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Nach der Generalverordnung der Königlichen Kreishauptmannschaft zu Zwickau vom 22. December 1882 hat alljährlich eine Zählung der Fabrikarbeiter nach Anleitung der den OrtSbehörden zugehenden Formulare von denjenigen Gewerbe unternehmern, welche 1) in ihren Gewerbeanlagen mindesten» 10 Arbeiter beschäftigen, oder 2) Dampfkessel verwenden, oder 3) mit Wind-, Wasser-, Gasmaschinen- oder Heißluftmaschinen-Betrieb arbeiten oder 4) nach 8 16 der Gewerbeordnung und den Nachträgen hierzu beson derer Genehmigung unterliegen, stattzufinden. Für da» Jahr 1888 ist die angeordnete Zählung nach dem Arbeiterstande vom L. Mat v. am 1. Mai 1888 vorzunehmen. Die Herren Bürgermeister und Gemcindevorstände im amtShauptmannschast- lichen Verwaltungsbezirke werden daher veranlaßt, die von den betreffenden Ge werbeunternehmern au-gefüllten und vollzogenen Zählformulare zu sammeln und spätesten» bi» den 5. Wai 1888 anher einzureichen. Schwarzenberg, am 3. April 1888. Mligliche Amtshanptmanilschast. Arhr. von Wirsing. St. Zwangsversteigerung. Die im Grundbucke auf den Namen Adolf Friedrich August Baum garten eingetragenen Grundstücke, al»: a. Wohn- und WirthschastSgebäude Nr. 20 de» Brandkatasters, Nr. 69 de« Flurbuchs nebst den Flurstücken N. 138, 188, 189 de» Flurbuchs, Folium 23 deS Grundbuchs für CarlSfeld, l>. Wiese, Nr. 34u des Flurbuchs, Fol. 97 desselben Grundbuchs, e. Wiese, Nr. 159 de» Flurbuch«, Fol. 100 desselben Grundbuch«, geschätzt auf zu a. 800« Mark, zu b. 1VV« Mark, zu c. 60« Mark, sollen an hiesiger GcrichtSstclle zwangsweise versteigert werden und ist der 27. April 1888, Vormittags 10 Uhr al» BerstrigtrungStermi«, sowie der 8. Mai 1888, Vormittags 10 Uhr al» Termin zu Berkiiuduug des BrrtheilnugSPlauS anberaumt worden. Eine Uebersickt der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihre» Rangverhälinisse« kann in der Gerichtsschreiberei de« unterzeichneten Amtsgericht» eingesehen werden. Eibenstock, am 27. Februar 1888. Königliches Amtsgericht. Ptschkt- Gruhle, Ger.-Schrbr. Bekanntmachung. Herr Theaterdirektor Gothe hat sich bereit erklärt, morgen Dienstag, den 1V. April 1888, AbeadS 8'/. Uhr noch eine Vorstellung zu geben, den Ertrag aber nach Abzug der nothwendigsten Kosten für die hiesige Sammelftelle zu Künsten der Ueberschwemmteu in Norddeutschland zu bestimmen. Der unterzeichnete Stadtrath hat diese» Anerbieten gern angenommen und richtet nun an die Einwohnerschaft die Bitte, zahlreich diese Vorstellung besuchen zu wollen. Zugleich wird bemerkt, daß auf Ersuchen de» Herrn Theakerdirektor Gothe städtische Beamte die Kasse für diesen Abend übernehmen werden. Da» Programm zu dieser Vorstellung findet sich im Jnseratentheil. Eibenstock, den 9. April 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Die Rücktrittsgerüchte. Wie ist da» Gerücht von dem beabsichtigten Rück tritt des Reichskanzler» entstanden und welche lhat- sächliche Unterlage hat dasselbe? Da» sind Fragen, die heute in Jedermann» Mund sind. Man hat sich mit der Thatsache deS Hinscheidcn» Kaiser Wilhelm« abfinden müssen, so schwer e» auch werden mochte, und man wild sich ebenso mit dem Gedanken be schäftigen müssen, daß der Posten de« deutschen Reichs kanzler« einmal erledigt wird. Aber c« fällt Freund und Feind schwer, sich die Situation vorzustellen, daß Fürst Bismarck am Leben und nicht mehr auf sei nem hohen Posten sei, und noch schwerer wird allen die Vorstellung sein, daß der Rücktritt de« Fürsten Bismarck je einen andern Grund baben könnte, al« die zeitliche Grenze, welche die Natur auch dem schaffensfreudigsten Manne stellt. Diese Auslassungen wollen nicht als Liebedienerei gegen eine noch lebende welthistorische Persönlichkeit aufgefaßt sein. Sie entsprechen vielmehr den Ansichten der weitaus großen Mehrzahl de« deutschen Volkes und selbst ein dem Kanzler sonst gegnerisches Blatt, die „Germania", eine« der Hauptorgane der Zen- rumspertei, äußerte sich in ähnlicher Weise. Die „Köln. Ztg." hat in ausführlicher Weise die Gründe dargelegt, welche etwa dem Fürsten Bismarck den Rücktrittsgedanken nahegelegt haben möchten. Da nach soll die Absicht bestehen oder bestanden haben, den Prinzen Alexander von Battenberg in den deut schen Fürstenstand zu erheben und ihn mit einer Tochter de« Kaiser« Friedrich zu verheirathen. Mit Rücksicht auf die schlimme Deutung, welche eine solche Verbindung in Rußland finden würde, habe Bismarck eS ablehnen zu müssen geglaubt, die Folgen davon politisch zu vertreten. Der tapfere Battenberger ist den Deutschen eine sympathische Persönlichkeit; seine romantische, aber ehrenvolle Vergangenheit, seine Lie benswürdigkeit und männliche Schönheit machen ihn wohl der Hand einer Kaisertochtcr würdig. Aber der HerzenSneigung stellt sich die prosaische Politik mit ihren kaltherzigen Erwägungen entgegen; hier ent wickelt sich ein nahezu tragischer Konflikt. Sollen zwei edle junge Herzen der Politik aufgeopfert wer den? so fragt man auf der einen Seite. Soll wegen einer solchen Heirath Deutschland möglicherweise sein von Unparteilichkeit unterstützte« moralische« Ansehen «inbüßen, welche» ihm seit länger al» anderthalb Jahr zehnten die ehrenvolle Rolle al» Erhalter de« Welt frieden» zuwie«? So fragt man auf der anderen Seite. Man kann die in Frage stehende hochwichtige An gelegenheit kaum so rein sachlich besprechen, daß man nicht in den Verdacht geriethe, dennoch parteilich zu sein. Wa» Bismarck dem Reiche geleistet hat, was er dem verstorbenen Kaiser gewesen und wa« er dem jetzigen Kaiser ist, darüber giebt eS nur eine Simme der Anerkennung. E» wäre traurig, wenn dieser Staatsmann da» Ende seiner politischen Laufbahn durch einen Vorgang finden sollte, dem ganz sicherlich keine politische Bedeutung innewohnt und die diesem erst durch die mögliche Deutung Rußland« gegeben wird. Da- EntlassungSgesuch ist vom Reichskanzler gestellt worden, nachdem derselbe amtlich von dem HeirathSprojekt Kenntniß erhalten und nachdem er seinem Herrn, dem Kaiser, in freimüthiger Weise seine Stellung zu der Frage dargelegt hat; e» ist ge stellt worden für den Fall, daß Kaiser Friedrich in jene Verbindung willigt. Kaiser Friedrich hat in der Sache noch nicht« ent schieden — die Kanzlerkrisi« bleibt also einstweilen noch in der Schwebe. ES ist möglich, daß diese Ent scheidung schon bald erfolgt; möglich, daß sie sich noch längere Zeit hinzieht — vielleicht bi« zum Eintreffen der Königin Viktoria, dem um den 12. d. herum (dem Geburtstage der Prinzessin Viktoria) entgegen gesehen wird. Daß die Königin Viktoria sowie ihre Tochter, die Kaiserin Viktoria, jene Verheirathung gern sehen würden, gilt al» vollständig ausgemacht. Der Bruder deS Battenbergers ist bekanntlich Gemahl der LieblingSrochter der Königin. Aber gerade, daß die Protektion des jungen Paare« von englischer Seite auSgeht, macht das HeirathSprojekt für Rußland um so anstößiger: hieß c« doch, daß England s. Z. den Battenberger in seinem Widerstreben gegen den russi schen Einfluß in Bulgarien heimlich unterstützt habe. Unser verehrter Kaiser Friedrich ist, wie sich aus dieser Darlegung ergiebt, vor eine sehr schwere Ent scheidung gestellt. Er hat schon zu viele Beweise echt kaiserlichen Sinnes gegeben, als daß auch nur der geringste Zweifel obwalten könnte darüber, daß — wie seine Entscheidung auch laute — dieselbe getragen sein wird von der Weisheit, welche die höchste Zierde des Herrschers ist. Hagesgeschichle. — Deutschland. Au« dem Charlottenburger Schloß wird berichtet, daß da« Befinden des Kaisers am Sonnabend durch Kopfschmerzen ge stört war und daß auch der Schlaf de- Nacht« da durch beeinträchtigt wurde. Die geistige Frische und der rege Appetit de« Kaiser- dauern aber fort. Die leichten entzündlichen Erscheinungen, welche zu Beginn dieser Woche im Innern des Kehlkopfes austraten, sind noch nicht geschwunden, weshalb der Kaiser keine Gänge ins Freie unternehmen kann und sich auf den Aufenthalt in der Orangerie beschränken muß. Der AuSwurf ist seit einigen Tagen ungefärbt und ge ringer geworden, auch sind jetzt keine Schluckbeschwer- dcn vorhanden, über welche der Kaiser früher von Zeit zu Zeit geklagt hatte. Die Krankheit selbst scheint sich jetzt von der Hintern Parthie de» Kehl kopfe« mehr nach vorn gezogen zu haben. Die« wird von den behandelnden Aerzten im gegenwärtigen Sta dium der Erkrankung al« ein relativ günstige« Symp tom aufgefaßt, weil dadurch die Gefahr eine« Ueber- greifen» der Krankheit auf die hinter dem Kehlkopfe liegende Speiseröhre, wodurch Ernährungsstörungen hätten eintreten können, abgewendet ist. — Professor ESmarch hat den Kehlkopf des Kaisers einer gründlichen Untersuchung unterworfen und mit Mackenzie eine ausführliche Unterredung ge habt. Da» Ergebniß der Untersuchung war ein ver- hältnißmäßig sehr günstige». Gefährliche Weiterwucher« ungen im Halse, die man namentlich nach dem Kehl kopfschnitt befürchtete, haben nicht stattgesunden. Der Kaiser leidet in der ersten Hälfte der Nacht öfter« an Schlaflosigkeit bezw. an Störungen de« Schlafe», da ihn beim Liegen anfang« die Kanüle reizt. In der zweiten Hälfte der Nacht ist der Schlaf in der Regel ununterbrochen. — Wie au» guter Quelle verlautet, wird die Kaiserin Viktoria demnächst in das Ueber- schwemmungSgebiet abreisen. Zunächst wird sich die Kaiserin in da« Gebiet der Warthe-Ueber- sckwemmung begeben. Nach in Posen eingegangener Meldung trifft die Kaiserin Viktoria Montag, den 9. d. M. Mittag« ein, um die Nothlage der durch die Ucberschwemmung Betroffenen persönlich in Augen schein zu nehmen. Welcher Art der Nothstand allein in der Stadl Posen ist, ergiebt sich aus folgender Meldung vom 4. v. Mt«.: Die Gesammtzahl der in der Stadt au« ihren Wohnungen Vertriebenen hat am Sonnabend die ungeheure Zahl von Achttausend erreicht, dreitausend davon haben in Massenquartieren Aufnahme gefunden, der Rest ist auf dem Wege der Privattvohlthätigkeit in Familien untergebracht worden oder Hal sich auf die Böden der vom Hochwasser heimgesuchten Häuser gerettet. Die vorstehend an gegebenen Zahlen allein au« der Stadt, sowie die bisher veröffentlichten zahlreichen Nothschreie au« der Provinz sprechen eine so beredte, eindringliche Sprache, daß ihnen im Interesse der armen Verunglückten wohl kaum noch etwa« beizufügen ist. — Straßburg. Dieser Tage haben drei für amtliche Bekanntmachungen bestimmte Zeitschriften, die Kreisblätter von Altkirch, Gebweiler und Schlettstadt, angekündigt, daß sie vom 5. d. Mt«. ab nur in deutscher Sprache erscheinen werden, während diese Blätter bisher neben dem deutschen Texte eine französische Uebersetzung brachten, deren Nothwendigkcit over Nützlichkeit seit Jahren mit Recht bezweifelt worden war. In der Thal kann ein Be- dürfniß in den Kreisen Altkirch und Schlettstadt, in welchen unbedeutende Bruchtheile der Bevölkerung der deutschen Sprache nicht mächtig sind, und in dem ganz deutschen Kreise Gebwetler, amtlich oder außer amtlich in französischer Sprache mit der Bevölkerung zu verkehren, nicht anerkannt werden. Loeal« und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Heute, Dienstag, findet im Saale des „Feldschlößchen" noch einConcert-Abend mit Theater-Vorstellung statt. Wir machen umso lieber hiermit darauf aufmerksam, al» der Erlös diese« Unternehmens von Hrn. Dir. Gothe dem Fond zur Unterstützung der Ueberschwemmten über wiesen wird. Die im Laufe der vergangenen Woche stattgehabten Concert-Abende waren stet» sehr zahl reich besucht und hat da« bei denselben Gebotene die günstigste Ausnahme im Publikum gefunden. E» verdient wohl die größte Anerkennung, daß Herr Direktor Gothe die letzte Einnahme dieser Theater saison in so uneigennütziger Weise diesem wohlthätigen Zwecke widmet und wird die hiesige Einwohnerschaft für später dessen gewiß eingedenk bleiben. — Johanngeorgenstadt. Am 1. Feiertage fand unter der Leitung de» Herrn 6. Schönrich vor überfülltem Hause ein Kinderconcert statt, da» allgemeinen und begeisterten Beifall fand. Der I. Thcil war dem Andenken unsre» seligen Kaiser gewidmet und bestand au» patriotischen Deklamationen und sich daran schließenden Gesängen; besonder» Bei fall fanden hier der neue Trauermarsch auf den Tod Kaiser Wilhelm» von Reinecke (au-geführl von ter Benkert'schen Musik-Kapelle) und di« dramat. Scene: „Germania und die drei Genien: Glaube, Liebe, Hoff nung," letztere die umflorte Büste de» Kaiser« Wilhelm