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BezirkSarzte« mitgetheilt, daß in der Zeit vom I. Jan. bi« zum 25. Febr. d. I. in der Stadt Chemnitz in«- gesammt837 ErkrankungSsälle an Typhus vorgekommen sind, von denen 35 einen tödtlichen AuSgang hatten. Die Erkrankungen in der Garnison (103) sind damit in begriffen. Der „Frkf. Zig." wird dazu au« Chemnitz I geschrieben: „Ueber die Entstehung der Krankheit sind die Aerzte noch im Unklaren; da baS Trinkwasser ge sund und frei von TyphuSbacillen ist, so kann diese« nicht in Betracht kommen, dagegen darf man wohl mit Recht die theilwei« jammerhaften hiesigen Wohn- ungSverhältnisse, die starke Ueberfüllung der Häuser namentlich in den Arbeitervierteln und die traurige Ernährung der ärmeren Klassen für die starke Aus breitung der Krankheit verantwortlich machen. That- sächlich ist dieselbe auch in den engbewohnten Arbeiter vierteln am häufigsten ausgetreten." Au» dem gestrigen „Chemn. Tgbl." erfährt man dazu noch Folgende«: Die Erkrankungen sind über die ganze Stadt verein zelt und zerstreut. Nur wenige, kleinere oder nur sparsam bebaute Straßen sind bi« jetzt ganz frei ge blieben. Nirgend« zeigt sich, von einigen Erkrank ungen in Familien abgesehen, daß die Krankheit an irgend einer Straße sich häufte, ja selbst die Zahl der auf ein Hau« entfallenden Kranken übersteigt nur selten die Ziffer 4; dabei sind die« Gebäude, in denen «ine große Anzahl von Familien wohnt. Bi« jetzt hat die Krankheit einen vorwiegend milden Charakter gezeigt; unter den Kranken find eine beträchtliche Menge leichter oder dock nur mittelschwerer Fälle. Von den Altersklassen sind Personen im Alter von 20 bi« 30 Jahren am häufigsten ergriffen; dieser Altersgruppe steht am nächsten die, welche da« 14. bi« 20 Jahr umfaßt. Auch in den früheren Alters klassen sind die Erkrankungen verhältnißmäßig häufig, während Personen im Alter von 40 Jahren und darüber viel seltener erkrankt sind. — Plauen. Der „V. Anz." schreibt: Die un« zugesandte Nr. 49 des St. Gallener Tageblattes vom 27. Februar enthält folgende Mittheilungen: Der „Ostschweiz" zufolge hat eine Firma in St. Gallen in letzter Zeit circa 5000 Sticketen nach Sachsen in Arbeit gegeben. „Es verdient den allerhärtesten Ta del," sagt da« genannte Blatt mit Recht (so fügt das St. Gallener Tageblatt hinzu) „wenn in verdienst armen Zeiten, wie gegenwärtig, da der einheimische tüchtige Sticker nach Arbeit schreit und verdienstlos oft bitterem Mangel ausgesetzt ist, hiesige (St. Gallener) Geschäftsleute in Masse Maaren nach Sachsen au«- geben." — Die Schneider-Innung in Plauen i. V. feierte am Montag ihr 325jährige« Bestehen. Ver schiedene Deputationen von Schneider-Innungen an derer Städte, al« z. B. Adorf, Eibenstock, Falkenstcin, Greiz, Reichenbach u. OelSnitz, waren vertreten, Tele gramme liefen zahlreich ein. Die Stadt Plauen ver trat Herr Oberbürgermeister Kunze, welcher die Ju bilarin auch auf Grund de« Gedanken« „Kleider machen Leute" besang. — Da« Interessanteste bei dieser Jubelfeier ist aber zweifellos der nachstehende schöne Brief de« Dichters Rosegger in Graz: „Geehrte Herren! Ich banke Ihnen, daß Sie bei Ge legenheit Ihre« Jubelfestes sich meiner erinnert haben, beider macht die große Entfernung mir die Theilnahme an ihrem Ehrentage unmöglich. Ich gedenke mit Freude, ja mit Stolz der Zeit, da ich fast 5 Jahre lang dem Schneiderhandwerk angehört habe. E« war für mich eine zufriedene, glückliche Zeit. In meinem alten Lehrmeister, der noch lebt, steht mir ein ehr würdiges Denkmal an jene Tage. Manchmal, wenn da« Weltleben mich verstimmt, greife ich heute noch zum Werkzeug. Da ist mir, al« hätte ich die Nadel noch gar nie au« der Hand gelegt, obwohl da« schon vor 23 Jahren geschehen ist. Und da erfahre ich denn, wie ich dabei alsbald wieder wohlgemuth werde. Ich danke meinem Geschick, daß e« mich nun auf einen Posten gestellt hat, auf welchem ich nach geringen Kräften für mein Volk manchmal Gute« wirken kann; aber ich danke ihm auch, daß e« mich den Segen der schlichten Handarbeit kennen lernen ließ. Im treuen Handwerke liegt mehr Würde, al« in manch anderem durch niedrigen Hochmuth aufgebauschten Stand, und Gottlob, die Zeiten gingen vorüber, wo der brave Mann sich seine« Handwerk» geschämt hat. „Arbeit ist de« Bürger« Zierde, — Segen ist der Mühe Preis. — Ehrt den König seine Würde, — Ehret un« der Hände Fleiß." — Mit diesem Worte unsere« Schil ler'« grüße ich Sie zu Ihrem Feste. Gut Heil dem ehrsamen Handwerk! Ihr ergebener P. K. Rosegger." — In einer Meinungsverschiedenheit zwischen den städtischen Collegien in Mittweida, betreffend die Berechtigung de« Rath«collegium« zur Theilnahme an den öffentlichen Sitzungen de» Stadtverordneten kollegium«, wurde von Seiten de» Rathe« die Ent scheidung der König!. Krei-Hauptmannschaft angerufen, welche zu Gunsten de« Stadtrathe« ausgefallen ist. Da« Stadtverordnetenkollegium konnte sich jedoch mit dieser Entscheidung nicht zufrieden geben und hat beschlossen, den Weg der Berufung an da» König!. Ministerium zu betreten. — Einen plötzlichen Tod fand am vergange nen Sonnabend ein Einwohner in Zschopau, Weber, erst 33 Jahre alt und Familienvater. Derselbe be fand sich bei einem Vergnügen in dem an der außer ordentlich steilen Chemniyerstraße gelegenen Restaurant .Bergschlößchen" und wollte am Abend Heimgeben, um seine Frau zu holen. Trotz strengen Verbote« raschelten auf der Straße zwei größere Knaben und konnten den Schlitten nicht anhalten. Der Weber Weichart wurde von hinten angefahrcn, stürzt« und erlitt so schwere Verletzungen, daß er bald darauf starb. — Vor ungefähr 8 Tagen verschwand der Knecht eine« am Bahnhof in Niederau wohnenden Vor kost- und Holzhänvler«. Niemand wußte, wohin er sich gewenvet hatte. Dieser Tage nun hörte man leise» Wimmern auf dem Heuboden jene« Herrn, man forschte nach, und tief versteckt im Heu kam endlich der Verschwundene zum Vorschein. E« war vorläufig nicht« von ihm zu erfahren, denn er war nicht im Stande zu reden; der derbeigerufene Arzt meinte jedoch, daß er wieder genesen könne. Dann wird e« sich wohl Herausstellen, wa« ihn dazu bewogen hat, sich volle acht Tage im Heu zu verstecken. Die Hamburger Schnelldampfer. Die Iiansaiiantiscken Dampfer, welche für die Hamburg- Amerikanische Pncketsalnt - Actien - Gesellschaft aus der Werft des „Vulkan" in Stettin und bei Land BrotberS in Birkenhead im Bau begriffen sind, sollen im März des nächsten Jatnes ihre regelmäßigen Fahrten zwischen Hamburg und New-Jork be ginnen. Es stad diese beiden Schiffe die ersten Schnelldampfer, welche hambrngischerseits in den Wettbewerb um den mächtigen Personenverkehr, der sich zwischen Europa und Nordamerika ent wickelt bat, eingestellt weiden. Die Verwaltung der Hamburger Gesellschaft ist bei der Feststellung der Baupläne für ihre Schnell dampfer von der sicherlich zutreffenden Erwägung ausgegangen, daß, wenn die Schnelligkeit für den Personenverkehr heut zutage ein wichtiges Erforderniß geworden ist, dock höher als die Schnelligkeit der Schifffahrt, noch die Sicherheit steht. Der Untergang des schnellsten aller bisherigen Schnelldampfer, näm lich des Cunard-Steamers „Oregon", welcher in Folge einer Eollifion mit einem kleinen Segler in vollständig ruhigem Wasser und in Sicht von Land erfolgte, war für die Schiffseigner eine Herde Mahnung daran, daß sie in ihrem Streben, den Passa gieren die schnellste Beförderung zu bieten, das Haupter- forderniß der Sicherheit nicht aus den Augen verlieren sollten : denn wie gesagt, höher als die Schnelligkeit der Schiff fahrt steht die Sicherheit! Die Hamburgische Gesellschast hat, wie schon angedeutet, nicht unterlassen, steh die dittern Erfahrungen ihrer Mitbewerber zu Nutze zu machen. Die Schiffe, welche für die Hamburg- Amerikanische Packetsadrt - Actien - Gesellschast in Bau begriffen sind, bieten deshalb eine neue Erscheinung auf diesem Gebiete, indem sie nach dem Vorbilde der modernen Kriegsschiffe mit zwei vollständig getrennten Maschinen, von denen jede eine besondere Schraube treibt, versehen sind. Das Zerbrechen der einen der Maschinen, ebensowohl als der am häufigsten vor kommende Unfall eines Sckraubenverlustes oder SchaflbrucheS hat also keine Gefahr mehr für diese Schiffe, sondern würde im höchsten Falle, wenn das Schiff nur mit einer Maschine arbeitet, die Reise unwesentlich verlängern. Actmlich verhält es sich mit der üintheilung der Kessel, welche in 3 wasserdicht abge schlossenen Abtbeilungen vollständig von einander ge trennt sind und so die Sicherheit gewähren, daß selbst im Falle der unglücklichsten Kollision, welche die Scheidewand zwischen zwei Kessel-Räumen trifft, die Kessel des dritten CompartmenlS stets noch ausreichend Dampf erzeugen können, um die Maschinen zu treiben. Ist hierdurch das Gefühl der Unsicherheit für die Passagiere schon wesentlich vermindert, so sollte dasselbe ganz verschwinden angesichts des Umstandes, daß jedes der Schiffe durch II bis zum Oberdeck durchgehende eiserne Querwände in 12 wasserdichte Abtheilungen eingetbcilt ist, welche die Fahrzeuge, soweit menschliches Ermessen reicht, unsinkbar machen. Die beiden Dampfer erhalten ferner einen durchgehenden dop pelten Boden, so daß selbst im Falle eines Auslaufens auf fels igen Untergrund und des dadurch möglicherweise erzeugten Leck werdens des äußern Bodens, die Schiffe auf ihrem inner» Boden weiter schwimmen würden. Was nun die Einrichtung der zur Benutzung der Passa giere dienenden Räumlichkeit betrifft, so werden dieselben im Punkte des Comsorts und der Eleganz unübertroffen sein. Die großen lustigen Speisesalons für die Passagiere der ersten und zweiten Clape liegen abgesondert von den Schlaf-Cabinen auf dem Oberdeck, wodurch cs möglich wird, die Luft in de» letzteren von dem lästigen Schiffsgeruche frei zu hallen. Auf dem großen freien Promenadendeck und Mit dircctem Zugang nach demselben liegen die Rauch-, Damen-, Musik- und ConversationS-Salons. Für die Kabinen ist zunächst durch die große Höhe der Räume eine vorzügliche Ventilation ermöglicht, sie werden in ihrer Ein richtung mit den neuesten Verbesserungen versehen, und um auch den weitgehendsten Anforderungen zu genügen, ist auf die Her stellung von 25 Luxus-Appartements Bedacht genommen, welche groß genug sind, um bei Tage auch als Wohnzimmer benutzt zu werden. Daß man zur Beleuchtung sich des elektrischen Lichtes bedienen wird, erscheint noch dem Gesagten wohl selbst verständlich. Zur Herstellung des Lichte» weiden zwei separate elektrische Maschinen verwendet werden und es wird dasselbe nicht nur in die Salons, sondern auch in die Echlafräume der Passagiere aller Klassen geleitet. Die Kammern der zweiten Klasse und die für diese bestimmte übrige Einrichtung wird demjenigen nicht nachstehen, tvaS heute auf den meisten Schiffen in erster klaffe geboten wird. Nicht minder gut wird verbält- nißmäßig für bie Zwrschcndeckspassagiere gesorgt werden, deren Schlafräume gleichfalls in verschließbare mit elektrischem Licht versehene Kammern eingetheilt werden. Was schließlich die Dimensionen der Schiffe anbetrifft, so ist es interessant zu erfahren, daß dieselben 450 Fuß englisch lang und 58 Fuß breit sein werden. Ihr Deplacement beträgt bei einem Tiefgang von 24 Fuß 10.000 Tons. Eie erhalten 5 Decks: Promenaden-, Ober-, Haupt-, Zwischen- und Orlog-Deck, von denen die vier letzteren au» Eiahlplaiten bestehen, die wasserdicht genietet und mit Holzplatten belegt sind. Die Ma schinen sollen 12,500 Pfeidekräfte indiciren, womit die Schiffe eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 18 Knoten per Stunde leicht erreichen werden. ES ist das «ine Schnelligkeit, die von keinem der bis jetzt existirenden Schnelldampfer mit Ausnahme des kunard Line Steamers „Umbria" erzielt worden ist. Der „Hamburgische Korrespondent, vom 25. Februar 1888 bemerkt zu Obigem noch Folgendes: LS bedarf nach diesen Ausführungen kaum noch eines Hin weises darauf, daß die neuen Schnelldampfer der Hamburg- Amerikanischen Packelfahrt-Actien-Sesellschofl nicht nur mit denen aller bestehenden Linien in koncurrenz treten können, sondern daß sie überhaupt die vorzüglichsten von allen sein werden, so wohl in Bezug auf Schnelligkeit wie auf Komfort und Sicher heit. Die Linie wird durch dies Vorgehen mit einem Schlage wieder in die vorderste Reibe der Beförderungs Unternehmungen von Europa nach den Vereinigten Staaten treten. Vermischte Nachrichten. — Begründung einer deutschen Natio nal-Handschrift. Die Leser werden sich noch erinnern, daß in früheren Jahren der bekannte Schrift vergleicher KoinmissionSralh Adolf Henze in Neustadt- Leipzig einen Ehrenpreis auf da« schönste und schreib fähigste Alphabet ausgesetzt hat. Die zeitgemäße Idee, die darauf abzielte, den Deutschen endlich einmal eine einheitliche, und zwar die formvollendetste, schönste Handschrift zu verschaffen, machte in den betheiligten Kreisen und darüber hinaus außergewöhnliche« Auf sehen. Alle, die im Schreiben Tüchtige« leisteten, nahmen an dem glücklichen Unternehmen den lebhaf testen Antheil. Im ganzen waren 754 Konkurrenz alphabete eingegangen, darunter 2 sogar von Amerika. Nachdem nun durch einen engeren Verein von Schrift kundigen unter Vorsitz de« Herrn Kommerzienrath Henze au« dem eingegangenen reichen Vorrathe eine Auswahl mustergültiger Handschriften vorgenommen, nachdem ferner diese Auslese je nach der speziellen Beschaffenheit der Originale theus photographirt, theil« lithographirt, theil« authographirt woroen, erfolgte der Versandt der vervielfältigten Exemplare an da» au« 50 Mitgliedern bestehende Preisrichterkollegium. Als Sieger ging der Gymnasiallehrer GoSky in Kott- bu« hervor. Da» angeslrebte Ziel war damit erreicht, die schönste, nach Form und Geist ausgezeichnetste nationale Schrift geschaffen. Der Begründer der Schrift feiert die« Ereigniß mit folgenden Worten: „Ich kann meine Genugthuung über diese allgemeine Theilnahme nicht aussprechen, ohne zugleich den deut schen Geist in seinem Streben für alle« Hohe, Edle und Schöne rühmend anzuerkennen." Die Theilnahme zeigte sich auch bei Einführung der Schrift, dem Schlußstein de» ganzen Unternehmens. Nach einer un« neuerdings zugegangenen Mittheilung der Ver lagshandlung von Adolf Henze hat sich die deutsche Preis - National - Handschrift darnach in kurzer Zeit eingebürgert. Die nach dieser Schrift bearbeiteten Henzeschen Schönschreibhefte für Schulen gelangten nicht allein in Deutschland, sondern auch in allen anderen Ländern, in welchen sich deutsche Schulen befinden, so in Frankreich, Oesterreich, Rußland, Eng land, Italien rc. zur Einführung; selbst die Deutschen in Afrika, Australien und Asien bedienen sich dieser Nationalhandschrist. In Deutschland wurde sie von den meisten hohen Regierungen den Schulvorständen zur Einführung angelegentlichst empfohlen, sie fand nach und nach in nicht weniger denn 3200 Schulen Eingang. Die deutsche Preis-Nationalhandschrift wird mehr und mehr geistiges Eigenthum der deutschen Nation. — Eine eigenthümliche und schwierige Rechtsfrage ergiebt ein Fall au« der Praxi« der russischen Geschworenengerichte, der sich dieser Tage in Petersburg zutrug und demnächst seine weitere Entscheidung zu finden haben wird. Ein Angeklagter wurde beschuldigt, öffentliche Gelder im Betrage von 400 Rubeln verschleudert zu haben. Da« Zeugen verhör war geschlossen, die Schuld de» Angeklagten ziemlich evident. Bevor der Vertheidiger seine Rede beginnt, bittet er den Gerichtshof um die Erlaubniß, die Summe, die sein Klient verschleudert haben soll, deponircn zu dürfen. Nach erhaltener Erlaubniß ent nimmt er da» Gelo seiner Brusttasche und legt e« auf den Tisch de« Hause«. Nunmehr wendet er sich an die Herren Geschworenen mit ungefähr folgenden Worten: „Meine Herren Geschworenen! Ob mein Klient schuldig ist oder nicht, Goll allein weiß e«! Wir sind alle sündige Menschen! Doch bedenken Sie Eine«: Sprechen Sie den Angeklagten schuldig, so machen Sie ihn zeitlebens unglücklich. Und um wa«? Geschädigt wird durch ihn ja Niemand, denn Sie haben ja eben gesehen, daß da« fragliche Geld wieder erstattet ist. Also sprechen Sie ihn frei!" Diese« Argument hatte durchschlagende Wirkung; nach kurzer Berathung erklärten die Geschworenen, der Angeklagte ist nicht schuldig der Verschleuderung öffentlichen Gelde«. Nun aber kommt eine unerwartete Wend ung; am andern Tage reicht der nunmehr rehabili- tirte, für unschuldig befundene Herr N. ein Gesuch ein um Rückgabe de« von ihm deponirtcn Gelde«, da« ja in Folge seiner Freisprechung ihm von recht«- wegen zukomme. — Eine „Entführung" in der Thier welt hat sich dieser Tage in Spandau abgespielt. Lin HauSwirth in der Potsdamer Straße hatte sei nem Taubenschlage eine neue Bewohnerin zugeführt. Dieselbe stand sehr bald auf freundschaftlichem Fuße mit einem Täuberich, der schon seit längerer Zett dort lebte. Bekanntlich werden neue Ankömmlinge nicht eher au« dem Schlage in« Freie gelassen, bi« man annehmen kann, daß sie sich an die Oertlichkeit ge- l wöhnt haben und nicht sofort auf und davon fliegen. I So auch hier. Nach einiger Zeit durfte da« TSub- I chen mit dem Gefährten hinaurflattern; e« fühlte sich anscheinend schon heimisch und kehrte nach einer Weile nebst den übrigen in den Schlag zurück. Ll» e« aber am nächsten Tage in« Freie kam, erhob e« sich plötzlich in die Lüfte und war bald dem Gesichts kreise de« bestürzt nachschauenden Taubenliebhaber»