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Amts- md Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock e f Expedition, bei unfern Bo- . . — „ ten, sowie bei allen ReichS- UNd dessen Umgebung. P°^ten. - Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. rs. Donnerstag, den 28. Januar 18SS. Ocsscnüiche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Mittwoch, den 3. Aeöruar 1892, Nachmittags 3 Uhr im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshaupt mannschaftlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 26. Januar 1892. Königliche Amtshautztmannschast. Frhr. v. Wirsing. Die in Geniäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des HauptmarktortcS Zwickau im Monat Dezember 1891 festgesetzte und um Fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemein den resp. Quartierwirthen im Monat Januar 1892 an Militärpferde zur Verab reichung gelangende Marsch-Fourage beträgt: » M. 93 Pf. für 50 Ko. Hafer, 3 „ 6» „ „ 50 „ Hen und S „ 89 „ „ 50 „ Stroh. Schwarzenberg, am 25. Januar 1892. Königliche AmtslMptmannschast. Frhr. v. Wirsing. St. In das Musterregister ist eingetragen: Rr. 245. Firma: BvlOni«»» in Schönheide, ein versiegeltes Packet, Loris III angeblich enthaltend: 48 Skizzen zu Roben und Kleiderbesätzen, Fabriknummern: 220, 230, 240, 260, 380, 400, 410, 420, 430, 440, 470, 480, 490, 510, 520, 530, 540, 550, 560, 570, 580, 590, 600, 610, 620, 630, 640, 650, 660, 661, 663, 662, 664, 6 1703, 111704, I! 1705, I! 1707, 1713,61714, 61715, 61716, 61717, 61718, 61719, 42289,9600, 9900, Robe 764, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 19 Januar 1892, Nachmittags 4 Uhr 18 Minuten. Eibenstock, am 23. Januar 1892. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Ttzr. Bekanntmachung, die Anmeldung der Ostern 1892 schulpflichtig werdenden Kinder betreffend. Ostern 1892 werden alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das sechste Lebensjahr erfüllt haben. Außer diesen können auch solche Kinder der Schule zugeführt werden, welche bis zum 30. Juni 1892 das sechste Lebensjahr vollenden. Die Anmeldungen haben zu geschehen: 1) für Kinder, welche der 1. Bürgcrschnlc zugeführt werden solle» Mittwoch, den 3. Ievruar 1892, von 10—12 und 2—4 Uhr, 2) für Kinder, welche der 2. Bürgerschule zugcführt werden sollen Donnerstag, den 4. Aeöruar 1892, von 10 12 und 2 4 Uhr in dem in, I. Stock der Schule gelegenen Direktorialzimmer des hiesigen Schulgebäudes. Bei dieser Anmeldung ist für alle Kinder der Impfschein und für Kinder, die aus Hesnndheitsrücklichten vom Schulbesuch noch zurücköehalten werden sollen, ein ärztliches Jengnih über die Nothwendigkeit dessen, für die nicht in hiesiger Stadt geborenen Kinder aber außerdem eine standesamtliche Äeburts- urlinnde und ein Kanfzengniß beizubringen. Anmeldungen durch Schulkinder müssen zurückgewiesen werden. Eibenstock, den 20. Januar 1892. Dcr Stadtrath. l»i-, Körner. Aus dem hungernden Osten. »Der Zar duldet nicht, daß in seiner Gegenwart von Hungersnoth gesprochen werde; er läßt höchstens augenblickliche und vorübergehende Verlegenheiten gelten, die seiner Meinung nach durch eine gleich mäßige Vertheilung des namentlich im Kaukasus vor handenen Getreides leicht beseitigt werden müßten." In dieser und ähnlicher Form, im Sinne völlig über einstimmend, lauten die Berichte aus Rußland. Dcr Zar ist Selbstherrscher, er verbietet den Nothstand — also besteht ein solcher, offiziell wenigsten«, nicht. Vielleicht mußte der verbohrte russische Absolutis mus erst auf dieser äußersten Stufe anlangen, um nun um so sicherer zu stürzen. Millionen hungern, hungern buchstäblich und darben nicht etwa bloß, für die russische Regierung aber existirt der Nothstand nicht. „Korn ist in Masse vorhanden, die Spekulanten wollen nur künstlich die Preise steigern und halten es zurück!" so hat man es dem Zaren eingeblasen, und es war nun nichts natürlicher, als daß er einen Generalbevollmächtigten mit dem Auftrage entsandte, das zurückgehaltene Getreide für die Nothleidenden anzukaufen, dasselbe aber, wenn die Händler zu hohe Preise stellen, einfach für den Staat mit Beschlag zu belegen. Und damit bei der Sache alles reell zugehe, verläßt sich der Zar, der seine Pappenheimer kennt, nicht elwa auf da« Bcamtenthum, sondern er kom- mandirt 25 Petersburger Gardeoffiziere ab, die aus den vornehmsten Familien stammen, steinreich und der Bestechlichkeit unzugänglich sind, und diese sollen nun die zweckgemäße Vertheilung überwachen. Der arme getäuschte Zar! Wo irgendwie noch Vorräthe vorhanden waren, da sind sie von den hungernden Bauern meistens schon mit Gewalt weg genommen worden; die gesetzliche Gewalt kommt da zu spät. Und da« Getreide im Kaukasus mag ja vorhanden sein, aber es fehlen jegliche Mittel, um e» auf Hunderte von Meilen zu tranSportiren. Eisen bahnen existiren wenige, Landwege fast noch weniger und die Wasserstraßen hat der strenge Winterfrost zum großen Theil schon seit Wochen gesperrt. Die ganz unsinnige Vertuschungspolitik lähmt natürlich auch die Privaiwohlthätigkcit. Au« Deutsch land sind bisher etwa 50,000 Mark — ein Tropfen auf den heißen Stein — an bestimmte nothleidende Distrikte, besonders solche mit deutscher Bevölkerung, abgegangen. Das Komitee muß aber sowohl die Adressen der Empfänger wie auch die Ortschaften ge heimhalten, nach denen das Geld geschickt wurde, weil die Regierung in Rußland das private Eingreifen nicht duldet. Sie fürchtet, die Nihilisten könnten die Maske dcr Wohlthäter vornehmen nnd — das Volk aufhetzen. In den Etat dieses Jahres sind 70 Millionen Rubel für die Nothstandsdistrikte eingestellt. Es sollen dafür öffentliche Arbeiten in Forsten und Verbesser ungen der Wege vorgenommen werden; den Darben den soll die Möglichkeit gegeben werden, sich etwas zu verdienen. Der russische Bauer weist diese Hilfe entrüstet zurück. Er verlangt Unterstützung schlecht weg, ohne Gegenleistung nnd ohne das Versprechen der Rückgewähr. Der Hungertyphus wüthet bereits hier und dort nnd rafft gefräßig seine Opfer fort. Der Zar schickt Krankenpflegerinnen und Aerzte! Das mag zweifellos gut gemeint sein; der Zar hat ein Her; für sein Volk, aber er kennt dessen Bedürfnisse und Neigungen nicht; er sicht alle Dinge nur so, wie er sie sehen will und wie sie ihm seine geistig unfreien Räthe vortragen. Keine unabhängige Zeitung liefert ihm einmal andere, ungefärbte Berichte, denn solche Blätter existiren in Rußland nicht und wenn die Zeitungen daselbst auch gern die Wahrheit schreiben möchten, so duldet solches die Censur nicht! Wir stehen noch in der ersten Hälfte de« Winkers; im allergllnstigsten Falle giebt eS in sechs Monaten neues Korn — das heißt, wenn Saatgetreide vor handen und seinem Zwecke zugeführt, wenn es nicht von den Verhungernden sofort zu Brot gemacht und verzehrt wird. ES ist nicht abzusehen, wie die noth- leidende Bevölkerung sich bis zum Sommer am Leben erhalten soll. Der russische Bauer ist stumpfsinnig, er ist infolge der Entbehrungen und der Kälte auch wohl zu ent kräftet, um ernstlich zu revoltiren, selbst wenn er wollte — die Ruhe eine« Friedhöfe« wird daher bald über den NothstandSdistrikten lagern. Auch Europa hat infolgedessen für längere Zeit Ruhe! Hagesgeschichle. — Deutschland. Im Reichstage mehren sich die Bittgesuche um eine gründliche Abänderung des Invalidität«- und Altersversicherungs gesetzes. Es ist dabei bemerkenswerlh, daß sie ans allen Thcilen des Reiches eingchen, aus dem Westen so gut, wie aus dem Osten, aus dem Süden, wie aus dem Norken. Am zahlreichsten freilich sind die bezüglichen Gesuche aus Süddeutschland, wo man die ' Unannehmlichkeiten des „Klebegesetzcs" ganz besonders schwer zu empfinden scheint. Nur wenige Bittsteller versteigen sich zu der freilich auch ganz aussichtslosen Forderung, daß das erst vor einem Jahre in Kraft getretene Gesetz wieder ausgehoben werde. Aber Alle sind einig in dem Verlangen nach einer gründlichen Abänderung. — Die deutsche Heeresverwaltung, die in jüngster Zeit so viele Neuerungen erprobt und eingeführt hat, will bei den Manövern diese« Herbstes einen um fassenden Versuch mit Mannschaftszelten unter nehmen. Diese leicht beweglichen Zelte sollen derart eingerichtet sein, daß vier je ein Meter hohe Holzstäbe ausgestellt werden und darüber die an den Stäben befestigte Leinwand gebreitet wird. Jedes Zelt soll für zwei Mann eingerichtet sein. Sowohl die Stäbe, als auch die dazu gehörige Leinwand werden auf den Vagagewagen mitgesübrt, sodaß die Soldaten auf den Märschen damit nicht belastet werden. Man verspricht sich in unseren militärischen Kreisen von diesen Ver suchen einen guten Erfolg. — Zwischen dem Justizminister, dem Militär- Fiskus und der Verwaltung dcr Strafanstalten dcr preußischen Monarchie scbweben, wie die „Hess. Post" schreibt, seit einigen Tagen Verhandlungen über die Zurückziehung der Militär-Wachen bei sümmt- lichen Strafanstalten. Der Sicherheitsdienst fällt dann allein den betreffenden Anstalten zu. Die Auf hebung dcr Militär-Wachen bei Strafanstalten wird durch die empfindlichen Kosten begründet, welche nament lich durch die Anstalten derjenigen Städte verurfiubl werden, welche keine Garnisonen haben. Zum Bei spiel hat die Kasseler Garnison für die Strafanstalt zu Ziegenhain allmonatlich einen Feldwebel, einen Unteroffizier, Spielmann und 30 Mann zu stellen.