft ihre« kaiserlichen PatronatSherrn und seiner Gemahlin, welche stet« für die Bedürfnisse und Interessen der Bornstedter ein warme«, fühlende» Herz und einen allezeit praktischen Sinn bewiesen haben. — Wilhelmshaven. Eine« der seltensten und interessantesten Schauspiele bieten zur Zeit die seit einigen Tagen stattfindenden Schießübungen der 2. Matrosen-Artillerie-Abtheilung mit den schweren Geschützen der Küstenfort». Die Uebungen beginnen, wie der „Post" berichtet wird, bereit« in früher Morgenstunde und werden in der Regel bi« zum Mittage ausgedehnt, so daß am ganzen Vormittage eine ununterbrochene heftige Kanonade herrscht, welche die Fenster in den Häusern erklirren