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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. öcsirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Humorist. Blätter) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. M 18. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 35. Jasrg«««. Sonnabend, den 11. Februar 1888. 2 bi« 4 Mir. Länge, Buchenholz-Versteigerung ans Sosaer Staats Forstrevier. Im Gasthofe zur Forelle in Blauenthal sollen Sonnabend, den 18. Februar a. 6., von Bormittags Ist Uhr an die in dem Bezirke Hinterer Märzenberg, Abteilung 20, aufbereiteten buchenen Nutz- und Brennhölzer, al»: 14 Stück buchene Klötzer von 16—22 Centimeter Oberstärke, 32 . 23-29 41 . 30—36 33 . 37—43 23 „ 44-50 24 . 51—73 * 112 Raummeter buchene Brennscheite, 11b „ „ Aefte und 11 , . Stücke einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung in kassenmiijzigen Miiuzsorteu, sowie unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Creditüberschreituugen find «uzulüsfig. Auskunft ertheilt der unterzeichnete Revierverwalter. Königliche Forstrclnerverwaltung Sofa und Königliches Forstrentamt Eibenstock, am 9. Februar 1888. Höpsner. Wolsframm. Rußlands Antwort auf die deutsche Kanzlerredc ist ganz in demselben friedlichen Tone gehalten, wie die BiSmarckschen Ausführungen selbst. Rußland hat keinen Reichs kanzler (seit Gortschakows Tode ist wenigstens dieser Titel in Wegfall gekommen), eS hat auch kein Parla ment. Mithin konnte die Entgegnung nicht auf dem selben Wege erfolgen, den die deutsche Politik zur Bekanntgabe ihrer friedlichen Absichten wählte. Die russische Regierung hat ihre Erwiderung in die Form eines CommuniquuS gekleidet und dasselbe in der hoch offiziösen „St. Petersburger Zeitung" veröffentlicht. In dem Schriftstück heißt eS: „Nachdem der Reichs kanzler in Ausdrücken, welche ihm zur Ehre gereichen, da« absolute Vertrauen bekundet hat, welches das Wort des Kaisers von Rußland, dessen friedliche Ab sichten laut verkündet sind, ihm einflößt, so kann man daraus schließen, daß die Aufrechterhaltung deS Friedens in fester Weise gesichert ist. Man darf sich der Hoffnung hingeben, daß ganz Europa hierdurch eine allgemeine Erleichterung em pfinden wird. Wir ziehen unsererseits eine derartige friedliche Garantie einer solchen vor, welche aus den unaufhörlichen und wachsenden Rüstungen hervorgeht, zu denen man sich fortreißen läßt. Wir wollen auf diesen Punkt nicht weiter eingehen, da der Reichs kanzler das volle Recht jede» Lande« konstatirt hat, seine Sicherheit unter den Schutz seiner eigenen Streit kräfte zu stellen. Wir nehmen ebenso davon Abstand, auf eine Abwägung der gegenseitigen Dienste zurück zukommen, welche sich Preußen und Rußland haben leisten können; nach unserer Ansicht sind diese Dienste das Resultat von oft gemeinsamen Interessen. ES ist dies die beste Basis für Beziehungen unter Staaten. Wir werden un« beglückwünschen, zu sehen, daß auch in Zukunft für die Beziehungen zwischen dem großen Deutschland und Rußland die« die Grundlage bleibt." Diese männliche offene Sprache sticht sehr vor- theilhafk von dem Tone ab, mit welchem ein Theil der panslawistischen Presse noch die Veröffentlichung de« deutsch-österreichischen Bündnißvertrage« besprochen hatte. Wir haben eS hier mit der Auslassung von einer Seite zu thun, die Gewicht hat und welche ihren Beschlüssen und Entscheidungen vollen Nachdruck zu verleihen im stände ist. Rußland will nach russischer Manier regiert und behandelt sein und wir Deutschen haben nicht den geringsten Anlaß, in die inneren An gelegenheiten Rußland« hineinzureden. WaS würde man sagen, wollte man deutschen Zeitungen von Re gierungswegen diktiren, wie sie zu schreiben haben und wie nicht! Und da sollte man von der russischen Re gierung verlangen, daß sie ihre Autorität einsetze, um die panslawistischen Zeitungen zu verhindern, auf Deutschland bitterböse zu sein, weil dieses sich den stockrussischen Anforderungen nicht unterordnen will? Die Blätter de« starren MoSkowiterthumS mögen jetzt drucken, wa« sie wollen ; wir sehen au» der offiziösen Kundgebung der russischen Regierung, daß diese den Frieden will, gleich wie Deutschland. Darauf hat der Czar dem Reichskanzler sein kaiserliche« Wort gegeben und gern wird in Petersburg die Versicherung entgegengenommen, daß Fürst Bismarck in diese« kaiserliche Wort volle» Vertrauen setzt. Der Reichskanzler hatte sich auch in seiner Rede al« Vermittler angeboten, wenn man ihm von feiten Rußlands diese Rolle offiziell anträgt. Darauf er widert das russische „Communique" noch nichts und das könnte vielleicht hier und da Bedenken erregen. Aber man muß im Auge behalten, daß dies Aner bieten Bismarck« ein neue» ist, wenigstens in dieser Form neu, und daß darauf hin innerhalb der leitenden Kreise Rußland« eine Entscheidung noch nicht getroffen sein kann. Hat schon Fürst Bismarck darauf hingewiescn, daß Bulgarien ein viel zu geringe« Objekt sei, al« daß seinetwegen ein europäischer Krieg auSbrechen sollte, so wird man andererseits nicht verkennen können, daß Prinz Ferdinand« Stellung durch die Kanzlerrede alle« eher als gefestigt worden ist. Alle« in allem aber be deutet sowohl die Rede wie die Petersburger Gegen rede den Frieden, und dessen wollen wir uns freuen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die „Kreuz-Atg." und die „Post" veröffentlichten am Mittwoch Abend gleich lautend Folgende«: „Die offiziellen in Berlin einge langten Nachrichten über den Gesundheitszustand de« Kronprinzen sollen, wie man un« mittheilt, leider nicht sehr tröstlich lauten. Die Schwell ung sei derart im Zunehmen, daß die Tracheotomie vielleicht schneller sich nothwendig erweisen möchte, al« man erwarten durfte. Jedenfalls muß man sich auf eine bevorstehende Krisis vorbereiten. Die Aerzte seben den kommenden Tagen nicht ohne Bangen ent gegen." Diese ungünstigen Nachrichten haben leider nur zu schnell ihre Bestätigung gefunden, denn der Telegraph berichtet aus San Remo, 9. Februar: I)r. Bramann nahm bei Sr. k. Hoh. dem Kronprinzen heute Nachmittag 4 Uhr 50 Min. den Luftröhren schnitt vor. Der Zustand de« Kronprinzen ist be friedigend. e» — Berlin. E« wird gewiß interessiren, welch ungeheueren Apparat die Rede de« Reichskanzler« am Montag in Bewegung gesetzt hat. Die Rede ist näm lich — zum Theil in gekürzten Auszügen, zum Theil im ganzen Wortlaut — in 1218 Telegrammen mit zusammen 194,296 Worten vom Haupttelegraphcnamt in Berlin an demselben Nachmittag bezw. Abend nach 326 verschiedenen Orten des In- und Auslandes und bi« in ferne Wcltthcile befördert worden. Die Rede in ihrer ganzen Ausdehnung enthielt 10,997 Worte. Die Abtelegraphirung erfolgte zum Theil in verschie denen Sprachen. Zur beschleunigten Uebermittelung der Telegramme sind 235 Beamte an 222 Apparaten, nämlich an 60 HugheSapparaten, an 155 Morseap paraten und 7 Estienneapparaten, Tag und Nacht thätig gewesen. E» folgten dann eine große Anzahl von Dank-, Glückwunsch- und ZustimmungStelegram- men an den Fürsten au« deutschen und sremden Landen, selbst au« Amerika, auf welche der Reichs kanzler zum Theil noch sofortige Telegrammerwider ungen ergehen ließ. — Ueber die Ovation, welche dem Reichs kanzler am Montag nach seiner unvergleichlichen Rede von der vor dem ReichStagSgebäude versam melten Volksmenge bereitet wurde, wird aus Berlin Folgende» geschrieben: Al« aber der Kanzler auf die Straße trat, wo Schutzleute mit Mühe einen schmalen Durchgang offen hielten, zum andern Trottoir, da empfing ihn unterwegs lauter Jubel, so brausend und feurig, daß er einen Augenblick stutzte. Dann verneigte er sich nach allen Seiten, die Hand an der Kürassiermütze, während es wie freudige Rührung über sein Antlitz blitzte. Ihm nach aber drängte die Menge, in der Offiziere und Beamte, Alt und Jung, alle Stände und Geschlechter sich mischten. Sie nahm den Fürsten in ihre Mitte, welchen seine Begleiter kaum vor dem Strom der allzu feurigen Verehrer zu schützen vermochten. Vergebens versuchten Schutz leute zu Fuß und zu Pferde Raum zu schaffen; sie mußten der Menge weichen und wurden von ihr mit geschoben. Unaufhörlich ertönte donnerndes Hurrah, überall sah man Hüte, Mützen und Tücher geschwenkt, und zuweilen schimmerte des Fürsten weiße Kopfbe deckung au« der wogenden Masse, au« der hier und da die Helme der mitgerissencn Schutzleute blinkten, und so erreichte der Fürst unter endlosem Jubel zuletzt sein Palais. Das „D. Tgbl." berichtet noch hierüber: „Wenn bei der Hinfahrt de« Kanzler« zum ReichStagShause die auf dem Wege von seinem Palais bis zum Parlament versammelte Menge dem Staats mann eine Ovation bereitete, wie sie in der Geschichte Deutschlands ohnegleichen dasteht, so spottete der Jubel, mit dem der Fürst begleitet wurde, als er den Reichs tag verließ und seinen Nachhauseweg zu Fuß zurück legte, jeder Beschreibung. Der Verkehr in der Leip zigerstraße gcrieth auf längere Zeit im wahrsten Sinne de« Wortes ins Stocken, so stark war da« Bedürfniß der nach Tausenden zählenden Berliner und Nicht berliner — die den Fürsten gehört oder nur erwartet hatten, um ihm ein Zeichen ihrer Dankbarkeit zu widmen, wie eS in der Vereinzelung vielleicht sehr schwach erscheint, in der Form aber, in der c« am Montag zu Tage trat, die Bedeutung einer Volks kundgebung gewann, die für alle Zeiten denkwürdig bleiben wird, wie die ReichStagSsitzung selbst. — In der bayerischen Abgeordneten kammer gedachte gestern vr. v. Schauß (nat.-lib.) der vorgestrigen ReichStagSvcrhandlung, in welcher die Einigkeit der deutschen Fürsten, der deutschen Stämme und aller deutschen Parteien in einer schönen Weise zum Ausdruck gekommen sei. Redner sagte: „Möge da« Ausland wissen, daß in der Frage der Machter haltung de» deutschen Reich« auch in Bayern nur eine Meinung herrscht: Wir alle wünschen Erhaltung de« Frieden«; aber wenn der Krieg unvermeidlich werden sollte, so werden die Bayern eingedenk ihre« geschichtlichen Ruhme« an Tapferkeit und Opferlust hinter keinem anderen deutschen Stamme zurückbleiben. (Lebhafter Beifall von allen Seiten.) „Gott mit un«", ist der Schlachtruf, der un» Alle einig erhalten wird, wenn der Friede zu unserem Schmerze nicht sollte erhalten bleiben." — Der Allianzvertrag mit Italien. Nach Meldungen au« ungarischen parlamentarischen Kreisen soll da» Bündniß mit Italien in zwei Ver trägen abgefaßt sein. Einer bestehe zwischen Deutsch land und Italien mit Wissen und im Einverständniß