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Wehrgesetz einer Modifikation zu unterziehen, sei noch nicht so weit vorgeschritten, um bestimmte Angaben über den Zeitpunkt und die Art der Entwickelung derselben zu machen. — Ein Wiener Privattelegramm der „Post" mel det: Die Vorlagen betreff- der successiven Einbe rufung aller Reservisten Oesterreich-Un garn-, die demnächst dem ungariscken Reich-tage und dem österreichischen ReichSrathe zugehen werden, haben keine andere Tendenz, als die Krieg-Verwaltung zu ermächtigen, die Reservisten außer zu den gesetz- setzlichen dreimaligen Waffenübungen zu einer außer ordentlichen siebentägigen Uebung zum Behufe der Einübung de» neuen Repetirgewehre» einzubrufen. — Rußland. Von militärischen Maßnahmen Rußlands, die im Sinne der Frieden-Hoffnungen gedeutet werden könnten, verlautet heute zum ersten Male. Der „Kölnischen Zeitung" wird au- Peters burg d. 6. d. telegraphirt, soeben sei der Befehl ein getroffen, daß beim Gardekorps der älteste Mann schaftsjahrgang am 30. Dezember a. St. (11. Januar) zu entlassen sei; sonst pflegt die Entlassung erst An fang März zu erfolgen. Nach Mittheilungen Wiener Blätter soll ein Austausch befriedigender Erklärungen über die militärische Lage baldigst zu erwarten sein. — Ein Korrespondent der „Magoeb. Ztg." will wissen, Graf Peter Schuwalow habe bei seinem kürz lichen Besuch in Berlin nicht nur die Einwilligung de« Czaren zu der Veröffentlichung der gefälschten Aktenstücke, sondern zugleich den Wunsch desselben überbracht, daß man nun die Frage der Urheberschaft auf sich möge beruhen lassen, und der Graf habe gewisser maßen den Auftrag gehabt, diesen Wunsch als die Bedingung der Erlaubniß zur Veröffentlichung kund- zuthun. Diese Meldung steht im Einklang mit der Aeußerung de- „Journal de St. PeterSbourg", die Angelegenheit der Fälschung sei mit der Veröffent lichung der Aktenstücke und dem wiederhergestellten Vertrauen zwischen beiden Kabinetten als abgethan zu betrachten. Sächsisch« Nachrichten. — Dresden. Ueber da- Befinden Sr. Kgl. Hoheit deS Prinzen Friedrich August werden regelmäßige Bulletins nicht mehr au-gegeben, da die Krankheit einen höchst günstigen Verlaus nimmt. Die Masern sind überhaupt sehr mild ausgetreten, der Ausschlag ist erblaßt. DaS Fieber ist gänzlich ge schwunden. S. K. Hoheit hat sich allem Anschein nach die Masern Von den Kindern eine« seiner Diener geholt. — Dresden. Nach einer Bekanntmachung der Polizeidirektion hat in der Shlvesternacht ein unbe kannter junger Mann einem Polizei beamten heim lich ein Zehnmarkstück in die Manteltasche gesteckt, und ist dann davongeeilt. Der Beamte hat das Geld stück an die vorgesetzte Behörde abgegeben und wird der unbekannte Geber, welcher vielleicht gar nicht einmal weiß, daß er ein Zehnmarkstück ergriffen ge habt hat, aufgefordert, das Geld innerhalb 4 Wochen bei der Polizeibehörde abzuholen. — Dresden. Eine Vertheilung der im ver gangenen Jahre bis Ende November bei der König lichen Altersrentenbank in DreSden (Land haus- und König-Johannstr.) gemachten Einlagen nach den Wohnorten der Versicherten zeigt, daß, abgesehen von 166,075 M. aus nichtsächsischen Orten stammen den Einzahlungen, die 3 größten Städte unseres Lande» mehr al« die Hälfte des GesammtbetrageS, nämlich 1,267,607 M. erbrachten, während aus allen 27 amtShauptmannschastlichen Verwaltungsbezirken nur in Summa 1,071,603 M. eingingen. Hieraus geht hervor, daß besonder« der Bevölkerung der kleineren Städte und des platten Landes die Vortheile einer Rentenversicherung bei unserem einheimischen, staat lichen Versicherungsinstitute noch immer nicht genügend bekannt zu sein scheinen; demgegenüber halten wir cS für ängezeigt, darauf hinzuweisen, daß die AlterS- renlenbank an allen größeren und vielen kleinen Orten deS Landes Agenturen eingerichtet hat, welche zu jeder erwünschten Auskunft stets gern bereit und zu An nahme von Einlagen mit demselben Erfolge ermächtigt sind, al» ob bei der Bank selbst eingezahlt würde. — Leipzig. In der Familie eine« Weinhändlers hier war vor etwa 14 Tagen ein Portemonnaie mit 100 Mark Inhalt verschwunden und konnte auch trotz alle» Nachsuchens nicht aufgefundcn werden. Man beschuldigte döshalb das Dienstmädchen, das Geld an sich genommen zu haben unv das Mädchen gestand in seiner Verblüffung auch den Diebstahl zu, zumal ihm versichert wurde, daß keine Anzeige erfolgen solle. ES erklärte sich auch bereit, da» Geld wieder zurückzuerstatten, und ging darum nach seinem Koffer, au» dem eS 40 Mark entnahm und an die Herrschaft ablieferte. Die übrigen 60 Mark wollte da« Mädchen von ihrem Bruder, dem sie eS angeblich geliehen, holen. E» ging auch zu dem Bruder und erbat sich von diesem das Geld. Dem Bruder fiel da» ver störte Wesen de» Mädchen» auf, er drang näher in dasselbe und erfuhr schließlich, daß eS da» Geld gar nicht gestohlen habe. Er redete dem Mädchen so lange zu, bi» e» versprach, seiner Herrschaft die Wahr heit zu sagen und sich von dem falschen Verdachte zu entlasten. DaS Mädchen ist aber nicht wieder zu sei ner Herrschaft zurückgckehrt, und man vcrmuthet nun. wie die „S. Z." berichtet, daß e» sich ein Leide» ge- than habe. Da« Portemonnaie mit dem Gelbe hat sich übrigen« einige Tage später hinter einer Gardine vorgefunden. — Im April d. I. wird in Leipzig ein ho möopathische» Krankenhau« eröffnet. Zn l demselben sollen nicht nur Kranke behandelt, sondern , c« soll auch Aerzten, welche die Homöopathie kennen j lernen wollen, Gelegenheit gegeben werden, sich prak tisch auszubilden. Für die beiden ersten Jahre wird da» Unternehmen, einem Voranschlag zufolge, einen Zuschuß von 16,000 Mark jährlich erfordern. — Die Pirnaer Polizei versicherte sich dieser Tage eine» mit den ZuchthauSlokalitäten bereit» ver trauten Dienstknecht», der da» Geschirr, mit dem er seine Sachen zur neuen Dienststelle überführen sollte, kurzweg in einem Gasthause stehen ließ und da» Pferd für wenige Silberlinge dem Roßschlächter überlieferte. — Nach langen und qualvollen Leiden ist am 4. d. die Ehefrau de» Schutzmann» Bögel in Reichen- bach an den Folgen der Trichinös!» verstorben. Abgemagert bi» auf Haut und Knochen, hat die be- klagen»werthe Frau 10 Wochen hindurch dieser heim tückischen Krankheit Widerstand geleistet, ehe sie ihren Tod fand. — Unter den Offizieren'des Beurlaubten stande« wird vielfach die Frage besprochen, welche Wirkung da» neue Gesetz über die Wehrpflicht für jene bereits verabschiedeten Offiziere der Reserve und der Landwehr haben werde, die nach dem 1. Januar 1850 geboren, ihrem Alter entsprechend zu dem zwei ten Aufgebot der Landwehr (bis zum 39. Lebensjahre) gehören würden. Der Gesetzentwurf berücksichtigt sie nicht und bestimmt nur, daß die nach jenem Zeitpunkte geborenen, bereit» zum Landsturm übergetretenen Mannschaften sich von Neuem zum zweiten Aufgebote der Landwehr bei den zuständigen Landwehr-Kompag nien anmelden sollen. Ein Offizier de» Beurlaubten stande» wird nicht nach Ablauf seiner gesetzlichen Dienstzeit von selbst gleich den Mannschaften entlassen, sondern erhält nur auf ein diesbezügliches Gesuch durch KabinetSordre seinen Abschied bewilligt. For mell betrachtet, könne also doch auch nur durch eine neue KabinetSordre ein solcher Abschied wieder rück gängig gemacht werden. Dem widerstreitet die Natur deS ganzen Verhältnisses von Offizieren zum obersten Kriegsherrn. Letzterer kann unmöglich, was er ein mal auf Antrag bewilligt hatte, einfach wieder zurück nehmen, und die« um so weniger, als er ja sonst, falls er nicht wirklich den vollen und ganzen Abschied gewähren will, einen in seinem Dienste stehenden Offizier zur Disposition stellt. Eine Verabschiedung bleibt eine endgültige, es sei denn, daß der König selbst den Wiedereintritt auf Nachsuchen bewilligt. Man verweist andererseits darauf, daß, wenn jene Offiziere nicht wieder herangezogen werden, eine Un gleichheit der Wehrpflicht zwischen ihnen und den gleich altrigen Mannschaften, sowie denjenigen Offizieren ent stehe, welche freiwillig nach erfüllter Dienstpflicht bei der Reserve bez. Landwehr geblieben sind; denn diese letzteren Offiziere werden doch wohl nach Inkrafttreten deS neuen Gesetzes bis zu ihrem 39. Lebensjahre ver pflichtet bleiben, bez. werden. Wie die „Schles. Ztg." hört und eigentlich schon der Inhalt des Entwurfes erzieht, scheint eS nicht in der Absicht zu liegen, auf die bereits verabschiedeten Offiziere zurückzugreifen, und hinsichtlich derjenigen bei der Armee verbliebenen Offiziere, welche ihrem Alter nach zum 2. Aufgebote der Landwehr gehören, werden voraussichtlich königliche Ausführungsverordnungen das Nähere bestimmen. — Dem NeujahrSgruß, welchen der neu gewählte Vorsitzende deS Ausschusses der deutschen Turnerschaft, Alfred Maul in Karlsruhe, an dieselbe erläßt, entnehmen wir folgende Stelle: Vor Allem erfüllt heißer Dank unser Herz, daß dem ge liebten deutschen Vaterland der Frieden gewahrt ge blieben ist, trotz des drohenden Unwetters, das sich zu Anfang deS zur Rüste gehenden Jahres am poli tischen Himmel Husammcnzog und da» auch heute noch nicht verschwunden ist. Möge auch im neuen Jahre der bewährten Leitung der Geschicke de» deutschen Reiches es gelingen, den in Ost und West auflauchen- den Gefahren vorzubeugen und dadurch un» Turnern, wie allen Deutschen, die Fortsetzung der friedlichen Arbeit zu ermöglichen! Sollte aber, wa« der Himmel gnävig verhüten wolle, das Vaterland seine Söhne zu Schutz und Trutz aufzurufen gezwungen werden, so wird auch die deutsche Turnerschafl, wie schon ein Mal vor 17 Jahren, ihre Mannen voll entschlossenen MutheS in den Dienst de« Vaterlande» stellen, sei e» zum Kempf mit dem Feinde, sei e« zur Be kämpfung der traurigen Gefährten deS Kriege», der Krankheiten, der Noth und de» Elends. Wa« treue Vaterlandsliebe, wa« muthige Herzen und gestählte Leiber zu leisten vermögen, da» wird auch künftig wieder von deutschen Turnern in der Stunde der Gefahr geleistet werden. Schauen wir nun auf un sere turnerische Arbeit im vergangenen Jahre zurück, so dürfen wir darüber einige Genugthuung empfinden, wa» auch Schwarzseher und Sonderlinge dagegen sagen mögen. Unsere edle Turnsache hat nicht nur keinen Rückgang erlitten, bietet keinerlei Zeichen des Verfall« dar, sondern zeigt dem Kundigen, welchem ein weiterer Blick in da» Getriebe der turnerischen Thätlgkeit in Vereinen und Schulen möglich ist, all' überall rege» Streben und rüstige» Vorwärt»schreiten. — Zu dem Konflikt zwischen dem ersten Wiener Turnverein und dem Geschäftsführer de» Ausschusses der deutschen Turnerschaft, vr. meck. Götz, liegt jetzt eine offizielle Kundgebung de» ge dachten Ausschusses in der „Deutschen Turnzeitung" vor. Der Ausschuß hat an den Kreis turnrath de» 15. deutschen Turnkreise» (Oesterreich) folgende« Schreiben erlassen: Werthe Turngenossen! Der Ausschuß der deut schen Turnerschaft sieht sich in Folge der Vorgänge auf dem KrciSturnfeste zu Krem» und der damit in Verbindung stehenden öffentlichen und brieflichen Kund gebungen verschiedener Turnvereine und Turner Nieder österreich» genöthigt, dem österreichischen KreiSturn- rath die folgende Mittheilung ergebenst zu machen. E» hat sich herauSgestellt und ist von den Mitgliedern de» österreichischen KreiSturnrath» bestätigt worden, daß einzelne Vereine und Turner de» niedcrösterreich- ischen Turngaue» al» solche an politischen Parteibe strebungen in öffentlicher Weise theilnehmen. E« ist die» hinlänglich bewiesen, einmal durch die auf dem Feste zu Krem« von Vertretern de« ersten Wiener Turnvereins und de» niederösterreichischcn Turngaue» im Sinne de» Standpunkte» der sogenannten unver fälscht-nationalen Partei gehaltenen Reben, zum andern durch da» vom ersten Wiener Turnverein und anderen Vereinen de« niederösterreichischen TurngaueS an den Festausschuß zu Krems gestellten Verlangen, einen hervorragenden Führer jener politischen Partei al» solchen zum Feste einzulaven und ihm ein öffentliche» Auftreten dabei zu gestatten, von dem vorauSzusehen war, daß eS nur im Sinne seiner Partei geschehen würde; ferner durch da» Schweigen deS ersten Wiener Turnvereins gegenüber den Behauptungen von Par- teiblättern, al« deren Mitarbeiter sich sein Oberturn wart unter Beifügung diese« Titels zu seinem Namen bekennt, daß der erste Wiener Turnverein mit an der Spitze der unter den Turnvereinen Niederösterreichs aufgetauchken Bewegung zu Gunsten der Sache der sogenannten Unverfälschten stehe; endlich durch die ausdrückliche Betonung de» Parteistandpunktes von gleicher Art im diesjährigen Jahresbericht des Wiener Turnvereins im Bezirk Mariahilf, worin zugleich die feste Absicht ausgesprochen wird, im Sinne jenes Standpunktes auf den Gau einwirken zu wollen. Nun gelten aber die sogenannten Unverfälschten nach dem Zeugniß von KrciSturnrathSmitgliedern in ganz Oester reich als eine politische Partei und werden wohl auch anderwärts als solche aufgefaßt. Da sich nun die genannten Vereine den Bestrebungen dieser Partei öffentlich angeschloffen haben, so machen sie sich einer gröblichen Verletzung de» im Beschlüsse deS Ausschusses der deutschen Turnerschaft vom 29. Dezember 1861 ausgesprochenen und seit 26 Jahren unbestritten gelten den Grundsatzes: „Jedwede politische Parteistellung muß den Turnvereinen als solchen unbedingt fern bleiben" schuldig. Zu den Aufgaben des Ausschusses der deutschen Turnerschaft gehört unstreitig auch die, darüber zu wachen, daß vie deutsche Turnsache frei bleibe von allen sie gefährden könnenden Nebenbe strebungen. Deshalb sieht der Ausschuß sich ver pflichtet, nach Maßgabe deS auf dem Turntage zu Coburg gefaßten Beschlusses über die zur Wahrung der Ordnung in der deutschen Turnerschaft zuständigen Behörden an den KreiSturnrath des XV. deutschen Turnkreises hiermit ganz ergebenst da« Ersuchen zu richten: Derselbe wolle den dem Ausschuß zur Kennt- niß gelangten Beschluß de« KreiSturnratheS, die Ein stellung der politischen Parieibestrebungen, welche sich in Form einer Judenhetze in den Vereinen deS nieder österreichischen TurngaueS kund geben, von den be treffenden Vereinen (namentlich von dem Ersten Wiener Turnverein, dem Turnverein der Bezirke Mariahilf, Sechshaus, dem Turnverein Zwettl u. a.) zu verlangen und bestimmte Erklärungen darüber von denselben einzuholen, binnen kürzester Frist ausführen und über da« Ergebniß dieses Schrittes dem Ausschüsse der deutschen Turnerschaft, mit Rücksicht auf die zu er hebende Statistik, längstens bis 10. Januar 1888 Nach richt geben. Der Ausschuß der deutschen Turnerschast erklärt ferner, daß, wenn seinem gerechten Ansinnen nicht entsprochen würde und die genannten Vereine nicht die geforderte Zusicherung geben wollten, er die selben als au» der deutschen Turnerschaft auSgeschicden betrachtet werde. Endlich spricht der Ausschuß der deutschen Turnerschaft noch seine begründete Erwartung au», daß der österreichische KreiSturnrath nicht ver säumen werde, die von Seiten einzelner Vereine und Turner de» XV. TurnkreiseS ausgegangenen Be schimpfungen de« Geschäftsführer» der deutschen Tur nerschaft öffentlich nach Gebühr zu rügen. Karlsruhe, 14. Dezember 1887. Der Ausschuß der deutschen Turnerschaft. Für denselben: Alfred Maul, Vorsitzender. Aus den Erinnerungen eines amerikan. Detektive. Von Vr. st r. Müller. E» mag jetzt etwa acht Jahre her sein, ich war da mal» gerade erst bei dem New-Aorker ErmitlelungS- Bureau meine» Chef» Mr. Chester eingetreten, al» ein dringende» Ersuchen von dem Bürgermeister eine» mitt-