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Hagesgeschichle. — Deutschland. Die fortlaufenden ärztlichen Berichte au» San Remo sprechen sich ja meist in zu friedenstellender Weise über da» Befinden de» Kronprinzen au». Daneben wollen aber Privat nachrichten, welche weniger beruhigend wirken, nicht verstummen. Die allgemeine Liebe für den hohen Patienten läßt aber die Hoffnung auf gänzliche, wenn auch noch in fernerer Zeit liegende, Genesung nicht sinken. — Der „ReichSanz." veröffentlicht da» ange kündigte Schreiben Mackenzie'«. Dasselbe sagt: Nach meiner Ansicht waren die klinischen Symptome immer durchaus vereinbar mit einer nicht bösartigen Er krankung, und die mikroskopische Untersuchung befand sich in Uebercinstimmung mit dieser Ansicht. Unglück licherweise gehört da« Leiden de» Kronprinzen zu den jenigen Kehlkopferkrankungcn, bei welchen erst da» Fortschreiten derselben die Bestimmung ihre» Charak ter» gestattet, sodaß in diesem Augenblick die medi zinische Wissenschaft nicht mehr gestattet zu behaupten, daß irgend eine andere Krankheit vorhanden ist, al» «ine chronische Entzündung de» Kehlkopfe», verbunden mit Perichondritis. — Ueber die Stimmung am Hofe inBcr- lin schreibt man der „Wien. Allg. Zlg.": „Noch rauscht un» der Jubel in den Ohren, den die sieg hafte Rede de« gewaltigen deutschen Kanzler» hervor gerufen; wir sahen in diesen Tagen die deutsche ReichShauptstadt gleichsam einen majestätischen Rah men bilden für einen weltgeschichtlichen Mann, der sein Volk zu hohem Ansehen emporgetragen, und man vergißt in solchen Momenten leicht, wie hart neben diesem stolzen Glück der tiefste Schmerz sich einnistet und die noch kurz vorher himmelhoch jauchzenden Gemüther urplötzlich zu Tode betrüben kann. Jetzt ist plötzlich die Stimmung Berlin» eine verstörte. Die Stadt fühlt sich mit dem Herrscherhaus in Freud' und Leid innig vereint; dazu hat ja der kranke Kaisersohn für seine eigene ideal angelegte Persönlichkeit so viele aufrichtige Sympathie erlangt, daß heute, wo die Nachrichten au» San Remo zum Theil trüb lauten, die treuen Berliner ihrem tiefen Schmerz kaum mehr zu gebieten vermögen. Da» greise kaiserliche Paar selbst steht verhältnißmäßig noch stärker dem Sturme der bangen Gefühle gegen über, der auf dasselbe doch in erster Linie eindringt, al» die anderen jüngeren Familienmitglieder. Be sonder» hart war Prinzessin Wilhelm von den schlim men Botschaften, welche vor einigen Tagen au» San Remo anlangten, mitgenommen. Auf die vom Kran kenlager de» Kronprinzen cingetroffenen Nachrichten hin, die, wenn auch verblümt stilisirt, doch den Ernst der Situation erkennen ließen, gcberdete sich die Prin zessin völlig verzweifelt, und die Aerzte, die besonde ren Umstände, in welchen sich die Prinzessin befindet, erwägend, verständigten die Kaiserin Augusta von die sem wilden Schmerzensausbruch der Prinzessin. Die greise Kaiserin ließ sich noch am späten Abend in einer Sänfte in'» Palai« ihrer Enkelin tragen und sagte derselben: „Ich bringe Dir, wa« ich selbst nicht besitze, nämlich Trost." Die Kaiserin verblieb bi« zur MitternachlSstunde bei der Prinzessin und verließ dieselbe nicht früher, al« bis die junge Frau in ruhigen Schlaf gesunken war. Der Kaiser begnügte sich, der Prinzessin einige Zeilen zu schreiben, in der er sie ersuchte, die Summe de« Elends, an dem sein Hau» leide, nicht zu vergrößern, ihrer selbst und de» Ungeborencn zu schonen." — Rach den soeben erlassenen Ausführungs-Be stimmungen zu dem am 11. d. M. in Kraft getretenen Gesetze, betreffend Acnderungen der Wehrpflicht haben sich behufs Eintragung in die Listen der Land wehr zweiten Aufgebot» alle im Jahre 1850 oder später geborenen Personen — Offiziere, Sanitätsoffi ziere, obere Militärbeamten, Unteroffiziere, Mannschaf ten, untere Militärbeamten — welche nach abgelcisteter gesetzlicher Dienstpflicht im stehenden Heere und in der Landwehr (Flotte und Seewehr) beziehungsweise al» geübte Ersatzreservisten nach Ablauf der Ersatzre servepflicht bereit« zum Landstürme entlassen waren, mündlich oder schriftlich bei der zuständigen Militär behörde bi» zum 13. März 1888 unter Vorlage ihrer Militärpapiere bei Vermeidung der in Z 67 de» ReichS- militär-Strafgcsetzbuche» angedrohten Freiheitsstrafen anzumelden. Diese Melvefrist Ist für diejenigen, welche sich außerhalb Deutschland« bcz. auf See befinden bi» zum 30. September d. I. verlängert worden. Den jenigen, welche ihre Militärpässe abhanden gekommen sind, sind feiten» der Bezirkskommandos Duplikate kostenfrei zu ertheilen. — Kaiserslautern. Am Donnerstag Abend fand im Tiefbau der Grube „Kreuzgraben" in der Nähe von Camphausen (Saargebiet) eine Grubenex plosion statt, wodurch 40 Grubenarbeiter getödtet wurden. Weitere 36 wurden gerettet. — Metz. Für die alljährlich im Monat Mai hier stattfindende Messe war im vorigen Jahre den französischen Zuckerbäckern, Schaubudcnbesitzern rc. eine AufenthaltScrlaubniß zum ersten Male nicht ertheilt worden. Die Handelskammer von Nancy wandte sich deshalb an die Metzer, um die Aufent- haltSerlaubniß für die diesjährige Messe zu erwirken. Die hiesige Handelskammer wurde jedoch auf eine be zügliche Eingabe von der Metzer Polizeidirektion dahin beschieden, daß auch diesmal eine AufenthaltSerlaub- niß für französische Geschäft»lcute nicht ertheilt wer den würde. — In den letzten Wochen sind nach und nach 13 französische Soldaten nach Elsaß-Lothringen dcserlirt. Sie kommen theil« au« Belfort, theil« au« weiter gelegenen Garnisonen; einer hat e« sogar fertig gebracht, von Besanyon in voller Uniform durchzu kommen! Die Leute klagen über besonder« harte Zucht in der letzten Zeit und begeben sich meisten« in die Schweiz, da sie sich im Reich-lande nicht aufhalten dürfen. Sächsische Nachrichten. — Dresden. Die von Ihren k. Majestäten schon längst geplante Reise nach Leipzig zu einem mehrtägigen Aufenthalt dortselbst kommt nun nächsten Sonntag Abend» 7 Uhr 23 Minuten, zu welcher Zeit die Majestäten mit hohem Gefolge mit dem fahrplan mäßigen Schnellzuge in Dresden abzurcisen gedenken, bestimmt zur Ausführung. Der Aufenthalt ist zunächst auf 4—5 Tage in Aussicht genommen. — Leipzig. Die Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege hat nun, wie wir vernehmen, ihren zweiten Kursus begonnen und es ist die Betheiligung Hierselbst eine erfreulicher Weise sehr rege. Nach der deutschen Etappenordnung, welche am 3. September v. I. von Sr. Maj. dem Kaiser genehmigt wurde, besteht die Aufgabe der Kranken pfleger im Kriege mit darin, die Verwundeten von dem Etappenhauptort nach dem Etappenanfangsort zu bringen. Für da« 12. k. sächsische Armeekorps bildet im Kriegsfälle Leipzig den Etappenanfangsort. — Der Einnehmer der städtischen Sparkasse in Leipzig, Träger, welcher am Dienstag verhaftet wurde, hat da« Sparinstitut um etwa 14,000 Mk. gebracht. Er Hal die Summe durch fortgesetzte Be trügereien, die bi« etwa 5 Jahre zurückreichen sollen, veruntreut. Träger ist verheirathet. Er soll schon vor seiner Anstellung sich etwa« haben zu Schulden kom men lassen. — Die Commandanten des Lausitzer Feuer- wchr-Verbande« schreiben: Sonntag, den 5. Februar u. c. bewegte sich still und ernst ein langer Zug durch da« Cunewalder Thal nach dem Gottesacker. Voran die Feuerwehr von Cunewalde und die Commandanten des Gau-Verbandes, in der Mitte ein Sarg, umschließend die irdische Hülle des Obercuncwalder Feuerwehr-Commandanten Bähr, dessen Gattin zwei Tage vorher zur letzten Ruhe bestattet wurde. Diese werden von 6 unerzogenen Kindern betrauert, wovon 5 noch an derselben tückischen Krankheit hoffnungslos darnieder liegen. Schwerkrank sind gegenwärtig noch 34 Mann von der dortigen Feuerwehr, 18 Frauen und 52 Kinder, ohne die Anderen zu nennen die Nichtfeuerwehrleute sind. Ge storben sind 7 Feuerwehrmänner und 2 Frauen. Obercunewalde wird meist von fleißigen und recht lichen, aber sämmtlich fast mittellosen Webern bewohnt und das durch die Trichinose hercingebrochene Elend ist unbeschreiblich groß. Gerade der Kern der Be wohner, die Feuerwehrmannschaften, sind am härtesten heimgesucht. — Der Vogtländisch-Erzgebirgische Jn- dustrieverein hielt am 8. Febr. in Plauen i. V. die erste Hauptversammlung unter Leitung de» Ober bürgermeisters O. Kuntze-Plauen ab. Die Versamm lung genehmigte die Satzungen de» Verein« und wählte den Vorstand. Der Verein verfolgt seinen Zweck zunächst durch eine jährliche Unterstützung der mit der kunstgewerblichen Fachzeichenschule (zukünftige Industrieschule) zu Plauen in Verbindung stehenden Vorbildersammlung und Annahme von Beitragen für dieselbe, sowie Herbeiführung einer erleichterten Be nutzung der Vorbilder, ferner durch Veranstaltung von Wanderausstellungen in vogtländischen und erz- gebirgischen Jndustrieorten, sowie durch Behandlung von Fragen, welche in Bezug zur Industrie stehen. Der Verein besteht zur Zeit aus 81 Mitgliedern. Davon haben 69 ihren Wohnsitz in Plauen, die übrigen vertheilen sich auf die Orte Reichenbach, Falkenstcin, OelSnitz, Auerbach, Lengenfeld, Eibenstock, Werdau, Schneeberg und Schönheide. Al» Vorsitzen der wurde gewählt Kaufmann Otto Erbert-Plauen, al« Geschäftsführer Prof. Rich. Hoffmann-Plauen. — OelSnitz i. V. Mit dem raschen Aufblühen unserer Stadt ist auch ein ziemlich bedeutende» WachS- thum der umliegenden Dörfer zu bemerken. Mehren sich doch von Jahr zu Jahr die Fabrikanlagen unserer Stadt und durch sie natürlich auch die Anzahl der Arbeiter, die gern in unmittelbarer Nähe derselben wohnen. In der Nähe de» Bahnhöfe» wird in nächster Zeit wiederum eine größere Fabrik entstehen, und auch verschiedene Erweiterungen von Fabrikanlagen sollen geplant sein. Besonder» auffällig wachsen die nahen > Dörfer Raschau und VogtSberg. — Lengenfeld. Dem Vernehmen nach soll I nun auch die hiesige Stadt ihre Telephonverbindung, und zwar zunächst mit Anschluß nach Reichenbach, bekommen. E» haben sich bereit» 25 Herren als Theilnehmer gezeichnet und eine diesbezügliche Ein gabe an die Kaiser!. Ober-Post-Direklion Leipzig ge langen lassen. — Au er Hammer. Wie weit die Unverschämt, heit mancher .Fechtbrüder" geht, bezeugt der Fall, welcher sich in den letzten Tagen hier zugetragen hat. Ein Gauner klopft an und sieht im Corridor de» betreffenden Hause» neue Stiefeln stehen. Nach kurzer I Musterung findet er die dastehenden bester al» die I seinigen und vertauscht unter Zurücklassung seiner I defekten dieselben mit der nagelneuen Fußbekleidung, läßt sich danach auch noch von der Hausfrau einen Zehrpfennig verabreichen. — Welch unglaublich große Fülle von Schnee imErzgebirge gefallen ist, erhellt daraus, daß die kaiserliche Post nur in einspännigen Schlitten zwischen Cranzahl und Oberwiesenthal verkehren kann, größere Fahrzeuge würden gar nicht vorwärt» kommen, son dern stecken bleiben. Zu den Eingängen der Häuser in letztgenanntem Ort hatte man richtige Schächte treiben müssen; in Unterwiesenthal war die Schule ganz unter Schnee vergraben und auch hier mußte ein Schacht eusgeschauselt werden. Einem Gutsbe sitzer aus Hammerunterwiesenchal, der einen Arzt holen wollte, passirte es, daß er mitten in der Fahrt stecken blieb und au-spanncn und den Schlitten seinem Schicksal überlassen mußte. Gleicbwohl haben >vicr Herren vom erzgebirgilchcn Verein in Chemnitz mit acht Einwohnern von Wiesenthal sich aufgemacht, um den Keilberg, welcher auf böhmischem Gebiet liegt, auf Schneeschuhen zu besteigen. Allgemein hält man diese« Unternehmen für unausführbar, obgleich die selben Touristen eine ähnliche Fahrt nach dem Berge am Neujahrstag 1887 aussührken; damals war aber eine solche Schneemenge nicht vorhanden, wie über haupt seit den letzten 25 Jahren ein solcher schnee reicher Winter im Erzgebirge nicht vorgekommen ist. — Zu der im Hostheater zu Weimar am vor letzten Donnerstag stattgchabten Aufführung der „Räu ber", in welcher Mitterwurzer den Fran; Moor gab, waren altem Brauche gemäß die Studenten von Jena erschienen, um bei der Vorstellung „mitzu wirken". In stattlichem Zuge zu Wagen und zu Pferde hielten die Studenten Einzug in die Stadt. Die Vorstellung begann vor völlig ausverkauftem Hause mit dem Gesang der Studenten: „Stoßt an, Jena soll leben." Im fünften Acte wurde sodann, nachdem die Räuber „Ein freies Leben führen wir' gesungen, von den Studenten da» „Ouuäoumus igitur" angestimmt, worauf auf da» Commando deS Präsi denten: „Silentium! Lied ex! Da» Spiel kann weiter gehen!" die an und für sich musterhafte Vorstellung ihren Fortgang nahm. Amtliche Mitthcilunge» aus der 2. öffentlichen Ztadt- verordneten-Zitzung am 3. Februar 1888. Anwesend: 18 Mitglieder des Collegiums. Entschuldigt fehlten die Herren: Bernhard Meischner, Wilhelm Dörffel und Alban Meichsner. Seiten des Stadtrathes anwesend: Herr Bürgermeister Löscher. Die Sitzung wurde vom Voisteher, Herrn Kaufmann Carl Dörffel, eröffnet und sofort zur Tagesordnung übergegangen. 1) Der vom Sladtiatbe aufgestellte veränderte Nachtrag zur Localbauordnung über die Bahnhofsstraße ist auf Antrag des Herrn Gläß einem aus vier Mitgliedern bestehenden besonderen Ausschüsse zur Vorberathung und Berichterstattung überwiesen worden. 2) Dem Beschlüsse des Stadtrathes, die bei den von der Etadtgemeinde selbst ausgeführt werdenden Bauten zu beschäft igenden Arbeiter zur Unfallversicherung anzumelden, somit aber von der Uebernahme der Versicherung in eigene Verwaltung ab zusehen, trat das Collegium einstimmig bei; nahm St auch Kenntniß von dem Beschlüsse des Schulausschusses, den Bau einer Schulturnhalle bis auf Weiteres und so lange auszusetzen, bis der SchulhauSerweiterungsbau ausznsühren sein wird. 4) Zu den Rechnungen n. über die Erhebung des Schulgeldes auf das Schul jahr I88K/87. I>. über die Verwendung der Zinsen der Lutherstistung, t c. über die Pensionskass« für die Witt-l wen und Waisen der städtischen Be-t amten sowie l ä. über die AichamtSkasse sprach das Collegium einhellig die Iustifikation aus. b) Zur Vorberathung und Berichterstattung über die von der Königlichen Kieishauptmannschaft Zwickau gegen das neue Abgabenregulativ gezogenen Erinnerungen ist auf Antrag des Herrn Heitel ein au- sieben Mitgliedern bestehender Ausschuß bestimmt worden und zwar wurden in diesen Ausschuß die dem bisherigen Abgabenregulativausschuß angehört habenden Herren, an Stelle des aus dem Collegium auSgeschiedenen Herrn Rechts- anwalt vandrock aber Herr Rendant Böhme gewählt. 6) Das Collegium nahm Kenntniß von den eingegangenen Dankschreiben für gewährte EtehaltSzulagen. Nach Erledigung der Tagesordnung theilte Herr Bürger meister Löscher mit, daß neuerdings vom Stadtrathe eine Revision der Trichinenschau ^Fleischbeschau) vorgenommen worden sei und daß diese Revision ergeben habe, daß die in dieser Hinsicht hier bestehenden Bestimmungen streng durchgeführt würden und Hin terziehungen feiten der hiesigen Einwohner und besonders der Fleischer nicht vorkämen. Nur sei wabrzunehmen gewesen, daß von auswärts Schweinefleisch hier eingesührt werde, bei dem eine Control« darüber nicht auszuüben sei, ob eine Untersuchung dieses Fleisches auf Trichinen stattgefunden habe ober nicht. Dock er. lasse jetzt der Stadtrath eine Bekanntmachung, mittelst welcher auf diesen Uebelstand hingewiesen und die Einwohnerschaft vor den Folgen gewarnt weiden solle. Das Collegium nahm hiervon mit Befriedigung Kenntniß. Hieraus Schluß der Sitzung. Vermischte Nachrichten. — Folgend« Winke für eine praktische Fußbekleidung, die wir in der Fachzeitschrift „Hygiea" finden, sind nicht allein für da» schönere Geschlecht berechnet. In dem Wunsche, möglichst zier- auf das Jabr 1887