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Amts- und Anzeigtblatt für den K-L?e Wik des Amkgmcht» Llbenflock SL-LL sertiontzprei«: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reich«- ZeielOPf und dessen Amaevuna. P°st°nft-l.^ Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 1 Dienstag, den* 3. Jannar 1888. Da« königliche Ministerium de» Innern hat in Folge einer Eingabe de» Borstande» de» Sächsischen MühlenverbandeS zu Leipzig beschlossen, die mit Ende diese« Jahre» ablausende Frist zur Aenderung der in Mühlen vorhandenen, vor Erlaß der Verordnung vom 26. Januar 1884, die Herstellung und den Betrieb von Waarenauszügen rc. betreffend, ausgestellten und dieser Verordnung nicht entsprechenden Fahrstühle älterer Eonstruction bis zum LV. J«ut 1888 zu erstrecken. Schwarzenberg, am 29. Dezember 1887. Königliche Amtshauptmannschast. Arhr. ». Wirft«,. W. BekLnillmachilllg. Die Hundesteuer in Eibenstock beträgt auch im Jahre 1888 wieder 1« Mark, ausgenommen die nur 6 Mark betragende Steuer für je einen Kettenhund in den in ß 2 Abs. 3 de» Hundesteuer-Regulativ» vom 1b. Juni 1885 besonder aufgeführten Gehöften u. s. w. Die Hundesteuer ist bi« zum 31. Jannar 1888 gegen Entnahme der Hundesteuermarken von den Hundebesitzern in der Stadtkasse pränumerando zu entrichten. Auch werden die Hundebesitzer in Gemäßheit von 8 3 de« Gesetze» vom 18. August 1868, die allgemeine Einführung einer Hundesteuer betreffend, hiermit aufgefordert, über die in ihrem Besitze befindlichen steuerpflichtigen Hunde bi« zum 10. Januar 1888 schriftliche Anzeige anher zu erstatten. Die Hinterziehung der Steuer wird mit dem dreifachen Betrage der hinter zogenen Steuer bestrast. Hierbei ist noch auf folgende Bestimmungen aufmerksam zu machen: Junge Hunde, welche zur Zeit der im Monat Februar und Monat Juli jeden Jahre« stattfindenden Revision noch gesäugt werden, bleiben für da« laufende Halbjahr von der Steuer befreit; in Eibenstock nur vorübergehend, aber mindesten» einen Monat sich aufhaltende Hundcbesitzer, detdn Hunde nicht bereit« an einem an deren Orte versteuert sind, haben für je einen Hund drei Mark Steuer zu ent richten; für im Lause de« Jahre« angeschaffte, noch nicht versteuerte Hunde ist binnen 14 Tagen, von erfolgter Anschaffung an gerechnet, die volle bez., sofern die Anschaffung erst im 2. Halbjahre erfolgt, die halbe Jahressteuer zu entrichten; dasselbe gilt rücksichtlich solcher bereit« versteuerter Hunde, welche ohne die Steuer marke in den Besitz eine« anderen Herrn übergehen; für einen steuerpflichtigen und an einem anderen Orte mit niedrigerer Hundesteuer bereit« versteuerten Hund ist der durch den höheren Steuersatz hiersclbst hervorgerufene Differenzbetrag noch nachzuentrichten; im Falle de« unverschuldeten Verluste« der Steuermarke wird dem Berlustträger gegen Erlegung von 1,so Mark eine neue Hundesteuer marke auSgeantwortet. E« wird endlich noch betreffs der Anbringung der Steuermarkcn an den Halsbändern der Hunde auf die Bekanntmachung vom 23. November 1882 auf merksam gemacht mit dem Bemerken, da« Zuwiderhandlungen gegen diese Vor schriften unnachsichtlich werden geahndet werden. Eibenstock, am 28. Dezember 1887. Der Stadtrath. Löscher- Bg. Neujahr in der Politik. Die Zeitgeschichte schließt nicht wie die Zeitschriften, ihr» .Jahrgänge" in sich ab. Ihre »Fortsetzungen erscheinen unregelmäßig und sind an Ueberraschungen aller Art überreich. Bor einem Jahre beispielsweise traten wir Neujahr mit unsicheren Aussichten an; die Militärvorlage und ihre Begründung hatten viel Staub aufgewirbelt; aber man glaubte damals, der Sturm drohe von Frankreich her, wie denn auch der Reichskanzler versicherte, daß zwischen Deutschland und Rußland eine »thurmhohe Freundschaft- bestände. Auch diesmal nehmen wir in« neue Jahr Kriegs befürchtungen mit hinüber, die sich so leicht nicht be schwichtigen taffen; nur daß der Sturm diesmal au« deMOsten her droh». Allerdings ist an der persönlichen Frnlndschast zwischen den beiden Kaisern von Deutsch- land und von Rußland nicht zu zweifeln und auch wohl nicht in erster Linie gegen Deutschland ist der Sturm wind gerichtet, dessen ferne» Sausen wir bereit« zu vernehmen meinen, sondern gegen da» mit Deutsch land verbündete Oesterreich. Der Konflikt zwischen Petersburg und Wien ist einmal vorhanden, er muß ausgeglichen werden, sei e« auf diese oder jene Weise. Der Zankapfel ist und bleibt Bulgarien, da» für Deutschland direkt kein Interesse bietet. Da» ist von authentischer Seite schon bald nach dem nichtswür digen Putsch vom 21. August 1886 erklärt worden. Nur liegt die Sache so, daß für Oesterreich« Zu- kunftSintereffen da« Fernhalten der direkten russischen Herrschaft von Bulgarien eine Nvthwendigkeit ist, daß Oesterreich daher keinen gewaltsamen Eingriff in den Verlauf der Dinge vom Balkan zu dulden gewillt ist und daß e» möglicherweise deshalb von Rußland an gegriffen werden wird. Dann aber ist ein Bundes genosse Deutschland« angegriffen und die Folgen da von sind zu natürliche, al» daß man sie hier nieder zuschreiben brauchte. Im November 1886 erklärte der leitende Staats mann Oesterreich-Ungarn», Graf Kalnokh, in der ungar ischen Delegation, daß der Einmarsch der Ruffen in Bulgarien für Oesterreich den »KonfliktSfall- bedeute. Dies, Erklärung hat Kalnokh später darauf in der österreichischen Delegation wiederholt. Durch Hn in famen Putsch gegen den Battenberger versuchWRuß- land, sich Bulgarien« zu bemächtigen. In seinen letz ten Konsequenzen mißglückte jene« Attentat, drffrn Hintermänner nie an dir Orffentlichkeit getreten sind; aber Fürst Alexander, angerkelt von den ihn umkrirch- enden panslavtstischrn Jntrtgurn, trat freiwillig zurück. Den einen Mann hatte Rußland beseitigt, aber r» «lang der russischen Politik nicht, in« Sofia «ine Regierung von russischen Parteigängern zu etabliren. Seit jener Zeit find von Petersburg au» die ver schiedensten Versuche zur Erreichung diese» Ziele gemacht worden, auch wurde wiederholt gedroht, Ruß land werde seine Truppen in Bulgarien einmarschiren lassen. Daraus erfolgte die obige Erklärung Kalnokh». I Durch dieselbe besteht zwischen Rußland und Oester reich jener schwere Konflikt in Wirklichkeit, den Kal nokh erst nach dem eventuellen Einmarsch der Russen in Bulgarien für vorhanden erklärt». Rußland mag Bulgarien nicht aufgeben, weil diese» die Vormauer von Konstantinopel ist und weil auch nach dem Besitze dieser Stadt da« Begehren Rußland« unabänderlich gerichtet ist. Und da« wird in Oesterreich-Ungarn erkannt und deshalb stemmt man sich dort den russi schen Ansprüchen entgegen. Dem gegenüber spielt die Person dessen, der in Bulgarien wirklich herrsch», eine ganz untergeordnete Rolle. Ob der Battenberger oder der Koburgcr in Sofia thront, ist den Russen gleichgültig — kein anderer Fürst wird in Petersburg anerkannt werden, al« ein solcher, der von Rußland selbst vorgeschlagen und ein russischer Parteigänger ist. Wir glauben in Vorstehendem die gegenwärtige Lage in ihren Ursachen ziemlich zutreffend skizzirt zu Haden. Wir nehmen die »bulgarische Frage- au« dem alten Jahr mit in» neue hinüber und so gering auch die Aussichten auf eine friedliche Beilegung de« zwischen Oesterreich und Rußland bestehenden Kon flikt« sonst sein mögen — die Hoffnung auf eine solche ist noch nicht geschwunden und diese Hoffnung ist ge gründet in dem allgemeinen FriedenSbedürfniß so wie in der Existenz eine« sehr starken FriedenSbünd« nisse». Hagesgeschichle. — Deutschland. E« sind wirklich überraschend gute Freudenbotschaften, welche durch den Telegraphen und die Post von San Remo über den Kron prinzen kommen. Kaum sieben Wochen sind e» her, al« auf Grund der ärztlichen Konsultationen die tiefste Sorge um da« Leben de« geliebten Fürsten da« deutsche Volt im innersten Herzen bewegte; zwar hat der amt lich» Theil de» »ReichSanz.- niemal» da» Wort »krebs' gebraucht, sondern immer nur von »bösartigen Wucher ungen- gesprochen, aber im nichtamtlichen Theil de» Blatte« und in zahlreichen, anscheinend gut beglaubigten Mittheilungen, war da» verhSngnißvolle Wort mit Bestimmtheit ausgesprochen. Und nun soll Mackenzie da« Vorhandensein von Krrb» mit aller Entschieden heit in Abrede stellen I Wir maßen un» nicht an, in den Streit der ärztlichen Autoritäten einzugreisen; aber überall.sto deutschen Volke wird «an freudig jeden Schimmer -MPHfnung begrüßen, selbst wenn ! man sich bewußt ist, auch vor Uebertreibungen im günstigen Sinne auf der Hut sein zu müssen. — Von den politischen Verhältnissen der Reichslande ist seit Monaten wenig die Rede gewesen. Diese Stille könnte nach der erregten Be handlung, welche den Zuständen in Elsaß-Lothringen nach den Reich«tag«wahlen und im Anschluß an deren unerfreuliche Resultate zu Theil wurde, al« ein An zeichen dafür gelten, daß in Straßburg und Metz jetzt alle» zum Besten bestellt sei. Vollend« die Reichstagsnachwahl in Straßburg, die sogar der na tionalliberalen Fraktion in der Person de« Herrn Petri einen Hospitanten zugeführt hat, ließe sich schein bar in diesem Sinne verwerthen. Leider aber ist e« nicht viel mehr al« Schein. Die Gesinnungen der reichsländischen Bevölkerung sind die allen, nur da äußere Bild hat sich geändert, dank dem neuerding» adoptirten System der Regierung, welche die fort laufende Besprechung aller kleinen und kleinsten Rei bungen in der Presse de« In- und Auslande« al» Störung ihrer germanisatorischen Wirksamkeit betrachtet. Die Elsaß-Lothringer haben, so bemerkt die »Weser- Ztg.-, sich früher nicht selten al« sehr wichtige Per sonen fühlen können, und da« war an sich schon ein Nebel. Sie glaubten die Augen der halben Welt auf sich gerichtet und warfen sich deshalb in eine Positur, die da« Bedenkliche hatte, daß sie zuletzt sich in die theatralische Rolle wohl gar hineinleben und da«, was sie bi» dahin nur spielten, ein verfolgte« und bedrückte« Volk wirklich werden konnten. Die schlichte Art, in welcher sich Fürst Hohenlohe gtebk, kann jene theatralischen Neigungen nicht befördern. Damit ist aber leider noch nicht die geringste Gewähr dafür gegeben, daß eine wahre und aufrichtige Zu friedenheit mit den neuen Zuständen Platz greift. Wenn man will, könnte man e» al« ein Symptom der Besserung ansehen, daß alle jene einschneidenden Maßregeln, die im Frühjahr in häufigen Konferenzen de» Reichskanzler» mit dem Fürsten Hohenlohe und beider Staatsmänner mit dem Kaiser erwogen wurden, unausgeführt geblieben sind. Da« bestimmende Moment schien damals der Wille zu sein, den Schwerpunkt der elsaß-lothringischen Regierung wieder nach Berlin zu verlegen. Sogar eine bezügliche Vorlage an den Reichstag war in nahe Aussicht genommen. An- alledem ist nun freilich nicht« geworden, die Reichs lande werden nicht »preußisch- regiert und der Reichs tag wartet noch immer auf jene« Gesetz, dessen Un bestimmtheit für jede Furcht Raum ließ, und welche» der annektirten Bevölkerung von den Agitatoren mit den abenteuerlichsten Au«stasfirungen angekündigt wor den war. Für di» verhältnißmäßige Ruhe, ja Gleich gültigkeit, mit welcher neuervtng« von Sltveutschland. au« die reich»ländtschen Verhältnisse betrachtet werden,