Volltext Seite (XML)
Wörtlichkeit für den Aulbruch eine« Kriege« vor der Geschichte lasten würde. — In Ausführung ter Entschließungen de» LuS- schussc» der Deutschen Türnerschaft in Koburg im vorigen Jahre, seinen Geschäftsführer in seiner Eigenschaft al« ReichStagSmitglicd zu beauftragen, mit dem Kriegsminister de» Reiche- die auf eine für turnerisch tüchtig ausgebildete Leute zu erzielende Verkürzung der Militärdienstzeit gerichteten Wünsche der deutschen Turnerschast zu besprechen, setzte Herr l)r. ineä. Ferd. Götz-Lindenau am 27. v. Mt». Seiner Exzellenz dem Kriegsminister Bron- sart v. Schellendorf auseinander, wie die Turnerschast treu auf nationalem Boden von jeher für die leibliche Erziehung des Volke» und für dessen Ausbildung zur Wehrhaftigkeit gearbeitet habe und wie die jetzige Wehrvorlage über die Erhöhung der Wehrkraft de» Reiches e» nahe lege, darauf hinzuweisen, wie wenig der Staat thue, die Erziehung zur Wehrfähigkeit zu fördern unter Hindeutung auf den immer noch wenigen Turnunterricht in den Volks- und höheren Schulen, und man überzeugt sei, daß der Betrieb der Leibes übungen wirksam geförvert werde, wenn Seiten» der ReichSkriezSverwaltung bei ter Entlassung auf DiS- positionSurlaub nach 2 Jahren auch die turnerische Leistungsfähigkeit der Mannschaft mit in Betracht gezogen und künftig als Bedingung für die Berechtig ung zum einjährigsreiwilligen Dienst ein gewisses Maß turnerischer Leistungsfähigkeit verlangt werde. Der Herr Kriegsminister ging in entgegenkommendster Weise auf die Besprechung der genannten Wünsche ein und erkannte die hohe Wichtigkeit der turnerischen Ausbildung für die Wehrhaftigkeit der Nation voll kommen an, wenn er auch die Erfüllung der vorge- lragenen Wünsche nicht zusichern konnte, sie bleiben aber der wohlwollendsten Erwägung gewiß, wie von maßgebender Seite überhaupt der Pflege de» deutschen Turnens erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet werden könnte. — Der Beginn der Ecdarbeitcn für den Nord- Ostsee-Kanal steht für da» Frühjahr in sicherer Aussicht, nachdem der Grunderwerb günstige Fortschritte gemacht hat. Die Vorarbeiten schreiten rüstig vorwärt», vaS vorläufige Planseststellung« - Verfahren nach dem Enteignungsgesetz ist für die ganze Kanallinie beendet. Die Vorarbeiten für eine Bahn von Kiel nach der AuSmündung de» Nord-Ostsee-Kanals bei Holtenau haben begonnen. Sächsische Nachrichten. — Wie bereit« erwähnt wurde, sind in Chem nitz zur Zeit so zahlreiche Typhuserkrankungen zu verzeichnen, daß die Erscheinung einer Epidemie nicht verkannt werden kann. Leider sind aber gleich beklagenSwerthe Verhältnisse auch au» Zwickau zu berichten, ja hier sind einige Erkrankungen sogar von tödtlichem AuSgange begleitet gewesen. In beiden Städten sind die Erkrankungen zunächst in der Civil- bevölkerung vorgekommen; was Zwickau anlangt, so scheinen die ersten in den Nachbargemeinden Planitz und KainSdorf aufgetaucht zu sein. Obgleich nun den Angehörigen der Zwickauer Militärgarnison sofort der Verkehr in jenen Orten verboten worden ist und obgleich in den CasernementS beider Städte die aus gezeichnetsten DeSinfectionS - Vorrichtungen getroffen worden sind, hat die Epidemie leider auch in der Militärbevölkerung beider Städte nicht unbedenkliche Erkrankungen verursacht. In Zwickau haben dieselben die Zahl 49 erreicht, doch ist ein Stillstand in der Zunahme zu beobachten; bei einigen wenigen Kranken haben sich gleichzeitig KrankheitSerscheinuugen im Ge hirn (Genickstarre) gezeigt und sind zwei derartige Kranke mit dem Tode abgegangcn. In der Chem nitzer Militärbevölkerung ist ein Todesfall zu verzeich nen; die Zahl der Erkrankten beläuft sich auf 41 Mann; in der Civilbevölkerung sind seit Ende Januar ca. 54 TyphuSkrankheitSfälle bekannt geworden, in der Zwickauer etwa 50, doch fehlen genauere amtliche Angaben. Zur Verstärkung des Krankenwärterper- sonal» in beiden Garnisonen sind au« Zittau und Bautzen Militärkrankenwärter abgegangen und ebenso ist feiten» de» König!. Kriegsministeriums in beiden Städten die Errichtung von Krankenbaracken ange ordnet worden. — Annaber g. In der Nacht zum 9. Februar verursachte in der kleinen Sommerleite ein plötzlich entstandener Gasgeruch nicht geringe Aufregung. Nachts gegen 1'/, Uhr wurde au» einem Hause der genannten Straße auf da» Polizeiamt geschickt mit der Meldung, daß ein penetranter Gasgeruch die Wohnung erfülle. Sofort wurde an die Gasanstalt telephonirt und war in wenigen Augenblicken der GaSdirektor mit seinen Leuten an Ort und Stelle. Bei der Lage der Sache erschien eine Alarmirung der Bewohner der kleinen Sommerleite dringend er forderlich und war selbstverständlich die Bewegung der dem Schlummer Entrissenen eine ziemlich leb hafte. Ein starker Gasgeruch erfüllte die Häuser, besonder» die unteren Räumlichkeiten. Eine Frau wurde ohnmächtig. Au« verschiedenen Räumlichkei ten mußten die Kinder wegen der Gefahr de» Er sticken» entfernt werden. Die Nachgrabungen be gannen bereit» gegen 2 Uhr. Bi« Nachmittag war c» nicht gelungen, den Ort des Schaden» zu entdecken, welcher später in der Nähe de« Seminargebäude« aufgefunden wurde. Die Nachforschung nach der schadhaften Stelle war mit vielen Schwierigkeiten verknüpft, da da» hartgefrorene Erdreich den Ausgrab ungen energischen Widerstand entgegensetzte. Die Aus strömung des Gase« war eine ganz erhebliche, fast sämmtliche Häuser der kl. Sommerleite waren in den Kellerräumen derartig mit Ga« gefüllt, daß da« Be- > treten nahezu unmöglich erschien. — Stollberg. Am Sonntag früh kurz nach 9 Uhr ertönte Feuerlärm; da« an der Ecke de» Markte« und der Hohensteinerstraße gelegene Hotel „zum weißen Roß" stanv in Hellen Flammen und brannte im Verlaufe de« Tage« auch bi« auf die Grundmauern nieder. Die Gefahr für die nahe liegenden, durchaus nicht feuerfesten Häuser war so außerordentlich groß, daß man ein« derselben nieder zureißen gezwungen war. Glücklicherweise gelang e», au« dem geräumigen und selbst nicht durchaus massiven Brandobjecte noch mancherlei zu retten, z. B. die werthvolle Bibliothek de« Gewerbeverein». Alle Spritzen der Stadt, wie die der umliegenden Dörfer waren in Thätigkcit, mußten sich aber in der Hauptsache darauf beschränken, die Nachbarhäuser zu bewahren. Die Feuerwehr hat ihre Schuldigkeit in äußerst loben«- werther Weise gethan und ließe sich manch Stücklein pflichtgetreuer Tollkühnheit berichten. Leider störte der Feuerlärm auch den Gottesdienst, der eben be gonnen hatte, weil da» Brandobjekt in nächster Nähe der Kirche liegt. Ein hiesiger Einwohner, namen» Dippner, ein sonst rüstiger, aber von Krämpfen ge plagter Mann, brach im Kirchensitze zusammen und gab seinen Geist auf dem Altarplatze, über den weg man ihn in die Sakristei schaffen wollte, ans. Super intendent Freyer sah sich in Folge alle« dessen ver anlaßt, von einem regelrechten Gottesdienste abzusehen und sprach nur ein Gebet. — Limbach. Der seit Längerem befürchtete Krach in der Handschuhbranche ist mit einem Male gekommen, so daß in den letzten Wochen da hiesige Amtsblatt täglich zwei Konkursanzeigen brachte, die sich namentlich aus die benachbarten Orte Hart mannsdorf, WittgenSdorf, Taura und Wüstenbrand erstrecken. Eine Aussicht aus Besserung ist Angesichts der anhaltenden Stockung vorläufig nicht zu erwarten, so daß auch die mit der Branche in Verbindung stehenden Geschäfte, insbesondere die Garn- und Sei denhändler wesentlich in Mitleidenschaft gezogen wer den. Alle Maßregeln, wie die Gründung eine« Fab rikantenvereins, behufs gemeinsamen Vorgehen» in der Feststellung der Preise, Einschränkung der Arbeits zeit, Gründung einer Verkaufsstelle von Lagerwaaren in Verbindung einer Art von Leihanstalt, sind ohne Erfolg geblieben, weil sich einerseits die größeren Fabrikanten nicht an dem betreffenden Verein be- theiligten, andererseits in jener Lagerstelle mehr jüdische Geschäfte abgeschlossen wurden. Da» einzige Mittel wäre die Einstellung aller Arbeit, damit einmal die Lager schließlich doch beseitigt und die Ueberproduktion ein Ende nähme. Wird in der jetzigen Weise weiter gearbeitet, bei mehr als unterwerthigcn Preisen, dann bleiben weitere Befürchtungen nicht ausgeschlossen, und eine Gesundung der Geschäftsverhältnisse in der Handschuhbranche wird in weite Ferne gerückt. — In Rothenkirchen, wo im Laufe der letzten Jahre 15—17 Mal Schadenfeuer ausgekommen sind und dadurch der Ort wohl zur Hälfte neue Gebäude erhalten hat, ist dieser Tage wieder ein sogenannter Brandbrief aufgcfimden worden. Darin werden die noch nicht massiven Häuser in der Nähe der sog. „Reitschule" bedroht. Die Behörden, sowie die Feuerversicherungsgesellschaften sind eifrig bemüht, den Briefschreiber zu entdecken. — Der „Leipziger Ztg." schreibt ein Mitarbeiter: „Nicht aus den Dorfschulen, aus den Gymnasien gehen die Verderber unserer Muttersprache hervor. ES kann auch nicht Wunder nehmen, der Götzendienst, der in diesen Lehranstalten mit den tobten Sprachen getrieben wird, läßt unsere Muttersprache die Aschenbrödelrolle spielen. Und auch in die Volks schulen wird durch die obersten, auf Gymnasien ge bildeten Leiter die Sprachverwelschung hineingetragen. Wenn ich das Regelbuch für die deutsche Rechtschreib ung zum Gebrauch in den Schulen durchblicke mit seinen Substantiva und Adjektivs, Pronomina und Adverbia, Präpositionen und Konjunktionen, Konso- nannten und Vokalen, Flexionen und RektionSverhält- nifsen — dann falte ich jedes Mal die Hände in stillem Mitleid für die deutsche Jugend. Soll denn auch im neuen deutschen Reich der Hinweis ungehört Verhallen, daß uns andere Völker ob unserer Fremd wörterseuche mit Hohn und Spott übergießen? ES giebt aber noch eine viel ernstere Schattenseite, auf die hingewiesen werden muß, ich meine die Sprach verwelschung als Hemmschuh der Volksbildung. Da rin liegt der unermeßlich schwere Schaden der Fremd- > Wörterseuche, der sich um so gefahrdrohender gestaltet, je schärfer der Wettkampf der Völker auf der Ring- s bahn der Weltwirthschast wird." — Bei Tetschen-Bodenbach verunglückte der regelmäßig aus Kumnitz ankommende Eilpostwagen. Die Pferde versanken in einer hohen Schneewehe bi« an die Köpfe, und auch herbeigeeilter Hilfe war e« unmöglich, die Thiere sofort herau-zubekommen; ein Pferd war todt, als man e« endlich au-gegraben hatte, da- andere lebte noch, verendete aber nach kurzer Zeit; der Postkutscher liegt schwer krank darnieder. Auch ein der Postkutsche unmittelbar folgender Einspänner versank im Schnee, doch konnten Kutscher und Pferd noch mit großer Mühe gerettet werben. Sitzung -es Lkjirk saus sch u ssrs der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, am 8. Februar 1888. 1) d«r Bezirksautsckuß beschließt i ». dem Einsprüche gegen die Wahl Adolf Klötzer'« in Pöhla al, »utsckußpnson au» der Classi der Guts besitzer Folge zu geben und der Gemeinde Pöhla eine enlsprechende Abänderung de« Orlsstalut« anheim zu . stellen und b. die Einsprüche in Sachen der Gemeindcrathswahl in Wolfsgrün bedingungsweise zu verwerfen, 2) beräth ein Schreiben des Bezirksverein« Königreich Sachse» des deutschen Fleischerverband« und erkennt ein Brdürsniß nach Erlaß besonderer Vorschriften bezüglich dis vielen Schlach ten« und Verpsunden» von Viehstürkin Seiten Privatpersonen nickt an, überläßt es jedoch der Königl. Amtshauptmann- schaft, den Ortsbehörden Erlaß entsprechender Bekanntmach ungen anheim zu geben, 3) tritt unter Tbeilnahme des Herrn Bezirksarzte« in die Be- rathung über das Projekt der Errichtung eines Bezukskranken- hauseS ein, 4) genehmigt die von Christian Friedrick Lang in Pöhla nach gesuchte Errichtung einer Pferdeschlächterei daselbst vorbehält lich de« Gehörs de« BeziikSihierarztes bedingungsweise, S> genehmigt die Gesuche ». Ernst Zeitz»'« in Muldenbammer um Ausübung des Gasthossbetriebes im vollen Umfange einschließlich des Tanzmusikballens im Gasthofe zu Muldenhammer, b. Franz Richard RolimannS in Zelle um Erlaubnis zum Restaurationsbetriebe im Bahnhöfe zu Aue UN» c. Carl Gottlieb FolknnS in Zschorlau um Uebertrag- ung der seinem Vater Johann Gottlieb Folkner zu stehenden Erlaubniß zum Gasthofsbetricbe einschließlich des Tanzmusikbaftens aus seine Person, 6> erlheilt aus Antrag des Königl. Commissars für den Bau der Maatseisenbahn Grünstädlel-Rittersgrün Erlaubniß zum Schankbetriebe an Caroline verw. Trömel in Raschau und Genoffen während de« EisenbahnbaueS, 7) lehnt di« Gesuche ». Ernst Müllers in Carliseld um Erlaubniß zum Klein handel mit Branntwein, b. Richard Gürtlers in Aue um Ausübung des Bier schanks und o. Gustav Albin Bretschneiders in Oberschlema um Uebertragung d» dem gleischermeister Wagner daselbst »theilten Concesflon zum Bier- und Branntweinschank auf seine Person, sämmtlich in Mangels örllichen Bedürfnisses ab und 8) ertheilt zu den von L. Friedlich Eduard Schlegel in Raschau, b. Eduard Borges in WeitersglaShütle und e. Bernhard Löbner und Genossen in Beierfeld nachgesuchten GrundstückSabtrennungen Genehmigung. Das Athmen. Gegen die Anfänge von Lungenleiden bei jugend lichen Individuen verdient die Gymnastik des AthmenS das größte Vertrauen al» Heilmittel, und selbst bei schon ziemlich vorgeschrittenem Uebel nützt Tiefathmen mit Hebung der Rippen, nebst Aufenthalt in gesunder Luft, Hautpflege und zweckmäßiger Ernährung mehr als Arzneimittel. Aber die Alhmenübungen müssen mit großer Vorsicht geleitet werden: zu hastiges Vor gehen, kann durch Ueberanstrcngung der Lungen die schlimmsten Folgen nach sich ziehen. Das Tiefathmen gewährt den großen Vortheil gründlicherer Lungenauslüftung. Der GaSauStausch zwischen Luft und Blut beruht darauf, daß durch die häutige Scheidewand getrennte GaSarten sich ins Gleichgewicht zu setzen suchen: daß also Kohlensäure aus dem Blute in die Luftzellen auStrilt, bi« in dieser Luft Kohlensäure in dem gleichen Verhältniß enthal ten ist wie im Blute. Da auch durch da» tiefste AuSathmen die Lunge nicht luftleer wird, sondern immer noch viel Lust zurückbehält, so bewirkt die Ein schulung nur eine Mischung frischer Lust mit der rückständigen, natürlich kohlensäurereicheren. Je tiefer aber die Athemzüge, desto mehr Sauerstoff dringt in die Lungenbläschen ein und desto mehr Kohlensäure wird aus demselben entfernt: umso besser kann dem nach auch das Blut sich mit Sauerstoff versorgen und von Kohlensäure befreien. Da« Singen und Lautsprechen, besonder» Verle sen, Deklamiren, Reden u. dgl. m., kann als höchst zweckmäßige Uebung in der AthmungSkunst und dem zu Folge auch zur Ausbildung und Kräftigung der Lunge benutzt werden. Zu allen diesen Leistungen ist ja ein gleichmäßiger, in Stärke und Dauer vollständig beherrschter Luftstrom erforderlich, der nur durch gänz liche Füllung der Lungen und sparsame» Haushalten mit der AuSathmungSluft für längere Zeit unterhal ten werden kann. Nächst dem tiefen Einalhmen haben wir sodann vom Beginn de» tönenden AuSathmen« an in Folge der beinahe geschlossenen Stimmritze eine Spannung der eingeschlossenen Luft, welche ihren Druck gleichmäßig auf alle Theile der Lungen auSdehnt und daher auf die Entfaltung aller Endbläschen hinwirkt. Ferner ist die vollständige Beherrschung der gesamm- ten AthmungSmuSkulatur nothwendig nicht nur, um durch tiefe» Sinathmen die Brust zu füllen, sondern auch um ganz genau die durch die Elastizität der Lungen und den Druck der AuSathmungSmuSkeln be wirkte Kraft der AuSathmung zu beherrschen, so wie auch zu rechter Zeit und den Zuhörern möglichst un bemerkt den Lustvorrath in der Brust zu erneuern. Alle» die» kann nur durch viele sorgfältige Uebung