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vtn'zen^im 'Kriegsfälle dem Bedürfniß entspreche, eingehend erörtert worden. Eine anscheinend au» militärischen Kreisen kommende Auseinandersetzung in der „N. Pr. Zig." forderte .zweigleisige Bahnen auf allen wichtigen Strecken, auf den eingleisigen Strecken zahlreiche Ausweichestellen und Blockstationen-. Demgemäß wurde ein Ausbau der ostpreußischen und pommerschen Bahnen im Interesse der LandeSver- theidigung auf da« Dringendste verlangt. Diesem Verlangen scheint jetzt Folge gegeben zu werden, denn der BundeSrath wird sich dieser Tage mit der Vorlage bctr. den Bau einer Anzahl strategischer Bahnen im Osten Deutschland» beschäftigen. Der hierfür nothwendige Betrag dürfte sich auf etwa 18 bi» 19 Mill. Mk. belaufen. Wahrscheinlich wird dem preußischen Landtage eine ähnliche Vorlage zugehen, deren Bedarf jedoch erheblich niedriger sein würde, da da» Reich in diesem Falle die Kosten zum Theil ganz, zum Theil bi» zu 60 pCk. zu tragen hat. — Frankreich. Da« Zuchtpolizeigericht zu Pari» hat vorige Woche in dem Prozeß gegen Wilson und Genossen wegen de» Ordenshandel» da» Urtheil verkündet. Wilson wurde zu zwei Jahren Gefängniß, dreitausend Franc» Geldbuße und Verlust der Ehrenrechte auf fünf Jahre veruriheilt. Ribaudeau wurde zu acht Monaten, Dubrcuil zu vier Monaten und Lebert zu einem Monat Gefäng niß veruriheilt. Frau Rattazzi wurde freigesprochen. In der Begründung de» Urthcil» heißt c», Wilson habe da» öffentliche RcchtSbewußtsein und die öffent liche Moral verletzt. — Man wird in vielen Kreisen Frankreich« diese« Urtheil mit großer Befriedigung entgegennehmen, denn Daniel Wilson ist einer der meistgehaßten Männer in Frankreich. Loeal« und sSchfifche Nachrichte«. — Eibenstock. Wie da« „Zw. Wchbl.- schreibt, feierte am 1. März der in Zwickau lebende Pfarrer nmer. vr. Johann Georg Fr. Rosen müller, Ritter 1. K. de« K. S. A.-O. in aller Stille sein 50jährige» Doktor-Jubiläum, wozu da» Evang. Luth. Lande«- consistorium den Jubilar mit Aussprache aufrichtiger Freude und mit herzlichem Glückwünsche beehrt hat. Herr Or. Rosenmüller bekleidete bekanntlich 18 Jahre lang, und zwar bi« zu seiner Emeritirung, die hiesige Pastorstelle. — Dresden. Eine hiesige Wöchnerin hat am Bußtage früh 6 Uhr, während ihr Pfleger auf kurze Zeit zu einer häuslichen Verrichtung au» dem Zimmer sich entfernt hatte, da» Rasirmesser ihres Gatten ergriffen und sich einen handbreiten Schnitt in den Unterleib beigebracht. Die Frau, welche ar. heftigem Andrang de» Blute» nach dem Kopse zu leiden hatte und seit mehreren Tagen im Wahnsinn sich befand, starb nach 6stündigem Leiden an den Folgen de» beigebrachten Schnitte». — Vom 16.—18. Juni a. c. findet in Dresden der III. Deutsche Scat-Congreß statt. Derselbe soll durch ein Scat-Tournier, einen Commer», Fest essen, Festspiel im Residenz-Theater sowie einer Dampfer- Parthie nach der Bastei und dergl. gefeiert werden. Abgesehen davon, daß Dresden vermöge seiner Lage sich zur Abhaltung allgemeiner Festlichkeiten besonder eignet, bietet auch da» Local-Comite, welches sich ge bildet hat, Garantie für treffliche» Gelingen de» Feste selbst. Da« Local-Comite (Adresse: Local-Comite für den III. Deutschen Scat-Congreß, Dresden) ist zu jeder näheren Auskunft gern bereit. — Ein seltener Rechtsstreit beschäftigte dieser Tage da» Dresdner König!. Amtsgericht. Vor längerer Zeit bestellte sich nämlich ein Einwohner in dem un weit der Residenz gelegenen Dorfe P. bei einem Tischlermeister in der Ueberzeugung, daß er bald mit dem Leben abschließen werde, einen Sarg. Der Meister vom Hobel führte auch sehr bald den Auf trag au» und sandte nach einiger Zeit dem Besteller mit dem Bemerken, der Sarg stehe zur Verfügung, die auf 120 Mk. lautende Rechnung zu. Da Zahl ung nicht erfolgte und alle Mahnungen fruchtlos blieben, klagte der Handwerker, und vor Gericht be mängelte nun der Gegner die Qualität de» Streit objekte- mit dem Hinweis, er habe sich ausdrücklich einen eichenen Sarg bestellt. Der Tischlermeister bestritt diese Behauptung, unterstützt durch Zeugen aussagen, und gab nur zu, daß der Auftrag auf einen eigenen Sarg de» Besteller» gelautet habe. Der Prozeß war sonach für den Beklagten verloren, und von rechtSwegen hätte dieser den Sarg gegen Zahl ung von 120 Mk. übernehmen müssen; allein die Angehörigen de» Besteller» traten nunmehr al» Ver mittler auf, und so kam ein Vergleich zu Stande, wonach der Kläger eine Entschädigung von 30 Mk. und die freie Verfügung über den Sarg erhielt und der Beklagte sich zur Tragung der Prozeßkosten ver pflichtete. — Leipzig. Betreff« de« Brande« der Lutherkirche schreibt da» „Leipz. Tagebl." Folgen de«: „Es ist kein Zweifel mehr darüber, daß der Brand durch die Centralluftheizung der Kirche entstanden ist, ein Fall, der nicht vereinzelt dasteht und auf den die Architekten und Ingenieure ein sehr ernste» Augenmerk werden richten müssen. Die Cen tralluftheizung ist so beschaffen, daß in einem Keller raum ein großer Heizofen sich befindet, in welchem die Luft erhitzt wird, die dann durch Leitungskanäle, welche durch eiserne Gitterplatten abgedeckt sind, in die Kirche geleitet wird. ES liegt nun die Bermuth- ung sehr nahe, daß diese eintretende sehr heiße Luft die neben dem Hauptkanal hohlgelagerten hölzernen I Dielenfußböden durch irgend welche Zufälligkeit, z. B. I durch einen Funken, zur Entzündung gebracht und j daß da» Feuer hierauf die darüber stehenden Kirchen bänke mit erfaßt hat. Die Flammen haben sich als dann der in unmittelbarer Nähe befindlichen Orgel empore mitgethetlt. Die Uebertragung war eine sehr leichte, weil die hölzernen Säulen, durch welche die Empore getragen wird, ein nicht minder gute» Mate rial zur Fortpflanzung de» Feuer» darboten und auf der Empore selbst ganz besonder» da« trockene Holz de» Orgelbaue» den Stoff zu rapider Verbreitung de» Brande« bildete. Diese war eine so gewaltige, daß da« Feuer sich durch den in der Kirche beim Eingreifen der Feuerwehr entstandenen Luftzug im Nu zu den weiteren Emporen hinanpflanzte. Der große Thurm, welcher an die Orgelempore angrenzt, wurde ebenfalls vom Feuer erfaßt und sein innerer Ausbau bi» zur Thurmuhr stark beschädigt. Schließ lich zuckte da» Feuer bi» zur Führung de» Sternen- gewötbe« hinauf und auch der sogenannte Dachreiter ging in Flammen auf, worauf der darunter ange brachte mächtige Kronleuchter herabstürzte. Der bau liche Zustand der Lutherkirche, wie er sich »ach dem Brande darstellt, ist folgender: Da» große Kirchen gewölbe hat dem Feuer selbst guten Widerstand ge leistet, aber durch da« massenhaft auf unv in dasselbe geschleuderte Wasser ist e» selbstverständlich nicht un berührt geblieben, wa« namentlich an dem herabgc- fallenen Putz zu ersehen ist. Ausgeschlossen ist nach dem Urtheil der Sachverständigen, daß das Gewölbe so gelitten hat, daß c« erneuert werden muß. Auch die Außenmauern der Kirche sind intakt geblieben und wird da» Mauerwerk bei Wiederherstellung der Kirche benützt werden können. Der Dachreiter muß neu aufgesetzt werden, desgleichen der kleinere Thurm und der große Glockenthurm bedarf der Erneuerung seines inneren Ausbaues bi» zur Höhe der Thurmuhr. Die innere Einrichtung der Kirche ist zum größten Theil zerstört, auch das Holzwerk der Emporen ist ange gangen und kann in seinem jetzigen Zustande kaum verbleiben. Der Altar und die Kanzel sind zwar erhalten geblieben, sie haben aber durch Wasser und Rauch in ihrer äußeren Erscheinung gelitten. — Chemnitz. DaS „Chem. Tagebl." schreibt bezüglich der ThphuS-Epidemie: Trotz un serer wiederholten, auf amtlichen Ermittelungen be ruhenden Mittheilungen über die ThphuSerkankungen hier, bringen auswärtige Zeitungen noch Nachrichten, welche den Stand der Epidemie ins Maßlose über treiben. In Folge davon gelangt an un» von be rufener Seite folgende Klarstellung. „Daß unabwend bare allgemeine Uebel, zumal wenn der Mensch nicht sicher ist, von denselben befallen zu werden, eine ge wisse Erregung in den Gemüthern erzeugen und Phantasiebilder entstehen lassen, ist erklärlich; bedau erlich aber ist eS, wenn sich in dem betroffenen Orte Leute finden, welche solche Phantasiebilder al« Thatsachen in Zeitungen veröffentlichen, da hier durch die Aufregung vergrößert und da« Uebel verschlimmert wird. Noch verwerflicher ist e», wenn die Verbreiter solcher Nachrichten, um für letztere den Schein der Wahrheit zu erwecken, da« Uebel zu begründen und als natürliche Folge wiederum erdichtete Zustände hinzustellen suchen. Denn nur für den Kenner der Verhältnisse wird durch die Ver kehrtheit der hierbei aufgestellten Behauptungen das mangelnde Verständniß der Verbreiter jener Nachrich ten offenbar. Uns liegt eine Nachricht einer Berliner Zeitung vor, in welcher die engbevölkerten Arbeiter viertel al» Herd und „traurige" Wohnungsverhältnisse, sowie „fragwürdige- Ernährung der ärmeren Klassen daselbst als Ursachen der Epidemie bezeichnet werden. Die Unwahrheit dieser Behauptung wird schon durch die Thatsache bewiesen, daß die Krankheit sich nicht in einzelnen Stadttheilen häuft, sondern über die ganze Stadt zerstreut austritt un" die Arbeiterbevöl kerung nicht mehr und nicht in einem höheren Grade befällt al» die übrigen Einwohner. Im Gegentheile wird im Verhältnisse der Zahl der letzteren zur Ar beiterbevölkerung hier die Arbeiterbevölkerung von der jetzigen Epidemie weniger hcimgesucht. Die Ernähr ung de- Menschen, soweit sie nicht vom eigenen Wil len und Verständniß beeinflußt wird, hängt ab vom Erwerbe und der Erwerb der hiesigen Arbeiterbevöl- kerung gehört zu den besseren im Deutschen Reiche, wie auch die eine sichere Grundlage für die Beurthctl- ung hierüber bietende Vergleichung der ortsüblichen Tagelöhne gewöhnlicher Handarbeiter zeigt, welche Löhne von den Oberbehörden zufolge de» Kranken- versicherungSgesetzeS auf Grund eingehender Ermittel ungen festgestellt worden sind. Wa» weiter die Wohn- ungSverhällnisse hier betrifft, so enthält der vom Stadt- rathe hier herauSgegebene Verwaltungsbericht auf da» Jahr 1886 S. 42 flg. ausführliche statistische Erheb ungen hierüber und ein Vergleich der daselbst geschil derten Verhältnisse mit den Zuständen, wie sie in anderen Großstädten bestehen, ergiebt, daß die hiesigen Wohnung»verhältnisse entschieden nicht schlechter sind, al» anderwärts, ja sogar besser al» in einer großen Anzahl anderer Städte, in verschiedenen Beziehungen insbesondere bester al« in Berlin.- — Freiberg. Die größte Este auf dem Fest lande soll die Esse werden, welche für die dem Staate gehörigen HalSbrückner Schmelzhüttenwerke bei Frei berg in Sechsen errichtet wird, um den schädlichen Hüttenrauch in möglichst hohe Luftschichten zu leiten und dadurch den Beschwerden der Lanvwirthe in der Gegend über Schädigung ihrer Felder und ihre» Viehstande» und den immer wiederkehrenden Ent schädigungsansprüchen ein Ende zu machen. Die Este soll so hoch geführt werden, al« e» überhaupt mög lich sein wird. Nach den von der sächsischen Regier ung dem Landtage gegebenen Mittheilungen über den bevorstehenden großartigen Bau haben die bi« jetzt ausgeführten höchsten Esten folgende Höhen: Port Dunda», Glasgow 138 Meter, St. Rollox, Glasgow 132,7 Meter, Mechernich, Rheinland 131,i Meter. Auch größere Höhen werden sich ohne sehr erhebliche Vermehrung der technischen Schwierigkeiten erreichen lasten ; dagegen steigen die Baukosten mit der Höhe sehr rasch. — Au» Weinböhla berichtet man den „Dr. Nachr." nachstehende» Geschicdichen: Daselbst besaßen ein Paar alte Leute, da« Ehepaar Petzschke, einen zahmen Raben (wohl eine Krähe?); sie hatten da» Thier aufgezogen und pflegten e« bereit» 6 Jahre. Wenn Pctzschke in'» Dorf ging, so begleitete ihn der Vogel, theil« hüpfte er auf der Straße nebenher, theil» flog er eine Strecke. Hatte sein Besitzer eine Verrichtung in einem Hause, so flog der Vogel auf einen in nächster Nähe befindlichen Baum oder setzte sich auf da« Hofthor. Blieb sein Herr zu lange drin, rief er ihn wieder heraus. Kurz, die allen Leute hatten ihre herzliche Freude über da» Thierchen. Vor einigen Tagen nun saß der Bogel im Hofe auf dem Gartenspaliere. Da ging zufällig ein Forstgehilfe vorüber und schoß denselben todt. Darüber haben sich die alten Leute so alterirt, daß sie tiefsinnig und traurig geworden sind. Der Forstgehilfe hatte keine Ahnung, daß sein Schuß einem zahmen Vogel ge golten hatte. In einem schwachen Augenblick. Von Arthur Zapp. <9. Fortsetzung.) Seine Augen weilten mit einem Ausdruck der tief sten ehrlichsten Liebe auf ihrem Antlitz. ,ES ist wahr, Alma. Ich verlangte von Ihnen Stillschweigen, weil ich wollte, daß meine Mutter Sie erst näher kennen und lieben lernen solle, bevor ich ihr da« Teständniß meiner Liebe machen würde. Aber Sie sind grausam. Sie wollen mich von Ihrem Anblick verbannen." „Ich bat Sie nur," entgegnete sie in leisem, zittern- den To», „auf unsere heimlichen Zusammenkünfte zu verzichten, bi» Sie Ihrer Mama die Liebe, mit der Sie mich beehren, entdeckt haben würden." „Nun — ich bin damit einverstanden." .Einverstanden? Und doch sind Sie hier? ,O, ich bin nicht damit einverstanden, Sie nicht zu sehen," lachte er. .Ich bin nur damit einverstanden, daß Sie recht haben. Alle Welt soll eS wissen, daß ich Sie liebe. Ihre Selbstachtung ist nicht ohne Einfluß auf die meinige geblieben. Und nun, Alma, schenken Sie mir nicht endlich einen freundlichen Blick?" ,O Graf Erich!" rief sie überrascht au», indem sie ihre Augen leuchtenden Blicke» zu ihm erhob. .Graf Erich! So darf es nicht aus dem Munde meine» zukünftigen Weibchen» heißen. .Erich", oder noch bester „lieber Erich!" Mein Lieb, ich will nun mit Ihnen gehen und den Vater um Ihre Hand bitten und noch heute Abend will ich meiner Mutter eröffnen, daß meine Wahl getroffen ist." „Erich! DaS wollen Sie Ihu» — im Ernst?" Ihr Gesicht hatte sich plötzlich aufgehellt. Der Sonnenschein de» reinsten Glücke» lagerte auf ihrem reizenden Antlitz, de» Glücke», da» sie empfand bei dem Gedanke», daß sie nun nicht mehr die heiße Liebe, welche sie für Erich empfand, tief in ihr Herz verschließe» brauche, daß sie nun ihren Vater an ihrem Glücke theilnehme» lasten könne. .Mein Liebling," ries er ernsten Tone» aus, indem er sie an sich zog. .Hier blicke mir in die Augen und vernimm meinen heiligen Schwur, daß ich nie — nie von Dir lasten werde, daß von nun a» un» nicht» trennen soll!" .Nicht«, Erich?" .Nicht», mein Lieb! Und hier nimm diese» Siegel meine» Gelöbnisse»." Zum erstenmale fanden sich ihre Lippen zu langem beseligenden Küste. Arm in Arm machten sie sich nun langsam auf den Weg nach der Stadt, plaudernd und scherzend, sich jede Phase ihrer Bekanntschaft in» Ge- dächtniß zurückrufend. „Du weißt nicht, Erich," sagte sie lächelnd, „daß ich am Tage Deine» Unfall» dem Papa glückliche Tage für un» prophezeit hatte. Freilich ahnte ich damal» nicht, daß e» nun so in Erfüllung gehen würde." „Ich wußte da» schon damals," entgegnete er. ,3a, sieh mich nur nicht so ungläubig an! Von dem ersten Augenblick, al« ich Dich sah, stand e« in mir fest, Du und keine andere solltest meine Frau werden."