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Amts- und Anzeigevlatt für den Erscheint Abonnement SL-L-- Wrk des Amtsgerichts Libensiock SLZL serfionSprei«: die kleinsp. ten, sowie bet allen ReichS- Zei-io Pf und dessen Amaeöuna. P°s.«nf.°lt°n Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. SS. Jahr,«««. — IN. Dienstag, den 14. Februar 1888. Das Königliche Ministerium der Justiz hat zum Friedensrichter für den Bezirk Hunüshübkl auf die Zeit bis Ende September 189 l den Königlichen Oberförster Herrn Ernst Julius Keger . in Hundshübel ernannt. " Solches wird mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß Herr Oberförster Heger am 11. dieses Monat« verpflichtet worden ist und daß die dem Friedens richter Herrn Gemeindevorstand Müller in Oberstützengrün zeither übertragen gewesene interimistische Verwaltung des Eingang« gedachten Amte« sich nunmehr erledigt hat. Eibenstock, den 13. Februar 1888. Das Königliche Amtsgericht. Peschkt. Gruhle, G.-Sch. Bekanntmachung. Das diesjährige Stadtaulagen-Katafter liegt von Mittwoch, den 15. dieses Monats ab bis mit Dienstag, den 28. dieses Monats» zur Einsicht nahme der Anlagenpflichtigen beziehentlich deren Bevollmächtigten jedocb nur rück sichtlich der sie selbst oder ihre Vollmachtgeber betreffenden Einträge in der hie sigen Stadtkaffe aus und sind Reklamationen gegen die erfolgte Einschätzung bi» spätesten« Mittwoch, den 29. dieses Monats bei dem unterzeichneten Stadtrathe schriftlich einzurcichen. Nach Ablauf dieser Frist angebrachte Reklamationen sind für versäumt zu erachten und für diese» Jahr nicht weiter zu berücksichtigen. Eibenstock, am 13. Februar 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Bg. Donnerstag, den 16. Februar 1888, Nachmittags 2 Uhr soll in dem Grundstück Nr. 365, Abtheilung A hier, — Bahnhofstraße — eine Stickmaschiue */« 7ellig öffentlich gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 10. Februar 1888. Gerichtsvollzieher. Die Krankheit des Kronprinzen. Die Sorge der deutschen Nation wendet sich heute wieder von den politischen Vorgängen ab und zu dem schmerzlichen häuslichen Leid, da« verhängnißvoll auf unserem Herrscherhause lastet. Die Nachrichten, welche in den letzten Tagen über die Alpen zu uns gelangten, ließen, so schonungsvoll und reservirt sie auch abgefaßt waren, doch deutlich erkennen, daß eine tiefernste Wendung eingetrcten, daß die Krankheit de« deutschen Thronerben in das Stadium einer Krisis gelangt sei. In den am Sonnabend von uns ver öffentlichten Meldungen wurde die Nothwendigkcit eine« operativen Eingriffs angekündigt und auch bereit« mitgetheilt, daß derselbe am 9. d. MtS. unter günstigen Verhältnissen ausgeführt worden sei, denn das Befinden de» Kronprinzen ist zur Zeit ein zu friedenstellende«. Der hohe Patient ist frei von Fieber und Schmerzen und nimmt ohne Beschwerden Nahr ung ein. Privat-Meldungen aus San Remo, die als Ergänzung der offiziellen Bulletins über den Verlauf der Operation in Berlin eingegangcn sind, bestätigen durchaus, daß vr. Bramann Mustergiltiges geleistet hat, und daß das augenblickliche Befinden des Kronprinzen als ein vorzügliches bezeichnet wer den muß. Gleichwohl wird man sich jeder optimist ischen Erwartung enthalten müssen in der Erwägung, daß gerade so rasch, wie die Anschwellungen am Donnerstag den unverzüglichen operativen Eingriff nöthig machten, unvorhergesehene Störungen die Wundbehandlung aufhalten oder gar gefährden kön nen. Die Situation bleibt für den hohen Patienten eine sehr ernste; die leiseste Störung kann nahezu verhängnißvoll werden. Als ein besonderes Glück wurde in San Remo angesehen, daß nicht» die Ope ration selbst störte. Die Willensstärke de« Kron prinzen leistete dem chirurgischen Akt in ganz vor züglicher Weise Vorschub. Dem Kranken wurde recht zeitig mitgeiheilt, daß er nach der Operation, die ge fahrlos wäre und von der er kaum etwa« gewahren würde, nothgedrungen des Sprechen« so lange absolut sich enthalten müßte, al« bi« die Aerzte ihn bäten, von seiner Stimme Gebrauch zu machen. Ebenso hätte er den Wunsch zu unterdrücken, irgend wen au« seiner Umgebung um sich zu sehen, um jedem GemülhSaffekt entzogen zu bleiben. Die Aerzte haben zu dem Behuf jedwede Handreichung, sie heiße wie immer sie wolle und worin sie auch bestehe, selbst übernommen. Darum auch versteht e« sich von selbst, daß bei Tag wie bei Nacht unablässig je zwei der Doktoren am Bette de« Kranken al« Wächter und Pfleger sich aufhalten. Sie kennen da« Leiden wie die Eigenheiten de« Patienten so genau, daß c« nicht allzu schwer ist, jeden Wunsch de« Kranken zu er- rathen und seinen Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Organisation der Krankenpflege wurde eben lange vor der Operation bi« in« Kleinste hinein entworfen. Auf vr. Bramann lastet bi« auf Weitere« die Vor sorge in der Behandlung zu allermeist, und die Dok toren Krause, Schrader und Hovell unterwerfen sich hierin seinen Weisungen unbedingt, was natürlich nicht ausschließt, daß ein gegenseitiger Jdeen-AuStausch über jedes Einzelmvment stattfindet. Den Vortrag bei der Frau Kronprinzessin über die Operation und deren voraussichtlich nächsten Verlauf übernahm zu nächst Or. Mackenzie, nach ihm, sobald er abkömmlich war, vr. Bramann. Die Berichterstattung über den Vorgang an die kaiserliche Familie in Berlin wie an , die Königin Victoria und an die befreundeten Höfe l hatten der Großhcrzog von Hessen und Prinz Hein rich übernommen. Prof. v. Bergmann bleibt in San Remo auf Wunsch des Kaisers so lange, bi« nach seiner Ansicht eine Gefahr nicht mehr vorhanden ist, bis sich also übersehen läßt, daß vorläufig neue ope rative Vornahmen außer der Berechnung liegen. Von einer abermaligen unverzüglichen Operation, die aus zuführen der Berliner Chirurg berufen wäre, ist nie die Rede gewesen; sie würde sich auch bei dem gegen wärtigen Zustande des Kranken ganz von selbst ver bieten. Unabhängig von dem vorgenommcnen Luft- röhrenschnitl bleibt leider der Fortgang deS Leidens an sich, denn die Tracheotomie bewirkte nur Erleichter ung für den Kranken oder vielmehr sie war die Vor aussetzung der Lebenserhaltung. Hieraus crgiebt sich das Kritische der Lage von selbst. Ueber die Stimmung im Kaiserlichen Palais und bei Hofe schreibt man dem „Hamb. Corr." aus Berlin: „Bei der neuen Wendung ist natürlich die Stimmung am kaiserlichen Hofe eine sehr gedrückte. Man weiß, daß unser Kaiser unlängst wiederholt Anlaß genommen hat, im Kreise hoher Militärpersonen seinem Schmerze darüber Ausdruck zu geben, wie sehr ihm sein Sohn fehle und wie schwer die Heimsuchung sei, welche diesen Mann be troffen habe, der von der Vorsehung mit den edelsten Fähigkeiten und den reichsten Erfahrungen ausgerüstet worden sei. — Die Kronprinzessin und Prinz Hein rich waren, wie man ist Hofkrcisen erzählt, seit ein igen Tagen von der bevorstehenden Operation unter richtet. „In allen Kreisen der Bevölkerung herrschte eine fast fieberhafte Aufregung, nachdem cS bekannt geworden, daß im Laufe des Tages eine Operation am Kronprinzen vorgenommen werden sollte. Al» vorgestern Mittag« die Schloßwache unter klingendem Spiel beim Palai« de« Kaiser« vorbeizog, hoffte man, den greisen Monarchen an seinem historischen Eck fenster zu erblicken. Leider erschien der Kaiser nicht, denn wie man später erfuhr, hatte der hohe Herr gerade eine Unterredung mit dem Geheimrath Pro fessor Bergmann, der erst Tag« zuvor von einer Konsultation mit Professor von E«march in Kiel, in welcher der Krankheitsfall de« Kronprinzen genau be sprochen worden, zurückgekehrt war. Die Aerzte in San Remo hatten bereit« vor 14 Tagen mit fast mathematischer Genauigkeit den Tag bestimmt, an welchem die Katastrophe der Erstickungsgefahr und der damit verbundene Luftröhrenschnitt, eintreten würde. Seit mehreren Tagen hatte die kaiserliche Telegraphen- Verwaltung in Berlin bereit« dafür Sorge getragen, daß am Tage der Operation eine telegraphische Ver bindung von «an Remo direkt in da« Palais de« Kaisers bereit gehalten wurde. Von der Villa Zirio hielt ein berittener Bote, der, nach der Operation da» Telegramm der Aerzte direkt zum Telegraphenamt in San Remo brachte und so war e« denn auch mög lich, daß der Kaiser 17 Minuten nach der Operation sich bereits im Besitz de« Telegramme« befand. Die Depesche lief chiffrirt ein, und wurde von dem Palais - Chiffreur in großen Buchstaben auf großem Bogen geschrieben, durch den diensthabenden Flügeladjutanten rem Kaiser überreicht. „Gott sei Dank, daß ich end lich au« dieser zweitägigen Ungewißheit erlöst bin." Dies sollen die Worte des Kaisers nach dem Lesen de« Telegramms gewesen sein. Fürst Bismarck em pfing eine Abschrift der Depesche direkt aus dem Kaiserpalair." Der Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) ist eine chirurgische Operation, mittelst welcher die Luftröhre von der vorderen Halsseite auf blutigem Wege eröffnet wird. Diese Eröffnung ist angezcigt, sobald durch Verengerung deS oberxn TheileS der Luftröhre oder des Kehlkopfes die Athmung so sehr beeinträchtigt wird, daß ein plötzlicher Tod in Folge von Erstickung befürchtet werden muß. Der Luft röhrenschnitt wird größtentheil« in der Chloroform- Betäubung auSgesührt, doch können besondere Um stände diese letztere auch ausschließen. Jetzt darf man eS wohl sagen, daß die Tracheotomie keineswegs immer so leicht uno gefahrlos ist, wie vielfach behauptet wurde. Bei kleinen Kindern, bei denen die Tracheo tomie meist in Folge von Diphtherie ausgeführt wird, verläuft sie gefahrlos und fast ohne Blutverlust. Anders liegen dagegen die Verhältnisse bei Erwachse nen und namentlich hier beim Kronprinzen. Da die Wucherungen beim Kronprinzen bereits den Innen raum des Kehlkopfes ergriffen und durch Verengung de« Luftkanals Erstickungsanfälle hervorgerufen hatten, so wäre eS zwecklos gewesen, den Kehlkopf selbst zu eröffnen. Es mußte deshalb die sogenannte „tiefe Tracheotomie" ausgeführt, d. h. die Luftröhre unter halb de« Kehlkopfes eröffnet werden. Bei dieser Operation besteht die Gefahr, daß im Moment de« Einschneidens die angeschnittenen venösen Blutgefäße klaffen, daß Lust in dieselben eintreten und bi« zum Herzen dringen kann, sodaß eine Herzlähmung den sofortigen Tov herbeifllhren kann. Unter der sicheren Hand de» Berliner Chirurgen ist die Operation glück lich verlaufen. In dle durch dieselbe geschaffene Oeff- nung in der Luftröhre wird, wie zum Verständniß der Leser bemerkt sei, eine gebogene Röhre au« Edel metall (Kanüle) eingesührt und außen am Halse be festigt. Durch diese hohle Kanüle athmen die Lungen die Lust ein. Um die Kanüle leicht reinigen zu können, ohne daß dieselbe immer gänzlich au» der Luftröhre entfernt zu werden braucht, wird eine sogenannte Doppelkanüle benutzt, deren innere« Rehr leicht ber- auSgenommen werden kann. ES braucht übrigen»