Volltext Seite (XML)
Verhandlungen vielseitige» statistische» Material zu Grunde gelegt. Da» Ueberlassen der Einführung der obligatorischen Trichinenschau für einzelne Distrtcte und Gemeinden durch OrtSstatut hat zur Folge ge- hab», daß bi» zum Jahre 1885 von den im Königreich Sachsen befindlichen 72 Städten mit revidirter Städte ordnung zwar 20 die fakultative, 3b die obligatorische Trichinenschau und von den 71 kleineren Städten 2 die facultative und 34 die obligatorische Trichinenschau anordneten, und demnach die größere Hälfte der Städte die obligatorische Trichinenschau noch entbehrten. Noch geringere Resultate sind bei den Landgemeinden zu verzeichnen, denn von den vorhandenen 3118 Land gemeinden haben nur 64 obligatorische und 9 facul tative Trichinenschau. Die Deputation weist nun auf Grund statistischer Unterlagen nach, daß der Durch führung der obligatorischen Trichinenschau insofern nicht» im Wege stünde, al» die genügende Anzahl Trichinenbeschauer ohne Schwierigkeit zu beschaffen sei. Auch die Frage, ob die Opfer durch den zu er hoffenden Nutzen ausgewogen werden dürften, glaubte die Deputation bejahen zu sollen in der Meinung, daß Alle« gethan werken müsse, um die Erkrank ungen an Trichinose noch mehr einzuschränken, wenn schon bei Vergleich mit anderen Krankheiten di« von der Trichinose herrührcndcn einen geringen Prozent satz ausweisen. Der Bericht erwähnt hierbei, daß im Verlaufe von 28 Jahren von Trichinose-Erkrankungen 109 Erkrankungsgruppen mit 3402 Erkrankungen und 79 Todesfällen innerhalb de« Königreichs der Re gierung zur Kenntniß gekommen seien. Auf je 2000 Schweine dürfe man ein trichinöse« rechnen. Sachsen würde übrigens nicht der erste Staat sein, der die obligatorische Trichinenschau einführe» würde, da Braunschweig, Weimar, Meiningen, Reuß und Greiz dieselbe schon seit nahezu 16 Jahren haben. Au» diesen Erwägungen beantragt die Deputation, die er wähnten Petitionen der Regierung zur Erwägung zu überweisen, dagegen eine Petition de« lanvwirthschaft- lichen Verein» zu Mittel-Saida betreffs Ausbildung aller Fleischer al« Trichinenschauer auf sich beruhen zu lassen. In einem schwachen Augenblick. Bon Arthur Zapp. <1. Fortsetzung.) Ihre Wangen waren geröthet und ihre Augen leucht eten vor innerer Aufregung. Der Doktor lächelte und zog die Erregte an seine Brust. »Laß e» nur gut sein, mein Liebling! Wenn auch I)r. Huflich mir alle meine Patienten nimmt, ein» kann er mir doch nicht rauben und das ist die Liebe meine» Kinde», meiner warmherzigen, tapfern Alma! — — Doch jetzt, mein Kind, würde mir eine Tasse warmen Thee» nicht unlieb sein." Alma entwand sich den Armen ihre» Vater» und zur Thür eilend, rief sie: »Gleich, Papa, soll alle» be reit sein." Sie ging nach der Küche und nachdem sie alle« zum Abendbrod angeordnet und dem Mädchen einige Auf träge ertheilt hatte, kehrte sie in» Zimmer zurück. Wie erschrak sie aber, al» sie bemerkte, wa» während der kurzen Zeit ihrer Abwesenheit vorgegangeu. Ihr Vater stand am Sopha, in der Hand ein» der Zeichenblätter haltend, die er zufällig, al» er sich setzen wollte, entdeckt hatte. Da» Blatt bot nicht» Außergewöhnliche», e» war ein weiße», noch ungebrauchte» Blatt, auf der Rückseite aber standen folgende Worte geschrieben: „Drei vom Höllenberg, zwei vom Mariensee und ein» vom Schloßwald. Ich möchte Sie bitten, da» obenbezeichnete baldigst zu liefern. Die Saison ist auf ihrem Höhepunkt und der Fremdenverkehr stark. Ergebenst Blaustein." „Ja, mein Kind, wa» bedeutet denn da» eigentlich?' fragte der Doktor, da» Blatt kopfschüttelnd betrachtend. „Papa, lieber Papa, sei nicht böse!" rief Alma und eine verrätherische Röthe stieg ihr in Stirn und Wangen. »Ich weiß, e» war nicht recht, ich hätte e» Dir sagen sollen. Aber sieh — ich dachte — und wirklich — e» war ja nicht» Böse» dabei — Niemand wird etwa» davon erfahren — auch l)r. Huflich nicht — Herr Blaustein hat e» mir fest versprochen " »Weich' ein Schwall von Worten, Alma! Und ich verstehe kein Sterben-wörtchen von allem", unterbrach sie vr. Werner. Wa« hättest Du mir sagen sollen? Wobei ist nicht» Böse»? So sprich doch, wa« hast Du gethan, Kind?" „Wenn Du mir versprichst, daß Du nicht böse sein wirst, Papa, so will ich Dir alle» sagen." Und sie legte ihr Köpfchen an seine Schulter, indem sie mit bittendem Blick zu ihm aufschaute. „Hoffentlich werde ich keinen Grund haben, böse zu sein. Also, wa« ist'», Alma?" „Siehst Du, Papa, e« find einige Wochen her. Vielleicht erinnerst Du Dich noch, Du warst damal» in Verlegenheit — einige Rechnungen waren zu bezah len und ich wollte Dir nicht noch mehr Sorge bereiten, hattest Du doch genug Aerger wegen de« vr. Huflich. Ich war sehr unzufrieden mit mir, daß ich Dir nicht helfen konnte, daß ich für Dich nur eine unnütze Last —' „Du eine unnütze Last, meine fleißige kleine Haus- hälterin", unterbrach sie der Doktor. „3a, Papa, ich war es. Den halben Tag vertäu- delte ich mit nutzlosen Dingen. Aber ich sann und sann, grübelt« und grübelte, bi» mir endlich eine Idee kam, eine Ide«, die mich anfang« selbst lachen machte. Aber nach und nach begann ich die Sache von der ernsten Seite zu betrachten und schließlich faßte ich mir I ein Herz, begab mich in da« Geschäft de» Herrn Blau- I stein und fragte ihn, wa« er wohl davon hielt —" I „Ja, wovon denn, um Himmel-willen?' fragte vr. Werner mit komisch gespieltem Entsetzen. Alma, Du kannst einen schrecklich auf die Folter spannen!" Seine gute Laune ermuthigte sie und sie fuhr etwa» beherzter in ihrem Teständuiß fort. »Meine Idee war nämlich die, Papa, ob e» mir nicht möglich sein würde, einige meiner — meiner Aquarellskizzen zu verkaufen.' vr. Werner brach in ein herzliche« Lachen au«. »Du lachst, Papa! Da» that ich auch anfang«. Und weil ich wußte, daß Du mich autlachen würdest, des wegen sagte ich Dir lieber nicht» von meinem Vorhaben. Aber ich hoffte, da» Geld würde un» zugut kommen. Der Plan wuch» in mir und eine» Tage», al» ich mich gerade in einer verzweifelten Stimmung befand, setzte ich mich in den Eiseubahuzug, der nach Liebenbad hin überführt, um mit Herr» Blaustein zu sprechen.' „Und wa» sagte der Kaufmann?" fragte der Doktor, nicht länger lachend und mit der Hand liebkosend ihr goldige» Haar streichelnd. »Nun, er lachte nicht, Papa,' sagte Alma in einem halb scherzenden, halb vorwuisövollen Ton. »Ja, ja, ich weiß, der Mann besitzt eine ziemliche Selbstbeherrschung." scherzte der Doktor. ,O, Du böser Papa,' lachte Alma. „Aber Herr Blaustein that noch mehr al« nicht lachen. Er sagte, die Bilder wären sehr hübsch gezeichnet und besonder» lobte er ihre Naturwahrheit. Er meinte, e» sei gar kein Zweifel, daß die Badegäste während der Saison die Skizzen kaufen und zur Erinnerung mitnehmen würden. Ich möchte ihm nur mehr bringen, er würde sie in seinem Schaufenster ausstellen, aber ich müßte mit einem geringen Preis zufrieden sein. Ich erklärte ihm, daß ich mit jedem Gebot zufrieden sein würde. Dann sagte ich ihm — die Wahrheit konnte ich ihm doch nicht gestehen — ich hätte so oft Langeweile und deshalb, nur um mir die Zeit zu vertreiben, zeichnete und malte ich. Doch ohne Zweck möchte ich auch nicht gern arbeiten, und wa» nützte es mir, meine Mappe mit meinen eigenen Skizzen zu füllen? „Herr Biauslein versprach mir, zu Niemand davon zu sprechen, und — und, Papa, ich habe schon mehr als ein Dutzend Bilder verkauft. Du glaubst gar nicht, wie glücklich und stolz ich war, wenn ich eine kleine Rechnung bezahlen konnte, ohne Dir, Du lieber armer Papa, der Du ohnedies so viel Aerger und Kummer hast, noch mehr Sorgen bereiten zu müssen.' Zwei große Thränen fielen von des Doktor» Augen herab auf seine bleichen Wangen. »Mein liebe» — mein gute», braves Kind," rief er au», indem er Alma mit Innigkeit au sein Herz drückte, „lab den Doktor Huflich alle meine Patienten haben, ich bin doch der Glücklichere und Beneidenswertbere! Gott segne Dich, mein Kind, und vergelte Dir tausend fältig, wa» Du an mir gethan. Einst, wenn ich nicht mehr sei» werde —" „O, Papa, sprich nicht so', fiel ihm Alma ins Wort. »Du sollst noch recht lange und recht glücklich leben. Du mußt nicht verzagen. Paß nur auf, Her zenspapa', fuhr sie in scherzendem Ton fort, »Du wirst alle Deine ungetreuen Patienten zurückkehren sehen. Wenn erst Gräfin Meldern Dich zu ihrem Hof- und Leibarzt ernannt haben wird — nein, nein. Du mußt nicht mit dem Kopf schütteln, Papa! Du mußt mit mehr Vertrauen in die Zukunft blicken. Du weißt", sie sprach diese Worte mit einer wichtigthuenden ernsten Miene, die ihrem lieblichen zarten Gesicht einen eigenthümlich komischen Anstrich gab, „wer sich selbst aufgiedt, ist bald verloren. Glaube mir, Papa, ich habe eine Art Vor- gefühl, als ob sich bald etwa» Wichtiges für uns ereig- neu sollte.' „Dann will ich nur hoffen, daß es zum Guten aus schlagen möge', warf der Doktor ein. „Nun, natürlich. Papa, D» sollst sehen, meine Ahn- ung betrügt mich nicht —" „Aber was ist denn das?" unterbrach sie plötzlich der Vater, indem er eine weiße Pappschachtel von dem Sopha aushob. „Fast hätte ich mich darauf gesetzt!" „O, das wäre ein schreckliches Unglück gewesen, Papa', lachte Alma mit einem komischen Entsetzen. »Da sind Bänder und Blumen für meinen Sonntags hut darin, den ich noch in dieser Woche neu garniren will. Du mußt wissen, ich bin meine eigene Modistin. Und am nächsten Sonntag, wenn ich zur Kirche gehe und Gräfin Meldern erscheint in ihrer Loge, dann möchte ich doch gern —" (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — München. Der Prinz-Regent hat der Ma- ler«gattin Frau Sophia Kaulbach für eine unter persönlicher Gefahr auSgeführte Lebensrettung die goldene Medaille de» Verdienstorden» der bayrischen Krone verliehen. Frau Kaulbach hat vorigen Herbst einen jungen Mann, der beim Baden im Schliersee am Ertrinken war, dadurch gerettet, daß Sie in den See schwamm und den schon im Untergehen Begriff enen mit eigener Lebensgefahr an» User brachte. — Nürnberg. Dieser Tage starb eine von hier gebürtige Dame in der Kreis-Irrenanstalt zu Erlangen, woselbst sie volle fünfzig Jahre zugebracht hatte. Als 17jährige» Mädchen war sie dorthin gebracht worden und verlebte daselbst ein volle« Menschen alter! Mehrere der vom Gericht für sie angestellten Vormünder haben nach und nach da« Zeitliche ge segnet, die Unglückliche selbst war ganz dem Gedächtniß der gegenwärtigen Generation entrückt. Außer dem jeweiligen Vormunde bekümmerte sich seit Jahren Niemand um die Geisteskranke; jetzt aber, nachdem bekannt ist, daß sie ein bedeutende« Vermögen hinter lassen hat, melden sich viele Personen, um einen Verwandtschaftsgrad mit der Verstorbenen geltend zu machen. — Ueber untergegangene deutsche Uni versitäten hat vr. Bernhard Riggenbach in Basel einen Vortrag gehalten, in welchem er die Schicksale der in Frage kommenden Universitäten schilderte. Die Universität Köln (1388 gegründet) ist 1801 geschlossen worden, nachdem sie schließlich ganz in die Hände der Jesuiten gerathen war und die Gründung von Bonn (1786) ihr den letzten Stoß versetzt hatte. Die Uni versität Erfurt (1382 gegründet) wurde 1816 geschlossen. Die Universität Wittenberg existirte von 1502 bi« 1815, in welchem letzteren Jahre Friedrich Wilhelm III. Wittenberg mit Halle vereinigte. In Ingolstadt (1472 gegründet) existirte eine Universität, die zuletzt freilich nur ein Jesuitenkollegium war, bi« 1800, wo sie nach Land-Hut verlegt wurde, von wo sie 1826 nach Mün chen kam. Frankfurt a. O. besaß eine Universität von 1505 bi« 1811, wo sie nach Berlin verlegt wurde. Helmstädt, dessen Universität sich eine Zeit lang eine großen Ansehen« erfreute, besaß dieselbe von 1575 di« 1805. Von kleineren Universitäten, die ein kurze» Dasein fristeten, sind noch Neustadt a. d. H. (1578 bi« 1583), Altdorf (1573 bi» 1809), Rinteln (1610 gestiftet) und Duisburg (1656 di« 1819) zu erwähnen. — Wie man dem Drücken der Schuhe abhilft, darüber berichtet eine Mitarbeiterin an die in Dresden erscheinende Frauenzeitung „Für« Hau«": Mein Schuhmacher brachte mir ein Paar neue Stie fel, welche mich, al« ich sie anzog, drückten. Da machte ich den Versuch, sie mit Glyzerin einzuschmieren, welche» ich auf ein Stückchen Zeug getropft hatte; ich rieb da« Oberleder sowie die Sohlen damit ein und ließ e« eintrocknen. Diese« Verfahren wiederholte ich drei bi« vier Male und rieb die Schuhe dann mit einem trockenen Stückchen Zeug ab; al« ich die Schuhe anzog, legte sich da« Leder weich an den Fuß an, so daß ich bequem gehen konnte. Seit dieser Zeit lasse ich da» Schuhwerk nie mehr wichsen, da durch da« Wichsen va« Leder hart wird, leicht bricht und leicht zerreißt. Bei Gebrauch von Glyzerin be hält da« Leder sein neue« Aussehen, wird weich und ist haltbarer, auch dringt bei feuchtem Wetter die Nässe nicht so leicht durch. — Bösartige Pferde zu beruhigen, läßt sich leicht durch Anwendung von Petersilien-Oel ermög lichen. Einige Gramm diese« Oel« werden in ein Schnupftuch gethan, und letztere» wird den Pferden um die Nasenlöcher gelegt. Die» bewirkt, daß selbst die bösartigsten Pferde — soweit die dieSsälligen An gaben vorliegen — sich beruhigen und willig mit sich vornehmen lassen, wa« der Besitzer verlangt. — Sehr wählerische Raucher müssen e» gewesen sein, die in einer Nacht vor. Woche in einem Cigarrengeschäst in Berlin einen Einbruch verübten. Nach den vorgefundenen Spuren haben die Diebe vorerst etwa 30 verschiedene Cigarrensorten probirt, ehe sie sich entschlossen, von den ihnen zusagenden Sorten 10,000 Cigarren zu stehlen. — Ein gehorsames Kind. Theure Agathe, wollen Sic meine Frau werden? — Nur wenn'« Papa erlaubt; ohne Papa« Willen thue ich nicht«. — Aber wird Ihr Vater cinwilligen? — Na und ob — Papa thut Alle», wa» ich will. — Kindermund. Karlchen: „Großmutter, mach' doch mal die Augen zu." Großmutter: „Warum denn?" Karlchen: „Thu'S nur." Großmutter: „Na meinetwegen." (Macht die Augen zu.) Karlchen zum Schwesterchen: „So, nun können wir eine große Reise machen." Großmutter (die Augen öffnend): „Wie so denn, Karlchen?" Karlchen: „Ja, Papa hat gesagt, wenn Großmutter erst die Augen zugemacht hat, dann machen wir eine große Reise." AtanLrsamtlichr Nachrichten von Schönheide vom 29. Januar dis 4. Februar 1888. Geboren: Sin Sohn: dem Zeichner u. Vordruck« Aron Smii Höhl hier Rr. 202. Sine loch Irr: dem Sisenhütten- arbeiter Johann Albert Fenstil hier Nr. 2: dem Büistinsadrik- arbeiter Franz Ludwig Selig hier Nr. 240; der unverehel. jtnüpserin Anna Marie Heidenfeldei in Schönheide,Hammer Nr. 31; dem ttausmann Rudolf Baumann hi« Nr. 232: dem Waldarbeiter Friedrich August Schädlich hier Rr. 12. Eheschließung: der Sattler Larl Friedrich Wilhelm Liebe in Dresden mit der Weißnäherin Theres« Auguste Bach in Dresden. Gestorben: de« Polizeidiener« Alban Süß in Schönheidn- bammn Nr. 43 b S., Paul, 9 M. alt; de« Handarbeiter» Friedrich Louis Ung« hin Nr. 83 S., Paul, l M. alt.