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Schönheide, der Gemeinderäthe zu HundShübel, Wil denthal und Muldenhammer der Königlichen StaatS- regierung zur Kenntnißnahme zu empfehlen. WilzschhauS - CarlSfeld. Der Gemeinde rath zu CarlSseld und da« Komitee für da« Eisen- bahnproject Wilzschhau«-Carl«feld, sowie einige In dustrielle dort ersuchen: Hohe Ständeversammlung wolle hochgeneigtest da« Project einer Schmalspurbahn z zwischen Station Wilzschhau« der Aue-Adorfer Eisen bahn und Carl«feld einer wohlwollenden Erwägung unterziehen und eventuell der Königlichen Staats regierung zur Ausführung empfehlen. Die Petenten um vorerwähnte Strecke, welche sie al« 7,s Kilometer lang angeben, schildern mit sehr lebhaften Farben die Abgeschlossenheit, in welcher sie sich von je be funden und welche sich auch durch den vor 10 Jahren erfolgten Bau einer Straße nur im geringen Maße verändert habe, weil die Achsfracht nach Wilzsch- hau« alle ihre nothwendigsten Lebensbedürfnisse, die bei der Rauhheit des dortigen Klimas alle von auswärts bezogen werden müßten, ganz ungewöhnlich vertheure. Erhebliche Terrain- und sonstige Schwierig keiten wären nicht vorhanden, so daß die ganze Anlage einen Kostenaufwand von vielleicht 250,000 Mark verursachen würde, eine Summe, deren Verzinsung mit Sicherheit zu erwarten sei, da durch die dortigen Glasfabriken ein wesentlicher Kohlentransport, durch Holzschleifereien und Schneidemühlen eine Verfracht ung ihrer Producte in Aussicht stehe. Die Ver hältnisse der Gesuchsteller lassen zweifellos eine Ver besserung ihrer Verkehrsmittel erwünscht erscheinen, und da die Petition bei den unter 45 behandelten Projekten mit in Frage kommt, kann die Deputation der Kammer nur anrathen, sie wolle beschließen: die Petition de« Gemeinderäthe» und de« Eisenbahn- comitö« zu CarlSfeld der Königlichen Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu empfehlen. — Leipzig. Von dem dieser Tage stattgehabten Festessen de» hiesigen Vegetarianervereins schreibt man: Da den Fcuergeistern de« Alkohols der Zutritt in den Festsaal nicht gestattet war, vertrat ihre Stelle der NcptuniSmuS, in Gestalt von Brun nenwasser mit Citronensaft. Da« Menu erfreute da» Herz und den Magen mit einer Suppe, in der etwa« Gemüse herumschwamm, CoteletteS von Mehl und Ei, mit Allerlei, aber ohne Krebsnasen, einem Pudding mit Compot und Früchten. Dazu wurde geschrotenc« Brod verzehrt. Bei alledem war die Festgcnossenschaft fröhlich und wohlgemuth und e« wurde mit den Was sergläsern fleißig angestoßen. Zwei zündende Tafel lieder und Toaste erhöhten die Feststimmung. Währ end de» Mahles wurde ein Flugblatt de« „Deutschen Vereins für naturgemäße Lebensweise" vertheilt, in welchem ein Dokter Aderholdt in Paris vor dem Koch salze, al« einem Feinde der Gesundheit, zu warnen versuchte. Nachdem abgespeist war, tranken die Fest genossen ihre Wassergläser au» und die Paare ordne ten sich zu einem fröhlichen Tänzchen, für welche« da- Programm reichlich und auf längere Dauer ge sorgt hatte. — Zwickau. Die Tagesordnung zu der am Sonnabend, den 3. März 1888, Vorm. '/z12 Uhr im Sitzungssaale der hiesigen Königl. Kreishauptmann schaft stattfindenden öffentlichen Sitzung des Kreis - auSschusse« besagt Folgende«: 1) Veränderung de« StammvermögcnS der Stadtgemeinde Crimmit schau durch Ankauf eines Grundstück-; 2) Errichtung einer Stadthauptkasse beim Stadtrathe zu Crimmit schau; 3) RccurS des Fabrikanten R. GöSmann in Plauen gegen die Abschätzung zu den Communanlagen in Adorf; 4) RccurS der verehel. Krautheim in Adorf gegen die Abschätzung zu den dortigen Communan lagen; 5) Differenz zwischen den städtischen Cvllegien in Kirchberg wegen Baue« eine« Wege» bez. einer Brücke über den Rödelbach; 6) Erweiterung de« Kehr bezirke« de« Schornsteinfeger Fischer in Wolkenstein; 7) Aushebung de« Anlagen-RegulativS für Gesellen, Gewerbsgehilfen rc. in Hohenstein; 8) Regulativ für Benutzung der städtischen Wasserleitung in Walden burg; 9) Veränderung der BczirkSgrenzen zwischen den AmtShauprmannschaften OelSnitz und Auerbach; 10) Veränderung der BezirkSgrcnzen zwischen den Amts hauptmannschaften Marienberg und Annaberg; 11) Wahl C. F. Einenkel« in Geher zum RathSmitglied daselbst; 12) Recur« de« Oeconom A. F. Auerbach in Eibenberg wegen der in Annaberg geforderten Bc- sitzverändcrungSabgaben; 13) Differenzen zwischen den OrtSarmenverbänden von n. Chemnitz und Zschopau wegen Erstattung von Unterstützungsaufwand für die taubstumme Concordia Friederike Stöckel au« Zschopau; d. Chemnitz und Gablenz wegen Erstattung von Untcr- stützungSauswand für die verw. Schmidt au« Ehrenfrie dersdorf; 14) da« neue Einkommensteuer-Regulativ für Markneukirchen; 15) Nachtrag zum Anlagcn-Regulativ für Meerane ; 16) Beschwerde de« Stadtgemeinderache» zu Netzschkau wegen Abänderung de» dortigen Anlagen- RegulativS; 17) Gesuch de« Di. weck. Heynold in Crimmitschau um Erlaubniß zu Errichtung einer Pri vatkrankenanstalt; 18) Gesuch de« l)r. moä. Kühnast in Plauen um Erlaubniß zu Errichtung einer chirurg ischen Privatklinik. — Mehr al» in einem andern Lande Deutsch land« klettern die Lokomotiven unserer sächsischen Staat«eisenbahnen auf Bergrücken herum, hinauf bi« zu der beträchtlichen Höhe von 776 Metern über dem Spiegel ver Ostsee (Bahnhof Reitzenhain hinter Marienberg) und hinunter bi« 92 Meter (in Gröditz bei Riesa). Zwischen Dresden und Klingen berg bereit« legen sich die ersten Ausläufer de« Erz gebirge« in den Weg und zwingen die Lokomotive, von 115 bi» 435 Meter zu steigen, um zunächst bi« Flöha wieder bi» auf 276 Meter herabzugehen. Von hier ab gilt e«, nach dem westlichen Sachsen zu den zweiten Höhenzag zu erklimmen, dessen Gipfel bei Zwönitz 552 Meter hoch liegt. In großartigen Wind ungen führt ab hier die Bahn hinunter nach Aue (347 Meter), um nunmehr stet« ansteigend den dritten und höchsten Gebirgsstock zu überschreiten. Von Schöneck, dem 772 Meter hohen Scheitelpunkt, fällt die Linie abermals um mehr al« 300 Meter bi» Adorf (442 Meter); aber noch einmal steigt sie aufwärt«, um außer dem Flügel Klingenthal mit 553 Metern Höhe bei Brambach den vierten Höhepunkt von 696 Metern zu erreichen, um dann gegen Eger bedeutend herabzu fallen. Die von der Niederlausitz her in Elsterwerda vordringende Linie berührt den sächsischen Boden in seiner tiefsten Lage, 92 Meter über der See, bi« Riesa steigt sie auf 105, bi« Nossen auf 220, bi« Freiberg auf 448, bi« Bienenmühle auf 545, bi« Moldau auf 700 Meter. Dieser Linie folgt die Flöha- Reitzenhainer, welche von Flöha mit 276 Metern bi« Bahnhof Reitzenhain, der höchsten sächsischen Station, auf 776 Meter ansteigt. Bahnhof Olbernhau wirb in der Höhe von 468 Metern erreicht. Die nächste den mittleren ErzgebirgSkamm ersteigende Linie ist diejenige nach Annaberg (537 Meter) und Weipert mit 713 Metern. Al« älteste Gebirgsbahn folgt nun mehr die Linie Zwickau-Schwarzenberg, welche noch nicht sehr lange bis Johanngeorgenstadt wcilergeführt ist. Von 228 Metern in Zwickau steigt diese Bahn bi« zu 429 Metern in Schwarzenberg und bi» 675 Meter in Johanngeorgenstadt. Als neuere Gebirgs bahnen sind zu erwähnen die Linien von Wilischthal bei Zschopau nach Ehrenfriedersdorf (515 Meter) und HainSberg-Dippoldiswalde-KipSdorf, welche letztere Linie bei rund 400 Meter Steigung 533 Meter See höhe erreicht. Die Petition des deutschen Bäcker-Ceutral-Jnn- uuqSverbandes „Germania" an den Reichstag. Der geschäftsführende Vorstand des Deutschen Bäcker-Central-JnnungSverbandeS „Germania" hat in der Angelegenheit des Anträge« Lehren nachstehende Petition erlassen, welche von allgemeinem Interesse sein dürfte: An die Herren Abgeordneten des Hoben Reichstages. Beilin, 16. Februar 1888. Der Reichstagsabgeordnete Herr Sohren bat bei der Ver handlung seines Antrages, die Brodtaxe betreffend, am 8. d. m Plenum, wie auch in der Kommissionssitzung am 14. d. sich ir einer Weise über die deutschen Bäcker ausgesprochen, die eS uas zur Pflicht macht, zur Abwehr und Rerbffertigung, sowie auch zur Richtigstellung einiger Behauptungen Folgendes hier anz.isühren: I) Seit Wegfall der Brodtaxen hat sich die Qualität des Brodes und der Backwaaren beständig veredelt und ver bessert. Das Publikum bevorzugt mir seiner Kundschaft diejenigen Bäcker, welche nicht das größte, sondern das feinste und beste Brod, bezw. Gebäck liefern. Die Bäcker sind also gezwungen, dem Wunsche des Publikums Rechnung zu tragen und mehr auf feines, als auf großes Brod zu halten. Feines Brod aber erfordert feineres und daher auch theuereres und weißeres Mehl. Der alte Maßstab, daß 100 Pfd. Roggen 100 Psd. Brod geben, trifft bei der jetzigen Qualität nicht mehr zu. 2) Die Herstell ungskosten, als Miethe,- Löhne, Steuern, Haushalt u. s. w. haben sich gegen früher mehr als um das Doppelte erhöht und müssen selbstredend die Größe des Brodes beeinträchtigen. 3) Bon einer Ausbeutung des Publikums seitens der Bäcker kann nicht die Rede sein, weil die große Mehrheit der Bäcker kaum den nöthigen Verdienst zum Lebensunterhalt und den Abgaben erwirbt, daß kaum in einem anderen Geschäfte so viele Pleiten, bezw, Verarmungen stattfinden, wie bei den Bäckern. Hierüber werden Müller und Mehlbändler am besten berichten können. Daß die Bäckerei wenig Nutzen abwirst, beweist, daß die Ber liner Brodfabrik, Aktiengesellschaft, obgleich sie zu ihrer Gründ ung 1836 daS Baugrundstück billig gekauft und sehr billig ge baut bat, doch nie aus der Bäckerei mehr Nutzen als 1'/, Proz. herauSgewirthschaftet hat. Dabei war das Brod der Actien- bäckerei nie größer, als da» der Bäcker. Die Gesellschaft hat sich mehr auf die Ausnutzung ihrer Mühlen geworfen, welche besseren Gewinn ergaben, und hat am I. Januar d. I, die Bäckerei ihrer Unrentabilität wegen eingestellt. Desgleichen hat die im Jahre 1864 in der Manteuffel-Straße gegründete Ar beiter-Bäckerei unter Leitung des Herrn Max Hirsch ein unglück liches Ende genommen. Ebenso haben mehrere gegründete Ge nossenschafts-Bäckereien, wie auch die vom Polizeioberst Patzke in Rummelsburg gegründete und geleitete Bäckerei, nach kurzer Lebensdauer mit starken Verlusten ihren Betrieb eingestellt. Wenn in anderen Städten Genossenschaftsbäckereien großen Um satz haben, so kommt der Verdienst, den die Genossenschaften er zielen, nicht aus der Bäckerei, sondern aus dem Umsatz von Bier und Schnaps. Trotz Alledem liefern die GinossenschastSbäckireien kein größeres Brod, al« die Bäcker des Orte«. 4> E« ist un richtig, daß die Bäcker, um ein trockene« Busbacken und größ ere« Volumen beim Brode zu erzielen, Zusätze von Alaun und Kupfervitriol machen. Diese Kunstmittel sind den Bäckern un bekannt und erst durch Herrn Loh,en zu ihrer Kenntniß gekom men. b) Die Behauptung de« Herrn Sohren, daß in England der Arbeiter drei Mal so viel Brod für denselben Preis erhalte, als bei uns in Deutschland, bitten wir recht dringend, uns zu beweisen. Obgleich in Deutschland auf den Mispel LO Mk. Zoll liegen, und in England daher der Preis de« Getreide« oder de« Mehle« um 30 bi« 3b Proz. billiger sein muß, so ist diese Be hauptung nach unseren Ermittelungen nicht zutreffend. 6) Wenn die verschiedene Größe de« Brode« bei den Bäckern eine« Orte« erwähnt wird, so wirken neben der Qualität noch vielerlei Um stände hier «in. vor Allem ist der Miethiprei« auch auf di« Grüße de« Brodes von Einfluß. Ferner kann dort, wo sich da« Publikum da« Brod vom Bäcker holt, dasselbe größer sein, al« da, wo e« in« Hau« geschickt oder durch Händler verkauft wird. Weiden daher all" diese Moment» zusammengestellt, so kann von einer Ausbeutung de« Publikum» durch die Bäcker nicht die Rede sein. Der Bäcker hat ebenso wie jeder andere Geweibe- treibende um sein tägliches Brod zu kämpfen, und wenn e« Einigen geling», eine Wohlhabenheit zu erlangen, so ist e« eben bei jedem anderen Geschäfte ebenso der Fall. Wir müssen un« daher entschieden dagegen verwahren, wenn un« von Herrn Abg. Lobren die Eigenschaft al« mühsame, fleißige Handwerker, al« ehrliche Gewerbetreibende abgesprochen wird. Wir hoffen, daß der hohe Reichstag durch Ablebnung seine« Anträge« uni Ge rechtigkeit widerfahren lassen wird. Wir verharren in Ehrfurcht rc. In einem schwachen Augenblick. 2von Arthur Zapp.; jA g l8. Fortsetzung.) „Ich muß um Ihre gütige Verzeihung nachsuchen, Fräulein Werner," begann er, „wegen meine« neulichen — ich will sagen — auffälligen Benehmen«, al« ich da« Glück Halle, Ihnen in Liebenbad zu begegnen. Gestatten Sie, daß ich Ihnen einige Aufklärungen gebe, die vielleicht im Stande sind, mein Betragen entschuldbar erscheinen zu lasten. Zuerst berücksichtigen Sie gütigst, daß ich ein Maler bin —' „Ein Maler!" rief Alma lebhaft an«, indem ihre Augen leuchteten. „Ah, Sie sind Maler!" Und mit einemmale war ihr Interesse erregt. „Ja — ich bin der Maler," fuhr Hagen fort, „und als solcher betrachte ich alle Menschen al» Modelle, ge rade wie ein Arzt in jedem einen Patienten erblickt. Ich suchte zufällig nach einem paffenden Modell, zu dem Antlitz meiner Heldin für ein Gemälde, daS ich gegenwärtig auf der Staffel habe. Da führte mir der Zufall Sie in den Weg. ES war etwa« in Ihrem Ge sicht, wa- mich anzog und mich veranlaßte, Ihre Züge möglichst in mich aufzunehmen. In meinem Eifer dachte ich nicht daran, daß daS künstlerische Interesse, daS mich veranlaßte, Ihnen zu folgen, in Ihren Augen leicht für — Zudringlichkeit gelten könnte. UeberdieS hatten Ihre Züge etwa« Bekanntes für mich, sie er- innerten mich an vergangene Zeiten und heimelten mich wunderbar an, eine Wirkung, die ich aber jetzt, da ich meinen alten Freund —" er hielt einen Augenblick inne, vielleicht absichtlich, denn er gehörte zu den Menschen, denen eS ein Vergnügen gewährt, anderen Pein zu be reiten — „l)r. Werner wiedergefunden, ganz begreiflich finde." Alma nahm seine Entschuldigung mit guter Miene an, und wäre nicht da« verstörte Aussehen ihres Vaters gewesen, daS sie beunruhigte, der Abend wäre ihr ganz leidlich vorgekommen, angenehmer als sie erwartet hatte. AIS sie, nachdem sich der Gast verabschiedet hatte, ihr Zimmer aufsuchte, dachte sie über den Eindruck nach, den der Fremde in ihr hinterlassen und sie kam dabei zu folgendem Resultat: „ES war sehr liebenswürdig von ihm, mir Lektionen in der Oelmalerei anznbieten. Dabei weiß er sehr interessant von seinen Reisen zu erzählen, aber dennoch bin ich mir nicht klar, warum mag ich den Menschen nicht leiden. ES ist manchmal ein Ausdruck in seinen finsteren Augen, der mir Furcht einjagt." „Sie ist reizend, ein wahrer Engel," murmelte in derselben Zeit der Maler, als er auf dem Heimweg nach seinem Hotel die Ereignisse de« Abends noch ein mal vor seinem geistigen Auge Revue passiren ließ. „Meiner Treu, reizend genug, um mich dem Jungge- sellenthum für immer abschwören zu machen und mich zu HymenS Dienst zu bekehren. Ich muß mir daS noch im Ernst überlegen. ES wäre wirklich gar nicht übel, solch' ein vollkommenes Modell jederzeit zur Ver- fügung zu haben. Aber mit der Schönheit allein ist mir leider noch nicht geholfen. Ich muß mich doch einmal bei dem Doktor erkundigen, wieviel er beiseite gelegt hat." In derselben Stunde kniete der unglückliche Vater vor seinem Bett, sein von Thränen überströmtes Antlitz in beide Hände bergend, während krampfhaftes Schleich- zen seinen Körper schüttelte. ,O, Himmel," stöhnte er, „Gnade, Gnade für mein unschuldiges Kind! Strafe sie nicht um der Schuld ihre« VaterS willen! Allmächtiger im Himmel, Du weißt, wie groß, wie bitter die Versuchung war, der ich unterlag, e« geschah für Dich, Anna, mein arme« unglücklicher Weib!" Und dennoch vergebens. V. Ungefähr zwei Monate waren seit den oben er- zählten Ereignissen vergangen. .Die Blätter der Bäume im Park vor Schloß Meldern fingen bereits an, sich gelblich zu färben. Graf Erich war vollständig genesen und tummelte sich schon seit Wochen fleißig in Feld und Wald umher! Zu seinen liebsten Vergnügen gehörte die Jagd, der er mit Eifer oblag. Seine Mutter hatte ihm den Vorschlag gemacht, etwa ein halber Dutzend seiner Freunde während der Jagdsaison nach Schloß Wildern einzuladen. Aber Graf Erich wollte vorläufig davon nichts wissen. „Nein, Mama," hatte er ihr geantwortet, „bis Weih- nachten mindesten» möchte ich auf jeden fremden Besuch I verzichten. Erstens bin ich nicht recht in der Stimmung, jetzt den ganzen Tag lärmende Genossen um mich zu , haben, und dann muß ich mich doch endlich einmal mit allen Einrichtungen im Schloß und in der Hofverwalt ung vertraut machen." „Von dieser Absicht habe ich bisher wenig bei Dir bemerkt," bemerkte die Gräfin. „Denn Du bist ja den ganzen Tag im Freien."