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Amts- und Anzeigeblatt für den' Erscheint < »ee , Abonnement -TL-? «Mk des Amtsgerichts Cibenjlock 8iW sertionSprei»: die kleinsp. „ , ten, sowie bei allen ReichS- Z-ile io Pf und dessen Amgeöung. P°st°nstalt°n verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. —— 3L. Iayr«««g. —— M SV.Sonnabend, den 3. März 1888. Hagesgeschichle. — Deutschland. Das kaiserliche Eltern paar deS in San Remo weilenden kranken Kron prinzen ist, so schreibt die „Nordv. Allg. Ztg.", von tiefster Sehnsucht erfüllt, den leidenden Sohn zu umarmen, und nur dem Einspruch der Aerzte ist es zuzuschreiben, daß der in wenigen Tagen 91 Jahre alte Monarch nicht seinen Empfindungen sofort Folge gab und nach Italien reiste. Der Kaiser hat, wie schon früher gemeldet wurde, in Rücksicht auf da» Staatsinteresse, das ihn verpflichtet, Gefährdungen seiner Gesundheit au» dem Wege zu gehen, darein ge willigt, seine Wünsche betreffs des Wiedersehen» mit seinem Sohne vis zum Eintritt warmen Wetters zu verschieben. Es stehl noch dahin, ob die Kaiserin dann den Kaiser begleiten wird. Immerhin kann man schon heute nicht ohne Bewegung an die bevor stehende Reise de» Kaisers nach dem Süden denken. Viele der Telegramme, die dem Kaiser und der Kai serin melden, was in San Remo vorgekommen ist, sind vom Kronprinzen selbst aufgesetzt, und eS liegt auf der Hand, daß die» Moment für die Empfänger ungemein viel Beruhigende» haben muß. Der Kaiser ist deshalb auch sehr gefaßt, und die Trostspendcn der Kaiserin entspringen sicherlich der festen Ueberzeugung, eS werde noch alles gut gehen, und cS wolle nur keiner ungeduldig werden. San Remo ist mit dem kaiserlichen Palais in Berlin telegraphisch direkt ver bunden, der Verkehr läßt also an Raschheit und Sicherheit nicht« zu wünschen übrig. — Nach einer Meldung de» „Kl. I." hat sich Professor Wald eher auf speziellen Wunsch veS Kaisers mit dem vorgestrigen Nacht - Eilzuge nach San Remo begeben, um dem Monarchen auf Augenschein beruhenden Bericht über den gegenwärt igen Zustand de» Kronprinzen zu erstatten. — Waldeher, seit 1883 Professor der Anatomie in Berlin, ist einer der ersten lebenden Anatomen und Mikrojkopiker; er ist ein Schüler Virchows und war bi» zu seiner Berusung nach Straßburg im Jahre 1872 Professor der pathologischen Anatomie in BreSlau. Obschon seit sechzehn Jahren sich fast ausschließlich mit normaler Anatomie beschäftigend, hat er doch einen großen Ruf als pathologischer Anatom, und speziell über die Entstehung deS Krebses veröffent lichte er 1865 und 1872 höchst bedeutende Arbeiten, worin er allerdings von Virchows Anschauungen darüber erheblich abweicht. — Im Reichstag ist der Antrag auf Ein führung des Befähig ungSnachweiseS im Hand werk mit 115 gegen 114 Stimmen angenommen wor den, ein Mitglied enthielt sich der Abstimmung. Hätte dasselbe dagegen votirt, so wäre der Antrag durch Stimmengleichheit verworfen worden. Ob dieser Zu falls-Beschluß in einer Angelegenheit von solcher Tragweite praktische Bedeutung erlangen wird, ist fraglich. Der Antrag ist früher schon angenommen worden, ohne daß die Regierung ihm Folge gab; die Haltung derselben hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß e» auch diesmal kaum geschehen wird. — Rußland. Da« schnelle und außerordent liche Sinken de» russischen Rubelkurses und der sonstigen russischen Werthe beschäftigt die Regierungskreise in lebhaftester Weise. Alle Versuche, im AuSlande eine neue Anleihe aufzunehmcn, sind bisher gescheitert. Man steht, wie eS scheint, vor der Wahl einer inneren Zwangsanleihe oder des StaatS- bankrott». — Ucber das Schicksal der russischen Vor schläge wird der .Post" au» Brüssel gemeldet: Italien, Oesterreich und England hätten beinahe über einstimmend geantwortet, obwohl Prinz Ferdinand'» Anwesenheit in Sofia unzweifelhaft ungesetzlich sei, glaubten sie, keine Erklärung der Pforte veranlassen zu sollen, die ohne praktischen Erfolg bleiben würde. ES wäre geradezu gefährlich, Bulgarien einer Regier ung zu berauben, die doch wenigsten» die Ordnung im Lande aufrecht erhielte, wenn sie auch ohne Aner kennung der Türkei und ohne Zustimmung der Groß mächte bestünde. Did russischen Vorschläge böten, selbst wenn sie sich verwirklichen ließen, keine Bürg schaft für eine feste Regierung in Bulgarien, sie könn ten vielmehr da zu Unruhen führen, wo bi» jetzt Alle- ruhig und in stetigem Fortschritt wäre. Man glaubt, die Pforte würde den russischen Vorschlägen nicht Folge leisten, und diese würden zu nichts führen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. März. Eine cigenthümliche Ironie auf den .Lenzmonat" bildet die jetzige Witterung. Sind wir auch für gewöhnlich durch linoe Frühlingslüfte nicht verwöhnt, so erscheint die jetzige anhaltende Winter-strenge doch mehr als un angenehm, zumal sich nach den ziemlich hohen Kälte graden der letzten Tage heute wieder ein respektable» Schneewetter eingestellt hat. Die mächtigen Schneewälle in den Straßen, welchen die Sonne bis jetzt nur wenig beikommen konnte, wachsen von Neuem wieder und de» Winters Freuden sind un» aller Wahrscheinlichkeit nach auf Monate hinaus gesichert. — Eibenstock. Wir machen auch an dieser Stelle alle zur Eintragung in die Listen der Land wehr zweiten Aufgebots verpflichteten, im Jahre 1850 und später geborenen, im Landwehrba- taillonSbezirk Schneeberg wohnenden Personen — Offiziere, Sanitätsoffiziere, obere Militärbeamte,Unter offiziere, Mannschaften, untere Militärbeamte —, welche nach abgeleisteter gesetzlicher Dienstpflicht im stehenden Heere und in der Landwehr (Flotte und Seewehr), beziehungsweise al« geübte Ersatzreservisten nach Ablauf der Ersatzreservepflicht bereits zum Land sturm entlassen waren, hiermit darauf aufmerksam, sich mündlich oder schriftlich, unter Vorlage ihrer Militärpapiere, bei Vermeidung der im 8 67 deS Reichsmilitärgesetzes angedrohten Strafen, bis späte sten» 13. März 1888 beim Bezirkskommando, bezw. den zuständigen Bezirksfeldwebeln zu melden. Diese Meldefrist ist für diejenigen Personen, welche sich außerhalb Deutschland«, bezw. auf Seereisen befinden, bis zum 30. September 1888, bcz. wenn dieselben vor diesem Zeitpunkt nach Deutschland zurückkehren oder bei einem SeemannSamt de» Inlandes abge- mustcrt werden, bis 14 Tage nach erfolgter Rückkehr, bezw. Abmusterung verlängert. — Dresden. Wie schon mehrfach erwähnt wurde, treten Ihre Majestäten nächsten Montag früh gemeinschaftlich eine Reise außer Landes an. Während Se. Maj. der König in München mehrere Tage Aufenthalt nimmt, um dem Prinz-Regenr Luit pold einen offiziellen Besuch abzustatten, ist das Reise ziel Ihrer Maj. der Königin das reizende Gestade deS Gardasees, woselbst die hohe Frau auf die Dauer von drei Wochen in Begleitung de« Oberhofmeister« v. Lüttichau uud der Hofdame Fräulein v. Carlowitz Aufenthalt zu nehmen gedenkt, und zwar in der am nördlichen Ende de» Gardasees, am Fuße de» Monte Giumcla gelegenen Hafenstadt Riva. Die Reise von München aus erfolgt über Innsbruck, den Brenner und Brixen. Der Aufenthalt im Süden ist gewählt worden, um Ihrer Majestät Gesundheit, die durch den letzten Katarrh angegriffen wurde, wieder voll zu kräftigen und zu stärken. Das genannte herrliche Fleckchen Erde ward schon früher einmal von Mit gliedern unsere» Königshauses zu längerem Aufent halt erkoren, da vom 10. April bis 15. Mai 1872 der selige König Johann mit erlauchter Gemahlin in der einstigen römischen Niederlassung Riva weilte. — Leipzig, 1. März. Die schöne und herrliche, vor kaum zwei Jahren erst erbaute Lutherkirche ist in den heutigen Abendstunden durch eine Feuers brunst total zerstört worden. Bereit» um 7 Uhr hatte der Feuermonn, welcher die Dampfheiz- ungSanlage zu besorgen hat, brandigen Geruch im Schiff der Kirche wahrgenommen, und al» er später wieder dahin gekommen, Stühle im Innern der Kirche brennen sehen. Vergeblich war sein Bemühen, durch einige schleunigst herbei geholte Eimer Wasser da» Feuer auSzugießen und den Brand womöglich zu löschen. Mit Blitzesschnelle griff da« Feuer um sich und verbreitete sich so rapid, daß bald Alle in Hellen Flammen stand. Auf sofortigem Alarm eilte in möglichster Schnelle die Feuerwehr mit den Dampfspritzen herbei, aber sie fand bereit« da« Innere nicht mehr zugänglich und an Rettung res schönen Gebäudes war nicht mehr zu denken. ' Obwopt die Dampsspritzen mit dreifachen Schläuchen gewaltige Wassermasse» einschütteten, gewann der Brand immer mehr an Ausdehnung und der innere Dachstuhl mit dem kleinen Thurm brannte alsbald vollständig. Kurz nach 9 Uhr stürzte der kleine Thurm zusammen und fiel aus'« Dach, einen gewaltigen Feuer sprühregen um sich verbreitend, während im Innern der Kirche da« Feuer gewaltig forlwüthete und auch der große Glockeuthurm innerlich einen Feuerheerd zeigte. Die Kirche ist vollständig verloren und eine traurige Ruine ragt an der Stätte deS sonst so herr lichen Bauwerkes empor. — Leipzig. In diesen Tagen Hal eine Be sprechung von Mitgliedern de» südvorstädtifchen Be zirksvereins, de« Vereins zur Feier des 19. Oktobers und der hiesigen Militär- und Kriegervereine stattge funden, zu dem Zwecke, die in» Stocken gerathene Angelegenheit wegen Errichtung eine» Denkmale» zur Erinnerung an die Leipziger Völker schlacht in diesem Jahre, wo sich drei Vierteljahr hunderte seit den Tagen der Völkerschlacht erfüllen, wieder in Fluß zu bringen. Bekanntlich wurde 1863, beim50jähr. Jubiläum der Völkerschlacht, in großartiger und begeisterter Feier der Grundstein zu einem solchen Denkmal gelegt und die Stadt Leipzig damit beauftragt, die Ausführung des Denkmals in die Hand zu neh men. Durch die politischen Ereignisse der Jahre 1864, 1866 und 1870 wurde die Angelegenheit in den Hin tergrund gedrängt und schließlich ganz vergessen. Sie lastet aber, so bemerkt da» „Leipziger Tageblatt", auf der Stadt al« eine Art von Ehrenschuld, die unbe dingt ein Mal abgetragen werden muß. Wiederholt sind in den letzten Jahren auch Stimmen in der Presse in diesem S nne laut geworden, und nament lich das ältere Geschlecht unter der Bürgerschaft Leip zigs kann sich nicht mit dem Gedanken befreunden, daß diese einst mit so großartiger Begeisterung ge plante und gleichsam vor den Augen von ganz Deutsch land in Szene gesetzte Sache ganz und gar im Sande verlaufen sollte. Wie da» genannte Blatt vernommen, haben sich die Abgeordneten der drei Parteien dahin geeinigt, im Frühling und zwar, falls die Enthüllung de« hiesigen SiegeSdenkmalS sich nicht gar zu lange mehr verzögern sollte, erst nach der Enthüllung des selben, einen Ausruf zur Errichtung eines Völker schlachtdenkmals in den gelesensten Zeitungen und Zeitschriften Deutschland« zu verbreiten, und nament lich die Kriegervereine, die Turner- und Sängerbünde zu Gunsten der Sache um Sammlungen und festliche Veranstaltungen zu bitten. Man hofft, auf diese Weise schon im Laufe de» Sommer» einen Denkmals fond zusammenzubringen, der zur 75jährigen Feier der Völkerschlacht in die Hände de» Raihc» der Stadt Leipzig niebergelegt werden soll. Betreff» des Platze» und der Form de» Denkmals selbst gehen die Mein ungen dabin, daß man sich an die Stelle, wo 1863 der Grundstein gelegt worden ist, nicht schlechterdings für gebunden zu halten brauchte und daß auch der Gedanke an ein Werk der Architektur (Triumphbogen oder dergl.) nicht ausgeschlossen sein solle. — Chemnitz. Auf hohen Befehl werden künf tigen Sonnabend, den 3. März, der RegimentS- stab und da« 1. Bataillon de» hier garnisoniren- den Infanterieregiment» ebenfalls mittelst Eisenbahn nach Zeithain abrücken und in den dortigen Ba racken bi» auf Weitere» Quartier nehmen. In der Garnison verbleibt unter dem Befehl de» Herrn Hauptmann« Müller ein Wachkommando von geringer Stärke. Wie wir weiter vernehmen, waren beim Regiment erneute Erkrankungen in letzter Zeit nicht zu verzeichnen. Wie bekannt, ist da» 2. und 3. Ba taillon der ThphuS-Epidemie wegen schon am Sonntag früh nach Zeithain abgerückt. — In Chemnitz hat sich nun auch der Rath, und zwar in seiner Sitzung am Montag, mit der Typhusfrage eingehend beschäftigt. ES wurde auf Grund ter statistischen Erhebungen de» dortigen