Volltext Seite (XML)
Empfehlungen der Damen, welche sich sehr freuen würden, wenn er ihnen dar Vergnügen machen wolle, I bei ihnen zu speisen, fall» er nicht schon anderweitig versagt wäre. Der Sennor war nicht versagt — oder cS be- hagte ihm wenigstens, die» zu sagen — und Nicht» verhinderte ihn, diese große Ehre anzunehmen und da» Vergnügen zu genießen; er kam pünktlich auf den Moment und brachte ein au»erlcsenc» Bouquet von weißen Rosen für Miß Dont und eine Loge in die Oper für alle drei. E» war ein sehr angenehme» Diner mit den ausgewähltesten Weinen, das In der angeregtesten Weise verlief. Niemals hatte Leonore schöner auSgeschen oder war sie geistsprühender gewesen als an diesem Abende. Da» Kopfweh, welche» sie den ganzen Tag belästigt hatte, war wie durch Zauber verschwunden. Ein liebliche» Licht glänzte in ihren blauen Augen; ein liebliches Roth färbte ihre feinen Wangen; sie halte nur Lächeln und Witzfunken, welche um so mehr bezauberten, da man die» an ihr nicht gewöhnt war. Der dunkle Westindier raste innerlich über ihre blonde Schönheit; für ihn war sie entschieden da» schönste Weib, das er je gesehen. Er war schon seit Wochen geneigt, sich und seine Millionen ihr zu Füßen zu legen, wäre e» ihm nicht bekannt gewesen, daß Mr. Arker sie in Kurzem zum Altäre führen sollte. Heute Abend jedoch setzte er alle seine Klugheit hintenan; er konnte seine Augen nicht von ihrem hübschen, lichten Gesichte abwcndcn; er trank seinen Wein und hielt ihn für LebenSelixir, so jung und glücklich fühlte er sich, al» diese» schöne Geschöpf ihm über den Tisch zulächclte. Er hätte Tausende von Zuschauern herbeigewünscht, die sehen sollten, wie er ihr in den Wagen half, um mit ihr zur Oper zu fahren, so stolz war er auf sie, ihre Toilette, ihre Anmuth und ihre Schönheit. „Wenn Sie nur die Meine werden könnten!" flüsterte er ihr zu, ihre kleine, behandschuhte Hand drückend, al» er neben ihr saß, den ganzen Rücksitz für Madame'S schönen Sammtanzug lassend. „Was möchte ich für diese» Glück nicht opfern? Glücklicher Arker! Die Götter selbst könnten ihn beneiden!" Leonore lachte heiter und murmelte: »Und wenn er nun sein Glück nicht zu schätzen wüßte? »Ein Prophet gilt Nichts in seinem Vater lande," und so geht eS der Schönheit. Ich glaube, nur in Ihrem Vaterlande würden meine blauen Augen und mein goldenes Haar nach ihrem vollen Werthe geschätzt werden. Hier sind sie so gewöhnlich, daß selbst Mr. Arker sich Nichts au» ihnen macht." »Nichts? Nicht« au« ihnen macht? Er ist Ihnen sehr ergeben. Hätte ich das nicht bemerkt, ich hätte längst versucht zu — zu — ihn auSzustechen. O ja, ich wollte den Kampf mit ihm aufnehmen — ich wollte ihm zu Leibe gehen — er sollte fechten müssen für seine Dame. Ach! Wenn ich nur nicht zu spät gekommen wäre!" Und er seufzte tief. „So lange Leben ist, so lange ist Hoffnung, Sennor," erwiderte Leonore heiter. Da in diesem Augenblicke der Wagen hielt und der Diener den Schlag öffnete, konnte sie bei dem Lichte der GaSlaternen vor dem Opcrnhause den Blick, in welchem sich Erstaunen, Furcht und Ent zücken mischte, gewahren, mit dem der Westindier sie betrachtete, und sie lachte aufs Neue in heiterem Tone, den man für Ermuthigung oder Spott halten konnte, je nachdem man gelaunt war. Während de« ganzen Abends behielt sie dieses blendende, verblüffende Betragen bei. Ein Erbeben wilder Hoffnung ließ da« ohnehin heiße Blut de» Verliebten noch glühender durch seine Adern strömen. »Wenn sie mit mir spielt, so steht ihr da» gut," dachte er. „Die Art, mit der sic mich heute behan delt, ist merkwürdig! Mr. Arker ist fort, hatten sie vielleicht einen Lieberstreit? Wenn das ist, so will ich versuchen, Vortheil daraus zu ziehen. Wie schön sie ist! Alle Leute wenden die Gläser nach unserer Loge. Wie vornehm sie aussieht! Und Toilette zu machen versteht sie wie eine Kaiserin!" Seine Leidenschaft und Hoffnung drückten sich in seinen blitzenden, schwarzen Augen aus, welche sein magere», broncefarbene» Gesicht erhellten; er war un ermüdlich in seinen Aufmerksamkeiten und tief traurig, al» endlich die Oper ihr Ende erreichte, ebenso wie die kurze Fahrt in« Hotel, und er genöthigt war, den Damen an der Thür ihrer Zimmer „Gute Nacht" zu sagen, indem er ihre Fingerspitzen küßte und sich die Lrlaubniß erbat, de» anderen Morgen» sich nach ihrem Befinden erkundigen zu dürfen. »ES ist deutlich zu sehen, daß c» nur eine» Worte» von Deiner Seite bedürfte, ihn zu Deinen Füßen zu haben," bemerkte die Mutter, als sich die Thür zwischen ihnen schloß. »Vollkommen zweifellos; und vielleicht spreche ich i diese» Wort, Mama!" »Du scherzest, Leonore! Thue da» nicht! Ich habe Albert sehr lieb; er ist mir wirklich theuer. Mir ist, al» ob er mein Sohn wäre. E» muß etwa« geschehen sein," sie begann ihre Augen zu wischen, „Ihr müßt Euch gezankt haben, bevor er abreiste, sonst würdest Du so nicht sprechen, Leonore." „Wie zärtlich Du so plötzlich gegen den armen Albert geworden bist!" sagte Leonore spottend, und indem sie sich nach dem großen Spiegel umwandte, um die Spitzen und Blumen au« ihrem Haare zu entfernen, stieß sie plötzlich einen Schrei au». — Eine Person, welche seit drei Stunden auf dem Sopha sitzend, ihre Rückkehr erwartete, jedoch vorher von Beiden nicht bemerkt worden war, stand von ihrem Platze auf. „Verzeihen Sie mir, Miß Dont," stotterte sie, „daß ich mich hierher gewagt habe. Ich kam zu Ihnen, ohne daß eS Jemand weiß, um Ihnen einen Dienst zu erweisen." „Sie — mir einen Dienst erweisen?" „Ich glaube, daß Sie eS so betrachten werden." „DaS ist sonderbar, Miß Bendlin." „Ja, eS ist sonderbar." „Sie sehen sehr blaß und ermüdet aus. Wünschen Sie etwas?" „Ihr Mädchen brachte mir eine Tasse Thee, ich wünsche nicht« mehr. Ich — ich wäre gern noch heut Abend zurückgekehrt, aber cS ist jetzt schon zu spät. ES geht kein Zug mehr; und ich würde mich auch fürchten." „Sie können bei meinem Mädchen schlafen. Wollen Sie mir jetzt den Zweck ihre« Hierseins sagen oder wollen Sie warten bis morgen ? „Ich will eS Ihnen jetzt sagen. Ich muß früh zeitig zurückkehren; ich möchte nicht, daß man von meinem Herkommen erführe." DreiundzwanzigsteS Kapitel. Gut gespielt. Am folgenden Tage, Mittags 12 Uhr, fuhr General Branding'« Wagen bei dem Hotel vor, seine zwei hübschen Töchter stiegen aus und gingen direct nach Mr«. Dont's Besuchszimmer, wo sie die beiden Damen fanden. „Leonore, unsere Kleider sind gekommen!" riefen sie gleichzeitig, nachdem sie Madame begrüßt hatten. „Gestern kamen sie, sie sind herrlich! O, Du mußt in den Wagen steigen und mit un» kommen, um sie anzuschen!" „Blaßrothe Atlasunterkleider mit Ucbcrkleidcrn von weißem 6rüz>6 mit point-Inco und weißem Hollunder!" fuhr Mimy fort. „Dein« ist natürlich auch schon da! Können wir eS sehen?" fragte Alice. „O, wie ich mich freue, Deine Brautjungfer zu sein! Die Karten sind wohl gestern verschickt worden? — Aber wa« ist Dir, Leo nore? Ist Dein Kleid noch nicht da? Du sichst so blaß und verstört aus, e« wäre wirklich schrecklich, wenn Du wegen Deiner Toilette in Angst sein Müßtest!" «Fortsetzung fotzt.) Der Kaiser und der Kutscher. Kaiser Alexander I. von Rußland sand ein besondere» Vergnügen darin, ohne jede Begleitung aukzugehe» und seine Haupt- und Residenzstadt nach allen Richtungen planlos zu durchstreifen. Er hüllte sich recht tief in seinen grauen MilitSrmantel ein, so daß ihn Niemand erkennen konnte. Von weitem folgte ihm sein Neuer und in ganz Petersburg allbekannter Kammerdiener Jlga mit einer einfachen Hofequipage und während der Win termonate in einem Schlitten. CineS Tage» ging der mächtige Czar seiner Gewohn heit gemäß allein am englischen Quai spazieren und hatte selbst seinem Jlga verboten, mit dem Wagen ihm langsam nachzukommen. Nachdenklich und alle» be obachtend schritt der Kaiser dahin und war in Gedanken so vertieft, daß er nicht bemerkte, wie sich auf einmal am Himmel düstere Wolken cmporballten. Plötzlich be gann eS zu regnen, der Regen goß in Strömen, und Alexander war binnen wenigen Minuten bi« auf die Haut durchnäßt. Lächelnd blickte er um sich und winkte einem Jwostschik. Der Droschkenkutscher kam mit seinem Fuhrwerk schnell herbei, der Czar stieg ein, und der grauköpfige Jwostschik fragte artig: „Wohin geht die Fahrt, Väterchen?" „Fahre mich zum Winterpalast, Alter!" erwiderte der Kaiser freundlich. Der greise Rosselenker nickt vergnügt mit dem Kopfe und sagt gutmüthig: .Sehr wohl, Väterchen!" 3m Galopp rasselt der Wagen dahin. Auf den Straßen bleiben Soldaten und Offiziere ehrerbietig stehen und grüßen den Insassen deS Fuhrwerke« nach militärischem Brauch mit größter Ehrfurcht. Unser Jwostschik schaut sich staunend um und ist überzeugt, daß sein Fahrgast ein hoher General sein müsse. Weiler geht eS am Senat-Palast vorüber. Der Posten ruft init mächtiger Stimme die Wache unter daS Gewehr, der Trommler rührt die Schlägel, die Soldaten präsentiren daS Gewehr ; und sehen festen Blicke« den schlichten Offizier im ein fachen Mieth-wagen an. Unserem Droschkenkutscher wurde e« sonderbar zu Muthe, er schüttelte verwirrt mit seinem grauen Kopfe, wandte sich zu seinem Fahrgast und fragte in demüthigem Tone: „Die warten wohl auf den Kaiser, Väterchen?" Druck und Verlag von S. tzannebohn in Eibenstock. Alexander lächelte und antwortete schnell: ,3a wohl, Alter, sie wollen ihren Kaiser begrüßen." Nicht lange daraus hielt der Wagen vor einem Seitenportal deS WinterpalaiS. Der Kaiser stieg au» und wollte den Jwostschik bezahlen, machte aber die unangenehme Entdeckung, daß er kein Geld bet sich habe. Allein er ist ja der allgewaltige Kaiser, vor wel chem alle auf die Kniee sinken, ihm wird doch Jeder mann Glauben und Vertrauen schenken. So dachte wohl Alexander, und zwar mit Recht, und ries deshalb dem grauköpfigen Roffelenker freundlich zu: „Warte hier einen Augenblick, Alter, ich werde Dir Dein Geld sofort herauSschickeu!" Der greise Jwostschik lachte verschmitzt und kratzte sich verlegen hinter den Ohren. „Nein, Väterchen, nein", meinte er endlich, .da geht nicht, da« geht wirklich nicht." Kaiser Alexander machte große Augen und fragte ganz verwundert: „Aber warum denn nicht, Alter?" „Nicht« für ungut, Väterchen", entgegnete der Grau bart, .allein die Herren Offiziere haben mich schon zu oft angeführt. Ich kann und darf deshalb nicht borgen, Väterchen." Der Kaiser mußte laut lachen; die Geschichte fing an, ihm Spaß zu machen. „Alter, waS soll ich denn thnn?" sagte er schließlich heiter. „Ich habe meine Börse vergessen und besitze keine Kopeke." ,3a, Väterchen", lautete die Antwort, „dann muß ich um ein Pfand bitten!" .Ein Pfand?" rief belustigt der Czar. „Gut, Du sollst eS haben, Alter. Wa« verlangst Du?" „Laß Deinen Mantel hier im Wagen liegen, Väter chen, bi« Du mir daS Geld bringst!" Alexander amüsirte sich herzlichst, legte seinen Man- tel ab, grüßte den Granbart freundlich und trat in da« Schloß. Der Jwostschik blickte dem Davoneilenden neu gierig nach, zog seine Flasche hervor und that einen kräftigen Zug, al« wolle er sich für seine Schlauheit selbst belohnen. Nach einigen Minuten erschien ei» kaiserlicher Lakai, überreichte dem Droschenkutscher fünfundzwanzig Rubel und bat um den grauen Militärmantel. Allein da kam er bei dem schlauen Jwostschik schön an. „Nein, Väterchen", rief er, indem er den Mantel festhielt, „so dumm ist der Jwa» Sergejewitsch nicht! Stecke Dein Geld nur ruhig in die Tasche und lasse den Mantel hübsch liegen. Der Mantel ist sechsmal so viel werth, doch Du scheinst auf billige Art zu an ständiger Kleidung kommen zu wollen. Nein, nein Väterchen, daraus kann nun einmal nichts werden, son dern gehe nur in daS Palai« und sage dem guten Herrn Offizier, er möge sich den Mantel nur selbst holen!" Der Graubart nickte vergnügt mit dem Kopfe; er war stolz auf seine Schlauheit. Der Lakai riß die Augen groß auf und schrie den Jwostschik an: „Alter, bist Du wahnsinnig geworden? Der Mantel gehört Seiner Kaiserlichen Majestät!" Geringschätzig schaute unser Roffelenker den Lakaien an und erwiderte malitiöS: „Väterchen, Du überlistest den alten Iwan Sergeje witsch picht. Der Mantel gehört dem Kaiser? Väter chen, der allmächtige Czar, den Gott segnen möge, fährt mit einem Jwostschik nicht, er hat mehr Wagen, alS sämmtliche JwostschikS in Petersburg." Der Lakai war in Verlegenheit; alle seine Einwend ungen und Vorstellungen fanden bei Iwan Sergejewitsch kein Gehör. Er wollte bereits ins Palais zurückkehren, als der Kammerdiener Jlga erschien, der in der Reichs- Hauptstadt jedem Kinde bekannt war. „Weißt Du, Väterchen", rief ihm der Roffelenker verschmitzt lächelnd zu, „was dieser Mensch mir auf binden will?" Jlga trat an Iwan Sergejewitsch heran und sagte: ,3a, Alter, Dir ist heule ein großes Glück wider fahren, Dn hast den Kaiser gefahren!" Der Jwostschik blickte den Kammerdiener ganz er starrt nnd zum Tode erschreckt an. .Den Kaiser?" stotterte er todtenbleich. .Und ich Unglücklicher habe den Czaren gezwungen, mir ein Pfand zn geben! O ich bin verloren, ich werde am Galgen sterben >' „Beruhige Dich, Väterchen", antwortete Jlga, „der allergnädigste Kaiser zürnt Dir nicht. Schaue, dort steht er am Fenster! Hier nimm da« Geld, und gieb mir den Mantel!" Iwan Sergejewitsch blickte in die Höhe — richtig, da stand hinter einem hohen Bogenfenster Kaiser Alexander, welcher sich die ganze ergötzliche Scene vergnügt ange sehen hatte, und grüßte freundlich hinunter. Als sich der Jwostschik von seinem Schrecken erholt hatte, stieg er vom Bocke, knieete nieder und küßte, die Augen ehr furchtsvoll zu de» Kaiser« Majestät erhoben, erst den Saum de« kaiserlichen Mantel«, dann die fünfundzwanzig Rnbelschcine, den einen nach dem andern. Al« der Czar vom Fenster zurückgetreten war, kletterte Iwan Sergejewitsch wieder auf den Kutschersitz und fuhr im Trabe nach Hause, um den Seinen von de« Kaiser- Huld und Gnade zu erzählen. wöchen zwar 1 tag m semon T von de Jnbetr vezirl au« d< S. 52! Modifi gedacht Arbeit weichen Aufsicht S D Hau« 4 Grundb soll an sowie als Ter Ei> Rangver eingesehl Ei Wen bleiben sind doc zeichen t päische i normale sich in c doch M, man den Die Stärke c Mächten Ungeheu eine« Wl Oesterrei als den land steh wenn c« reich ist Rußland asten. 3 den Drei erster Lir strebt, stc Frankreic als der j diese beb Welche a samen Hc firte« Lai Rußland schlossenet ding« (u Meucheln In d> an mehre wurde bb weitgehenl Kreisen n Kaiser« L die Freun welche« T bracht hat