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Amts- und Anzeigeblatt für den «LS-- Wrk des ÄmtsgerWs Eidenslock WZZL sertion-prei«: die Ileinsp. ten, sowie bei allen Reich». Zeile 10 Pf und dessen Zlmgeöung. P°st°nst-lttn Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »r. Aatzr,«»«. — L8.Dienstag, den 6. März L888. Nach definitiver Einstellung de» die Zwang«-Bersteigerung der Ltvli»wck Lw»II und Hermsaii <Iex»niker ILökIer gehörigen ideellen Sechstheile der Grundstücke Fol. 541 und 691 de» Grundbuchs für Eibenstock betreffenden Verfahren« haben sich die auf den 10. März, 27. März und 6. April 1888 anberaumtcn Termine erledigt. Eibenstock, den 1. März 1888. Königliches Amtsgericht. Peschke. Gruhle, G.-Sch. Bekanntmachung. Vom Reichsgesetzblatte auf da» Jahr 1888 sind die Nummern 2, 3, 4, 5, und 6 erschienen und enthalten Nr. 1764: Vertrag zwischen Deutschland und Dänemark, betreffend die Eisenbahn von Heide über Friedrichstadt, Husum und Tondern nach Ribe; Nr. 1765: Bekanntmachung, betreffend den Beitritt Italien« zu der unterm 3. November 1881 abgeschlossenen internationalen Reblau«-Kon- vention; Nr. 1766: Gesetz, betreffend die Kontrole det ReichShauShalt« und de» LandcShauShalt« von Eljaß-Lothringen für da« Etatsjahr 1887/88; Nr. 1767: Gesetz, betreffend Aenderun,.cn eer Wehrpflicht; Nr. 1768: Verordnung, betreffend die Militär-TranSport-Ordnung für Eisenbahnen im Frieden; Nr. 1769: Gesetz, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltung de« Reichsheere«. Ferner ist da« 2. Stück de« Gesetz- und Verordnungsblattes für da« König reich Sachsen aus das Jahr 1888 erschienen und enthält dasselbe unter Nr. 5: Bekanntmachung, die Ordnung der pädagogischen Prüfung an der Universität Leipzig betreffend. Sämmtliche Stücke liegen zu Jedermann« Einsichtnahme an Rathsstelle aus. Eibenstock, den 3. März. 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Aus San Remo. Die letzten Tage haben von den sonst so herr lichen Gelände» der Riviera niederschmetternde Nach richten gebracht. Sie kamen vereinzelt, sanden sich aber schnell zusammen und gaben ein Gesammtbild, das geradezu trostlos erscheint. Den Acrzten ist ver boten worden, private Auskünfte an die sehr zahl reichen in San Remo weilenden Zeitungrberichter- statter zu geben und so ist denn das große Publikum, da dem Krankheitsprozesse und seiner Entwickelung mit einer vom tiefsten Mitgefühl getragenen fieber haften Spannung folgt, aus die kurzen ärztlichen Bulle tin« angewiesen, welche die behandelnden Aerzte täg- lich im „ReichSanzeiger" veröffentlichen. Diese Berichte aber haben in Wirklichkeit fast gar I keinen Werth, denn sie sind in erster Linie mit I Rücksicht auf den Kronprinzen geschrieben, der sie selbst liest, und von dem sorgsam jede Aufregung fernge- haltcn werden muß, wie sie ein den trübe» Sachverhalt ungeschminkt darstellende« Bulletin bei ihm Hervor rufen würde. Eine für da« Publikum dankenSwerthe Ergänzung fanden jene Bulletin« in den privaten Verlautbar ungen der Aerzte gegenüber den Berichterstattern an gesehener Zeitungen. Nicht Lust am Sensationellen oder bloße Neugierde sind er, welche da« deutsche Volk auch für die geringfügigsten näheren Mittheilungen empfänglich machen, sondern rein menschliche Sym pathie mit dem allverehrten Erben der deutschen Kaiserkrone. Allerdings zeigten sich in jenen privaten Verlautbarungen der Aerzte nur allzu häufige Spuren von tiefgehenden Meinungsverschiedenheiten zwischen den englischen und deutschen Aerzten — indessen da rüber kann da» Publikum nicht Richter sein, und am allerwenigsten darf eS sich in diesen Punkten von nationaler Empfindlichkeit beeinflussen lassen. - Wer aber auch recht hat: ob die deutschen Aerzte mit ihrer Diagnose auf Krebs oder Mackenzie mit seiner Diagnose auf hochgradige Knorpelhaut-Entzünd ung — die Einheitlichkeit der Anschauung fehlt und daraus ist leider zu schließen, daß e« auch mit der Einheitlichkeit in der Behandlung de« Patienten nicht zum besten bestellt ist. Prof. v. Bergmann, den der Kaiser nach San Remo gesandt ha«, hält im Gegen sätze zu Mackenzie daran fest, daß im vergangenen Jahre die Erhaltung de« hohen Patienten durch einen größeren operativen Eingriff (etwa Exstirpation der einen Kehl kopfhälfte) möglich gewesen wäre, daß aber solche Ope ration jetzt mit Rücksicht auf die schon erheblich ge- sunkenen Kräfte de« Kronprinzen zu spät sei. E« ist da« dieselbe Anschauung, welche die Professoren Störet und Schrötter im November vertraten. Obwohl Professor v. Bergmann noch in San Remo weilt, nimmt er doch an der Behandlung de« Kronprinzen keinen Anthell ; die Bulletin« find auch von ihm nicht mitunterzeichnet. Er wollte nach Berlin zurückkehren, der Kaiser aber wünschte, daß er noch in San Remo bleibe. Er war dem Prinzen Wil helm entgegengereist und e« wird vermuthet, daß der letztere den kaiserlichen Wunsch überbringen wird, den Kranken nach Berlin oder Potsdam überzuführen. Daß sowohl der Kaiser wie die Kaiserin nach San Remo reisen wollten, welcher Vorsatz nur durch da dringendste Abrathen der Aerzte unausgeführt blieb, zeigt da« begreifliche lebhafte Verlangen der kaiser lichen Eltern, den geliebten Sohn in dessen schweren Stunden in der Nähe zu wissen. Die nächsten Tage schon werden Aufklärung da rüber bringen, ob die Uebersiedlung des Hetzen Kranken in jetziger Jahreszeit angängig erscheint. ES ist allerdings ein gewisser Zweifel berechtigt, ob Mackenzie bei der ihm wohl bekannten in Deutschland gegen ihn bestehenden starken Antipathie den hohen Pa tienten nach Berlin oder Potsdam begleiten würde; andererseits besitzt aber Mackenzie nach wie vor da« volle Vertrauen des kronprinzlichen PaarcS und hat auch bei der Behandlung die Oberleitung. Ueber den weiteren Verlauf der Krankheit wird da- deutsche Volk leider nur höchst mangelhaft unter richtet werden können. Die Kargheit der amtlichen Berichterstattung, so schreibt die „Köln. Ztg.", wird das Bedürfniß genauerer, die Sachlage klarer wicdergeb- ender Mitthcilungen nur um so reger machen, und wenn das deutsche Publikum von seinen eigenen Zeit ungen nicht mehr über da« unterrichtet wird, wa« ihm so nahe am Herzen liegt, so wird eS sich den der Erfahrung gemäß höchst unzuverlässigen, in un verantwortlicher Weise gefärbten Darstellungen aus ländischer Blätter zuwenden. Wir wollen nicht ein mal von französischen Zeitungen reden, welche die widersinnigsten, zum Theil selbst in dieser Sache von Deutschenhaß eingegebenen Erfindungen verbreiten; auch die ihre französische Kollegin sonst hoch über ragende englische Presse trägt das Ihrige dazu bei, ganz falsche Bilder von den Verhältnissen in San Remo zu geben. Tagesgefchichte. — Deutschland. In Berliner mit dem Hofe in naher Fühlung stehenden Kreisen neigt man seit den letzten Tagen einer tiesschmerzlichen und düsteren, schier hoffnungslosen Auffassung der Lage bezüglich der Krankheit de« Kronprinzen zu. So ver breitet ein Local-Korrespondent, der über Ereignisse in Hoskreisen sich recht oft sehr verläßlich informirt erwiesen hat, folgende Meldung: „Jetzt tritt auch die Hofgesellschaft au» der Reserve heraus, welche sie bisher angesichts de« Leiden« unsere« Kronprinzen sich auf erlegt hatte. Man macht in diesen Kreisen kein Hehl mehr daraus, daß wir nach Lage der Krankheit auf Alle» gefaßt sein müssen. Namentlich erfährt man, daß ganz abgesehen von der wirklichen Natur de« Leiden«, der Krästezustand de« Thronfolger« bei Weitem nicht so günstig ist, wie er selbst noch in letzter Zeit viel fach geschildert wurde. Hiermit in Uebereinstimmung ist die außerordentliche Abnahme de« Körpergewichte«, da« in gesunden Tagen ca. 90 Kilo, Anfang Novem ber 72 Kilo und Mitte Februar nur noch 58 Kilo betragen haben soll. Dieser GewichtSeinbuße entsprech end soll auch da« Aeußere de» theurcn Prinzen sich verändert haben. Der Körper ist stark abgemagert und erscheint nicht mehr so groß, da« bleiche Gesicht ist um Wangen und Mund eingefallen, Haupthaar und Bart sind grauer al« zuvor, und die einst so stolze Haltung ist gebückt. Zu dem Bilde de« ge alterten Manne« trägt auch da« Fehlen sämmtlicher Vorderzähne bei, die entfernt wurden, um einen frei ¬ eren Blick in den Kehlkopf und eine leichtere Behand lung des örtlichen Leiden« zu ermöglichen." Ein Korrespondent de« „Fr. I." telegraphirt au» Berlin: „AuS bester Quelle erfährt Ihr Korrespondent von soeben hier eingetroffenen Meldungen au« San Remo, die in Kreisen, die über jede Beunruhigung durch Sensationsberichte unzweifelhaft erhaben sind, die tiefste Niedergeschlagenheit erzeugen mußten. Nach Mittheilungen, die keineswegs etwa einseitig von einem oder dem anderen Arzte hcrrühren, und die auch in Berliner Hofkreisen auf« ernsteste gewürdigt werden, ist leider mit der erschütternden Annahme zu rechnen, daß da« Leben de« hohen Leidenden nur noch nach Wochen bemessen werden kann. Der ganze Kehlkopf ist bereit» in weit vorgeschrittenem Maße von der tückischen Krankheit zersetzt, und weiter unken im Schlunde Hal sich eine Wucherung gezeigt, die auch die Gefahr der Kata strophe näher bringen muß. — Die Redaktion de« „Fr. I". bemerkt hierzu: „AuS naheliegenden Gründen haben wir längere Zeit die Mittheilung unsere«, besonder« gut unterrichteten Gewährsmannes unterdrückt, doch glauben wir nunmehr dem Publikum die volle Wahr heit schuldig zu sein, nachdem auch anderweite Infor mationen un« die außerordentlich traurige Wahrschein lichkeit gebracht haben, daß da« Leiden unsere« theuren Kronprinzen längere Zeit nicht mehr dauern wird." — De« bereit» früher mitgclheilten Gerücht-, da« in parlamentarische» Kreisen geht und welche« besagt, es seien Maßnahmen bezüglich einer Stell vertretung de« Kaisers beabsichtigt, thul die „Nordd. Aüg. Ztg." an hervorragender Stelle Er wähnung, ohne daran irgend welche Bemerkung zu knüpfen. Man schließt daraus in politischen Kreisen, daß jene Mittheilung doch auf positiverem Grunde ruhen dürste. Schon vor etwa Monatsfrist wurde von einem Gerücht gemeldet, nach welchem die Frage einer etwaigen Mitregentschaft erörtert wurde. Eine Mitregerstschaft — so folgerte man damals in der Presse — könnte vielleicht nur den Zweck haben, dem Kaiser gewisse physisch anstrengende Arbeiten abzu nehmen, beispielsweise die Unterschreibung von An- stellungS-Decreten und dergleichen mehr. Die Situ ation, wie sic gegenwärtig beschaffen, ist eine ganz ungewöhnliche und unvorhersehliche. Im normalen Verlaus der Dinge wäre der Kronprinz der natürliche Stellvertreter de« Kaiser« und in dem oben ange deuteten Sinne der natürliche Mitregent gewesen. Da der Kronprinz außerhalb Deutschland« weilt und voraussichtlich dort noch einige Zeit weilen muß, da I ferner sein augenblicklicher Gesundheitszustand gebietet, ihm zum Mindesten in demselben Maße wie dem Kaiser jede Anstrengung zu ersparen, so ist c« eben so natürlich, daß die etwaige Mitregentschaft in der oben umschriebenen Begrenzung dem Prinzen Wil helm zufällt. Möglicherweise hat Prinz Wilhelm bei seiner jetzigen Reise nach San Remo die Auf gabe, von dem Kronprinzen die formelle Zustim mung zu diesem Verzicht auf die möglicherweise im Laufe einer nahen Zeit nöthige Stellvertretung bei der Unterzeichnung einzuholen. — In der Zeit der lebhaftesten KriegSbefürcht- ungen, welche der Rede des Reichskanzler« vom 6. Februar vorauSging, ist die Frage, ob da« preußische Eisenbahnnetz in den östlichen Grenzpro-